Freizeitvergnügen und Spitzensport vereint


Rolf Spriessler-Brander


Der 1884 gegründete Basler Ruder-Club hat seit dem ersten Schweizermeistertitel 1901 immer wieder sportliche Erfolge gefeiert und zwei aktuelle Olympiasieger in seinen Reihen, ist aber auch Heimat vieler Hobbysportlerinnen und -sportler und verfügt über eine starke Nachwuchsabteilung. Im Mai 2017 wurde der Verein mit Sitz in Riehen mit dem Sportpreis der Gemeinde Riehen für das Jahr 2016 ausgezeichnet.


Der Basler Ruder-Club (BRC) ist die sportliche Heimat von Simon Niepmann und Lucas Tramèr. Der deutsch-schweizerische Doppelbürger Simon Niepmann ist in Grenzach aufgewachsen und begann dort mit dem Rudern, wechselte dann aber – mangels gleichwertiger Trainingspartner – zum Basler Ruder-Club, wo er die Juniorenabteilung durchlief und erste Nachwuchs-erfolge feiern durfte. Lucas Tramèr, Sohn eines Rieheners, ist am Genfersee aufgewachsen, pflegte aber seit jeher den Kontakt zur Region und auch zu Riehen, wo er Verwandte hat, und schloss sich dem Basler Ruder-Club an, als er zum Medizinstudium nach Basel zog. Beim Basler Ruder-Club fanden beide Spitzenathleten ideale Trainingsbedingungen vor.


Zusammen feierten Simon Niepmann und Lucas Tramèr im Zweier und im Vierer grosse Erfolge, wurden Europameister und Weltmeister. Krönung war dann das Olympia-Gold im Leichtgewichts-Vierer ohne Steuermann am 11. August 2016 in Rio de Janeiro zusammen mit den Innerschweizern Mario Gyr und Simon Schürch.


Der Olympiasieg des Schweizer Leichtgewichts-Vierers in Rio war für den Basler Ruder-Club das Tüpfchen auf dem i in einer ausserordentlich erfolgreichen Saison 2016, in der man an den Schweizermeisterschaften Ende Juni 2016 auf dem Rotsee in der Klubwertung den sechsten Rang belegte und den Preis für die beste Nachwuchsabteilung gewann. In letztere Wertung kamen alle Boote der Nachwuchskategorien U15 und U17. Insgesamt elf Medaillen gab es für die BRC-Boote auf dem Rotsee, davon sechs Bronzemedaillen bei den Nachwuchsbooten. Es war die erste Saison unter dem neuen Cheftrainer Thomas Melges, dem es gelungen war, die erfolgreiche Aufbauarbeit seines Vorgängers Matthias Schmitz nahtlos weiterzuführen.


Die Kombination von sorgfältiger Nachwuchsarbeit und sportlichem Erfolg bei der Elite gepaart mit einem umfangreichen Breitensportangebot war es, die die siebenköpfige Jury überzeugt hatte, den Basler Ruder-Club für den Sportpreis der Gemeinde Riehen für das Jahr 2016 vorzuschlagen. Ausserdem tut der Basler Ruder-Club als Mitorganisator des Achter-bootrennens ‹Basel Head› auf dem Rhein etwas für den Wettkampfsport und auch dafür, dass der Rudersport in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, denn die Strecke zwischen Klingental und Kraftwerk Birsfelden führt mitten durch die Stadt. Und nicht zuletzt gehört der Basler Ruder-Club zu den Pioniervereinen im Schweizer Rudersport.


Der Basler Ruder-Club als Mitgründer des Schweizerischen Ruder-Verbands


Als am 12. August 1884 vier Deutsche und ein Basler Bürger den Basler Ruder-Club gründeten, steckte das Rudern als Sport nämlich noch in den Kinderschuhen. Die Austragung von Wettbewerben war schwierig, weil die Boote ganz unterschiedlich ausgestaltet und ausgerüstet waren. Es gab keine standardisierten Boote, die einen Wettkampf unter gleichen Voraussetzungen ermöglichten.


Eine Anekdote dazu findet sich in der BRC-Jubiläumschronik von 1934. Im Jahr 1886 hatte der Seeclub Zürich eine Regatta ausgeschrieben, an der sich der Basler Ruder-Club zu beteiligen gedachte. In dem in Zürich herausgegebenen ‹Korrespondenzblatt für die schweizerischen Nautischen Clubs› wurde dem BRC daraufhin nahegelegt, auf eine Teilnahme in Zürich zu verzichten, weil er sich eine «mit den neuesten Vervollkommnungen ausgestattete Gig» anzu-schaffen gedenke, die den im Programm der Regatta enthaltenen Bestimmungen nicht entsprechen würde. Der BRC verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und blieb zu Hause.


Am 5. Dezember 1886 trafen sich Delegierte des Basler Ruder-Clubs und des Seeclubs Zürich in Zürich, um den Schweizerischen Ruder-Verband aus der Taufe zu heben. Eines der Hauptziele bestand darin, «das Bootsmaterial in der Schweiz auf möglichst einheitliche Bahnen zu leiten», auf dass «namentlich zu Regattazwecken im Laufe der Zeit ein möglichst einheitlicher Bootstypus festgesetzt und eingeführt wird», wie Philipp Trüdinger in seiner Festschrift ‹Basler Ruderclub 1884–1934› zum 50-Jahr-Jubiläum schrieb. Zu Beginn der Klubgeschichte habe vom eigentlichen sportlichen Rudern nicht die Rede sein können. Man habe sich darauf beschränkt, möglichst viel Kraft aufzuwenden, und so seien einige grössere Fahrten gelungen – rheinaufwärts bis nach Kaiseraugst und rheinabwärts bis nach Hüningen-Mülhausen.


Das Ziel, «möglichst viel Kraft aufzuwenden», hat wohl zu einem Ereignis beigetragen, das auch den Schweizer Fussballsport prägen sollte. Nicht weniger als 8 der insgesamt 15 Gründungsmitglieder des FC Basel, die sich am 15. November 1893 zusammentaten, waren nämlich damals Mitglieder des Basler Ruder-Clubs. Die Ruderer hätten einen Ausgleich zum einseitigen Training des Oberkörpers im Rudersport gesucht, zitiert Peter Gissler in der Jubiläumsausgabe der ‹BRC-News› zum 125-Jahr-Jubiläum 2009 aus der Publikation ‹50 Jahre FCB› von Jules Düblin. Dass der FC Basel seine Klubfarben Rot und Blau vom Basler Ruder-Club übernommen habe, lasse sich nicht schlüssig beurteilen, schliesst Peter Gissler in seinem ‹BRC-News›-Artikel ‹Mythen um Rot-Blau›. Als ursprüngliche Klubfarben des Basler Ruder-Clubs seien jedenfalls an der Gründungsversammlung, analog zu den Farben des Kantonswappens, Schwarz und Weiss festgelegt worden. Nach der Fusion mit der kurz nach dem BRC gegründeten Basler Ruder-Gesellschaft Rhenania am 7. November 1888 behielt der Fusionsverein den Namen Basler Ruder-Club, nahm aber die Klubfarben Rot und Blau der Rhenania an.


Von der Wettsteinbrücke übers ‹Birsköpfli› nach Riehen


Seine erste sportliche Heimat hatte der Basler Ruder-Club in einem Verschlag unter der Wettsteinbrücke, der vier Booten Platz bot und sich zum Umkleiden eignete. Zwischen 1897 und 1907 besass der Klub dann ein Bootshaus am ‹Birsköpfli›. Heute verfügt der Basler Ruder-Club über zwei Bootshäuser, eines an der Grenzacherstrasse und eines in Kaiseraugst. Das Bootshaus direkt am Wasser und das etwas höher liegende historische ‹Strytgärtli› beim Zoll Riehen-Grenzach befinden sich an dem kurzen Stück Rheinufer auf Riehener Boden. Die Bootshäuser in Riehen und Kaiseraugst gehören einer eigens gegründeten Bootshaus-Gesellschaft. Das ‹Strytgärtli›, das lange in Privatbesitz war, gehört heute einer Stiftung. Es zeigt zur Grenzacherstrasse hin ein grosses, markantes Wandbild von Otto Plattner und seine Räumlichkeiten stehen dem BRC ebenfalls zur Verfügung.


Der Basler Ruder-Club hat also sein Klub- und Bootshaus und damit seinen Sitz seit vielen Jahren in Riehen. Und ist damit auch für Riehenerinnen und Riehener zu einem wichtigen und gut genutzten Freizeitanbieter geworden. Der wohl prominenteste Hobby-Ruderer des Basler Ruder-Clubs war der weltbekannte Galerist und Museumsgründer Ernst Beyeler, der in Riehen wohnte und weit über 15 000 Kilometer im Ruderboot absolviert hat. Der Basler Ruder-Club organisiert bis heute Plausch- sowie Wanderausfahrten, in deren Rahmen auch immer wieder Fahrten in ferneren Gewässern unternommen werden.


Europameistertitel zum Vereinsgeburtstag


Seinen ersten Schweizermeistertitel feierte der Basler Ruder-Club im Jahr 1901 mit einem Zweier in der Besetzung Wirz / Spitteler mit dem Steuermann Rüegger. Im Jahr 1908 wurde ein BRC-Zweier in der Besetzung Kok / Geldner zweimal Schweizermeister und holte dann eine Europameisterschafts-Bronzemedaille – der erste internationale Erfolg des Vereins. Im Jahr 1914 führte der BRC erstmals eine internationale Regatta auf dem Stausee Augst durch. Den ersten internationalen Meistertitel fuhren Helmut von Bidder und Hans Hottinger ein, als sie im Jahr 1930 im belgischen Lüttich im Doppelzweier Europameister wurden. Diesen Titel konnten sie 1931 in Paris erfolgreich verteidigen. Ganz speziell war dann der dritte Europameistertitel des erfolgreichen Duos: Das Finalrennen auf dem Luzerner Rotsee fand am 12. August 1934 statt, auf den Tag genau 50 Jahre nach der Gründung des Basler Ruder-Clubs in der ‹Rebleutenzunft› zu Basel.


Im Lauf der Klubgeschichte gab es weitere sportliche Erfolge zu feiern, zum Beispiel durch Lukas von Bidder, der als Schlagmann des Schweizer Achters 1994 in München Juniorenweltmeister wurde, oder durch Florian von Bidder, der mit seinem Solothurner Bootspartner René Benguerel mehrfacher Schweizermeister im Doppelzweier war, dem Schweizer Nationalkader angehörte, Weltmeisterschaftsrennen bestritt und nahe daran war, sich für die Olympischen Spiele qualifizieren zu können. Es folgten mehrere Nachwuchs-Schweizermeistertitel durch Nora Fiechter, die es an der Junioren-Weltmeisterschaft 1999 in einem Doppelzweier auf Platz 5 schaffte, zwei Jahre später im Skiff Fünfte wurde an der Weltmeisterschaft der unter 23-Jährigen und 2003 in Belgrad sogar Vizeweltmeisterin der unter 23-Jährigen war.


Bekenntnis zum Leistungssport


In jener Zeit wurde um die zukünftige Ausrichtung des Klubs gerungen, der zwischenzeitlich auch schon an Überalterung gelitten hatte. Unter dem Arbeitstitel «BRC Quo-Vadis» machte man sich Gedanken über Themen wie Freizeitsport, Wettkampf-/Leistungsrudern, Vereinsleben, Infrastruktur, Sekretariat, Finanzen und Kommunikation.


Im Spätherbst 2004 wurde der BRC-Vorstand im Rahmen einer Mitgliederversammlung ermächtigt, für das Jahr 2005 erstmals einen Profitrainer mit einem 50-Prozent-Pensum anzustellen. Diese Stelle trat am 1. April 2005 Hansjörg Müller an. Ihm folgte als BRC-Cheftrainer ab Dezember 2007 Matthias Schmitz, der in den folgenden Jahren die Basis zu den jüngsten Nachwuchserfolgen des Basler Ruder-Clubs legen sollte. Im Jahr 2005 war auch die Gründung einer Gönnervereinigung zur Absicherung der Jugendförderung und des Wettkampfruderns beschlossen worden. Die Infrastruktur beim Bootssteg und im Klubhaus an der Grenzacherstrasse wurde zu jener Zeit bedeutend erweitert. Es entstanden Räumlichkeiten zum Indoor- und Krafttraining und es wurde auch in neue Trainings-, Wettkampf- und Begleitboote investiert.


An der offiziellen Verleihungsfeier des Riehener Sportpreises am 22. Mai 2017 im Lüschersaal der Alten Kanzlei würdigte Klubpräsident Valentin Vonder Mühll in seiner Dankesrede die Aufbauarbeit von Matthias Schmitz ausdrücklich und betonte auch, dass es viele engagierte und ehrenamtlich tätige Leute brauche, um einen Ruderbetrieb wie jenen des Basler Ruder-Clubs aufrechtzuerhalten. Neben den beiden BRC-Olympiasiegern Simon Niepmann und Lucas Tramèr kamen im Interview auf der Bühne auch die beiden Nachwuchsruderinnen Meret Renold und Katharina Ebert zu Wort, die internationale Ambitionen im Doppelzweier andeuteten und beim Rudern das Natur- und das Teamerlebnis als besondere Motivationen hervorhoben. Elite-Ruderin Charlotte Vonder Mühll unterstrich, dass Rudern als Mannschaftssport wesentlich attraktiver sei als Rudern im Einzelboot. Mangels geeigneter Partnerinnen rudere sie derzeit unfreiwillig solo.


Cheftrainer Thomas Melges schliesslich bescheinigte dem Basler Ruder-Club eine für einen Verein dieser Grösse sehr gute Infrastruktur und blickte zuversichtlich in die nähere sportliche Zukunft. Die Voraussetzungen seien gut. Nun sei es an den Sportlerinnen und Sportlern, diese zu nutzen und ihr Potenzial auch auszuschöpfen.


 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 2017

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