Älter werden und alt sein in Riehen


Sibylle Meyrat, Arlette Schnyder


 

Die Bedeutung des Alters hat sich in den letzten 50 Jahren so stark verändert wie nie zuvor, ebenso die Möglichkeiten und Ansprüche älterer Menschen. Was bedeutet es, in Riehen zu den älteren Bewohnerinnen und Bewohnern zu gehören? Und was bedeutet es, hier alt zu werden?


 

Rosmarie Kopp-Heckendorn unternimmt mit Tochter und Schwiegersohn eine grosse Reise in die USA und besucht die Rocky Mountains, Joseph Suter plant mit seiner Alphorngruppe eine vierwöchige Musikreise nach Argentinien, Oskar Stalder hingegen schätzt das Zuhause, wo er auf der Finnenbahn sein tägliches Morgenfitnessprogramm absolvieren und sich seinen Leidenschaften widmen kann – der Forstarbeit in den eigenen Waldungen, dem Saunabaden und dem Skifahren. Alle drei sind vor kurzem 80 Jahre alt geworden, die Angaben stammen aus den Gratulationen der ‹Riehener Zeitung›.


 

Nicht alle Gratulationen zum 80. und 90. Geburtstag sprühen vor so viel Tatendrang und Aktivität, einige sind kürzer und stiller gehalten. Sie spiegeln nur einen kleinen Ausschnitt aus der Realität der älteren Bevölkerung Riehens, dennoch ist es auffällig, wie viele Hinweise auf ein aktiv gestaltetes Alter ab 80 Jahren sich hier finden. Sogar bei pflegebedürftigen Menschen wird deren Aktivität betont: Die 90-jährige Charlotte Heid-Jobé, die seit zwei Jahren im Alters- und Pflegeheim Zum Wendelin lebt, ist für ihr hohes Alter «verhältnismässig fit und kann daher noch viele Dinge erleben». Sie macht bei den Bewegungsübungen mit, «malt fantastische Mandalas, geht gern zum Gemüserüsten, nimmt an Hauskonzerten teil und vieles mehr».


 

Während viele Jubilare1 auf eine Gratulation in der Zeitung verzichten, freuen sich fast alle über offiziellen Besuch. Das berichtet Bruno Schnell, Weibel der Gemeinde. Wer hier 90 oder 100 Jahre alt wird und wer ein rundes Ehejubiläum ab 50 Jahren feiert, erhält nach telefonischer Vorankündigung ein Gratulationsschreiben und ein Geschenk überreicht. Beim 100. Geburtstag sind neben Bruno Schnell auch der Gemeindepräsident, ein Vertreter des Basler Regierungsrats und der Staatsweibel anwesend. Die Gratulanten schätzen diese Besuche sehr und für den Weibel sind sie eine schöne Aufgabe. Im Gespräch mit den Jubilaren erhält er bewegende Einblicke in verschiedenste Lebensläufe und Geschichten. «Bevor ich diese Aufgabe übernahm, konnte ich mir nicht vorstellen, dass so viele 90-Jährige bei so guter Gesundheit mit nur wenig Unterstützung zu Hause leben», sagt er. Dass das selbstständige Wohnen zu Hause bis ins hohe Alter so gut funktioniert, sieht er nicht nur in Dienstleistern wie der Spitex begründet, sondern auch in einer guten Unterstützung durch Nachbarn und eigene Kinder. «Die meisten Leute wohnen hier sehr lange am selben Ort, man kennt und hilft sich.» 


 

Verschiedene Phasen des Alters


Tatsächlich lebt der grösste Teil der Menschen über 80 Jahre zu Hause, teilweise unterstützt von Angehörigen, Spitexdiensten und privat engagiertem Pflegepersonal. Im vergangenen Jahr lebten in Riehen und Bettingen insgesamt 322 Personen in einem Pflegeheim, das entspricht einem Anteil von 17 Prozent der Einwohner über 80 Jahre. Diese wiederum machen in Riehen 9,2 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Um den Bedarf an Pflegeplätzen längerfristig zu decken, ist zurzeit in allen Riehener Pflegeheimen und in mehreren Heimen in der Stadt ein Ausbau geplant oder bereits im Gang. Es ist aber letztlich ein kleiner Teil aller älteren Menschen, der diese Angebote in Anspruch nimmt, und mit einer durchschnittlichen Dauer von eineinhalb Jahren ist der letzte Lebensabschnitt im Heim sehr kurz.


 

Wenn sich die Politik um ältere und alte Menschen kümmerte, ging es bisher meist darum, ein bedarfsgerechtes Angebot für jene sicherzustellen, die nicht mehr selbstständig wohnen können. Seit einiger Zeit ist nun – parallel zum tief greifenden demografischen Wandel – eine Trendwende festzustellen. Die zurzeit in verschiedenen Kantonen und Gemeinden ausgearbeiteten Konzepte und Leitlinien nehmen eine viel längere Lebensspanne als bisher in den Blick. So setzt das Seniorenkonzept des Kantons bei 55, dasjenige der Gemeinde Riehen bei 60 Jahren an; was letztlich eine Aufforderung ist, sich schon früh mit dem eigenen Alter auseinanderzusetzen. Das so bezeichnete ‹Alter› umfasst einen Drittel des ganzen Lebens und wird deshalb in weitere Phasen unterteilt. Im Seniorenkonzept Riehens beginnt es mit dem «höheren Erwachsenenalter», das kurz vor oder nach der Pensionierung einsetzt. Ebenso wie das «gesunde Rentenalter» ist es von Aktivitäten wie der Betreuung der eigenen Eltern oder Enkelkinder geprägt oder vom Erfüllen lange gehegter Wünsche, wofür die finanziellen Ressourcen oft vorhanden sind. Im «eingeschränkten Rentenalter» ist vermehrt ambulante Unterstützung nötig, die oft von der Partnerin oder vom Partner übernommen wird. «Stark pflegebedürftige betagte Menschen» werden in einer vierten Kategorie aufgeführt. Aufgrund ausgeprägter körperlicher, psychischer oder geistiger Einschränkungen leben sie meistens in einem Pflegeheim. Wie diese Phasen durchlaufen werden, hängt sehr stark von individuellen Voraussetzungen ab; ein hoher Pflegebedarf ist nicht zwingend mit dem hohen Alter verbunden.2 


 

Die über 80-Jährigen machen in Riehen 9,2 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, in Basel 7,8 Prozent und in der Schweiz 4,8 Prozent. Knapp die Hälfte der Riehener sind zwischen 20 und 59 Jahre alt (Basel 59 Prozent, Schweiz 56 Prozent). Der Anteil der Kinder und Jugendlichen (0–19 Jahre) liegt in Riehen bei 19 Prozent (Basel 16 Prozent, Schweiz 21 Prozent). Der Frauenanteil nimmt bei steigendem Alter zu. So sind von den 60-jährigen und älteren Personen 58 Prozent Frauen, bei den über 90-jährigen sind es 72 Prozent.3 


 

Ein Vergleich von Altersstatistiken ist nicht leicht durchzuführen, da der Beginn des Seniorenalters nicht verbindlich definiert ist; er wird meist auf 60 oder 65 Jahre angesetzt, das basel-städtische Seniorenkonzept schliesst aber bereits die 55-Jährigen mit ein. Betrachtet man die Gruppe der 65-Jährigen und Älteren, so besetzte der Kanton Basel-Stadt nach dem Tessin seit Jahren den zweiten Platz, wurde aber im vergangenen Jahr von Basel-Landschaft überholt. Erklärt wird dies mit dem grossen Zuzug junger Familien bis in die 1970er-Jahre. Als der Platz in der Stadt danach knapp wurde, war das Bauland im Baselbiet noch vergleichsweise günstig. Entsprechend liegt der Altersquotient, das Verhältnis der Personen über 65 Jahre zu den Personen im Erwerbsalter (20–64 Jahre), in den stadtnahen Gemeinden besonders hoch. Im Kanton Basel-Landschaft war Arlesheim im Jahr 2013 die Gemeinde mit den meisten Rentnern (Altersquotient 42,8), am wenigsten Senioren gab es in Zwingen (Altersquotient 20,9).4 In Riehen und im Kanton Basel-Stadt wurde also eine Entwicklung vorweggenommen, die an anderen Orten noch bevorsteht; die Altersstruktur wird sich hier in den kommenden Jahren weniger stark verändern als im Rest der Schweiz.


 

Zufriedene Riehener und Bettinger Senioren


Wird das Alter so weit gefasst, betrifft es eine grosse und sehr heterogene Gruppe von Menschen. In Riehen machten die über 60-Jährigen im Jahr 2013 etwa einen Drittel der Gesamtbevölkerung aus, in Basel beträgt dieser Anteil 25 Prozent und im Rest der Schweiz 23 Prozent.


 

Die Bedürfnisse und Befindlichkeiten dieser breiten Gruppe zu erfassen, war Ziel der ersten kantonalen Bevölkerungsbefragung 2011. Darin zeigte sich die ältere Bevölkerung mit ihrer Lebenssituation zufrieden bis sehr zufrieden, bei den Einwohnern Riehens und Bettingens lag die Zufriedenheit in einigen Punkten sogar über dem kantonalen Durchschnitt. So etwa beim ruhigen Wohnumfeld, bei der empfundenen Sicherheit im Quartier, beim Austausch in der Nachbarschaft und bei der Ausstattung und dem Komfort des eigenen Hauses. Im Vergleich zu den Quartieren in der Stadt wohnen in Riehen und Bettingen weitaus mehr Senioren in einem Einfamilien- oder Reihenhaus (40,6 Prozent gegenüber 15,1 bis 18,3 Prozent in den Stadtquartieren), davon viele als Eigentümer. Überdurchschnittlich ist auch der Anteil der Menschen, deren Wohnfläche mehr als 121 Quadratmeter umfasst (38,4 Prozent, in den Stadtquartieren zwischen 15 und 20,4 Prozent). Dies spiegelt die im Durchschnitt bessere wirtschaftliche Situation der Riehener und Bettinger Senioren. Der Anteil der Personen mit einem Netto-Haushaltseinkommen von über 7500 Franken pro Monat liegt mit 47,9 Prozent über den Werten der Stadtquartiere (28,4 bis 34,8 Prozent), umgekehrt ist der Anteil der Senioren, die mit einem Netto-Haushaltseinkommen von unter 5000 Franken pro Monat auskommen müssen, in Riehen und Bettingen mit 26,8 Prozent tiefer als in der Stadt (38,8 bis 40,4 Prozent). 


 

Im Vergleich zu den Bewohnern der Stadtquartiere zeigten sich die Riehener und Bettinger Senioren etwas aktiver im Sport, wobei die Abweichungen vor allem bei gemeinsamen sportlichen Aktivitäten ins Gewicht fallen. 32,7 Prozent geben an, mindestens einmal pro Woche gemeinsam mit anderen Sport zu treiben (in den Stadtquartieren liegen die Werte zwischen 21,7 und 23,3 Prozent). Riehener und Bettinger Senioren besuchen auch gern Vorträge und Ausstellungen: 7,2 Prozent tun dies mindestens einmal pro Woche und 37 Prozent mindestens einmal pro Monat (die Vergleichswerte in der Stadt liegen zwischen 5,1 und 6,6 Prozent beziehungsweise zwischen 20,9 und 31,6 Prozent). Deutlich sind die Unterschiede auch beim Gebrauch des Computers. 50,8 Prozent der über 55-Jährigen in Riehen und Bettingen nutzen den Computer täglich (gegenüber 35,8 Prozent bis 38 Prozent in den Stadtquartieren). Einer der wenigen Punkte, bei denen die Zufriedenheit der Riehener und Bettinger Senioren unter dem kantonalen Mittelwert liegt, betrifft die Restaurants und Cafés am Wohnort. Nur 20,1 Prozent zeigen sich hier sehr zufrieden (gegenüber 25,2 bis 26,7 Prozent in den Stadtquartieren). Dagegen werden die Angebote und Einrichtungen für ältere Menschen am Wohnort sehr positiv beurteilt. In Riehen und Bettingen sind 19,7 Prozent damit sehr zufrieden (gegenüber 15,8 bis 16,8 Prozent in den Stadtquartieren), eher zufrieden zeigen sich weitere 40,2 Prozent; hier ist der Unterschied zu den Stadtquartieren vernachlässigbar. 


 

Massnahmen für eine altersfreundliche Gemeinde


Die Leitlinien der neu definierten kantonalen Alterspolitik zielen darauf, dass Senioren möglichst lange selbstständig leben können und bedarfsgerechte Unterstützung erhalten, wenn das nicht mehr möglich ist. Diese Grundsätze gelten auch für Riehen, die Anliegen der älteren Bevölkerung wurden aber in Zusammenarbeit mit Quartiervereinen, Kirchgemeinden, Hausärzten und Fachpersonen zusätzlich ermittelt, um das kantonale Seniorenkonzept auf Gemeindeebene spezifisch zu unterstützen und zu ergänzen. Dafür wurde ein Paket von Massnahmen ausgearbeitet, von denen einzelne rasch umgesetzt wurden – wie die Montage von neuen Sitzbänken im öffentlichen Raum oder der Ausbau der bisherigen Pflegeberatung zur Fachstelle Alter –, während andere längerfristige Punkte auf der Agenda darstellen. So soll das Potenzial älterer Menschen noch besser genutzt werden – etwa im Rahmen nachberuflicher und nachfamiliärer Freiwilligenarbeit. Auch altersgerechte Wohnformen sollen seitens der Gemeinde stärker gefördert5 und die Bedürfnisse älterer Menschen sollen bei der Verkehrsgestaltung vermehrt einbezogen werden. Zudem positioniert sich die Gemeindeverwaltung als altersfreundliche Arbeitgeberin, die den Einbezug von Pensionierten prüft und bei Neueinstellungen niemanden aufgrund seines Alters diskriminiert.6


 

Demografischer Wandel 


Die gestiegene Lebenserwartung entspricht einem allgemeinen Trend in den postindustriellen Gesellschaften und ist in ihrem Ausmass beeindruckend. In den vergangenen 100 Jahren hat sie sich in der Schweiz fast verdoppelt: Von 46 auf 80 Jahre für die Männer und von 49 auf 85 Jahre bei den Frauen. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern hat sich dabei verringert und betrug im Jahr 2012 noch 4,2 Jahre. In Verbindung mit den seit Ende der 1960er-Jahre rückläufigen Geburtenzahlen führt dies zu einer Alterung der ganzen Gesellschaft. Diese Entwicklung setzte in Europa bereits Ende des 19. Jahrhunderts ein, wird sich aber in den kommenden Jahren markant verstärken. Sie beschäftigt Soziologen, Trendforscher, Politiker, Marketingfachleute, alte und junge Menschen gleichermassen. Denn das Alter betrifft uns alle. Was eigentlich die Erfüllung eines Menschheitstraums ist – dass so viele Menschen bei guter Gesundheit ein so hohes Alter erreichen –, bringt viele offene Fragen mit sich. Die tief greifenden Veränderungen sind in ihrem Ausmass noch kaum zu ermessen. Skeptiker skizzieren ein düsteres Bild: Vom Zusammenbruch der Rentensysteme ist die Rede, von einem personellen und finanziellen Notstand in der Betreuung und Pflege alter und dementer Menschen, von einer ‹Gerontokratie›, in der die jungen Menschen und ihre Interessen überstimmt werden durch die Mehrheit der Alten.


 

Aus dem Blick gerät dabei oft, dass sich das Alter selbst gewandelt hat. So sieht der Soziologe François Höpflinger, der seit Jahrzehnten die älter werdende Bevölkerung und die Generationenbeziehungen untersucht, nicht die demografische Alterung an sich als Problem. Problematisch sei die ausgeprägte Hochaltrigkeit einer Gesellschaft aber dann, wenn sie am klassischen dreiteiligen Lebensphasen-Modell Ausbildung, Erwerbstätigkeit, Pensionierung festhalte. Ein Modell, das übrigens erst in den 1970er-Jahren ‹klassisch› wurde, denn 1950 waren noch zwei Drittel aller 65- bis 69-jährigen Männer erwerbstätig und zwei Fünftel der über 70-jährigen.7 Der Forderung, den Übergang zwischen Erwerbsarbeit und Rentenalter flexibler zu gestalten, steht aber die Realität einer Arbeitswelt gegenüber, die immer noch stark auf Arbeitnehmer unter 50 Jahren fokussiert ist. Erst vor Kurzem wurden gut qualifizierte Pensionierte von den Arbeitgebern entdeckt, vor allem als flexibel einsetzbare, kostengünstige Reserve bei Bedarf; eine Rolle, die bislang vor allem mit Frauen und Ausländern besetzt wurde.


 

Schwelende Konflikte


Ob ältere und alte Menschen auf politischer Ebene nur für ihre eigenen Interessen stimmen oder als Generation der Gross- und Urgrosseltern auch die Interessen der nachkommenden Generationen im Auge behalten, muss genau untersucht werden. Tendenziell dürfte steigendes Alter nicht zu grösserer Toleranz führen, aber die Gleichsetzung von alt und konservativ hält einer genaueren Betrachtung nicht stand. Es gibt sie auch in Riehen, die alten Menschen, die sich dagegen wehren, dass in der Nähe ihrer Wohnungen Kinder spielen und Jugendliche Skateboard fahren. Es gibt aber auch 70- bis 90-jährige Menschen, die sich aktiv für eine enkelgerechte Welt einsetzen. Bei aller Differenzierung sieht der deutsche Trendforscher Peter Wippermann dennoch einen Generationenkonflikt schwelen: «In Zukunft wird es um die Frage gehen: Inwieweit nervt es Jüngere, wenn Popkonzerte, Hörsäle und Cafés fest in der Hand der 50-plus-Generation sind?»8 Nischen zu finden, wo sie unter sich sein können, ist für Junge viel schwieriger geworden. Das bekommen auch Jugendliche in Riehen zu spüren. «Wenn ich den Bus mal zu einer anderen Zeit benutze, als wenn alle in die Schule oder nach Hause fahren, fühle ich mich wie in einem Altersheim», sagte eine 18-jährige Frau gegenüber dem Jahrbuch und trifft damit den Eindruck vieler Gleichaltriger. Auch das Internet ist kein Ort, wo die Jugendlichen unter sich sein können: Diesen virtuellen Raum nutzen die Senioren auch rege. Oft lassen sie sich von ihren Kindern oder Enkeln erklären, wie es geht, oder sie besuchen einen der zahlreichen Kurse bei Pro Senectute. 


 

Die Babyboomer gehen in Rente

Die Frauen und Männer, die dieses Jahr ihre erste AHV-Rente beziehen, wurden um 1950 geboren und gehören damit der ‹Babyboomer›-Generation an. Unter diesem Sammelbegriff werden die geburtenstarken Jahrgänge nach dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet, wobei diese je nach Land etwas variieren.9 Damit einher ging ein klarer Trend zur Kleinfamilie, die mehrheitlich nach bürgerlichem Modell organisiert war. Die Väter waren für die Erwerbsarbeit, die Mütter für den Haushalt und die Erziehung der Kinder zuständig. Dass die wenigsten Frauen einer Erwerbsarbeit nachgingen, war nur dank dem rasch gestiegenen Wohlstand in der Nachkriegszeit überhaupt möglich. Wenn Frauen dennoch erwerbstätig waren, dann meistens deshalb, weil das Einkommen des Mannes für den Unterhalt der Familie nicht ausreichte. Als die Babyboomer erwachsen wurden, stellten sie das bürgerliche Familienmodell radikal in Frage. Sie wurden zum Auslöser einer globalen Jugendbewegung, die mit neuen Wohn- und Beziehungsmodellen experimentierte. Der Jugendbewegung folgte eine zweite Welle der Frauenbewegung. Die Frauen, die heute in Rente gehen, profitierten davon: Sie hatten eine viel grössere Chance als noch ihre Mütter und Grossmütter, eine höhere Ausbildung zu absolvieren. Sie bestimmten selbst darüber, ob und wann sie Kinder haben wollten, was sich in einer sinkenden Geburtenrate bemerkbar machte. Sie hatten sich als junge Frauen das Stimm- und Wahlrecht erkämpft und treten nun auch im Alter selbstbewusst und selbstbestimmt auf. In Büchern, Vorträgen und Kursen setzen sie sich mit dem eigenen Älterwerden auseinander.10 Sie vernetzen sich als Grossmütter11, sie setzen in Gemeinschaft mit anderen oder allein ihre Wohnträume um und sie lassen sich öfter scheiden, wenn die Ehe sie nicht mehr erfüllt. Wenn sie neue Bindungen eingehen – nach einer Trennung vom Partner oder dessen Tod – wählen sie bewusst ein Wohnmodell, das ihren Wünschen entspricht. 


 

Vom Altersheim zum Pflegeheim 


Wählen, wie man wohnen will, wählen, ob man sich der Vogelbeobachtung, den Enkelkindern oder dem Reisen zuwenden soll: Das gilt alles nur so lange, bis es eben nicht mehr geht. Bis dahin sind die Lebensentwürfe mindestens so vielfältig wie bei jüngeren Menschen. Entscheide ich mich für eine Alterswohngemeinschaft, eine Alterssiedlung, eine Wohnung mit Lift oder eine Residenz? «Wir sind eine privilegierte Generation», meint Willi Fischer im Gespräch über die Veränderungen in der Alterspflege. «Die meisten von uns müssen im Alter keine Existenzängste haben.»12 Als Willi und Dorothee Fischer-Pachlatko 1976 ihre Arbeit als Hauseltern im Landpfrundhaus aufnahmen, wurde der Wechsel in der Alterspflege deutlich. Das Landpfrundhaus, das bedürftigen Kantonsbürgern offenstand, hatte immer weniger Bewohner, weil die älter werdenden Menschen zunehmend durch die nach dem Krieg flächendeckend eingeführte AHV und die obligatorische Krankenversicherung abgesichert waren. Angepasst an die neuen Bedürfnisse, entstanden Altersheime wie das Humanitas und das Dominikushaus. Das Landpfrundhaus mit seinen Sechs-Bett-Zimmern, den Spinden auf den Fluren und den langen Reihen von Lavabos auf den Etagen war nicht mehr zeitgemäss. Im Selbstversorgerbetrieb halfen die Pfründerinnen noch beim Rüsten in der Küche und die Pfründer auf dem landwirtschaftlichen Betrieb. Die Leute waren nicht mehr verpflichtet, mitzuarbeiten wie früher. Aber für einige war es wichtig. Heute steht an der Stelle des einstigen Landpfrundhaus-Altersheims das Alters- und Pflegeheim Zum Wendelin und da, wo die Pfründer einst auf dem Hof arbeiteten, begegnen sich heute im Tagesheim ältere Menschen wieder in gemeinsamer Beschäftigung – diese wird professionell begleitet und nennt sich Aktivierung.


 

Während das Modell des Altersarmenhauses in den 1980er-Jahren aus Riehen verschwand, fanden die damals modernen Altersheime mehr Zuspruch. Das Humanitas war an bester Lage gebaut. Der Vorfahrplatz, auf dem das Taxi wenden konnte, die an ein Kreuzfahrtschiff erinnernde Architektur, die Terrasse, auf der man mit einem Buch aus der Bibliothek unter dem Sonnenschirm lesen konnte, vermittelten den Eindruck, die Pensionäre befänden sich auf einer anhaltenden Kreuzfahrt. «Gruppen von modisch gekleideten Damen gingen damals abends unabhängig in die Stadt, um eine Theateraufführung zu besuchen, die Frage nach Pensionär-Parkplätzen war nicht unwichtig und an Weihnachtsfeiern blitzten nicht nur Sauberkeit und Lametta, sondern auch der echte Schmuck der eleganten Damen im Speisesaal».13 Gewohnt wurde nicht vorwiegend in den Zimmern, sondern in den Speisesälen und Aufenthaltsräumen. Die Zimmer waren klein, mit eigener Toilette und Lavabo boten sie damals aber hohen Komfort.


 

Heute haben sich die Bedürfnisse wiederum verändert. Auf der Terrasse des Humanitas findet sich niemand mehr, die verschlungenen Wege der Gartenanlage eignen sich nicht zum Flanieren mit Gehhilfen, die Bibliothek wurde aufgelöst. Für die heutigen Bedürfnisse sind die in den 1960er-Jahren gebauten Altersheime nicht mehr geeignet. Die oft sehr pflegebedürftigen Menschen können im Dominikushaus nicht in den Betten aus den Zimmern gerollt werden – die Zimmertüren sind zu eng, die Lifte zu klein. Die Umbau- und Neubaupläne in allen Riehener Pflegeheimen zeigen die Veränderung: Heute werden geräumige Privatzimmer gewünscht, die Toiletten sind rollstuhlgängig, die grossen Speisesäle weichen kleineren Gemeinschaftsräumen auf der Abteilung, wo man dezentralisiert isst. 


 

Der letzte Umzug


Der Eintritt ins Heim ist heute nur noch dann möglich, wenn vom Arzt die Pflegebedürftigkeit nachgewiesen ist. Das einstige Altersheim, in dem Menschen zum Teil über Jahre lebten, weicht dem Pflegeheim. Lukas Wenk, der seit zehn Jahren als Seelsorger in allen Riehener Alters- und Pflegeheimen unterwegs ist, sagt zum Paradigmenwechsel in der Alterspflege: «Unlängst fand die Abdankung eines Mannes statt, der 27 Jahre im Humanitas gelebt hatte. Vor fünf Jahren war man noch rund vier Jahre im Heim. Jetzt sind es noch eineinhalb Jahre.»14 Der Weg bis zu dieser letzten Station ist heute oft lang, die Menschen sind durchschnittlich sehr viel älter, wenn sie in ein Pflegeheim eintreten. Und der grösste Teil muss diesen letzten Schritt gar nicht tun, wie dies die Statistik weiter oben zeigt. Letztlich wird der Wunsch, so lange als möglich zu Hause bleiben zu können, heute auch aus wirtschaftlichen Gründen besonders unterstützt.


 

Lukas Wenk erzählt, dass die alten Menschen vor dem Eintritt in ein Pflegeheim oft in der Orientierungslosigkeit lebten: «Es gibt einen Unfall, dann muss ich ins Spital und werde aufgepäppelt, kann wieder nach Hause. Ich erhalte Spitex, vielleicht kommt ein zweiter Spitalaufenthalt und ich kann wieder heim. Bis es dann nicht mehr geht und der Pflegeheimentscheid folgt. Ich erlebe, dass die Menschen dann oft weder am einen noch am anderen Ort glücklich sind. Wer Nahestehende hat, ist besser begleitet, wer keine Angehörigen hat, der hat es nicht einfach. Wer Freiwilligenarbeit in einem Pflegeheim geleistet hat, ist besser eingebettet und vorbereitet.»


 

Der letzte Lebensabschnitt ist geprägt von Verlusterlebnissen. Verlust von Mobilität, Verlust von Selbstbestimmung, Verlust von Sehkraft oder des Gehörsinns, Gedächtnisverlust, Verlust von lieben Menschen. Das selbstbestimmte Leben weicht Stück für Stück einer Abhängigkeit von Anderen. Die laufenden Fortschritte der Medizin stellen uns neu vor die Frage, bis zu welchem Punkt wir uns wieder-herstellen lassen sollen, oder anders gesagt, wie lange wir leben möchten. Der Seelsorger meint dazu: «Ich bin gezwungen, meinen Lebensschluss zu gestalten. Die Menschen sterben heute nicht mehr einfach so.» Die Vorstellung, zur Last zu fallen oder grosse Leiden ertragen zu müssen, ist eine Herausforderung. Die Frage der Lebensbeendung wird immer drängender. Wie gehen wir damit um? Welche Einstellung haben wir dazu? Kein Wunder, dass auch die aktive Sterbehilfe zu einem Thema geworden ist. Die Entscheidung, ob der letzte Schritt so vollzogen wird, fällt allerdings meist viel früher. Wer im Pflegeheim liegt und nicht Mitglied einer Sterbehilfeorganisation ist, wird es auch kaum noch. Wer Mitglied ist, vollzieht den letzten Schritt aber nicht zwingend auf diese Weise.


 

Was ist Alter? – ‹E Reihe hindere›


Ab wann sich jemand alt fühlt, ist individuell unterschiedlich und selbst innerhalb eines Lebens relativ. Die Zäsur, nicht mehr berufstätig zu sein und eine Rente zu erhalten, wird als Schritt Richtung Altsein empfunden. Auch das erste Enkelkind kann das Gefühl vermitteln, man stehe ein Glied weiter hinten in der Reihe, während der Tod der Eltern oder auch des Partners das Thema Sterben in den Vordergrund rücken lässt. Der Abbau von körperlichen oder geistigen Fähigkeiten wird mit dem Alter in Verbindung gebracht. Alter ist in unserer Gesellschaft meist negativ besetzt. Der Altersforscher François Höpflinger sagt: «Moderne Menschen haben nicht gelernt, das Alter zu lieben, sondern sie haben erfolgreich gelernt, bis ins höhere Lebensalter jung zu bleiben.»15 Der Zwang des möglichst jugendlichen Altwerdens kann auch Angst machen. Deshalb ist es tröstlich zu wissen, dass dies nicht für alle das einzige Ziel ist: «Jetzt sterben zu müssen, wäre ein schmerzlicher Gedanke. Aber wenn ich auf das Leben zurückschaue, so muss ich sagen, ich habe sehr viel Schönes erlebt. Es ist ein Geschenk, wenn ich mit Freude auf mein Leben zurückblicken kann.»16 Auch das ist Alter.


 

 

Kleine Chronik der Alterswohnungen, Alters- und Pflegeheime in Riehen


Landpfrundhaus 1834 – das Armen- und Altenhaus der Landgemeinden Die Armenhäuser der Gemeinden waren gleichzeitig die Altenheime, in die Menschen aufgrund ihrer Gebrechlichkeit eintraten, wenn sie kein Vermögen hatten. Wer vor der Kantonstrennung 1833 armengenössig wurde, fand in Riehen keine Unterkunft – für den war das Pfrundhaus in Liestal zuständig. Nach der Kantonstrennung fehlte den beim Stadtkanton verbliebenen Landgemeinden eine Bleibe für ihre Armen, weshalb die Landgemeinden 1834 das Socingut an der Oberdorfstrasse 15 zur Errichtung eines Landarmenhauses kauften.17 Das Landarmenhaus – 1902 in ‹Landpfrundhaus› umbenannt – wurde seit seiner Eröffnung immer von einem Ehepaar geleitet. Die Armengenössigen waren oft nicht sehr alt – viele waren das, was wir heute randständig nennen. Die Mitarbeit im landwirtschaftlichen Betrieb und in der Hausarbeit war zwingend für die noch rüstigen «Insassen», wie die Bewohnerinnen und Bewohner bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts genannt wurden.


Klösterli 1881 Das Gebäude neben der Dorfkirche, das einflussreichen Basler Familien lange als Landsitz diente, kam 1852 in den Besitz von Christian Friedrich Spittler (1782–1867). 1881 wurde das Gebäude unter dem Namen ‹Spittlerstift zum Klösterli› zum Heim für bedürftige Frauen und Jungfrauen. 1894 übernahm die Diakonissenanstalt Riehen das Klösterli und betrieb dort bis 1966 ein Heim für chronisch leidende Frauen und alleinstehende Pensionärinnen. Die Aufgabe der Diakonissen wurde durch die vielen Treppen des hohen Gebäudes erschwert, einen Lift gab es nie.18


Pflegeanstalt Moosrain 1919 Das erste Alters- und Pflegeheim Riehens wurde ebenfalls von der damals blühenden Diakonissenanstalt Riehen zur Pflege von alten, chronisch kranken Männern und Frauen eröffnet. Ab 1958 diente das Moosrain zudem als Schule für praktische Krankenpflege. 1972 wurden nur noch pflegebedürftige Diakonissen aufgenommen. 1990 wurde das Moosrain als Asylantenheim umgenutzt. – Die Diakonissen erkannten den Bedarf an Pflegeplätzen für alte Personen früh. Bessergestellte ältere Damen und Ehepaare wurden von den Riehener Schwestern zwischen 1928 und 1968 auch im Elbs-Birrschen Herrschaftshaus im heutigen Sarasinpark betreut. Bis in die 1960er-Jahre deckten die Diakonissen einen grossen Teil der externen Alterspflege in Riehen ab. 


Alters- und Pflegeheime des Diakonissenspitals 1932 Die betagten Diakonissen brauchten mehr Platz. An der Schützengasse 60 wurde das ‹Neue Heim› gebaut, ein Feierabendhaus für Schwestern, das der Gemeinschaft während 80 Jahren als Altersheim diente. Für die grösser werdende Zahl pflegebedürftiger Schwestern wurde ein weiteres Feierabendhaus errichtet.


Altersheim des Landpfrundhauses 1932 Im Anstaltsgarten an der Inzlingerstrasse errichtete das stetig wachsende Landpfrundhaus einen Neubau, in dem 60 betagte Pensionärinnen und Pensionäre Platz fanden. Dieses erste Altersheim der Gemeinde blieb bis in die 1980er-Jahre bestehen. Allerdings stand die Institution den Mittellosen des ganzen Kantons offen. In den 1980er-Jahren war die Institution veraltet und wich dem Haus Zum Wendelin.


La Charmille – Jüdisches Heim für Alte und Pflegebedüftige 1946 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Heim für jüdische Gebrechliche und Alte dringend. Im Landpfrundhaus fanden nur bedürftige Kantonsbürger Aufnahme, die Altersheime der Diakonissen waren evangelisch geprägt. Der 1942 gegründete Verein Jüdisches Heim fand im 1906 errichteten Sanatorium La Charmille das geeignete Objekt und kaufte dieses 1946. Dort verbrachten ältere jüdische Menschen ihren Lebensabend. 2002 genügte das Heim den Anforderungen der Zeit nicht mehr. Die Bewohnerinnen und Bewohner zogen in den neu eröffneten Holbeinhof in Basel. Das alte Haus im herrschaftlichen Park wurde abgerissen und wich der Wohnüber-bauung Inzlingerpark.


 

Alterswohnungen ab 1960 An der Oberdorfstrasse 15 wurde 1960 auf dem Areal des Landpfrundhauses die erste Liegenschaft mit 30 Alterswohnungen gebaut. 1968 folgte die Alterssiedlung am Bäumliweg, 1972 die Alterssiedlung Drei Brunnen an der Oberdorf-strasse 21 und 25. 1978 wurden die Alterswohnungen ‹Basler Dybli› der Christoph Merian Stiftung und 1995 diejenigen im Glögglihof gebaut, 2003 folgte die Seniorenresidenz Erlengrund am Erlensträsschen, 2006 wurden an der Inzlingerstrasse anstelle des ehemaligen Landwirtschaftsbetriebs des Landpfrundhauses mehrere Alterswohnungen erstellt. In den Alterssiedlungen wohnen Seniorinnen und Senioren weitgehend selbstständig, können aber Serviceleistungen in Anspruch nehmen. Je nach Siedlung werden auch Aktivitäten angeboten.


Humanitas 1967 Das erste politisch und religiös ganz neutral geführte Alters- und Pflegeheim wurde 1967 von den vier Basler Freimaurerlogen gegründet. Es bietet heute über 90 Pflegeplätze. Die Tage des inzwischen in die Jahre gekommenen Baus an der Inzlingerstrasse 230 sind gezählt. Gleich bei der S-Bahn-Haltestelle Niederholz entsteht zurzeit der Neubau des Humanitas – das erste Alterspflegeheim im Süden Riehens.


 

Dominikushaus 1969 Missionsdominikanerinnen kauften sich 1950 ein Anwesen auf dem Areal der damaligen Herz-Jesu-Kapelle und gründeten ein Kloster. 1967 wurde die Herz-Jesu-Kapelle abgerissen und 1969 auf diesem Areal das Alters- und Pflegeheim eröffnet. Vieles an Bau und Infrastruktur hat heute das Ende seiner Nutzungszeit erreicht. Der 2012 entwickelte Bebauungsplan nennt als Mängel enge Zimmer, fehlende Duschen sowie fehlende Aufenthaltsräume und schlägt 24 Seniorenwohnungen und 94 Pflegezimmer mit Badezimmer und Balkon vor.19 Der Einwohnerrat lehnte den Planungsbericht 2012 ab. Die Zukunft des Dominikushauses bleibt damit noch ungewiss.


Haus Zum Wendelin 1988 Die Gemeinde Riehen konnte 1982 die Miteigentumsanteile der Stadt Basel am Landpfrundhaus übernehmen und das Gelände des 1932 erbauten Altersheims im Baurecht erwerben. 1985 konstituierte sich die ökumenische Stiftung Alters- und Pflegeheim Riehen. Das Haus Zum Wendelin bildet mit einem Pflegeheim, einem Mittagstisch und einer Tagesbetreuung für Betagte bis heute einen wichtigen Pfeiler der Alterspflege. 2005 stellte der zum einstigen Landpfrundhaus gehörende Bauernhof seinen Betrieb ein. An seiner Stelle entstand ein Neubau mit zwölf grosszügigen Alterswohnungen und neuen Räumlichkeiten für das Tagesheim des Wendelins. Im Oktober 2014 wurde das Wendelin um einen Anbau an der Schützengasse erweitert.


Sternenhof 2008 Leben in Wohngruppen Im ehemaligen Postgebäude an der Bahnhofstrasse leben seit 2008 betagte Menschen mit demenziellen oder psychischen Einschränkungen. Bereits seit den 1990er-Jahren befindet sich eine Wohngruppe des Basler Sternenhofs im Glögglihof. Die täglich anfallenden Arbeiten werden von den Bewohnerinnen und Bewohnern und den Mitarbeitenden gemeinsam ausgeführt. Auch der Tagesablauf wird zusammen organisiert: Eine neue Form der Alterspflege und -betreuung.


 

Adullam 2011 Da eine Weiterführung des Alters-und Pflegeheims der Kommunität Diakonissenhaus Riehen an der Schützengasse 60 nur noch durch grosse bauliche und betriebliche Umbauten möglich gewesen wäre, wurde die Führung des Pflegeheims 2011 an die finanzstarke Adullam-Stiftung Basel übertragen. Diese betreibt in Basel ein Spital mit 123 Betten sowie ein Pflegeheim für 271 Pensionärinnen und Pensionäre. Sie übernimmt in Riehen die Pflegebetten und plant den Bau eines grossen Geriatriezentrums. Die Fertigstellung der ersten Bauetappe und damit die Inbetriebnahme des neuen Pflegeheims sind per Sommer 2015 geplant.20


 

1 Der besseren Lesbarkeit wegen wird hier meist nur die männliche Form verwendet; die Frauen sind stets mitgemeint. 


2 Vgl. Leben in Riehen – 60plus, www.riehen.ch/60plus, Zugriff: 4.7.2014.


3 Ebenda. 


4 Vgl. Jonas Hoskyn: Baselland wird zum Altersheim, in: Basler Zeitung, 8.5.2013, bazonline.ch/basel/land/Baselland-wird-zum-Altersheim/story/13214359, Zugriff: 4.7.2014.


5 Vgl. den Beitrag ‹Architektur fürs Alter› von Martina Desax in diesem Jahrbuch.


6 Vgl. Bericht des Gemeinderats zum Anzug Heinz Oehen und Kons. betreffend Alters- und Seniorenkonzept für Riehen, 27.8.2013, www.riehen.ch/sites/default/files/files/geschaeft/10-14.623.03_bericht_gr_anzug_oehen_alters_u_seniorenkonzept_mit_beilage.pdf, Zugriff: 7.8.2014.


7 Pro Senectute (Hg.): Unterwegs zu einer Gesellschaft des langen Lebens. Mit Beiträgen von François Höpflinger, Ueli Mäder, Eva Nadai, Kurt Seifert, Zürich 2001, S. 9.


8 Vgl. das Interview im Artikel von Carolin Lockstein: Die neue Zeitrechnung – und wie alt fühlen Sie sich?, in: Die Zeit, 28.2.2008, www.zeit.de/specials/lebensweise/trendforscher, Zugriff: 25.7.2014.


9 Vgl. François Höpflinger: Wandel des dritten Lebensalters. ‹Junge Alte im Aufbruch›, www.hoepflinger.com/fhtop/DrittesLebensalter.pdf, Zugriff: 1.8.2014.


10 Dazu beispielsweise Klara Obermüller: Ruhestand – nein danke!, Zürich 2005; Silvia Bovenschen: Älter werden, Frankfurt a. M. 2006; Heidi Witzig: Wie kluge Frauen alt werden, Zürich 2007.


11 Beispielsweise im Netzwerk Grossmütter-revolution, www.grossmuetter.ch.


12 Im Folgenden Gespräch mit Willi und Dorothee Fischer-Pachlatko, Riehen, 13.6.2014.


13 Interview mit dem Ex-Präsidenten des Humanitas Hans Staub, in: Triangel 2012, Heft 1, S. 7f., www.humanitas.ch/triangel/triangel2012_1.pdf, Zugriff: 7.8.2014.


14 Im Folgenden Interview mit Lukas Wenk, Basel, 11.7.2014.


15 Höpflinger, Wandel des dritten Lebensalters.


16 Dorothee Fischer-Pachlatko, Gespräch mit Willi und Dorothee Fischer-Pachlatko.


17 Vgl. Dokumentationsstelle Riehen, ohne Dossiernummer, Materialien Landpfrundhaus. 


18 Vgl. Fritz Lehmann: Das Klösterli in Riehen, in: z’Rieche 1970, S. 7f., www.riehener-jahrbuch.ch/de/archiv/1970er/1970/zrieche/das-kloesterli-in-riehen.html, Zugriff: 5.7.2014.


19 Vgl. Bebauungsplan Dominikushaus, Chrischonaweg/Albert Oeri-Strasse, Planungsbericht, März 2012, www.riehen.ch/sites/default/files/documents/bebauungsplan_dominikhaus_planungsbericht.pdf, Zugriff: 6.7.2014.


20 Vgl. Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt, Ratschlag betreffend Ausgabenbewilligung für einen Investitionsbeitrag an den Neubau Adullam-Pflegeheim Riehen und an den Neubau Demenzheim Marthastift, 11.12.2013, S. 8.


 

 

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