Das Klima von Riehen — einst und heute

Daniel Hernández und Gian-Kasper Plattner

Der Klimawandel findet statt – er ist weltweit, in der Schweiz und auch in Riehen eindeutig mess- und spürbar. Die Klimaerwärmung und die vielen daraus resultierenden Effekte werden sich in Zukunft weiter verstärken. Die Auswirkungen auf Natur, Gesellschaft und Wirtschaft sind vielfältig und betreffen alle Regionen der Schweiz und alle Sektoren. Wir werden uns als Gesellschaft an das sich verändernde Klima gewöhnen und anpassen müssen, um negative Auswirkungen möglichst gering zu halten. Zur Eingrenzung des Klimawandels und dessen Folgen ist eine Reduktion der Treibhausgasemissionen unumgänglich.

Die Erde erwärmt sich und der Mensch trägt dafür die Verantwortung. Gemäss dem Spezialbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zu «1,5 °C Globale Erwärmung»1 hat sich die Erde seit Beginn der Industrialisierung aufgrund menschlicher Aktivitäten um zirka 1 Grad Celsius erwärmt. Der Mensch beeinflusst das Klima durch die Emissionen von Treibhausgasen, insbesondere von Kohlendioxid (CO2), aufgrund der zunehmenden Verbrennung fossiler Brenn- und Treibstoffe sowie durch die Abholzung tropischer Regenwälder und die Landnutzung. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist in der Folge heute zirka 40 Prozent höher und ihr Anstieg ging in den letzten 20 Jahren 10 Mal rascher vonstatten als je zuvor in den letzten 800 000 Jahren. Die Auswirkungen des Klimawandels sind heute weltweit mess- und spürbar, zum Beispiel an erhöhten Lufttemperaturen über Land und Ozean, wärmeren Meeren, schmelzenden und verschwindenden Gletschern, steigendem Meeresspiegel, zunehmender Ozeanversauerung und zunehmenden Hitze- und Trockenheitsextremen in vielen Gebieten der Welt. Auch die Schweiz wird von diesen Änderungen nicht verschont: Die Auswirkungen des Klimawandels sind in vielen Bereichen von Natur, Gesellschaft und Wirtschaft bereits heute deutlich wahrnehmbar.

DIE SCHWEIZ UND RIEHEN IM KLIMAWANDEL
Über die letzten 150 Jahre hat die bodennahe Lufttemperatur in der Schweiz um etwa 2 Grad Celsius zugenommen. Das ist ein rund doppelt so starker Anstieg wie im weltweiten Durchschnitt. Neun der zehn wärmsten Jahre seit Messbeginn 1864 (Gründung des Schweizer Klimamessnetzes) fallen allesamt ins 21. Jahrhundert. Als eine Folge dieser Erwärmung kommt es heute zu häufigeren und längeren Hitzeperioden im Sommer und zu milderen Wintern. Der vergangene Winter 2019/20 war der bisherige Höhepunkt dieser Entwicklung: Mit Temperaturen knapp 3 Grad Celsius über der Norm 1981–2010 wurde der mildeste Winter seit Messbeginn registriert.3 Seit 2003 sind in allen vier Jahreszeiten neue Allzeitrekorde der Durchschnittstemperatur festgestellt worden: 2011 wärmster Frühling, 2003 heissester Sommer, 2006 mildester Herbst und 2019/20 wärmster Winter seit Messbeginn. Auch in Bezug auf Starkniederschläge lassen sich eindeutig Änderungen feststellen: Diese sind heutzutage stärker und häufiger als zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die bisherige Entwicklung wirkt sich auch auf weitere Bereiche des Klimasystems aus. So hat sich das Volumen der Alpengletscher seit Mitte des 19. Jahrhunderts um insgesamt rund 60 Prozent verringert. Die Nullgradgrenze liegt heute um rund 300–400 Meter höher als in den 1960er-Jahren und die Vegetationsperiode dauert rund 2–4 Wochen länger.4 Die Folgen des Klimawandels haben in den letzten 30 Jahren auch in Riehen und allgemein in der Region Basel zu einer deutlichen Veränderung der für Mitteleuropa typischen Klimaverhältnisse geführt: Milde Winter, eine markante Abnahme der Frost-, Eis- und Schneedeckentage, warme und trockene Frühjahre, Hitzesommer mit langen Trockenzeiten, zunehmende Hitzewellen, mehr schwüle Tage und Tropennächte sowie insgesamt sommerlich warme Herbstmonate treten alle in einer vor den 1990er-Jahren nicht beobachteten Häufigkeit auf. Für andere Klimavariablen wie zum Beispiel Wind und Stürme oder auch den Niederschlag lassen sich aufgrund der grossen räumlichen und zeitlichen Variabilität vielfach noch keine verlässlichen Aussagen zu regionalen Veränderungen machen. Für die nachfolgenden Ausführungen zur Entwicklung des Klimas5 von Riehen wird mangels einer ausreichend langen Riehener Messreihe die Basler Klimareihe (ab 1755) herangezogen.6 Die geografischen Verhältnisse und die Höhenlage der Meteorologischen Station Basel-Binningen sind auch für Riehen repräsentativ. Da nicht für alle Klimavariablen seit 1755 Daten vorliegen und zur besseren Vergleichbarkeit wird für die grafische Darstellung in der Regel der Zeitraum 1901–2020 verwendet.

ES WIRD WÄRMER
Keine andere Grösse veranschaulicht den menschgemachten Klimawandel im Laufe des 20. Jahrhunderts deutlicher und unmittelbarer als die Temperatur. Der Temperaturanstieg, den die Region derzeit erlebt, ist markant (Grafik 1). Seit rund 30 Jahren war in der Schweiz kein Jahr mehr kühler als der klimatologische Mittelwert der vorangehenden 30-Jahr-Periode 1961–1990. Die fünf wärmsten Jahre der langen Basler Klimareihe wurden allesamt nach dem Jahr 2010 registriert. Neben 2019 waren auch die Jahre 2011, 2014, 2015 und 2018 rekordverdächtig warm. Diese fünf extremen Jahre liegen alle mindestens 1 Grad Celsius über dem Wärmerekord aus der Zeit vor 1980. Das mag uns gering erscheinen, doch auf die Jahresmitteltemperatur bezogen, ist 1 Grad Celsius viel: Im submediterran geprägten Klima am Lago Maggiore beispielsweise sind die Temperaturen im Jahresmittel ‹nur› 1,9 Grad Celsius höher als in Riehen.

WINTER SIND HÄUFIGER MILD
Am Verlauf der Wintertemperaturen im 20. Jahrhundert lässt sich die Erwärmung beispielhaft verfolgen. Von 1901 bis zu Beginn der 1970er-Jahre bewegen sich die winterlichen Mitteltemperaturen in Riehen nahe am langjährigen Klimamittelwert von 1901–2020 (Grafik 2). Serien von kälteren und wärmeren Wintern wechseln sich ab. Als ausgesprochene ‹Strengwinter›7 des 20. Jahrhunderts nehmen der Winter 1929, die Kriegswinter 1940–1942 und der als ‹Seegfrörni-Winter› berühmt gewordene Jahrhundertwinter 1963 ihren Platz in der jüngeren Klimageschichte der Region Basel ein. Über die letzten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts haben sich die Winter in der Region auf ein Niveau erwärmt, das seit Beginn der instrumentellen Messungen im 18. Jahrhundert nie beobachtet worden ist. Bereits im Verlauf der 1970er-Jahre kam es zu einer ersten auffälligen Häufung milder Winter. Der Winter 1988 leitete dann eine ausgeprägte Warmwinterphase ein, die bis heute andauert und mit den extrem warmen Wintern 2007 und 2020 einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Charakteristisch für die Winter ab 1988 sind ausserordentlich hohe Durchschnittstemperaturen sowie das vollständige Ausbleiben sehr kalter Winter, wie sie in den Jahrzehnten zuvor hin und wieder aufgetreten waren. Dies deutet darauf hin, dass sich im ausgehenden 20. Jahrhundert ein tiefgreifender Wandel im winterlichen Temperaturregime vollzogen hat. Dies kann auch anhand der 30-jährigen Mittel der Wintertemperaturen eindrücklich illustriert werden (Grafik 3). Während das langjährige winterliche Temperaturmittel 1901–1930 noch +1,1 Grad Celsius betrug, so liegt es im Zeitraum 1991–2020 bei mittlerweile +2,8 Grad Celsius.

FROST-, EIS- UND SCHNEEDECKENTAGE NEHMEN AB
Die Häufung milder Winter in der Region Basel geht einher mit einer markanten Abnahme der Anzahl Frost-, Eis- und Schneedeckentage im 20. Jahrhundert und ganz besonders während der letzten drei Jahrzehnte. Zwei Faktoren sind hauptsächlich für diesen deutlichen Rückgang in der Region Basel verantwortlich. Einerseits sind mit der kontinuierlichen Erwärmung auch nachhaltige kontinentale arktische Kaltlufteinbrüche aus Norden bis Osten in unsere Region seltener geworden. Andererseits führen die seit Mitte der 1980er-Jahre im Winter häufiger gewordenen milden West- und Südwetterlagen vermehrt zu bedeckten, häufig auch windigen Nächten, was die Wärmeabstrahlung des Bodens und somit die Abkühlung der bodennahen Luftschicht unter 0 Grad Celsius hemmt.8 Die Anzahl Frost- und Eistage charakterisieren die Strenge der Winter an einem bestimmten Ort. Die zunehmende Häufung von Mildwintern seit Mitte der 1980er-Jahre ging zum Beispiel mit einer markanten Abnahme der Eistage in der Region einher (Grafik 4). Für die Gesamtreihe 1901– 2020 beläuft sich der Mittelwert in Basel-Binningen auf 14 Eistage pro Winter. Die zahlreichen Mildwinter zwischen 1988 und 2020 haben das Mittel auf nur noch 8 Eistage pro Winter gesenkt. Dies entspricht einem Rückgang der Eistage in unserer Region um 43 Prozent in den letzten 20 Jahren. Von den 26 Wintern im Zeitraum 1901–2020 mit 5 und weniger Eistagen entfallen 22 auf den Zeitraum nach 1970. In den sieben Jahrzehnten zuvor zählte man hingegen nur 4 solche Fälle. Im vergangenen Winter 2019/20 gab es in Riehen und selbst im höher gelegenen Bettingen keinen einzigen Eistag. Solche Winter kamen in Riehen von 1901 bis 2000 nie vor, nach 2000 jedoch schon drei Mal. Der deutliche Rückgang der Anzahl Eistage führt unter anderem dazu, dass die beliebten Natureisbahnen und Schlittelwege in Riehen immer seltener präpariert werden können. Letztmals durften die Einwohnerinnen und Einwohner im Januar 2017 ihre Runden auf Natureis im Freizeitzentrum Landauer drehen. Im Einklang mit der starken winterlichen Erwärmung in den letzten 30 Jahren hat auch die Anzahl Tage mit einer Schneedecke von mindestens 5 Zentimeter Höhe stark abgenommen. Gab es in den Winterhalbjahren (November bis April) des Zeitraums 1960–1989 im Mittel noch 14 solcher Tage, so hat sich deren Anzahl in den drei Dekaden 1990–2020 auf 7 Tage halbiert. Der vergangene Winter 2019/20 blieb in der Region Basel in den Höhenlagen unterhalb 400–500 Meter über Meer als erster seit Messbeginn in Basel-Binningen 1929 gänzlich schneelos. Damit fielen Schlitteln oder erste Skifahrversuche im Wenkenpark oder auf dem Lenzen erstmals buchstäblich komplett ins Wasser.

DER FRÜHLING SETZT IMMER FRÜHER EIN
Die höheren Wintertemperaturen führen auch zu einem früheren Frühlingsbeginn. Die Vegetationsentwicklung setzt gegenüber den langjährigen Normwerten deutlich früher ein. Die allgemeine Blüte des Haselstrauchs unterhalb von 600 Meter über Meer zum Beispiel findet heute Mitte Februar statt, 13 Tage früher als noch im Jahr 1951. Diese Entwicklung wird zusammen mit der Blüte und dem Blattaustrieb von acht weiteren Pflanzenarten im ‹Frühlingsindex› von MeteoSchweiz deutlich.9 Der immer zeitigere Frühlingsbeginn lässt sich für die Region Basel exemplarisch zeigen an den Aufblühdaten eines Kirschbaums auf dem Gelände der Meteorologischen Station Basel-Binningen, die seit 1941 festgehalten werden. Ab 1990 hat sich sein durchschnittliches Aufblühdatum um rund 14 Tage von Mitte April nach Ende März vorverschoben.

HITZESOMMER MIT SCHWÜLEN TAGEN UND TROPENNÄCHTEN WERDEN HÄUFIGER
Der stetige Anstieg der mittleren Sommertemperaturen (Grafiken 5, 6) sowie die Zunahme der Anzahl Sommerund Hitzetage (Grafik 7) sind weitere deutliche Zeichen des Klimawandels. Was in den 1970er- oder 1980er-Jahren ein sehr heisser Sommer war, ist heutzutage ein normaler, sprich ein durchschnittlicher Sommer. Selbst die kühlsten Sommer der letzten 25 Jahre liegen meist deutlich über dem langjährigen Durchschnitt der klimatologischen Normperiode 1961–1990. Die Temperatur der extremsten Sommer vor 1990 sind in den vergangenen 30 Jahren zur Normalität geworden. Noch nie zuvor in der langen Basler Klimareihe wurde eine derartige Häufung von Hitzesommern innert weniger Jahre beobachtet wie in den Jahren 2015 und 2017–2020 (Grafik 7). Diese liegt weit ausserhalb des bisherigen klimatischen Schwankungsbereichs in unseren Breiten und ist ein deutliches Signal für den fortschreitenden Klimawandel.10 Dies kann auch sehr eindrücklich anhand der Entwicklung der 30-jährigen Mittel der Sommertemperaturen gezeigt werden (Grafik 6). 1901–1930 betrug das sommerliche Temperaturmittel +17,2 Grad Celsius. In den nachfolgenden klimatologischen Normalperioden stiegen die Werte auf knapp +18 Grad Celsius. 1991–2020 erhöhte sich die sommerliche Durchschnittstemperatur auf hohe +19,4 Grad Celsius. Auch markante Hitzewellen kommen heutzutage in Riehen und der Region häufiger vor als noch vor 30 Jahren, nämlich im Mittel etwa alle 2–4 Jahre. Von einer ‹markanten Hitzewelle› wird gesprochen, wenn während mindestens 3–5 Tagen eine Tageshöchsttemperatur von 30 Grad Celsius (Grafik 7) oder mehr erreicht wird.11 Für die Gesundheit von besonderer Bedeutung ist nebst den häufigeren und längeren Hitzewellen die geringere Abkühlung in den Nächten und die grössere Anzahl schwüler Tage. Letztere beeinträchtigen das Wohlbefinden und die Schlafqualität erheblich. Die Zahl der Tropennächte mit Tiefstwerten von 20 Grad Celsius und höher haben in den letzten Jahren in der Region Basel, im Mittelland, Wallis und Tessin spürbar zugenommen. Die Zahl schwüler Tage hat sich in Riehen seit Beginn der 1990er-Jahre deutlich erhöht. Gab es in der Vergleichsperiode 1961–1990 im Durchschnitt 25 Tage pro Jahr mit grosser Schwülebelastung, so wurden in den Sommern seit 2000 regelmässig 30–35 solcher Tage registriert.

DIE NIEDERSCHLÄGE VERÄNDERN SICH
Die Zahl der Tage mit mindestens 0,1 Millimeter Niederschlag beläuft sich in Basel-Binningen im Jahresmittel der Normperiode 1961–1990 auf 167 Tage. Die jährliche Niederschlagssumme hat von durchschnittlich 778 Millimeter in dieser Referenzperiode auf 842 Millimeter in der Bezugsperiode 1981–2010 zugenommen. In Riehen und Umgebung liegen die Jahressummen in der Normperiode 1981–2010 zwischen 842 Millimeter in Riehen-Dorf, 933 Millimeter im Wenkenhof und 1005 Millimeter in Bettingen-St. Chrischona. Im Vergleich zur Situation vor 120 Jahren fällt heute in der Region Basel im Jahresmittel insgesamt knapp 10 Prozent mehr Niederschlag. Die Änderungen sind aber (noch) nicht statistisch signifkant (Grafik 8). Die Beobachtungen zeigen jedoch einen deutlichen Trend hin zu einer jahreszeitlichen Verschiebung mit bis zu 20 Prozent höheren Niederschlagsmengen im Winter sowie einer Zunahme der intensiven Winterniederschläge um fast 50 Prozent.12 Die Zunahme der winterlichen Niederschlagsmenge ist eine Folge der höheren Wintertemperaturen. Denn wärmere Luftmassen können mehr Wasserdampf aufnehmen. In warmen Wintern bringen Tiefdruckgebiete milde Atlantikluft aus Westen und Südwesten nach Mitteleuropa. Diese enthält viel Wasserdampf und bringt ausgiebige Regenfälle. Je wärmer die Winter also werden, desto feuchter sind sie tendenziell. In Sommer und Herbst hingegen ist für die Region Basel bislang weder in der Gesamtniederschlagsmenge noch in Intensität und Häufigkeit von Starkniederschlägen ein signifikanter Trend erkennbar, obwohl die letzten Jahre auch in Riehen von teilweise grosser Sommertrockenheit geprägt waren. Längere Perioden grosser Trockenheit im Sommer und Herbst dürften aber in Zukunft mit dem weiter fortschreitenden Klimawandel deutlich zunehmen.

WAS BRINGT DIE ZUKUNFT?
Das Klima in Riehen hat sich also in den letzten Jahren und Jahrzehnten deutlich gewandelt. Die klimatische Situation in der Schweiz war in den vergangenen Jahren teilweise ausserordentlich im langjährigen Vergleich und hat vielfach zu Problemen geführt, auch in der Region Basel. Der Sommer 2018 beispielsweise war bezüglich Hitze und Trockenheit ein Rekordsommer, wenn man die jüngere Vergangenheit betrachtet.13 Das Sommerhalbjahr 2018 (April bis September) war schweizweit das wärmste seit Beginn der Messreihe 1864 und es fielen nur 69 Prozent der normalen Niederschlagsmenge. Die Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft waren vielfältig und betrafen alle Regionen der Schweiz und alle Sektoren: vom Gesundheitswesen über den Tourismus, die Fischerei und Waldwirtschaft (siehe Beitrag ‹Wald im Klimawandel›) bis zum Gütertransport. Die Rheinschifffahrt musste aufgrund der tiefen Wasserstände reduziert und der Güterverkehr auf Alternativrouten verlagert werden.14 In Zukunft könnten solche Verhältnisse zur Norm oder sogar deutlich übertroffen werden, wenn man sie mit Projektionen der zukünftigen Klimaentwicklung bis Ende des 21. Jahrhunderts vergleicht. Die aktuellen Klimaszenarien des Bundes zeigen eine Fortsetzung der bisherigen Entwicklung bei weiter steigenden Treibhausgasemissionen. 15 Trockenere Sommer, mehr Hitzetage, heftigere Niederschläge (siehe Beitrag ‹Unterwegs zum Masterplan Hochwasserschutz›) und schneeärmere Winter sind die absehbaren Folgen in der Schweiz. Für die Region Basel und Riehen hätte dies teils markante Folgen. Steigen zum Beispiel die Temperaturen im gleichen Tempo wie zuletzt, dann werden bis 2050 in den Niederungen der Region die Schneedeckentage um weitere 80 Prozent gegenüber heute abnehmen. Gemäss Modellrechnungen des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos16 wird es in den tiefen Lagen der Region Basel und des Mittellands nur noch ein paar wenige Tage mit Schnee pro Saison geben und immer mehr Winter werden ganz ohne Schneedecke bleiben. Häufigkeit, Intensität sowie Dauer markanter Hitzewellen werden zunehmen.17 Sommer, die heute als extrem heiss gelten wie derjenige von 2003, werden bis 2100 der Normalfall sein. Entsprechend werden dann einzelne Ausreisser-Sommer noch extremer ausfallen.18 Zudem muss im Sommer trotz insgesamt abnehmender Gesamtniederschlagsmengen mit einer deutlichen Zunahme der Häufigkeit als auch der Intensität von Starkniederschlägen gerechnet werden – mit entsprechendem Schadenpotenzial. Zwar liessen sich rund zwei Drittel der klimatischen Veränderungen bis Ende des 21. Jahrhunderts durch konsequenten globalen Klimaschutz und die Reduktion der Treibhausgasemissionen vermeiden (Grafik 9). In jedem Fall müssen wir uns jedoch auf das Unvermeidbare einstellen und uns an den Klimawandel anpassen.

1 Intergovernmental Panel on Climate Change
(IPCC): Summary for Policymakers 2018, in:
IPCC (Hg.): Global Warming of 1.5 °C. An IPCC
Special Report on the impacts of global
warming of 1.5 °C above pre-industrial levels
and related global greenhouse gas emission
pathways, in the context of strengthening the
global response to the threat of climate change,
sustainable development, and efforts to
eradicate poverty, Cambridge, UK / New York,
USA (im Druck).

2 Akademien der Wissenschaften Schweiz (Hg.):
Brennpunkt Klima Schweiz. Grundlagen, Folgen
und Perspektiven, Bern 2016; Bundesamt für
Umwelt (BAFU) et al.: Hitze und Trockenheit im
Sommer 2018. Auswirkungen auf Mensch und
Umwelt, Bern 2019. Umwelt-Zustand Nr. 1909,
S. 91ff.; Gian-Kasper Plattner, Andreas M.
Fischer, Niklaus E. Zimmermann: Klimawandel
in der Schweiz – eine Realität, in: Praktischer
Umweltschutz Schweiz Pusch (Hg.): Thema
Umwelt 2 (2020), S. 6f.

3 MeteoSchweiz: Klimabulletin Winter
2019/2020, Zürich 2020.

4 National Centre for Climate Services (NCCS)
(Hg.): CH2018 – Klimaszenarien für die
Schweiz, Zürich 2018, S. 24ff. Auskünfte zur
Schweiz von Andreas M. Fischer, MeteoSchweiz,
Sommer 2020.

5 ‹Wetter› beschreibt den physikalischen Zustand
der Atmosphäre zu einem bestimmten
Zeitpunkt an einem bestimmten Ort.
Niederschläge wie Regen und Schnee sowie
Sonnenschein zählen zu den Wetterelementen.
Ausserdem beschreiben auch messbare
Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchte,
Luftdruck und Windstärke den Begriff ‹Wetter›.
‹Klima› dagegen beschreibt die Statistik des
Wetters über einen Zeitraum, der lang genug
ist, um diese statistischen Eigenschaften auch
bestimmen zu können. Zur Beschreibung des
Klimas wird in der Regel eine Zeitspanne von
30 Jahren als Bezugszeitraum herangezogen.

6 Mündliche Mitteilung von Max Baumann,
Meteorologische Station Basel-Binningen, Juni
2020.

7 Als ‹Strengwinter› gelten in der Regel Winter
mit einer Mitteltemperatur von rund 2 und
mehr Grad Celsius unter dem langjährigen
Mittel.

8 Yutian Wu et al.: Changes in storm tracks and
energy transport in a warmer climate
simulated by the GFDL CM2.1 model, in:
Climate Dynamics 35 (2011), S. 53–72.

9 MeteoSchweiz: Frühlingsindex,
www.meteoschweiz.admin.ch/home/klima/
klimawandel-schweiz/vegetationsentwicklung/
fruehlingsindex.html, Zugriff: 19.08.2020.

10 Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie
(MeteoSchweiz), Deutscher Wetterdienst (DWD),
Österreichische Zentralanstalt für Meteorologie
und Geodynamik (ZAMG): Aus extrem wurde
normal: Sommer in Deutschland, der Schweiz
und Österreich immer heisser, gemeinsame
Medienmitteilung 02.07.2020.

11 Es existieren verschiedene Definitionen einer
Hitzewelle. Zu ihrer Bestimmung wird jedoch
genau genommen nicht nur die Temperatur
verwendet, sondern ein sogenannter
‹Hitzeindex›, der aus der Kombination von
Lufttemperatur und Feuchtigkeit berechnet
wird. Von einer Hitzewelle wird gesprochen,
wenn dieser Hitzeindex für 3 oder 5 Tage einen
bestimmten Schwellenwert überschreitet.

12 Daniel Hernández Rodríguez und Eberhard
Parlow: Die Änderung der winterlichen
Niederschläge von Basel. Untersuchungen der
Basler Klimareihe 1901–2007, in: Regio
Basiliensis. Basler Zeitschrift für Geographie 1
(2009), S. 43–51.

13 MeteoSchweiz: Hitze und Trockenheit im
Sommerhalbjahr 2018 – eine klimatologische
Übersicht. Fachbericht MeteoSchweiz 272,
Zürich 2018, S. 38ff.

14 BAFU 2019, S. 91ff.

15 NCCS 2018, S. 24ff.

16 Institut der Eidgenössischen Forschungsanstalt
für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).

17 José L. Lozán et al. (Hg.): Warnsignal Klima:
Extremereignisse – wissenschaftliche Fakten,
Hamburg 2018, S. 384ff.

18 NCCS 2018, S. 24ff.

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