Ein Sportverein für alle Bedürfnisse
Rolf Spriessler
Der Tennisclub Riehen erhielt den Sportpreis der Gemeinde Riehen für das Jahr 2021 vor allem wegen seiner erfolgreichen Nachwuchsarbeit der vergangenen Jahre, die mit dem Vizemeistertitel der Junioren U18 in der Schweizer Mannschaftsmeisterschaft einen ersten sportlichen Höhepunkt ermöglicht hatte.
Der Sportpreis der Gemeinde Riehen für das Jahr 2021 ging an den Tennisclub Riehen, und zwar ausdrücklich in Anerkennung und zur weiteren Förderung der Nachwuchsarbeit. Bei der 26. Verleihung des aktuell mit 10 000 Franken dotierten Preises wurde zum neunten Mal ein Riehener Gesamtverein ausgezeichnet. Ausschlaggebend für den Entscheid der siebenköpfigen Sportpreis-Jury war, dass sich das Team der U18-Junioren in der Saison 2021 bis in den Final der Team-Schweizermeisterschaft gespielt hatte und Vizeschweizermeister geworden war. Dies war der vorläufige Höhepunkt einer Jugendförderung, die der Verein in Zusammenarbeit mit der Tennisschule des Riehener Tennislehrers Steven Schudel erreicht hat, der sich als Klubtrainer und Junioren-Chef auch im Vereinsvorstand engagiert. Die U18-Junioren mit Cedric Buchwalder, Jamie Buchwalder, Rafael Hernandez, Karl Schweizer und Nicolas Schwyzer qualifizierten sich als Gruppensieger für die K.o.-Phase, schlugen in den Viertelfinals das Tessiner Team der Scuola Tennis by Margaroli aus Cadro bei Lugano mit 5:1 und erreichten damit das Finalturnier der besten vier Mannschaften am letzten Oktoberwochenende 2021 in Winterthur. Dort gewann der TC Riehen den Halbfinal gegen Rüti und unterlag erst im Final dem TC Morges. An der Team-Schweizermeisterschaft 2021 beteiligten sich bei den Knaben U18 insgesamt 92 Teams aus der ganzen Schweiz. Schon im Jahr 2020 hatten sich die TCR-U18-Junioren in der Junioren-Team-Schweizermeisterschaft für die Achtelfinals qualifiziert, wo sie hauchdünn unterlagen – bei gleich viel gewonnenen Partien aufgrund der Niederlage im in diesem Fall entscheidenden ersten Doppel.
Mehrere TCR-Junioren wurden in der Interclub-Saison 2021 ausserdem ins Erstliga-Männerteam des TC Riehen integriert, das unter der Leitung von Spielertrainer Steven Schudel den Aufstieg in die Nationalliga C nur knapp verpasste. Im Jahr 2022 schafften die TCR-Männer diesen Aufstieg dann im zweiten Anlauf und legten damit eine weitere Grundlage für eine sportliche Entwicklung.
Bei aller Begeisterung müsse man aber auch realistisch bleiben, relativierte Steven Schudel, der seit 2013 für den Klub tätig ist, im Rahmen der Übergabefeier des Sportpreises am Montag, 20. Juni 2022, auf dem Tennisplatz des TC Riehen am Holzmühleweg. «Wir müssen der Tatsache ins Auge blicken, dass keiner unserer Junioren ein zweiter Federer wird. Hauptziel ist es, unseren Klub in der Region Nordwestschweiz oder sogar bis hinein in die Zentralschweiz bekannt zu machen. Aber unsere Jungen sollen beim Klub bleiben.» Was unmittelbar zuvor den Gästen der Sportpreisfeier deutlich wurde, war der Teamgeist und der unbedingte Zusammenhalt. Und die Begeisterung der Junioren für ihren Trainer, der – neben diversen Weltklassespielern – von den Spielern selbst auch als sportliches Vorbild genannt wurde. Der spezielle Zusammenhalt im Verein wurde an der Feier auch dadurch illustriert, dass Klubmitglied Beatrice Fröhlich auf eigene Initiative ein gerahmtes Bild des U18-Vizemeisterteams angefertigt hatte und es mit einer kurzen Rede präsentierte und übergab. Den Unterhaltungsteil bestritt der Musiker Skip alias Loris Aeberli, Sohn der Vizepräsidentin.
EIN VEREIN FÜR JEDES ALTER UND JEDE SPIELSTÄRKE
Ziel des TC Riehen ist es nicht, einzelne Spitzensportler hervorzubringen, sondern den Tennissport in seiner ganzen Breite zu fördern. Im TC Riehen solle der Leistungssport ebenso Platz haben wie der Breitensport, er solle für Familien wie auch für Seniorinnen und Senioren attraktiv sein und auch als sozialer Treffpunkt dienen. Deshalb spiele auch das von Franco Riccardi so fabelhaft geführte Klubrestaurant Ceresio eine wichtige Rolle im Klubleben, wie es in der Laudatio dazu ergänzend hiess. Das Restaurant finde weit über den Klub hinaus Resonanz und sei auch in Fussballerkreisen ausserordentlich beliebt – was nicht zuletzt daher rührt, dass das ‹Ceresio›, das Riccardi einst im Kleinbasel geführt hatte, sozusagen das Stammlokal der damaligen FCB-Spieler war. Auch als Organisator ist der TC Riehen aktiv – er macht mit mehreren Teams in der Interclubmeisterschaft mit, womit regelmässig Gastvereine auf der Anlage spielen, es finden Vereinsturniere statt, und der TC Riehen gehört zu den Mitorganisatoren des Tennis Open Basel, das in der Regel Anfang Juni auf mehreren Anlagen der Region ausgetragen wird, unter anderem eben auch auf den TCR-Plätzen in Riehen.
Heute zählt der TC Riehen rund 700 Mitglieder, wie Klubpräsident Marc Guthauser in seiner Dankesrede ausführte, die er hielt, nachdem er von Gemeinderat Stefan Suter die Ernennungsurkunde überreicht erhalten hatte. Mit Guthauser im Vorstand tätig sind Vizepräsidentin und Clubheft-Redaktorin Verena Aeberli, Anlagenchefin und Webmasterin Jasmine Gasser, Sekretärin Stephanie Döbelin-Danner, Finanzchef Sigi Santamaria, Gastronomiechefin Käthy Stutz, Clubtrainer und Juniorenchef
Steven Schudel und Spielleiter Christopher Reiff, der erst vor Kurzem für das langjährige Vorstandsmitglied Rolf Behret ins Gremium gewählt worden ist.
Rund 500 Mitglieder spielten auf dieser Anlage aktiv Tennis, so Guthauser. Und im Gegensatz zu vielen anderen Klubs in der Schweiz verzeichne der TC Riehen momentan einen stetigen Mitgliederzuwachs, vor allem auch bei den Junioren. Er sei stolz darauf, dass die Jungen im Verein nicht nur zum Tennisspielen kämen, sondern sich auch aktiv in den Dienst des Vereins stellten, sei es als Helferinnen und Helfer wie gerade im Juni 2021 mit dem grossen TCR-Stand am Riehener Dorffest, sei es in der regelmässigen Klubarbeit. Mit Christopher Reiff habe soeben ein junges Mitglied ein Vorstandsamt übernommen, nachdem es im Vorjahr noch bei den Junioren gespielt habe, freute sich Marc Guthauser. Tennis sei ein Sport, der Jung und Alt verbinden könne, denn Tennis spielen könne man als kleiner Knirps ebenso wie jemand in hohem Alter, und man könne eben auch über Generationen hinweg miteinander spielen.
Die Wurzeln des Tennissports in der Region Basel reichen weit zurück und lassen sich nicht genau rekonstruieren. Im Jahr 1604 wurde ein erstes ‹Ballenhaus›, das am Petersplatz in Basel stand, durch einen Sturm hinweggefegt, wie Eugen A. Meier in seinem Buch ‹Basel Sport› von 1981 schrieb. Ein neues Ballenhaus wurde dann 1655 von der Zunft zu Webern an der heutigen Theaterstrasse errichtet, und dort wurde auf einem geplättelten Boden mit Rackets und einem kleinen weissen Ball eine Art Tennis gespielt. Entwickelt hatte sich dieses Spiel aus dem ‹Jeu de paume›, das erst mit blossen Händen und dann mit Handschuhen gespielt worden war.
Die Entwicklung des modernen Tennissports begann im Jahr 1874 damit, dass ein englischer Major namens Walter Clopton Wingfield das Tennis zum Patent anmeldete. Drei Jahre darauf wurde mit dem All-England Croquet-Lawn Tennis-Club der erste Tennisklub der Welt gegründet und im Londoner Stadtteil Wimbledon ein erstes Meisterschaftsturnier ausgetragen. Erst da wurde Tennis zum Freiluftsport, davor hatte man stets in Hallen gespielt. Die für Wimbledon aufgestellten Regeln samt der aussergewöhnlichen Zählweise sind bis heute im Wesentlichen dieselben geblieben.
BRUNO WEBERS FLAIR FÜR TENNISPLÄTZE
Der erste Basler Tennisklub wurde 1886 gegründet. Damals war Riehen ein Dorf mit etwa 2000 Einwohnern und viel deutete auf eine Eingemeindung durch Basel hin. Sport spielte im Bauerndorf noch praktisch keine Rolle. Dass Tennis zu den ersten Sportarten zählt, die in Riehen organisiert gepflegt wurden, lag daran, dass sich das 1896 gegründete Gartenbauunternehmen von Bruno Weber früh auf den Tennisplatzbau spezialisierte. Ab 1922 baute Bruno Weber Tennisplätze und 1927 errichtete er auf seinem Areal Im Niederholzboden / Arnikastrasse drei Tennisplätze, die er in Stundenmiete zum Bespielen anbot. Der Tennisclub Riehen wurde am 1. Februar 1928 gegründet, als sich einige der dortigen Tagesspieler zu einem Verein zusammentaten; erster Präsident war
Georges Ott-Heusser. Ihm folgten Max Schmid-Friedel (1933–1943), Leandro Panizzon-Schweizer (1944–1957), Max B. Fischer-Zimmermann (1958–1961), Ernst P. Suter-de Rivaz (1962–1971), Alfred Edelmann (1972–1981), Jürg Gutzwiller (1982–1990), Urs Willi (1991–1996), Christoph Döbelin (1997–2004), Christian Edelmann (2004–2010), Selina La Roche (2010–2012), Hans-Rudolf Uebersax (2012–2018) und eben Marc Guthauser (seit 2019).
SEIT 1949 AUF DER GRENDELMATTE
Als die Gartenbaufirma Weber 1941 als Folge davon, dass keine Blumen mehr importiert werden konnten, mehr Anbauflächen brauchte, mussten die Tennisplätze aufgehoben werden, womit der TC Riehen seine erste Heimat verlor. Zwischenzeitlich konnten die TCR-Mitglieder die privaten Tennisplätze der Familien Clavel und Schürmann nutzen, aber man suchte nun intensiv nach einer neuen Bleibe und war schliesslich nach langen Verhandlungen mit dem Wasserwerk und dem Riehener Gemeinderat erfolgreich. Im Juni 1949 bezog der Tennisclub Riehen seine eigene Tennisanlage auf der Grendelmatte, die im Lauf der Jahre von ursprünglich zwei Tennisplätzen auf heute sieben Sandplätze ausgebaut wurde. Als Klubhaus diente ursprünglich eine vom TC Schützenmatte gekaufte Holzhütte. Ein erster Ausbauschritt erfolgte 1951 mit den Courts Nummern drei und vier. Im Jahr 1956 folgte der Bau eines neuen Klubhauses, 1956 wurden zwei weitere Tenniscourts hinzugebaut, 1971 wurde eine Bocciabahn eingerichtet, 1978 das Klubhaus auf die heutige Grösse erweitert und 1983 Platz Nummer sieben hinzugefügt.
Die gegenwärtige Entwicklung ist nicht die erste Blüte des Juniorentrainings im Tennisclub Riehen. In seinen ‹Erinnerungen eines Clubmitglieds› anlässlich des 90-jährigen Bestehens des TCR beschrieb der ehemalige Klubpräsident Freddy Edelmann seine eigene Juniorenzeit, die er 1948 als Siebenjähriger begann. Neben dem Training bei Clubtrainer Hans Albrecht sei es für die Junioren nicht zuletzt darum gegangen, als Ballbuben ihr Taschengeld aufzubessern. Im Jahr 1973, als der TCR immer noch als ‹vornehmer Klub› galt, übernahm der gebürtige Steirer Norbert Czappek von Eugen Kühni die Nachfolge als Tennislehrer. Czappek, der selber Basler Meister im Einzel und Doppel wurde, übernahm auch das Juniorentraining, und seine Schützlinge feierten schöne Erfolge bei den Basler Meisterschaften. Czappek wurde zur Klublegende, und 2006 wurde sogar ein Platz nach ihm benannt (Court Nummer 5).