Die Epitaphe der Dorfkirche St Martin zu Riehen
Michael Raith
Gottesdienstteilnehmende und andere Dorfkirchenbesuehende, Kulturtouristen, Neugierige und Interessierte aller Art fragen immer wieder nach Sinn und Bedeutung der sich vor allem im Chor des alten Riehener Gotteshauses befindenden bunten Tafeln.
Riehen ist reich an historischen Kleindenkmälern. Zu ihnen gehören Landes- und Gemeindegrenzsteine, Ruhstühle, Grabsteine, Wappenschilde, Gedenktafeln, Gütersteine, Glocken mit ihren Texten, Wegkreuze, In- und Aufschriften sowie die Epitaphe in der alten Dorfkirche St. Martin. Sie enthält zwar wie andere Gotteshäuser der alten Landschaft Basel einige derartige Kleinarchitekturwerke, in Bezug auf Häufigkeit und Ausstattung halten diese aber einen Vergleich mit den Kirchen der Stadt Basel - in denen über 800 Gedenksteine hängen - nicht aus.
Das griechische Wort Epitâph[os] (êmtâcpoç = zum Begräbnis gehörig, lateinisch = Epitaphium, davon dann der auch mögliche deutsche Plural Epitaphien) bezeichnet seit dem 14. Jahrhundert das an Mauern oder Pfeilern einer Kirche aufgestellte Gedächtnismal für einen Verstorbenen. Obwohl das in der Regel kein eigentlicher Grabstein war, da die Bestattung anderswo erfolgte, erschien es ursprünglich in der Form einer Grabplatte. Die sonst oft anzutreffende Porträtfigur des Verstorbenen fehlt meist im tendenziell bilderfeindlichen Calvinismus, also auch in Riehen.
Im Barock stattete man die Epitaphe besonders reich aus, um dann im Klassizismus zu antiken Grabstelen nachgebildeten Inschriften ohne figürlichen Schmuck zurückzukehren. Die in humanistischer Tradition im 16. und 17. Jahrhundert noch oft in manchmal von griechischen und hebräischen oder deutschen Einschiiben unterbrochenem Latein gehaltenen Inschrifttexte folgen bestimmten Standards, weswegen sie häufig ähnlichkeiten aufweisen. Mitte des 19. Jahrhunderts kam auch in Basel und Umgebung der Brauch des Setzens von Epitaphen zum Erliegen.
Der Artikel beschränkt sich auf Riehen, die Dorfkirche (ohne deren neben den Epitaphen angebrachten In- und Aufschriften) und eine rein historische Interpretation. Zur kunstgeschichtlichen Einreihung diene lediglich der Hinweis, dass bis auf die klassizistischen Gedenktafeln von Bischoff, Frey und Rapp alle erhaltenen andern mehr oder weniger barock geprägt sind. Epitaphe erhielten vor allem Gemeindepfarrer und weitere vornehme Stadtbürger, für die Riehener musste bis 1827 der Raum hinter der Kirche, der «Kilchhof», genügen.
Heute befinden sich noch neun von insgesamt 15 Epitaphe in der Dorfkirche. Zwei hängen an der Ostmauer zur Baselstrasse und sieben von Westen (links) nach Osten (rechts) im Chor.
Die verlorenen Epitaphe
Der aus einer Veltliner Refugiantenfamilie stammende und in Zuoz im Engadin geborene Johannes Tonjola (1634-1700) wirkte seit 1656 als Pfarrer der italienischen Gemeinde in Basel. Aus seiner Feder erschien 1661 ein Buch mit dem Titel «Basileasepulta retecta continuata...» (lateinisch = das begrabene Basel aufgedeckt und fortgeführt; HBSL VII, S. 18). Darin fand auch die Riehener Dorfkirche Erwähnung (S. 347-349). Sechs der von Tonjola erwähnten und im Kirchenchor liegenden Epitaphe fielen wohl der Kirchenerweiterung zum Opfer. Es waren dies in zeitlicher Reihenfolge:
Johann Heinrich Knäblin (1531-1582), «qui in hac ecclesia, sana doctrina, consolator et admonitor» (= der in dieser Kirche mit gesunder Lehre als Mahner und Tröster) tätig gewesen ist. Knäblin - oder nach humanistischer Sitte gräzisiert und latinisiert Pädioneus (griechisch ttoclòiov, paidion = Kindlein, Knäblein) stammte aus einer von 1461 bis 1614 bezeugten Riehener Familie, war unter den Pfarrern von Riehen der einzige Ortsbürger: Knäblin, Schüler des Reformators Ambrosius Kettenacker (+1541), konnte sich dank dessen Stipendienstiftung 1547 in Basel immatrikulieren und setzte später seine Ausbildung in Leipzig und Heidelberg fort. Er wurde 1556 Pfarrer in Badenweiler und 1565 in Riehen, schuf Ordnung in der Gemeinde und legte 1568 das erste Taufbuch an. Er «sei ein guter Astronomus» und habe einem später Erstochenen den Todestag vorausgesagt. Seine Frau Anna Baur bzw. Bürin kam eventuell auch aus Riehen. (G[ottlieb] Linder: Johann Heinrich Knäblin von Riehen. Ein Lebensbild aus den Quellen dargestellt. Basel 1884; RGD S. 175.)
Hieronymus Gysin (1542-1591), «veraque manu vineam domini sui excoluit» (= hat mit beiden Händen den Weinberg seines Herrn sorgfältig bebaut), war Basler, wirkte von 1577 bis 1583 als Pfarrer in Maulburg und anschliessend bis zum seinem Tod als Nachfolger Knäblins in Riehen (RGD S. 175).
für Katharina von Offenburg (1607-1608), die als Tochter des seit 1597 erwähnten Junkers Werner (t 1525/6) aus einem von 1393 bis 1659 blühenden Basler Geschlecht und dessen Frau Elisabeth von Mülinen im lutherischen Lörrach geboren und in Riehen reformiert getauft wurde, 1608 starb und in Riehen ihr Begräbnis erhielt (Iselin S. 138).
für Maria Battier (1610-1629), eine «ehren- und tugendreiche Jungfraw»; welche die Tochter von Daniel Battier (1575-1625) und der Lucia geborenen Elbs (1584-1646) war. Der einem 1569 aus Lyon in Basel eingebürgerten Refugiantengeschlecht entstammende Seidenhändler Battier erbaute den Glögglihof. Die Elbs aus äugst wurden 1553 Basler: Daniel Elbs (1633-1721), Sohn eines Cousins der Lucia, erbaute 1694/5 das nach ihm benannte Landgut an der Rössligasse (heute Musikschule). Der Stein «von M. Battier ist neuerlich bei einem Hausumbau wieder aufgefunden und hernach in ihrem einstigen Wohnhaus eingesetzt worden» (L[udwig] E[mil] Iselin: Die Pfarrkirche in Riehen, in E[rnst] A[lfred] Stückelberg (Herausgeber): Basler Kirchen, 1. Bändchen, Basel 1917, S. 48).
Anna Iselin geborenen dAnnone (1571-1638), «zu Weil in der Herrschaft Rötelen», wo sie ein Landgut besass, «seliglich entschlaffen». Sie entstammte einer wohlhabenden 1564 aus Annone bei Mailand eingebürgerten - Familie, heiratete den damals reichsten Basler Johann Lukas (= Lux) Iselin (1567-1626), Kaufmann, Meister der Schmiedenzunft, Ratsherr, Diplomat, Oberschützenmeister der Feuerschützen, Besitzer der von Hans Holbein dem Jüngeren gemalten Madonna des Bürgermeisters Jakob Meyer zu Hasen (HBLS IV, S. 363). Sie starb im lutherischen Weil und wurde in Riehen reformiert beerdigt (Iselin S. 138f.).
Melchior Gugger (1594-1650), der in Läufelfingen als Sohn des Ortspfarrers zur Welt kam, die Verwaltungslaufbahn ergriff, 1627 als Zunftmeister zu Spinnwettern Ratsherr und 1635 als Nachfolger Wettsteins Landvogt von Riehen wurde und 1645 auch noch zum Deputaten aufstieg. «Als ... Melchior Gugger in Johann Rudolf Wettsteins... Behausung zu Riehen sich mit anderen guten Freunden mit essen und trinken, doch gebürlich und mässiglichen, erlustiget und jetzt den Abschied genommen, fallt er uff der Stägen riickerlingen hinder sich, dass er gleich todt blieben. Ist in Riehen begraben» (RJ 1990, S. 35).
Literatur (soweit nicht sonst genannt): Peter Buxtorf: Die lateinischen Grabschriften in der Stadt Basel, Basel 1940 Basilea reformata 2002, Basel/Liestal 2002 Hans Rudolf Christen: Die Epitaphe in der Dorfkirche, in «Dr Güggel» (Zs.), Riehen, Februar 1998 HBLS = Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Neuenburg 1921-1934 HL = Historisches Lexikon der Schweiz, Basel 2001 ff.
Iselin = L[udwig] Emil Iselin, Geschichte des Dorfes Riehen, Basel 1923 Die Kirche von Riehen, Riehen 1942 Matrikel der Universität Basel, Basel 1951-1980 RGD = Riehen Geschichte eines Dorfes, Riehen 1972 RJ = z'Rieche. Ein heimatliches Jahrbuch, Riehen 1961 ff.
Für Beratung und Hilfe bei den übersetzungen aus dem Lateinischen bedanke ich mich herzlich bei meinen früheren Lateinlehrern Johannes Baumgartner (Basilea sepulta) und Dr. Werner Rihm (Juvalta).
Epitaph für Johannes Müller
Hiehar hat die Christliehe Gmein Begraben Neben Seins Weibs gbein Jhr Seelen-hirten Lebens satt, Der sie trewlich geweidet hat, Herr M. Johann Müller frorn Der das heilig Evangeliüm Allhie zü Riehen aüff dem Land, Dahin er brüfft ward vnd gesand, Verkündet hat mit ernst vnd fleiß Jns viertzigst Jahr zü Gottes Breis, Vnd zü der Menschen säligkeit, Deßhalben Jhm Jetzt ist bereit Aüffgsetzt die Krön der Grechtigkeit, Von vnserem Herren Jesü Christ, Dem er gedient zu aller frist: Vnd Jhm sein Seel in seine händ Befohlen biß ins letste end Der sie auch endlich aüffgenommen, Da er aüffs siebentzgst Jahr ist kommen.
1631. 20 Julij. 0
ew = eu M = Magister v = u V = U
0 griechisch = 0(ôvatoç], thànathos = Tod
Es bestehen geringe Differenzen zwischen der Originalinschrift und dem von Tonjola wiedergegebenen Text, woraus geschlossen werden kann, dass man sich auf letzteren nicht ganz verlassen kann.
Grabstein (Text nach Tonjola): «Hier ruhet in Gott/der Ehrwürdig und Wohlgelehrt Herr Johannes Müller/gewesener VII. Reformierter Pfarherr zu Riechen/welcher bey 40. Jahren dieser Christlichen Gemein mit gesunder Lehr und Gottse= ligein Leben nihmlich vorgestanden/hat seine liebe Hausfraw Salome Mertzin/bey welcher er 36. Jahr friedlich gelebt/vnd 12. Kinder er= zeuget/Anno 1629, den 24. Jan. vorhin gesendet/vnd ist er Anno 1631, den 20. Junii durch einen seligen Abscheid in die ewige Ruhe nachgefolget/in dem 70. Jahr seines alters/erwartend allhier beede der freudigen aufferstendnuß des Leibs.»
Pfarherr = Pfarrer; bei. Hausfraw = Hausfrau; Mertzin = weibliche Form von Mer[t]z; vnd = und; Junii, lateinisch = Juni; Abscheid = Abschied/Abscheiden; beede = beide; aufferstendnuß = Auferstehung.
Kommentar: Johannes Eusebius Müller - oder nach humanistischer Manier latinisiert Molitor[is] - wurde 1561 geboren. Als seine Heimat gab man Basel an. Ein passender Taufeintrag liess sich allerdings nicht finden. Vielleicht war er Sohn einer der weit über ein Dutzend zwischen 1561 und 1580, dem Jahr seines Studienbeginns an der Universität Basel, eingebürgerten Träger des Familiennamens Müller. Er schloss seine Ausbildung 1588 mit der Promotion zum Magister [= M.] ab.
Im Jahr 1591 wurde er zum nach der Reformation siebten Pfarrer von Riehen gewählt, was die materielle Voraussetzung für eine Ehe schuf. Und so heiratete er 1592 Salome Merz (geb. 1572), die Tochter des aus Auggen im Markgräflerland stammenden und in Basel sowie auf der Landschaft wirkenden Schulmeisters und Pfarrers Eusebius Merz (1548-1616). Dessen Frau Apollonia (1548-1611) gehörte der berühmten Familie Ryff an, ihr Grossvater Andreas Ryff fungierte von 1516 bis 1522/3 als Schaffner des Klosters Wettingen in Riehen. Elf Kinder der Pfarrfrau Salome Müller-Merz wurden von 1593 bis 1615 zur Taufe gebracht. Ihr Mann, der Pfarrer, muss beliebt oder reich oder beides gewesen sein, übernahm er doch allein in Riehen 88 Mal eine Taufpatenschaft, was ihn wohl jedes Mal einen Göttibatzen kostete.
Die Tochter Salomea Müller (1605-1671) vermählte sich mit dem gut situierten Witwer und Metzger Claus Fischer (1591-1632/3) aus Riehen: Vermutlich hatte der Reichtum die Unebenbürtigkeit gemildert. Weil der Mann bald starb, wurden den Eheleuten Fischer-Müller nur zwei Kinder geschenkt. Trotzdem stammen von ihnen viele Angehörige alter Riehener Familien ab, was vermutlich erklärt, warum das Epitaph nicht der Kirchenerweiterung von 1693/4 zum Opfer fiel. Darunter befinden sich solche, die bis heute an den Gottesdiensten teilnehmen. Die Helmzier zeigt als Embleme der Zeit und des Sterbens eine Sanduhr und einen Totenschädel sowie das Allianzwappen Müller-Merz. Seelenhirte: vgl. Epheser 4,11. Treulich weiden: vgl. Johannes 21,15f. Krone der Gerechtigkeit: vgl. 2. Timotheus 4,8 (RGD S. 175-177).
Epitaph für Johann Rudolf Rapp
HIER RUHET IN GOTT DER ERWURD.U.WOHLGELERT HERR M. IOH:RUDOLF RAPP GEWESENER TREUEIFRIGERPFARER DIESER CHRISTLICHEN GEMEINE GEB: DEN 25. FEB. 1727. PFARRER DIESER GEMEIN DEN 28. OCTOB. 1767 STARB DEN 19. SEPT. 1794 SEINE HINTERLASSENE WITTIB UND 4. KINDER HABEN AUS ACHTUNGU. LIEBE IHME DIESES DENCKMAL GESTIEFTET.
M. = Magister Wittib m Witwe ihme = ihm; ihme ist ein alter Dativ
Kommentar: Johann Rudolf Rapp kam 1727 als Sohn des Goldschmieds Franz Rudolf Rapp (1680-1728) und der Maria Magdalena geborenen Serin (Lebensdaten unbekannt) zur Welt.
Er wurde wegen des frühen Todes des Vaters und einer Gemütskrankheit der Mutter auswärts erzogen. Seit 1735 besuchte er das Gymnasium und seit 1744 die Universität zu Basel. Nach dem Studienabschluss 1752 wirkte er als Lehrer, zuerst im Baselbiet, dann in Mutten und zuletzt im Gymnasium am Münsterplatz, wo er sich 1757 einmal mit seinem Rektor prügelte. Trotzdem wählte man ihn zehn Jahre später zum Pfarrer von Riehen. Er starb in diesem Amt am 19. September 1794 (RGD S. 183f., RJ 1982 S. 28f„ RJ 1989 S. 34, 36, Leichenrede 22. September 1794).
Johann Rudolf Rapp hatte 1756 Anna Barbara Hosch (1736-1807) geheiratet. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, von denen zum Zeitpunkt des Todes des Vaters vier noch lebten. Vom 1770 geborenen Johann Jakob berichtet das Sterberegister unter dem 9. April 1771: «Johann Jakob Rapp fdiolus [= Söhnlein von] M. Joh. Rud. Rapp, dermalen Pfarrers... ligt hinter dem Altar unter einem Steinlein mit I I R bezeichnet.» Dieses «Steinlein» ist heute nicht mehr vorhanden.
Die vier überlebenden Kinder waren: Maria Chrischona Rapp (1757-1796), verehelicht mit Johann Franz Boyenstein (1756-1837), Pfarrer zu Langenbruck. Unter ihren Nachkommen befanden sich die Apotheker Gustav Albrecht Moilliet (1865-1941), wohnhaft am Wenkenhaldenweg 15 in Riehen, und dessen Sohn Georges Albrecht-Vischer (1902-1987), Besitzer von Hebels Geburtshaus am Totentanz 2 in Basel und Bearbeiter eines im Basler Staatsarchiv aufbewahrten Albums zur Familiengeschichte Rapp. Dann die ledigen Bankiers Johannes Rapp (1760-1834) zu London und Johann Ulrich Rapp (1772-1829) zu Hamburg: Sie errichteten 1822 beziehungsweise 1828 die noch heute bestehende und von der Bürgergemeinde Riehen verwaltete Rappstiftung für arme Alte. Schliesslich wurde Johann Rudolf Rapp (1765-1816), nachdem er in Binningen gewirkt hatte, dritter Nachfolger seines Vaters als Pfarrer zu Riehen. Sein tragisches Ende durch Suizid erschütterte die Gemeinde (RGD S. 185f.).
Von diesem Sohn, dem ein ehrliches Begräbnis ohnehin verweigert wurde, abgesehen, starb keiner seiner Nachfolger mehr im Amt. Christoph Stähelin (1804-1875), Pfarrer in Riehen seit 1851, fand seine letzte Ruhestätte in einem Ehrengrab im Gottesacker an der Mohrhalde.
Die uralte Grablege um die Kirche, der erwähnte «Kilchhof», enthält noch heute einzelne Grabinschriften (RJ 1971, S. 44-46). Nachdem er wegen überfüllung halle geschlossen werden müssen, bestattete man die Toten auf in Riehen und Bettingen noch heute so genannten «Gottesäckern», d.h. auf freiem und vom Kirchengebäude entferntem Held, so an der Mohrhalde (1827), im Silberberg Bettingen (1881) und im Grienboden (1898). Der Kanton Basel-Stadt legte auf Riehener Gebiet mit dem Zentralfriedhof am Hörnli (1932) die grösste derartige Einrichtung der Schweiz an. In allen diesen «Totengärten» befinden sich bemerkenswerte Kleindenkmäler.
Epitaph für Fortunatus von Juvalta
C[hristo] S[acrum]
c • s FORTVNATVS A ìUVALTIS NOiBiLiS RFLïTVS LOCi AMCENìT LVSTRAND-CAUSA PERVISAMTRANSITQU7ERENS INCLEMENTIUNDA EQVOD1SCVSSVS OCCUMBIT SPIRITVMCREATORì CORPUS CONTERRANEìS HVMAND TRADIT MATER MOESTISSIMA BARBARA IECKLINA A REALTA FILiO VNìCO SOLATìO SOLO ORBATA MON-HOC CLPOS B. AN XIX-VI MEN 0 1673 OCTOBXXVI
= loci amoeniter lustrandi causa = per Visam [= der Fluss Wiese] transitum = inclementi unda = equo discussus = spiritum creatori = humandum = maestissima
= monumentum hoc cum lacrimis posuit = B„ griechisch, B[ioc], Bios = Leben bzw. lateinisch vixit = er hat gelebt; men = menses; 0 = griechisch ©[ùvutoç], thànatos = Tod übersetzung des lateinischen Textes: Christus geweiht.
Fortunat(us) von Juvalta, ein Adliger aus Graubünden, als er, um auf angenehme Weise die Gegend zu erkunden, einen Weg durch die Wiese suchte, fand, durch die Unbarmherzigkeit einer Welle vom Pferd geworfen, den Tod. Den Geist dem Schöpfer, den Körper den Umwohnenden zur Beerdigung übergibt die äusserst betrübte Mutter Barbara Jecklin von Realta, des einzigen Sohns und alleinigen Trostes beraubt. Sie hat dieses Monument unter Tränen gesetzt. Er lebte 19 Jahre 6 Monate und starb den 26. Oktober 1673.
(Teile des Textes wirken poetisch, trotzdem liegen nicht Verse, sondern Prosasätze vor. [Unvollständige] übersetzung bei G[ottlieb] Linder: Geschichte der Kirchgemeinde Riehen-Bettingen, Basel 1884, S. 177.) Kommentar: Das seit 1149 bezeugte bündnerische Uradelsgeschlecht der Juvalta besass seine heute zerfallenen Stammburgen Hochund Innerjuvalt bei Rothenbrunnen (rätoromanisch = Giuvaulta) im Domleschg. Vor 1350 zog die Familie ins Engadin nach Zuoz. Die Brüder mit den in der Familie häufigen Vornamen Fortunat (1567-1654) und Wolfgang (1570-1622) gründeten zwei Familienstämme: Der jüngere blüht noch in Bergün und Italien. Basel kannten junge Sippenangehörige als Studienort. Fortunat von Juvalta (ca. 1600- nach 1662), Sohn des gleichnamigen Vaters, besass ein Lehen des Bischofs von Chur in Glums (= Glorenza) im Südtirol und wirkte als dessen Landvogt auf Schloss Fürstenau im Domleschg. Seine Frau Barbara Jecklin von Hohenrealta (1624-1682) gehörte einem ebenfalls in Zuoz beheimateten und inzwischen ausgestorbenen Engadiner Zweig dieser ursprünglich auch wieder aus dem Domleschg stammenden und dort um 1380 erstmals bezeugten bündnerischen Adelsfamilie walserischen Ursprungs (Jecklin = kleiner Jakob) an. Den sich auf eine abgegangene Burg in der Gemeinde Cazis am Heinzenberg beziehende Zusatz «von und zu Hohen Realt» verlieh der römisch-deutsche Kaiser Ferdinand I. im Jahr 1563. Das Epitaph trägt das Familienwappen der Juvalta, nämlich einen goldenen sechseckigen Stern in Rot - richtig wäre Blau - und einen kaum mehr sichtbaren - roten Adler in Gold.
Fortunat von Juvalta wurde 1654 wohl in Fürstenau geboren und ertrank am 26. Oktober 1673 in Riehen. Student in Basel war er nicht. Die gefürchteten Hochwasser der Wiese rissen einen erstmals 1432 bezeugten Steg immer wieder weg und zwangen zur Benutzung von Furten. Der Ast Fortunats erlosch mit der Nachkommenschaft seines Halbbruders Otto (1636-1726) nach 1859. (Schweizerisches Geschlechterbuch VII, Zürich 1943, S. 307-311.)
Bauinschrift oder Deputatentafel von 1694
VERBUM MANET DOMI IN AETER NI NUM Under Herren Niclaus Weiß Herren Daniel Falckhner;
Herren Johan Werner Hüber der Rähten, Herren Hans Jacob Fesch der Rechten DOCTOR und Stattschreiber,als wohl verordneten DEPUTATEN über Kirchen und Schülen zü Statt und Land Basell Hr: Hans Jacob Merian des Raths und Obervogt allhie: Herrn MAGISTRO BONIFACIO Bürckhart Pfare: ren dieser Gemein, ist diese Kirchen sampt dem Chor umb den drittentheil erweiteret umb Vier werckschüh erhöchet, mit mehreren Fensteren gezieret, mit newen Mann Und Weiber Stielen vermehret, der Lett ner umb ein nainhafftes vergrößeret,wie aüch zü Lobpreisüng Gottes mit einer Orgel versehen, und hiemit alles durch aüß erneweret worden in dem Jahr Christi Taüsent sechshundert Neüntzig und vier.
Under = unter; Herren = Herrn (alter Dativ); Hr. = Herr; Stattschreiber = Stadtschreiber; Deputat(en), lateinisch = zuständig für. konkret die seit der Reformation (1529) und bis 1833 aus drei Ratsmitgliedern und dem Stadtschreiber bestehende und für Kirchen, Schulen, Universität und Arme zuständige Instanz des alten Basel; allhie = hier; Pfareren = Pfarrer; Gemein = Gemeinde; sampt = samt; umb = um; umb den drittentheil erweiteret = um einen Drittel erweitert; vier werckschüh = Werkschuhe = Werkfüsse, altes Mass, Fuss entspricht 29 bis 30 Zentimetern; erhöchet = erhöht; newen = neuen; Mann- und Weiberstielen = Männer- und Frauenstühle; newen = neuenerneweret = erneueret; Lettner (hier) = Höhendifferenz zwischen Schiff und Chor mit einer Orgel versehen = mit einer neuen Orgel versehen.
Kommentar: Der Staat als Bauherr setzte sich in der Dorfkirche mit der Deputatentafel ein prächtiges Denkmal. Es zeigt an der höchsten Stelle ein umranktes Oval, in dem sich ein nach rechts orientierter Baselstab befindet, unübersehbar darauf hinweisend, wem hier das letzte Wort zustand.
Da die Zahl der Gottesdienstbesuchenden enorm gestiegen war und sie sich sogar im Winter «vor den Thüren behelfen» mussten, hatte man die Kirche vergrössert (RGD S. 179, 233f., 238). Unter dem Baselstab folgen ebenfalls umrankte Teile mit Bild und Text. Als Emblem der Deputaten erscheint das Siegel des Rektors der Universität Basel mit einer Hand auf einem als Symbol der Wissenschaft offenen Buch, es enthält den Text «Verbum Domini manet in aeternum» = Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit, nach Jesaja 40,8. Die Dorfkirche kannte eine noch um 1900 eingehaltene und komplizierte Sitzordnung: Man sass nach Geschlechtern, Generationen, Stand, Rang und Herkunft getrennt.
Die Deputatentafel als grösster Gedenkstein misst 248 cm Länge und 116cm Breite über alles, es folgen: Bischoff (195cm x 113cm), Müller (180cm x 93cm), von Brun (180cm x 80cm), Burckhardt (165cm x 85cm), Schönauer (133cm x 86cm), Juvelta (130cm x 86cm), Rapp (94cm x 74cm) und Frey (95cm x 62cm).
Die im Text genannten Männer waren: Niclaus Weiss (1626-1706), lie. iur., des Rats und Geheimen Rats sowie Schultheiss des Stadtgerichts; Daniel Falkner (1646-1711), nach Aufenthalt in den Niederlanden Rechtskonsulent in seiner Vaterstadt; Hans Wernhard Huber (1619-1701), Meister zu Safran und des Rats; Hans Jacob Fäsch (1638-1706), Dr. iur. et phil., nach Aufenthalten in Bologna, Speyer und Heidelberg Rats- und Stadtschreiber; Johann Jacob Merian (1648-1724), Handelsmann, amtete von 1691 bis 1705 als Obervogt zu Riehen und wurde 1717 Bürgermeister zu Basel; von Pfarrer Bonifacius Burckhardt ist im Folgenden die Rede. Die Orgel von 1694 versah ihren Dienst bis 1887.
Epitaph für Bonifacius Burckhardt
Der Ehrwärdig ünd wohlgelehrte Herr M. BONIFACIUS BURCKARD Dòì: CHRìSTOPH: BURC-TRìB:PL: FIL- welcher als der zehende Pfah rer allhie, dieser Gemeind 23'/a Jahr mit heils: Lehr und gotts: Lebe Treulich fürgestanden, auch in frid sanier 26 jähriger Ehe, mit Fraw A-M-Stöckhlein, 4 Söhn, 6 Töchtern erzeugt, ünd davö ì Tochter vorhergesandt, ward aüf der Cantzell von eine Schlagflüß überfalle, ünd starb sel-2 Jahr hernach A° 1708, d 2 JUNü seines Alters 52 Jahr, 4 Monath.
M. = Magister; Dò[MIN]i CHRìSTOPH BURC[KARD] TRìB[UNUS] PL[EBIS] FìL[IUS], teilweise lateinisch = Herrn Christoph Burekhardts, des Oberstzunftmeisters, Sohn; zehende = zehnte; Pfahrer = Pfarrer; heils = heilsamer; gotts = gottseligem; überstrichener Vokal: es ist ein n dazuzufügen; sei. = selig; A° = Anno; lateinisch = im Jahre; JUNii, lateinisch = Juni.
Kommentar: ßonifacius Burckhardt (1656-1708) war ein Sohn des Oberstzunftmeisters Christoph Burckhardt (1631-1705) und der Judith Burckhardt-Burckhardt (1635-1679), also doppelt Angehöriger dieser mächtigen Bürgerfamilie, deren Wappen das Epitaph ziert. Schon 1670 bezog er die Universität, schloss 1677 seine Studien ab und unternahm anschliessend eine Bildungsreise nach Genf und Frankreich. Seine Berufung an die Gemeinde Riehen erfolgte 1684. Er votierte eifrig an den Sitzungen des Pfarrkapitels und beklagte sich etwa 1687: «Die Trunkenheit nehme ... sowohl bei Mann wie Weibspersohnen inmassen überhand, dass auch die Weiber am hellen Tag ganz trunkhen über die Gassen zu gehen sich nicht scheuen», was ihn aber 1690 nicht hinderte, das Geschenk eines Viertels Reben am Gstaltenrain anzunehmen. Während seiner Amtszeit erfolgte die Kirchenvergrösserung von 1693/4.
Wie das Epitaph vermeldet, erlitt er 1706 auf der Kanzel einen Schlaganfall, dem er zwei Jahre später erlag. Im Pfarrhaus gab es damals nur zwei heizbare Stuben. Burckhardt musste eine davon einem Vikar überlassen und hauste mit Frau und acht Kindern im gleichen Raum. Nach seinem Tod folgte ihm der äusserst verdiente Paulus Euler (1670-1745), Vater des Mathematikers Leonhard, nach. Ihm wurde merkwürdigerweise kein Epitaph gewidmet (RGD S. 179).
Bonifacius Burckhardt hatte 1683 die Pfarrerstochter Anna Margaretha Stöcklin (1660-1729) geheiratet. Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor, die Tochter Judith (1685-1702) starb vor dem Vater. Die Schar der Nachkommen geht ins Unermessliche. Es gehören viele Pfarrer auf der Landschaft Basel dazu. Ein Enkel hiess Johann Rudolf Burckhardt (1738-1820) und wirkte 54 Jahre lang an der Basler Peterskirche. Einer von dessen Enkeln war der Kulturhistoriker Jacob Burckhardt (1818-1897), zur weiteren Nachkommenschaft zählen der Theologe Karl Barth (1886-1968) und der Chefredaktor Albert Oeri (1875-1950). (Michael Raith: Pfarrer und andere Theologen, in ckdt. (Basel) Streiflichter auf Geschichte und Persönlichkeiten des Basler Geschlechts Burckhardt, Basel 1990, S.210-218.)
Epitaph für Jakob Heinrich Schönauer c. s.
Hier ruhet in GOTT Der Wolehrwürdige und Wolgelehrte HERR M. Jakob Heinrich Schönauer Ward Prediger zu Basel im Waisenhause im Jahre ì733; darauf Pfarrherr der deütsch:reform. Gemeinde zu Mariakirch 1738; Nachgehends Der christlichen Gemeinde zu Lausen im Jahre ì741; Und endlich
M. = Magister ward = wurde
Dieser christlichen Gemeinde zu Richen im. J. 1745; An diesen Orten Hat Er seinem Predigtamte getrcülich abgewartet Starb selig den 28 ten Herbstm 1767. seins A. 7l J: li in Dessen hinterlassene betrübte Wittib Elisabet Meyer hat Ihm dieses Denk: u: Grabmal setzen lassen.
Wittib = Witwe
C.S. = Christo Sacrum = Christus geweiht Kommentar: Johann Heinrich Schönauer (1695-1767) begann sein Studium 1709 an der Universität Basel und schloss es 1717 ab. Von 1721 bis 1724 unternahm er eine weite Bildungsreise durch Deutschland. Es folgten ein Vikariat im Schaffhausischen, ein Welschlandjahr und weitere Vikariate im Baselbiet. Seine erste eigentliche Pfarrstelle erhielt Schönauer 1733 am Waisenhaus Basel, die zweite im elsässischen Markirch (Ste-Marie-aux-Mines, Haut-Rhin), die dritte 1741 in Lausen und die vierte 1745 in Riehen.
Hier starb er an den Folgen eines Schlaganfalls am 28. Herbstmonat (= September) 1767. Schönauer ist mehr wegen seiner zeichnerischen Fähigkeiten, Immobiliengeschäfte, Streitigkeiten um Materielles, Hartherzigkeit und antipietistischer Polemik bekannt geworden als durch seine seelsorgerliche Tätigkeit als Riehener Pfarrer. Geheiratet hatte er 1738 die Pfarrerstochter Elisabeth Meyer zum Hirzen (1695-1773), die Ehe blieb kinderlos (RGD S. 182f„ RJ 1982, S. 21-25, RJ 1987 S. 82-87). Ein das SchönauerWappen haltender Engel bekrönt das Epitaph.
Epitaph für Samuel von Brunn
Der Ehrwürdig Vnd Wolgelehrt Herr M. Samuel Von Brun Nach Dem Er als Ein Getrewer Diener Jesu Christi dessen Gemeind Alliier Gegen 40 Jahren Mit Erbawlicher Lehr Vnd Gotseligem Laben Abgewartet, In Fridsamer Ehe Mit Fraw Helena Platnerin 34 Jahr Weniger3.m: Gelebt, Ein Söhnlein, Vnd Ein Töchter= Lein Vorhergesendet: Jst in dem Herren S. Entschlaffen Ano 1684, den 26. Jenner Seines Alters 78. Jahr Weniger 6. Wochen Seine Hinderlassene F. Wittib, Sohn Vnd 2 Töchteren Haben Ihm diß Eh= rengedächtnüs Hieher Setzen lassen
Es ist genug So nim nü Herr Meine
Seele. Ich bin nicht besser dan mei ne vät ter.
Vnd = und M. = Magister getrewer = getreuer Alhier = hier Erbawlicher = erbaulicher Fridsamer = friedsam; Fraw = frau Vnd = und S., wohl = sanft Entschlaffen = entschlafen F. = Frau; Wittib = Witwe Ehrengedächtnuss = Ehrengedächtnis nü = nun Nach einem Ausspruch des Propheten Elia: «Es ist genug, so nimm nun Herr, meine Seele; ich bin nicht besser denn meine Väter» (1. Könige 19,4b nach Luther).
Kommentar: Samuel von Brunn (1606-1684), Enkel eines Basler Bürgermeisters, studierte von 1622 bis nach 1627, wurde 1631 Pfarrer zu St. Jakob und 1635 in Riehen. Hier wirkte er 45 Jahre lang, am längsten von allen seinen Vorgängern und Nachfolgern. Ausharren scheint auch sonst seine starke Seite gewesen zu sein. Von Brunns Freundin Helena Bischoff (1612-1698) entschied sich, nicht ihn, sondern den Stadtarzt Felix Platter (1605-1675) zu heiraten. Und da von Brunn Helena Bischoff nicht bekam, versprach er, die erste Tochter der Mutter zu heiraten. Und als 1631 die Tochter Helena (+ 1708) geboren wurde, gelobte er an der Wiege, ihr «standhaft treu auszuwarten». Im Frühling 1650 führte er sie dann heim.
Dass die Ehe friedlich gewesen sei, steht wenigstens auf dem Epitaph. Zwei Kinder starben jung, zwei Töchter und der Sohn Samuel wurden erwachsen. Samuel junior (1660-1727) studierte Theologie, blieb in der Probepredigt stecken und trat aus Angst den Pfarrerberuf nicht an. Unter seinen Nachkommen befanden sich aber wieder tüchtige Kirchenmänner wie Nikiaus von Brunn (1766-1849), Mitgründer der Basler Mission, und sein Bruder Martin von Brunn (1776-1852), Pfarrer in Liestal und Kleinhüningen sowie Schwiegervater des Riehener Gemeindepräsidenten Nikiaus Löliger (1814-1899). Die den Gedenkstein krönende Helmzier mit Flügeln und Wappen von Brunn, ursprünglich rot und silbrig, wurde 1839 falsch übermalt, weil die oxydierte Silberfarbe schwarz geworden war (RGD S. 177f.).
Epitaph für Eleonora Elisabeth Bischoff geborene Burckhardt
Kommentar: Eleonora Elisabeth Burckhardt kam 1742 in Karlsruhe als Tochter eines Basler Pfarrers zur Welt. Sie heiratete 1761 den Tuchhändler Benedikt Bischoff (1732-1785) zum Salinen, wohnte in der St. Alban-Vorstadt in Basel und starb, vermutlich als Sie bei ihrem Sohn Benedikt an der Riehener Rössligasse die Sommerferien verbrachte, infolge eines Schlaganfalls am 10. Brachmonat (= Juni) 1801.
Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, in Riehen bekannt war der Bankier und Basler Stadtratspräsident Benedikt Bischoff-Frey (1769-1836), Besitzer des Elbs-Birrschen Landguts (Musikschule), und dessen Sohn Hieronymus Bischoff-Respinger (1795-1871), Bankier, Stadtratspräsident, Präsident des Komitees des Diakonissenhauses und Donator der Bischoffstiftung. Zu den Nachkommen aus der Ehe Bischoff-Burckhardt zählen etwa der Bergbahningenieur Gustav Bischoff Stähelin (1875-1941). In der erhaltenen Abdankungspredigt steht: «Wer sie gekannt hat der muss Ihr ... das Zeugniss einer rechtschaffenen, für das Wohl Ihrer Kinder sehr beschäftigten, Ihre Grosskinder herzlich liebenden Mutter, einer frommen Christin, einer wahren, getreuen Freundin, und einer thätigen Trösterin der Armen, geben. Vor nicht gar fünf Wochen begab sie sich hieher nach Riehen, um Jhrer Gesundheit zu pflegen, und die Ruhe ... zu gemessen» (Leichenrede 13. Juni 1801). Das Epitaph enthält als antikes Todessymbol eine leere Urne.
Epitaph für Jacob Christoph Frey
Dem Andenken Eines geliebten Vatters Herrn Jac. Christoff Frey Von Basel Starb seelig den 10. Aug 1806 Seines Alters 65 Jahr und 7 Monat. Gewiedmet Von seinen um Ihn trauernden Kindern.
Kommentar: Jacob Christoph Frey (1741-1806), Handelsmann und Seidenbandfabrikant, Mitglied des Grossen Rats, Besitzer des Elbs-Birrschen Landguts an der Rössligasse, Schwiegervater des oben erwähnten Benedikt Bischoff-Frey, war dreimal verheiratet, hatte aber nur aus seiner 1772 mit Dorothea Heusler (1743-1805) geschlossenen dritten Ehe Kinder. Er war also der zweite Grossvater des erwähnten Stifters Hieronymus Bischoff (RJ 1966 S. 30). Das Epitaph besteht aus einem schildförmigen Stein und hängt an einem Ring.
Der Handelsmann Abraham LeGrand (1710-1773), ebenfalls Landgutbesitzer an der Rössligasse und Onkel des Tagebuchschreibers Emanuel LeGrand, bedachte die Riehener Armenkasse und durfte sich dafür in der Dorfkirche bestatten lassen, erhielt aber kein Epitaph. Seinen Nachkommen wurde dieses Bestattungsrecht jedoch ausdrücklich untersagt (RJ 1971, S. 46). Für das zweitjüngste Epitaph von 1801 musste eine Bewilligung eingeholt werden. Und nach 1806 war dann definitiv Schluss. Ob es Sinn macht, die vorhandenen Epitaphe hängen zu lassen, kann diskutiert werden und es gäbe manches Argument dafür und dagegen. Da sie aber denkmalgeschützt sind, bleiben sie dort, wo sie sich nun einmal befinden. Und das ist alles in allem gut so.