Bettingen feiert – Fragen zu einem Jubiläum


Sibylle Meyrat und Arlette Schnyder


 

500 Jahre Zugehörigkeit zur Stadt Basel – die Gemeinde Bettingen nahm dieses Jubiläum zum Anlass für ein ausgiebiges Festprogramm, das sich über das ganze Jahr erstreckte. Auftakt war die Feier des Kauftags am 2. März auf St. Chrischona, den Höhepunkt bildete die Festwoche im August.


 

Vor 500 Jahren kaufte die Stadt Basel das Dorf Bettingen. Dieses Jubiläum wurde so ausgiebig gefeiert wie nie zuvor in der Geschichte des Dorfes. Eine Festwoche im August enthielt Konzerte, Tanz, Kino, mehrere Dorfführungen und einen Festgottesdienst. Auftakt des Jubiläumsjahrs war die Feier des Kauftags am 2. März 2013 auf St. Chrischona. In einem kurzen, humorvollen Theaterstück spielte der Bettinger Verkehrsverein, wie sich das Dorf von der Stadt ‹zurückkaufte›. Besiegelt wurde dieser Handel mit der Auszahlung von 800 (Schokolade)-Talern an den Regierungsratspräsidenten Guy Morin, der sich seinerseits mit einer Ansprache an die Festgemeinde wandte. Wir hatten den Auftrag, in einer Rede den Fragen rund um den Kauf nachzugehen. Der folgende Text – eine leicht gekürzte Fassung der Rede – sucht nach Antworten.


 

Was gibt es am Kauftag zu feiern?


Es ist dieses Jahr das dritte Mal, dass Bettingen seine Zugehörigkeit zu Basel feiert. Allerdings nahmen sich die beiden vorangehenden Anlässe wesentlich bescheidener aus. An einem Sonntag Mitte April 1913 fand die erste Feier statt. Ein kleiner Umzug mit offiziellen Gästen aus Basel, Riehen und Kleinhüningen zog in glühender Hitze über die damals noch staubige Landstrasse vom Anfang der Bettingerstrasse in Riehen bis zum Schulhaus in Bettingen, wie der ‹Basler Anzeiger› berichtete. An der Spitze des Zuges marschierte die Riehener Dorfmusik. Vor dem Schulhaus hielt Sekundarlehrer Fritz Weiss eine Rede, in der er betonte, dass Bettingen aus seiner «bisherigen Zurückgezogenheit hervortrete, um ein Fest eigener Art zu feiern».1


 

50 Jahre später musste die Prominenz nicht mehr zu Fuss den Berg hochgehen. Die Feier begann am Freitagabend, dem 21. Juni, mit einem Höhenfeuer und einem Feldgottesdienst auf Lenzen, am Samstag folgte der Empfang der offiziellen Gäste auf dem Dorfplatz und am Nachmittag zog ein Festumzug durch das Dorf. Den Abschluss bildete ein Festspiel von Edi Wirz. Am Sonntag fand ein allgemeines Volksfest statt, das bis Mitternacht dauerte.2


 

Im Jahr 2013 erstreckten sich die Feierlichkeiten über ein ganzes Jahr. So ausgiebig würde die Gemeinde kaum feiern, wäre sie nicht rundum zufrieden mit ihrer 500-jährigen Verbindung zu Basel, wie der Riehener Gemeindepräsident Willi Fischer in der ‹Riehener Zeitung› schrieb, die als Auftakt zum Jubeljahr in ein rotes Festgewand gehüllt als ‹Bettinger Zeitung› erschien.3


Feiert die Gemeinde eine Art Geburtstag, sodass die Kaufurkunde gewissermassen die Stunde null ihrer Geschichte markiert? Das könnte man annehmen, liest man den Glückwunsch des Regierungsratspräsidenten Guy Morin, der Bettingen zu einem halben Jahrtausend Geschichte gratuliert. Der heutige Repräsentant der Stadt Basel schreibt: «Stolz dürften heute auch die Menschen sein, die seinerzeit, am 2. März 1513, das damalige Dorf für 800 Gulden erstanden haben und das erste Kapitel in der 500-jährigen Geschichte von Bettingen geschrieben haben.»4


Begann Bettingens Geschichte erst mit dem Übergang an Basel? War der Alemanne Betto ein Bettinger? Ab wann hat ein Dorf eine Geschichte? Feiert Bettingen, dass seine Einwohner, sein Vieh und Land von einem mächtigen Herrscher zum nächsten wechselten?


 

Damit würde behauptet, der Wechsel seiner politischen Zugehörigkeit komme für Bettingen einer Erhebung aus der dunklen, geschichtslosen Zeit in die wahre Historie gleich. Eine Perspektive, die für die Käufer durchaus zutraf. Für die Gekauften hingegen machte es kaum einen Unterschied, welchem Herrn sie den Zehnten abgeben mussten.


 

Zugehörig zu Basel – und zur Eidgenossenschaft


Historisch bedeutender wirkte sich in diesen 500 Jahren die Tatsache aus, dass Basel kurz zuvor dem Bund der Eidgenossen beigetreten war. Feiern wir also, dass Bettingen wegen des Kaufvertrags heute zur Schweiz gehört? Immerhin schenkte die Stadt Basel dem Dorf 1951 einen goldenen Becher in der Form des Bettinger Wappens mit der Inschrift: «Der Regierungsrat Basel-Stadt der Gemeinde Bettingen zur Erinnerung an den Eintritt Basels in den Schweizerbund 1501/1951». Liest man die Glückwünsche des Bürgermeisters von Grenzach-Wylen, Jörg Lutz, zum Jubiläumsjahr, wird die Frage aus deutscher Perspektive aufgeworfen: «Als Nachbarn direkt an der Grenze stellen wir uns manchmal die Frage, wie die Geschichte unserer Gemeinde, und damit auch das eigene Leben, verlaufen wäre, wenn Grenzach und Wyhlen damals mit Bettingen zusammen nach Basel verkauft worden wären. Wir wären dann auch Teil der Eidgenossenschaft und Basel wäre auch unser politisches Zentrum.»5


 

Tatsächlich zeigten sich die grossen Vorteile, zur Eidgenossenschaft zu gehören, insbesondere im 20. Jahrhundert. Als im August 1914, unmittelbar nach Beginn des Ersten Weltkriegs, deutsche und französische Truppen am Vogesenkamm aufeinanderprallten, waren die Leuchtraketen von Bettingen aus zu sehen. Das eigentliche Kriegsgeschehen machte aber vor der Landesgrenze Halt. Auch im Zweiten Weltkrieg waren im Grenzdorf Soldaten stationiert und zahlreiche Flüchtlinge versuchten, über Bettingen in die Schweiz zu gelangen. Jedes Kind wusste, dass im Fall eines deutschen Angriffs die Rheinbrücken gesprengt und die Gebiete rechts des Rheins preisgegeben worden wären. Trotz vieler Entbehrungen und Ängste hinterliessen die beiden Weltkriege bei den Menschen, die damals in Bettingen gelebt hatten, weit weniger schmerzhafte Spuren, als dies in den deutschen Nachbargemeinden der Fall war. Nach dem Krieg kehrten die in Bettingen stationierten Soldaten zurück zu ihren Familien – oder heirateten eine Bettingerin. 


 

Wir feiern also heute einen Kaufvertrag, der Bettingen zu einem Teil der Schweiz machte – mit allen Vor- und Nachteilen, die sich im Laufe der Zeit ständig wandelten. 


 

«Redlich verkauft und zu kaufen gegeben»


Doch zurück zum Kauftag: Gemäss der «Übereinkunft betreffend Kauf des Dorfes Bettingen» betraten die Brüder Christoph und Hans, Truchsessen von Wolhusen, die Basler Ratsstube am 17. Februar 1513 um drei Uhr nachmittags. Christoph hatte den Verkauf bereits mit dem Bürgermeister vorbesprochen. Während der folgenden Stunde wurden nun mit Bürgermeister Peter Offenburg, den Oberzunftmeistern Lienhart Grieb und Hans Trutmann sowie einem Notar die Einzelheiten geregelt und in der genannten Übereinkunft festgehalten. Staatsarchivar Albert Bruckner publizierte das rechtskräftige Dokument 1963 in der Dorfgeschichte.6 Als wir den Kauf näher untersuchten, stellten wir fest, dass es noch eine weitere Urkunde geben musste. Wir fanden sie ebenfalls im Staatsarchiv – erstaunlicherweise wurde sie bisher nicht publiziert. Diese Pergamenturkunde vom 2. März 1513 ist mit zwei Siegeln versehen, die das Wappen der Truchsessen von Wolhusen mit dem Becher zeigen. Diese Kaufurkunde bezeugt, dass die Gebrüder Christoffel und Hans, Truchsessen von Wolhusen, das Dorf Bettingen «redlich verkauft und zu kaufen gegeben den edlen, strengen, fromen, vesten, fursichtigen, wysen burgermeister und rat der statt Basel, unnsern gnedigen lieben herren».7 Im Juristendeutsch am Übergang zur Frühen Neuzeit kommen die komplexen Besitzverhältnisse zur Sprache: Das Dorf Bettingen gehörte kirchlich – wie alle rechtsrheinischen Gemeinden Südbadens – zum Bistum Konstanz. Die Hohe Gerichtsbarkeit übten die Truchsessen Hans und Christoffel von Wolhusen aus. Sie gehörten dem niederen Adel an und hatten das Dorf Bettingen von ihrem Vater geerbt. Der kleine, für sie abgelegene Fleck interessierte sie nicht besonders. Die Stadt Basel, mit der die Truchsessen ein freundschaftliches Verhältnis pflegten, hingegen schon, sodass man sich auf den Preis von 800 Gulden einigte.


 

Der Kauf wurde schon 1502 vorbereitet, die Verkaufsverhandlungen zogen sich jedoch hin bis ins Jahr 1522, als Basel auch Riehen kaufte. Erst jetzt erhielt es in Bettingen die vollen Rechte.8 Die beiden ehemaligen Landgemeinden wurden als Landvogtei mit Gericht und Pfarrei der Stadt unterstellt. Der Kaufpreis für Bettingen war bescheiden: So hatte Basel dem Bischof rund 120 Jahre zuvor 29 800 Gulden bezahlt für Kleinbasel. Im Rahmen ihrer Expansionspolitik hatte die Stadt bereits grosse Gebiete bis in den Jura erworben, konnte jedoch dort wegen der Macht Berns und Solothurns nicht weiterwachsen. Deshalb richtete sich Basels Interesse später auf die rechtsrheinischen Gebiete. 


 

Basels Interesse an Bettingen


Viel mehr als das unbedeutende Dörflein wollte Basel die kleine Chrischonakirche in ihren Besitz bringen. Die Verehrung der heiligen Chrischona hatte nach dem Basler Konzil Mitte des 15. Jahrhunderts stark zugenommen. Zahlreiche Wallfahrende erbaten sich von ihr Hilfe bei Lähmung, Gliederschmerzen und Zahnweh. Geschichten von wundersamen Heilungen zogen immer mehr Pilger an.9 Als der päpstliche Legat Kardinal Raymund Peraudi 1504 die Gebeine der Heiligen als Reliquien bergen liess, boomte der Wallfahrtsort St. Chrischona: Tausende sollen diesem Anlass beigewohnt haben.10 Basel beteiligte sich an der dringend notwendigen Vergrösserung der Kirche – schliesslich stand die Stadt seit zwei Jahren mit den Truchsessen von Wolhusen in Verhandlungen, um Bettingen und die Kirche zu erwerben.


 

Was konkret erhielt Basel mit dem Kauf «des Dorfes Betiken, ensyt Rins oberthalb Crentzach und unden an sant Christianenberg in Costentzer bistumb glegen mit allen und yeden sinen nützen und herrlichkeiten»?11 In der Urkunde werden ausdrücklich erwähnt: «Holtz» (Wald), «Veld» (Felder), «Wunn» (Ernte), «Weyd» (Weideland), «Wasserrünsen» (Wasserläufe), Reben, Äcker und «Matten» (Wiesen) – sowie verschiedenste Zinsen und Geldabgaben. Das Recht, diese Abgaben von den Bewohnern Bettingens zu erheben, ging mit dem Verkauf von den ehemaligen Besitzern an Basel über. Überdies erwarb die Stadt die Hohe und die Niedere Gerichtsbarkeit.


 

Leibeigene und Hintersassen


Basel kam mit den Kaufverträgen zu sämtlichen Rechten über alle Bewohner des Dorfes. Dies betraf Hintersassen, Leibeigene und «Lüte». Die wenigsten Rechte hatten die Leibeigenen. Sie durften sich nicht ohne Erlaubnis vom Grund und Boden ihrer Herrschaft entfernen und mussten ihrem Herrn wie Sklaven dienen. Die Leibeigenen stellten für die Kaufverhandlung ein besonderes Problem dar: Es fand ein regelrechter Menschenhandel statt. Eine Kundgebung der Fürstäbtissin von Säckingen hielt fest, dass alle baslerischen Eigenleute, die in den Dörfern Stetten und Hiltalingen ansässig seien, in Zukunft säckingisch und umgekehrt alle säckingischen Eigenleute in den Dörfern Riehen und Bettingen hinfort baslerisch sein sollten. Markgräfische Leibeigene in Bettingen wurden noch 100 Jahre später gegen baslerische Leibeigene getauscht, die sich in der Herrschaft Rötteln aufhielten.12 Wenige Rechte hatten die Hintersassen: Diese Bezeichnung traf damals wohl für die meisten Bettinger zu. Sie wohnten in Zwing und Bann ihrer Herrschaft und waren dieser eine Jahressteuer und Abgaben schuldig. In den Urkunden werden sie oft auch als Hörige, Vogteileute, Lehensleute oder arme Leute bezeichnet. «Lüte» waren Bauern, die nicht mehr blosse Bebauer und Nutzniesser von fremdem Grundbesitz waren. Sie durften Boden erwerben, doch war das meist verbunden mit persönlichen und dinglichen Lasten und Verpflichtungen gegenüber der Herrschaft. Den armen Bettingerinnen und Bettingern wurden beim Herrschaftswechsel allfällige Schulden nicht etwa erlassen, vielmehr übernahm Basel von den Truchsessen das Recht, diese einzutreiben. Für die in Bettingen wohnhaften Menschen änderte sich also zunächst gar nichts: Hörige blieben hörig, Leibeigene leibeigen und freie Bauern gab es kaum. 


 

Bettingens Weg in die Moderne


Erst mit der Industrialisierung stieg die Einwohnerzahl langsam an. Immer mehr Männer und Frauen aus Bettingen fanden ihr Auskommen in den Fabriken in Basel und in Südbaden, einige auch in den Staatsbetrieben. Zudem übte die Gemeinschaft der Pilgermission St. Chrischona eine grosse Anziehungskraft aus. Im Jahr 1900 war die Dorfbevölkerung auf 490 Personen angewachsen.


 

Mit dem Aufkommen des motorisierten Verkehrs wurde das Dorf zum bevorzugten Wohnort von Städtern. Bis zum Zweiten Weltkrieg hatte Bettingen ausser einer Strasse, auf der seit 1930 selten ein Bus fuhr, nur wenig Infrastruktur. Elektrizität, Kanalisation und Telefon hielten mit grosser Verspätung Einzug. Die Gemeinde hatte kein Geld.


 

Allerdings brauchte der Kanton Basel-Stadt Bauland. Um den Verkauf von Grünflächen zu steuern, legte das Baudepartement den Bettinger Behörden 1946 einen Plan vor, auf dem bisherige Allmend, sogenanntes ‹Bündtenland›, als Bauland definiert wurde. Andere Flächen sollten als landwirtschaftliche Zonen ausgeschieden werden. Der Streit um diesen ersten Nutzflächenplan dauerte zwei Jahre. In Bettingen hofften viele, von einträglichen Landverkäufen zu profitieren, und hatten kein Interesse an Landwirtschafts- oder Grünzonen. Erst am 10. Mai 1948 stimmte die Gemeindeversammlung diesem neuen Bauflächenplan zu, aber nur unter der Bedingung, «das übrige Land im Banne Bettingen als Baureserveland» zu bezeichnen. In der Folge wurde die Einwohnergemeinde Basel zu einer bedeutenden Landkäuferin in Bettingen. Innert drei Jahren kaufte sie 20 Parzellen mit einer Fläche von über 100 000 Quadratmetern.13 Das bisher wenig beachtete Land hatte sich zu einer wahren Goldgrube entwickelt: Dank günstiger Lage und attraktiver Bodenpreise bauten sich Gut-situierte ihre Häuser im Grünen.


 

Ein Geldgeschenk und ein neuer Brunnen


Als Bettingen im Jahr 1963 die 450 Jahre Zugehörigkeit zu Basel feierte, besuchte ein Journalist der ‹National-Zeitung› das Dorf und schildert seine Eindrücke: «Eine wackere Bauernfrau streicht das Geländer ihrer Terrasse an. Ein Landwirt jätet seinen Blumengarten. Auf einem Schneepflug spielen drei Katzen. Eine knallrote landwirtschaftliche Maschine […] steht herum und wartet auf Arbeit. Drei Frauen stehen beisammen und tauschen sich darüber aus, wie hoch das Korn steht. Ein paar Bauernkinder jagen sich zum Schulhaus. Ein Knecht im Overall putzt dem Meister das Auto. So sieht es aus. Aber es ist alles nicht wahr: Die malende Bauernfrau ist eine pensionierte Wirtin aus Basel, der jätende Landwirt ist ein Akademiker aus der Chemischen. Die drei Frauen unterhalten sich keinen Deut über das Korn, sondern über das Kino in der Steinen. Die Väter der Kinder sind keine Bauern, sondern Doktoren der Chemie. Der Knecht ist kein Knecht, sondern ein weiterer Doktor bei seiner Freizeitbeschäftigung. Echt sind nur die Maschine, der Schneepflug und die Katzen.»14 Bettingen zeigte sich vor 50 Jahren vordergründig als Bauerndorf, in dem einige durch Landverkauf reich wurden und einige ein schönes Heim an sonniger Lage bauen konnten. Für andere wurde das eigene Land zu teuer: Viele junge Bettingerinnen und Bettinger fanden mit ihren Familien in den Genossenschaftswohnungen in Riehen ein neues Zuhause. 


 

Die Gemeindekasse war aber immer noch praktisch leer. Zur Jubiläumsfeier vor 50 Jahren erhielt Bettingen von Basel 45 000 Franken zur freien Verfügung geschenkt. Das war damals viel Geld: Mit diesem Beitrag wurde der Bau eines Gemeindehauses und eines Polizeipostens in Angriff genommen. Bis dahin hatte der Gemeinderat zunächst in der Wirtschaft und dann im Schulhaus seine Sitzungen abgehalten. Im ersten Stock des heutigen Dorfladens befand sich vor 50 Jahren sein erstes eigentliches Büro bis zur Einweihung des Gemeindehauses im Jahr 1969.


 

Ein Grund zum Feiern


Heute verfügt Bettingen nicht nur über ein neu renoviertes Gemeindehaus, sondern auch über eine hervorragende Infrastruktur. Im vergangenen Jahr wurde die Gemeinde für ihre vorbildliche Energiepolitik ausgezeichnet. Für den Standort der neuen Mehrfamilienhäuser am Dorfeingang – sämtliche Wohnungen sind schon verkauft – warb folgender Text: «Mit seinen gut 1200 Einwohnern ist Bettingen deutlich kleiner als die angrenzende Gemeinde Riehen und ist die steuergünstigste Gemeinde im Kanton Basel-Stadt. Trotz der geringen Grösse verfügt Bettingen über […] einen Gemischtwarenladen, ein Café, ein Restaurant, einen Kindergarten, eine Primarschule, eine Tierarztpraxis und ein Freibad. Bettingen unterhält zudem einen eigenen Schützen- und einen Turnverein, sowie einen kleinen Chor.»15


 

Die Dorfgeschichte zum Jubiläum vor 50 Jahren konnte nur dank Unterstützung des Basler Regierungsrats realisiert werden und der Bettinger Frauenverein veranstaltete eigens zu diesem Zweck einen Basar. Das Vorhaben der aktuellen Dorfgeschichte nahm die Gemeinde selbstbewusst und eigenständig an die Hand. Wir durften dieses Buch schreiben.16 Dabei erlebten wir eine aufgeschlossene und selbstbewusste Bevölkerung, die uns mit grosser Offenheit an ihrer Geschichte teilhaben liess. Nehmen wir die anfangs zitierte «Bettinger Zeitung» zur Hand und lesen das Grusswort des Bettinger Gemeindepräsidenten Patrick Götsch zum 500-Jahr-Jubiläum des Kaufvertrags: «Bettingen mit seinen Einwohnerinnen und Einwohnern darf diesen Tag […] mit starkem Bewusstsein und gutem Gefühl feiern. Aus meiner Sicht stellt die Zugehörigkeit zur Stadt Basel eine Erfolgsstory für den Kanton und die Gemeinde dar. Ich darf davon ausgehen, dass der Regierungsrat Basel-Stadt diese Meinung teilt.» Wenn das kein Grund zum Feiern ist!


 

1 Basler Anzeiger, 28.4.1913.


2 Vgl. National-Zeitung, 11.6.1963.


3 Vgl. Riehener Zeitung, 25.1.2013.


4 Ebenda.


5 Ebenda.


6 Vgl. Ludwig Emil Iselin: Geschichte des Dorfes Bettingen. Festschrift zur Feier der 450-jährigen Zugehörigkeit Bettingens zu Basel, 1513–1963, revidiert und bis zur Gegenwart fortgeführt von Albert Bruckner, Basel 1963, Beilage.


7 Staatsarchiv Basel-Stadt, St. Urk. 2699.


8 Iselin, Bettingen, S. 29.


9 Vgl. Rudolf Moosbrugger-Leu: Die Chrischonakirche von Bettingen. Materialhefte zur Archäologie in Basel, Heft 1, Basel 1985, S. 28.


10 Vgl. Ernst Alfred Stückelberger: Basler Kirchen. Bestehende und eingegangene Gotteshäuser in Stadt und Kanton Basel, Bd. 1, Basel 1917, S. 54. 


11 Staatsarchiv Basel-Stadt, St. Urk. 2699.


12 Vgl. Iselin, Bettingen, S. 44.


13 Vgl. Sibylle Meyrat, Arlette Schnyder: Bettingen. Geschichte eines Dorfes, Basel 2011, S. 80.


14 National-Zeitung, 21.6.1963.


15 www.linderimmo.ch/galerie.php, Zugriff: 15.2.2013 (Text inzwischen offline); einen ähnlichen Text enthält die Broschüre zum Bauprojekt: linderimmo.ch/PDF/bettingen.pdf, S. 4, Zugriff: 25.7.2013.


16 Vgl. Meyrat / Schnyder, Bettingen.

 

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 2013

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