Bildung ist mehr als nur Wissen

Rosmarie Tscheer

«Bildung» ist das Substantiv zum Verb «bilden», englisch «to build» mit dem Substantiv «building» (Gebäude), französisch «former» und dem Substantiv «la formation», was in erster Linie «Ausbildung», «Schulung» bedeutet. Jemand spricht von seiner «formation scientifique» (seiner oder ihrer wissenschaftlichen Ausbildung), italienisch «formare», was wie im Französischen «bilden», «formen» bedeutet. Doch existiert auch «formarsi» (sich bilden) und dazu «la formazione» wie auch spanisch «formar», «formarse», «tener una formación profesional» (über eine Berufsausbildung verfügen, eine Berufsausbildung abgeschlossen haben).


Begriff «Bildung» nicht zu trennen, ist die Herzensbildung: das Streben, «Sich Ausrichten» nach einem aufmerksamen, freundlichen, verständnisvollen Umgang mit anderen Menschen, mit Tieren, Pflanzen, der gesamten Umwelt. Vielleicht ist damit auch das alte, von uns etwas belächelte Goethewort: «Edel sei der Mensch, hilfreich und gut» gemeint, das, wenn auch als antiquiert empfunden, dennoch zeitlos aktuell ist.


Solchermassen gelangen wir in etwa in die Nähe des Menschbildes, das «die lustige Person» im «Vorspiel auf dem Theater» im «Faust» anvisiert, indem sie zum Dichter sagt:

Wir leben in einer Zeit, da Bildung und Ausbildung auf allen Ebenen einen hohen Stellenwert einnehmen, weshalb fortwährend neue Bildungsinstitute sozusagen «aus dem Boden schiessen» und die Universitäten und Fachhochschulen eine immer grössere Zahl an Studierenden verzeichnen. Man könnte etwas salopp formulieren: Alles drängt zur Bildung hin!


«Greift nur hinein ins volle Menschenleben! Ein jeder lebt's, nicht vielen ist's bekannt, und wo ihr's packt, da ist's interessant.»


Indessen beschreibt dieses «Sammeln von Kenntnissen» einen Vorgang und ein Engagement, bei dem in erster Linie der Verstand aktiv ist. Demgegenüber und eigentlich vom

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 2006

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