Das Fischerhaus

Lukrezia Seiler-Spiess

Nachdem das Riehener Jahrbuch in den vergangenen Jahren den Wenkenhof, die Alte Kanzlei, das Elbs-Birrsche Landgut und andere Baudenkmäler ausführlich geschildert hat, stellt es diesmal eines der alten Riehener Bauernhäuser vor: das Fischerhaus an der Baselstrasse 24.

Dieser markante Sitz am Eingang des Dorfes wurde vermutlich zwischen 1775 und 1780 von Johannes FischerWenk errichtet, diente bis 1966 als Bauernhof und ist noch jetzt in den Händen der Nachkommen des Erbauers. Max Gschwend und Katharina Eder vom Zentralarchiv für Bauernhausforschung, Basel, erläutern in ihrem Beitrag die baugeschichtlichen Besonderheiten dieses prächtigen Hauses. Albin Kaspar, Mitarbeiter am Historischen Grundbuch Riehen, zeigt am Beispiel von Johannes Fischer-Eger, dem Sohn des Erbauers, wie weit verstreut der Besitz eines Bauern zu Beginn des 19. Jahrhunderts sein konnte; damit zeichnet er auch ein hochinteressantes Bild der damaligen Riehener Landwirtschaft.

Im Rahmen seiner genealogischen Artikel beschreibt Michael Raith die Sippe der Fischer von Riehen: sie ist eine der ältesten hier ansässigen und blieb bis heute durch Jahrhunderte dem Bauernstande treu. Die im alten Riehener Dialekt geschriebene Erzählung «Mi erschte verdiente Fünfliber» von Hans Fischer-Schultheiss lässt ein Mitglied der Familie selbst zu Wort kommen; sie wirft ein Licht auf den bäuerlichen Alltag um die letzte Jahrhundertwende.

Als der Bauernbetrieb im Fischerhaus aufgegeben und der grösste Teil der Ökonomiegebäude abgebrochen wurde, erhielt das Haus neue Aufgaben. Nach einer umfassenden Renovation diente es von 1974 bis 1984 dem Verein «Freunde des jungen Mannes» als Lehrlingsheim (siehe auch Jahrbuch z'Rieche 1974, S. 99-102), und seit 1984 beherbergt es den Verein «Offene Tür», der sich der Gefangenenfürsorge widmet. Rosmarie Tramèr-Sallmann, Hans Brunner und Christoph Meister berichten in ihrem Beitrag «Im Fischerhus unterwegs» von dieser neuen Aufgabe.

Nicht nur im Wort, sondern auch im Bild wird das Fischerhaus auf den folgenden Seiten dargestellt: durch die stimmungsvollen Fotos des renovierten Gebäudes einerseits, anderseits durch die historischen Aufnahmen von Haus und Hof, von harter Feldarbeit und gemütlichem Familienkreis.

Diese Bilder lassen das bäuerliche Leben, wie es bis in die sechziger ]ahre hier blühte, wieder lebendig werden und zeigen den tiefgreifenden Wandel auf, der sich im Dorf kern in den letzten Jahren vollzogen hat. Möge es unser aller Anliegen sein, die letzten Reste bäuerlicher Kultur in Riehen zu erhalten und zu pflegen.

Lukrezia Seiler

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1985

zum Jahrbuch 1985