Ein neues Schulhaus Im Moos

Paul Meyer

Manch neugieriger Riehener hat im Juni dieses Jahres im dritten Stock der Schweizerischen Mustermesse die beiden Hallen betreten, in denen die 88 Projekte des Wettbewerbs für den Schulhausneubau «Im Moos» ausgestellt waren. Anlaß zur Neugier gab es aus verschiedenen Gründen: der eine Besucher sah im Geiste schon seine Kinder Tag für Tag in diesem Schulgebäude sitzen, der andere wollte wissen, wie das städtebauliche Gesicht dieses Gebietes von Riehen aussehen wird, aber auch der Architekt, der Anwohner des Moostales und der Bürger in seiner Eigenschaft als Steuerzahler werden nicht gefehlt haben. Wir hoffen, daß sie alle mit dem Entscheid des Preisgerichtes zufrieden sind, das der Ansicht ist, das zur Ausführung bestimmte Projekt (Kennwort «Faubourg») der Architekten R. Winter, J. Trueb und R. Ellenrieder sei das architektonisch, städtebaulich und schulorganisatorisch beste der vielen wertvollen Vorschläge.

 

Riehens Bevölkerung wächst. Seit längerer Zeit schon ist die 20 000Einwohner-Grenze überschritten. Aufgabe der Schulbehörden ist es, vorausschauend zu planen und unserer Jugend die notwendigen Schulräume bereitzustellen.

 

Das Raumprogramm

auf Jahre hinaus zu berechnen für eine Wohngemeinschaft, die sich in starkem Wachstum befindet, ist schwierig; delikat vor allem deshalb, weil über die überbauung im nördlichen Teil unseres Dorfes noch wenig bekannt ist: das Stettenfeld ist einer Gesamtüberbauung (mit Hochhäusern) reserviert, das Gebiet östlich der Bahnlinie gegen die Waldzone wird vermutlich eher locker überbaut werden. Im gesamten sind wir auf Schätzungen angewiesen; eine genaue Erarbeitung des statistischen Zahlenmaterials ist erst vor kurzer Zeit durch

den Gemeinderat in Auftrag gegeben worden. Eindeutig erkennbar ist aber: Im südlichen Teil von Riehen stehen die Schulhäuser Niederholz (inkl. Pavillon) und Wasserstelzen mit 35 Primarklassenräumen zur Verfügung. Acht Klassen sind von den Sonderschulen belegt. Sämtliche Räume sind gegenwärtig besetzt. In Riehen-Nord und dem alten Dorfkern sind trotz des neuerstellten Pavillons am Steingrubenweg (mit vier Klassen) alle Räume im Erlensträßchen-Primarschulhaus ausgelastet. In der Mittelschule haben wir im Hebel-Schulhaus noch eine kleine Raumreserve, die jedoch mit der Einführung des obligatorischen 9. Schuljahres bald aufgebraucht sein wird. Das Burgstraße-Schulhaus kann keine weiteren Klassen mehr aufnehmen, die Sekundarabteilung im Erlensträßchen-Schulhaus wird im kommenden Frühjahr ebenfalls völlig besetzt sein.

 

Aus dieser stichwortartigen Zusammenstellung ist ersichtlich, daß eine weitere überbauung des Gebietes östlich der Bahnlinie — von der Bettingerstraße bis zur deutschen Grenze — unsere Schule raummäßig bald in einen Engpaß führen wird. Dies ist umso mehr zu befürchten, da die Schülerzahlen in der nördlichen Hälfte von Riehen in starkem Anwachsen begriffen sind, in Riehen-Süd (bei der gegenwärtigen überbauung) die Zahlen der Primarschüler konstant bleiben, was auf eine gewisse «überalterung» der dortigen Wohnbevölkerung zurückzuführen ist.

 

Das Raumprogramm für das Moos-Schulhaus, das mit 34 Klassen, zwei Turnhallen, einer Spielhalle, einem Lernschwimmbecken, einer Aula und den notwendigen Spezialräumen (Knaben- und MädchenHandarbeitszimmer, Schulküche, Bibliotheksraum etc.) für den Außenstehenden auf den ersten Blick überdimensioniert aussieht, teilt sich auf in 8 Primarklassen, 1 übergangsklasse, 12 Mittelschulklassen (Real/ Sekundär), 6 Werkklassen (3 davon in einer 2. Etappe vorgesehen) und 7 Sonderklassen. Betrachtet man die Raumzuteilung an die einzelnen Stufen genauer und denkt daran, daß das Schulhaus «Im Moos» auch noch einen Teil der Schülerschaft der Stettenfeld-überbauung auffangen muß, so ergibt sich eine sinnvolle Größenordnung. Die Werkklassen werden zentral für ganz Riehen zusammengefaßt, und der Sonderschule bietet sich die Möglichkeit, Riehener Kinder in unserem Dorf zu schulen, die jetzt noch in die Stadt fahren müssen.

 

Das Areal

zwischen Moos-Wäldchen und Rheintalweg/Artelweg liegt in der Grünzone und wird vorwiegend von ein- bis zweigeschossigen Ein- und Mehrfamilienhäusern umgeben sein. Den Architekten war die Aufgabe gestellt, die Anlage als Zentrum ihres zukünftigen Einzugsgebietes zu gestalten und der umliegenden, gleichförmigen Streubauweise einen gewissen Halt zu verleihen. Die Grünzone sollte nach Möglichkeit noch spürbar bleiben. Das Moos-Wäldchen durfte einbezogen werden, doch mußten der «Waldabstand» von mindestens 15 m, selbstverständlich auch die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzabstände und weitere baugesetzliche Vorschriften eingehalten werden. Auf dem Areal waren neben dem eigentlichen Schulhausbau noch Sportanlagen im Freien (ein Kleinfeld-Handball-Spielfeld, Leichtathletikanlagen mit einer 100-mLaufbahn, ein Trockenturnplatz) und Pausenplätze unterzubringen. Alles in allem galt es, auf der relativ kleinen Landparzelle eine schwierige Aufgabe zu lösen.

 

Das preisgekrönte Projekt

besticht durch seine Konzeption. Die verschiedenen Schulstufen sind in separate Baukörper verlegt, die aber doch zusammen einen Gesamtbau bilden. Die einzelnen Trakte umschließen ringförmig die Innenfläche, in deren Zentrum die Aula mit den Verpflegungsräumen liegt. Baumbestände spenden diesem Pausenhof Schatten und decken die Bauten gegeneinander ab. Der Schulbezirk grenzt sich burgähnlich von der Außenwelt ab. Die Schülergemeinschaft über alle Stufen und Schulen hinweg trifft sich bei gemeinsamen Anlässen im Innenhof, beim Milchtrinken oder in der Aula. Durch die ringförmige Konzentration der Bauten entsteht um die ganze Anlage eine zusammenhängende Grünzone. Diese stellt den erwünschten übergang zur lockeren Wohnbebauung dar, die durch die vorgeschlagene Anordnung der Schultrakte vom Lärm des Pausenbetriebs geschützt ist. Die Turnhallen und die darunterliegenden Spiel- und Schwimmhallen befinden sich am Rande des Areals, was für den außerschulischen Abendbetrieb günstig ist. Zwischen den Sport- und Schulbauten sind die Sportanlagen schön eingepaßt. Die öffnung zwischen Mittelschulbau und Werkklassen erlaubt vom Innenhof her nette Durchblicke auf das MoosWäldchen.

 

Die Schüler betreten die Gebäude vom Innenbezirk her durch gedeckte Pausenhallen. Die ringförmige Anlage mit der beidseitigen Belichtung aller Klassen- und Arbeitsräume ermöglicht den Verzicht auf eine starre Hausfront, wie wir sie bei verschiedenen Schulhäusern in unserm Kanton vorfinden. Die Architekten verstanden es, durch eine geschickte Anordnung der Treppenhäuser und Gänge eine für den Schulbetrieb sinnvolle und doch in den Raummassen sparsame Lösung zu finden. Schülermassierungen am Ende der Pausen werden in dieser Anlage vermieden. Alle Primarklassenzimmer verfügen über einen großzügig bemessenen Gruppenarbeitsraum. Die Aula ist räumlich überzeugend formuliert. Und doch liegt das Projekt mit rund 60 600 Kubikmetern umbautem Raum im Vergleich zu den übrigen Projekten beträchtlich unter dem Durchschnitt, und es dürfte sich mit der kombinierten Verwendung von konventionellen und vorfabrizierten Konstruktionsmitteln um eine wirtschaftliche Lösung handeln.

 

Natürlich wird noch einige Zeit vergehen, bis die detaillierten Planungsarbeiten abgeschlossen sind und dem Großen Rat ein Ratschlag zum Schulhausbau vorgelegt wird. Daß zusätzlicher Raum für unsere Schüler bereitgestellt werden muß, ist eingangs beschrieben worden. Hoffen wir, daß unsere Kinder bald das Schulhaus «Im Moos» beziehen dürfen — ein Schulhaus, in dem sie sich sicher wohl und frei fühlen werden.

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1968

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