Jubiläums-Panorama

Hans Krattiger

Wohl noch nie ist ein Jubiläum so ausgiebig und mannigfaltig gefeiert worden wie Riehens 450jährige Zugehörigkeit zu Basel im Jahre 1972. Um die eigentliche offizielle Feier, verbunden mit einem fröhlichen Dorffest am 2. und 3. September, rankte sich wie ein breites, buntes Band eine stattliche Reihe von Veranstaltungen, die sich über das ganze Jahr erstreckten und gleichsam unter dem Motto standen: Wer vieles bringt, bringt jedem etwas. Jugend und Sport, Kunst und Wissenschaft traten in Erscheinung, und wenn wir uns heute — bereits par distance — die verschiedenen Konzerte, die sportlichen Anlässe auf der neugestalteten «Grendelmatte», die Ausstellungen im Saal des Gemeindehauses und die Professoren-Vorträge im gleichen Saal, und wenn wir uns den Höhepunkt des Jubiläums-Jahres: den Festakt und das Dorffest in Erinnerung rufen, dann ersteht vor uns das Bild einer vielschichtigen, lebendigen und für mannigfache Interessen aufgeschlossenen Gemeinde. Der Gemeinderat und die mit der Organisation betreute Kommission, bestehend aus den Herren Dr. Paul Meyer als Präsident, Ernst Feigenwinter als dessen Stellvertreter und Dr. Hansjörg Tobler als Vertreter der Gemeindeverwaltung, bewiesen mit der Idee und Durchführung dieses Jubiläumsjahres ein ausserordentliches Einfühlungsvermögen in die spezifischen Belange der Gemeinde Riehen. Sie packten die Gelegenheit beim Schopf und nahmen das historische Ereignis zum Anlass, in der Bevölkerung ein Gemeindebewusstsein zu schaffen, wie es wünschenswert ist, aber auf andere Weise kaum hätte erreicht werden können: ein Gefühl der Zusammen- und der Zugehörigkeit zu dieser Gemeinde, das am schönsten darin zum Ausdruck kam, dass viele Riehener nicht mehr sagten: «die z'Rieche», sondern «mir z'Rieche». Und eine solche Stärkung des Gemeindebewusstseins war umso wünschenswerter, als seit dem letzten Jubiläum, der 400-Jahr-Feier vor 50 Jahren, Riehen explosionsartig angewachsen ist und sich aus einem Dorf von rund 4500 Seelen in eine «Stadt» von über 21 000 Einwohnern verwandelt, sich also innert dieser verhältnismässig kurzen Zeit verfünffacht hat. Aus der Dorfbevölkerung, die in Riehen nicht nur wohnte, sondern auch ihren Arbeitsplatz in der Landwirtschaft oder in kleinen Gewerben hatte, ist eine Summe von Menschen geworden, die zwar in Riehen ihren Wohnsitz, zum grössten Teil aber nicht mehr ihren Arbeitsplatz haben, was zwangsläufig die Gefahr der Beziehungslosigkeit zum Wohnort als Gemeinwesen in sich schliesst und die ominöse Bezeichnung «Schlafstätte» heraufbeschwört. Wie weit beim Gedanken, das Jubiläum mit über das ganze Jahr verstreuten Anlässen zu feiern, bewusst dieses Ziel der Förderung des Gemeindebewusstseins angestrebt worden ist, entzieht sich meiner Kenntnis, rückblickend aber darf festgestellt werden, dass dieses Ziel auf alle Fälle weitgehend erreicht worden ist.

Dabei kann man sich füglich fragen, ob überhaupt Grund zum Feiern bestand; denn was anderes ist vor 450 Jahren geschehen, als dass — nun einmal etwas pointiert und grob ausgedrückt — mit Riehen ein Kuhhandel getrieben wurde, indem die Stadt Basel das Dorf Riehen dem Bischof von Basel — im Zusammenhang mit einem Erbstreit um das Schloss Pfeffingen — für 6000 Gulden abkaufte. Und das, ohne dass die Riehener gefragt wurden, ob ihnen dieser Besitzstandwechsel passe oder nicht. (Für den Erwerb des Amerbach-Kabinetts hat die gleiche Stadt Basel 140 Jahre später 9000 Reichstaler auf den Tisch gelegt.) Item, Riehen kam also zu Basel und war nun auf Gedeih und Verderb mit der Stadt am Rheinknie verbunden. Das heisst, das Dorf kam in den Besitz einer Stadt, die 21 Jahre zuvor eidgenössisch geworden war. Und auch das lässt sich füglich fragen, ob die Tatsache, dass Riehen mit diesem «Kuhhandel» eidgenössisch wurde, für Riehen nicht bedeutsamer war als die Zugehörigkeit zu Basel. Und den Blick über die Grenzen gerichtet, wo sich in den vergangenen 450 Jahren einiges und viel Unerfreuliches abgespielt hat, liegt der Grund zum Feiern — auch in unserer Zeit — vielleicht viel eher in der 450jährigen Zugehörigkeit zur Eidgenossenschaft als nur zu Basel.

Es lässt sich sogar fragen, wer eigentlich mehr Grund gehabt hätte zu feiern: Riehen oder Basel. Aber lassen wir die Beantwortung dieser Frage dahingestellt, und begnügen wir uns mit dem Bekenntnis von Regierungspräsident Franz Hauser anlässlich des Festaktes im Dorfsaal des Gemeindehauses, dass Riehen Basels beste Investition sei. Vermutlich auch heute noch.

Besinnung auf die Vergangenheit

Mit der Eröffnung des Wettsteinhauses, von der Gemeinde Riehen ein paar Jahre zuvor aus Privatbesitz erworben, als Spielzeugmuseum begann Mitte Januar das Jubiläumsjahr 1972 nicht nur lokalpatriotisch, sondern — eidgenössisch, indem der vordere Teil des einst von Bürgermeister Johann Rudolf Wettstein bewohnten Hauses für ein schweizerisches Spielzeugmuseum zur Verfügung gestellt wurde, gestaltet mit dem Volkskundemuseum in Basel. Und auch darin darf man wohl mehr sehen als nur eine Zufälligkeit. Die Bereitschaft, ein für die ganze Schweiz beispielhaftes Museum zu beherbergen, scheint mir bezeichnend zu sein für das nach der Schweiz hin Offensein des Grenzdorfes Riehen, das dieses Offensein unter anderem auch mit dem dem RadioSinfonieorchester gewährten Gastrecht im akustisch hervorragenden Dorfsaal des Landgasthofs bekundet hat. Dass mit der Eröffnung des Spielzeugmuseums im zurückliegenden Anbau des Wettsteinhauses auch noch ein Heimatmuseum seiner Bestimmung übergeben werden konnte, ist nicht zuletzt dem vor ein paar Jahren verstorbenen Paul Hulliger zu verdanken, der während Jahren mit rührendem Eifer gesammelt und zusammengetragen hat, was Riehens Vergangenheit anhand von Gebrauchsgegenständen bildlich darstellen liesse. Und da aller guten Dinge drei sind, wurde im imposanten Untergeschoss des Wettsteinhauses ein Rebkeller eingerichtet, der in Erinnerung ruft, dass der «Schlipfer», heute auch wieder von verwöhnten Kennern geschätzt, einstmals zu den Pfeilern des Riehener Gewerbes zählte.

Rückgriff auf die Vergangenheit geschah aber auch mit der Herausgabe einer Gedenkmedaille, die auf dem Avers den heiligen Martin, den Schutzpatron der Riehener Dorfkirche, dem ältesten bekannten Riehener Siegel nachgebildet, wiedergibt. Die Medaille fand bei den Riehenern gute Aufnahme, wurden doch in kurzer Zeit 275 goldene und 2679 silberne Medaillen abgesetzt. (Hergestellt wurden 300 goldene und 3002 silberne Medaillen.) Das Riehener Wappen, das auf dem Revers neben den Worten «Riehen 450 Jahre Zugehörigkeit zu Basel» figuriert und über dessen mutmassliche Entstehung Kantonsarchäologe Dr. Rudolf Moosbrugger in seinem Beitrag zum Jubiläumsbuch «Riehen — Geschichte eines Dorfes» interessante überlegungen angestellt hat, darf mit seinen sechs dreieckförmig geschichteten «Backsteinen» heute als Symbol für Riehens bauliche Entwicklung in den letzten Jahrzehnten angesehen werden, zugleich aber auch als Mahnmal, die Bautätigkeit nicht auf die Spitze zu treiben, sondern den geordneten, überschaubaren Dorfcharakter zu erhalten.

Rückgriff auf die Vergangenheit endlich auch im bereits erwähnten Jubiläumsbuch «Riehen — Geschichte eines Dorfes», das — von vielen sehnlich erwartet — im Oktober erschien und mit seinen fundierten Aufsätzen von Paul Vosseier, Rudolf Moosbrugger, Albert Bruckner, Michael Raith, François Maurer, Fritz Lehmann und Hans Adolf Vögelin mehr bietet als nur einen Ersatz für die längst vergriffene «Geschichte des Dorfes Riehen», die der damalige Riehener Pfarrer Emil Iselin zur 400-Jahr-Feier verfasst hat. Die grosse Nachfrage nach dem Buch — es wurden allein durch die Gemeinde zu verbilligtem Preis 5558 Exemplare abgesetzt — ist ein Beweis mehr für das im Jubiläumsjahr geweckte Interesse an der Geschichte Riehens, und vielleicht war es psychologisch gar nicht ungeschickt, dass es als krönender Abschluss erschienen ist, nachdem das Gemeindebewusstsein durch eine Fülle verschiedenartigster Veranstaltungen gefördert worden war.

Blickrichtung Zukunft

Bildeten die Führungen durch Riehener Landhäuser wie den Bäumliund den Wenkenhof, die von Riehens schon in früheren Jahrhunderten geschätzten günstigen Wohnlage zeugen, gleichsam die Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart, so war der Grossteil der Veranstaltungen doch Ausdruck des gegenwärtigen Riehener Dorflebens und durch die starke Miteinbeziehung der Jugend ausgesprochen zukunftsbetont. Dass die Zukunft der Jugend gehört, scheinen sich die Organisatoren des Jubiläumsjahres besonders hinter die Ohren geschrieben zu haben; denn es gab nicht nur Anlässe von und Anlässe für die Jugend, sondern auch ein namhaftes Geschenk an die Jugend: den Kredit von 328 000 Franken zum Erwerb einer Parzelle in der Bündner Gemeinde Riom, wo das seit Jahren geplante Koloniehaus (nach einem fehlgeschlagenen Projekt in Flims) für Sommer- und Winterlager erbaut werden soll. Den Kredit bewilligte der Weitere Gemeinderat, nachdem eine Kommission gründliche Vorarbeit geleistet hatte, an seiner Festsitzung vom Samstag, dem 2. September, die — um das Ausserordentliche dieser Sitzung zu unterstreichen — noch kammermusikalisch umrahmt war. An der gleichen Sitzung stimmte der Weitere Gemeinderat aber auch noch einem vom Gemeinderat beantragten Kredit von 50 000 Franken für die Patengemeinde Mutten, ebenfalls im Bündnerland, zu und ermöglichte damit der kleinen, finanzschwachen Berggemeinde die finanzielle und rechtliche Beteiligung am Bau und Betrieb eines für die Gemeinde wünschenswerten Skilifts. Der heilige Martin, der bekanntlich seinen Mantel zerschnitt und ihn mit einem Bettler teilte, scheint also nicht zu Unrecht das älteste Riehener Siegel zu zieren. Und wenn aus dem römischen «Divide et impera!» in Riehen ein «Divide et dona!» geworden ist, dann ist dagegen wohl nichts einzuwenden. Zu den Jubiläumsanlässen gehörte übrigens auch ein Besuch der Muttener Schüler bei ihrem «Götti».

Begeisterte Aufnahme fanden die von den Riehener Schulen veranstalteten Konzerte: im März sangen und musizierten die Primarschüler des Niederholzschulhauses unter der Leitung von C. Bertogg, im September bewiesen die Primarschüler des Wasserstelzenschulhauses unter der Stabführung von K. Schultze. der Werke zeitgenössischer Komponisten eingeübt hatte, dass sie sich mit ihren jungen Stimmen hören lassen dürfen. Den Reigen dieser Schülerkonzerte, von denen man wünschen möchte, dass sie ab und zu auch in Nicht-Jubiläums-Jahren durchgeführt würden, beschloss das Konzert der Realschüler, die unter ihrem Dirigenten Heinz Kobel mit originellen Werken zu begeistern vermochten.

Als Anlässe für die Jugend bleiben der Sporttag am 2. September auf der einige Wochen zuvor mit einem polysportiven Meeting eingeweihten «Grendelmatte» sowie die beiden Wettbewerbe, einenteils zur Erlangung von gebrauchsfähigen Spielgeräten, andernteils zur Mehrung heimatkundlicher Kenntnisse in der Erinnerung haften. Für den Spielgeräte-Wettbewerb für 7- bis 16jährige Kinder wurden 57 Zeichnungen und 81 Modelle, zusammen also 138 Vorschläge, eingereicht und von einer Jury begutachtet. 50 Anregungen konnten mit Naturalpreisen wie Velo, Skier, Schlittschuhe usw. prämiert werden. Und als bleibender Niederschlag dieses Wettbewerbes ist das Spielschiff zu betrachten, das nach dem Modell ausgeführt und im August 1973 in der Riehener Badeanstalt aufgestellt worden ist. Bleibt zu hoffen, dass auch noch andere Vorschläge so gut sind, dass sie sich realisieren lassen. Auch der Heimatkunde-Wettbewerb, bei dem es galt, mehr oder weniger verborgene Riehener Winkel aufzustöbern und ein paar wichtige Daten ausfindig zu machen, darf als Erfolg gebucht werden, beteiligten sich doch 567 Schüler und Schülerinnen der 3. bis 8. Klasse an diesem Wettbewerb, durch den sicher manches Kind sein Dorf mit neuen Augen zu sehen lernte. Ein «Spiel», das gewiss über das Jubiläumsjahr hinaus Früchte bringen wird.

Stätte der Kunst und der Wissenschaft

Die explosionsartige Zunahme der Bevölkerung Riehens, die vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte und von der bereits die Rede war, bewirkte nicht nur die Umwandlung einer ursprünglich bäuerlichen in eine städtisch gefärbte Einwohnerschaft, nicht nur eine Nivellierung, sondern auch eine Bereicherung, indem auch Kunst und Wissenschaft in Riehen Einzug hielten. Und wenn wir's recht sehen, waren es zuerst Künstler, die sich von Riehen — aus was für Gründen auch immer — angezogen fühlten und sich vor Basels Toren niederliessen, was zur Folge hatte, dass die Gemeinde im Verlauf einiger Jahrzehnte durch gelegentliche Ankäufe in den Besitz einer Kunstsammlung kam, deren Bedeutung durch die Ausstellung im Frühjahr, von der 1971 ins Leben gerufenen Kommission für bildende Kunst organisiert, augenfällig und für manchen Kunstfreund eine freudige überraschung wurde; denn es stellte sich heraus, dass die Gemeinde mit Bildern von in Riehen wohnhaft gewesenen Künstlern wie Hans Sandreuter, Paul Basilius Barth, Jean Jacques Lüscher, Numa Donzé, Otto Roos und Walter Schüpfer, von Zeitgenossen wie Nikiaus Stoecklin, Christoph Iselin, Gustav Stettler, der allerdings damals noch nicht in der Sammlung vertreten war, von Karl Flaig, um — pars pro toto — nur diese zu nennen, aber auch mit Werken von Baslern wie Karl Dick, Otto Staiger und Martin Christ bereits heute schon eine beachtenswerte Sammlung aufzuweisen hat.

Die zweite Ausstellung im Jubiläumsjahr fand im Herbst statt und war dem Schaffen von heute in Riehen wohnenden Künstlern gewidmet. Bei der Vorbereitung dieser Ausstellung erlebte die Kunstkommission die Qual der Wahl; denn es zeigte sich, dass so viele Kunstschaffende in Riehen zu Hause sind, dass gar nicht alle zur Teilnahme eingeladen werden konnten, sondern dass vielmehr eine Auswahl zu treffen sei. Und wie immer in einem solchen Fall, war es unvermeidlich, dass an der getroffenen Auswahl Kritik geübt und Namen von NichtBerücksichtigten ins Feld geführt wurden. Die Ausstellung aber, die — wie diejenige im Frühjahr — wieder auf grosses Interesse stiess, machte deutlich, dass auf Riehens Boden die verschiedensten Kunstgattungen und Kunstrichtungen gedeihen. Schon bei der unumgänglich gewordenen Auswahl war sich die Kunstkommission klar, dass diese Ausstellung «Riehener Künstler präsentieren ihre Werke» nach Fortsetzungen ruft; eine zweite Ausstellung unter diesem Motto soll 1974 durchgeführt werden.

Das Jubiläumsjahr nahm die Kunstkommission aber auch zum Anlass, nun endlich einmal den grossen Bossen an der Südfassade des Gemeindehauses durch Künstlerhand bearbeiten zu lassen. Sie beauftragte damit den in Allschwil wohnenden Bildhauer Peter Moilliet, und dessen originelles Relief, das im Spätherbst enthüllt wurde, hat in der Bevölkerung gute Aufnahme gefunden.

Dass die — verhältnismässig — ruhige Wohnlage Riehens vor allem auch Wissenschaftler und Gelehrte veranlasst, sich in Riehen niederzulassen, ist begreiflich. Und ebenso begreiflich ist, dass für diese Kategorie von Riehenern, die an der Universität oder in der chemischen Industrie ihr Wirkungsfeld haben, die Gefahr der Beziehungslosigkeit zum Gemeinwesen besonders gross ist. Um so erfreulicher war, dass sich die Professoren R. Geigy, H. C. Löffler, Ch. Tamm, H. Balli, H. Hartweg, F. Koller, A. Bruckner und M. A. Schmidt aus den Katakomben ihrer Studierstuben herauslocken und bewegen liessen, in öffentlichen Vorträgen über ihre Tätigkeitsbereiche zu referieren. Schade war, dass diese Begegnungen zwischen Wissenschaft und Bevölkerung nicht durch stärkeren Besuch die Bedeutung erlangten, die ihnen hätte zukommen können.

Bekenntnis zur Gemeinschaft

Mittel- und Höhepunkt zugleich war jedoch die Feier am ersten September-Wochenende mit Festsitzung des Weiteren Gemeinderates, Gottesdienst, offiziellem Festakt, mit Dorffest und Umzug, worüber in den Basler Tageszeitungen und in der Riehener-Zeitung ausführlich berichtet worden war. Zurückblickend will mir scheinen, dass im Ernsten wie im Heiteren dieser zwei Tage (und drei Nächte) vor allem das Bekenntnis zur Gemeinschaft vernehmbar wurde: im Gottesdienst unter freiem Himmel eine ökumenische Gemeinschaft, am Festakt in den Ansprachen von Gemeindepräsident Gerhard Kaufmann, Regierungspräsident Franz Hauser und Nationalrat Professor Peter Dürrenmatt die politische Gemeinschaft, die zwar noch einige Wünsche offen lässt und des ständigen Dialogs zwischen Stadt und Dorf bedarf, und im fröhlichen Dorffest die Gemeinschaft der Nachbarn, selbst über Kantons- und Landesgrenzen hinweg, möglich und sichtbar gemacht durch die Bemühungen der Riehener Vereine, die sich zusammentaten und mit improvisierten, aber originell hergerichteten «Beizli» eine Atmosphäre heraufzubeschwören verstanden, die manchen Riehener aus seiner Reserve lockte und in der wohl manche Gläser zu einem kameradschaftlichen oder gar freundschaftlichen «Schmollis» angestossen wurden.

Das Jubiläumsjahr 1972 gehört der Vergangenheit an. Und wenn es nicht nur ein Jahr der Euphorie und festlicher Stunden war, dann wird in dem inzwischen wieder eingekehrten Alltag mit seinen neuen Aufgaben etwas spürbar sein und nachwirken von dem, was Gemeindepräsident Gerhard Kaufmann in seinem Vorwort zum Jubiläumsbuch «Riehen — Geschichte eines Dorfes» ausdrückte mit den Worten: «Das Zusammenleben von — in absehbarer Zeit — 25 000 Menschen in einem Gemeindebann mit einem Ausmass von nur 10 Quadratkilometern stellt Probleme, die nur gelöst werden können, wenn die Wohngemeinde von jedem einzelnen auch als Heimat verstanden wird.»

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1973

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