Kaninchen am ‹Chüngelirain›?

Markus Gasser

Was bedeutet ‹Im Esterli› und woher kommt ‹Langoldshalde›? Hat der Gemeindename ‹Riehen› etwas mit dem Wort ‹Fussrist› zu tun? Als Namenforscher kommt man mit den Menschen schnell und einfach ins Gespräch, denn das Interesse an Familien- und Ortsnamen ist gross.

Die Gemeinde Riehen kommt bald in den Genuss eines Namenbuchs, in dem alle Lokalnamen – Flur-, Siedlungs-, Wald-, Gewässer-, Berg-, Tal-, Strassen- und Häusernamen – enthalten sind, die heute bekannt sind oder früher einmal in Gebrauch waren. Einen Vorgeschmack darauf und einen Einblick in die Arbeitsweise der Namenforschung bietet dieser Artikel.

Riehen hat hervorragende Publikationen zu seiner Geschichte. Eine systematische Sammlung und wissenschaftliche Aufarbeitung aller Lokalnamen der Gemeinde fehlt hingegen. Das Orts- und Flurnamenbuch Riehen ist schon ein älteres Desiderat, denn wie in vielen Agglomerationsgemeinden haben sich auch hier die ländlichen Grundlagen in den vergangenen Jahrzehnten radikal verändert: Das freie Kulturland schwindet zugunsten von Wohn-, Gewerbe- und Industriebauten oder Freizeit- und Parkanlagen. Die kulturräumliche Realität verstädtert zunehmend, obwohl sich Riehen noch immer als Dorf versteht. Die Generation, die noch das Bauerndorf Riehen kannte, in dem die meisten Einwohner ihre kleinen, über den Dorfbann verteilten Parzellen selbst bebauten und so mit dem Land und seinen Namen im Alltag zu tun hatten, stirbt aus. Es ist der letzte Zeitpunkt, die Namenlandschaft, die auf die historische, landwirtschaftlich geprägte Wirtschafts- und Gesellschaftsform zurückgeht, aus der lebendigen Erinnerung heraus zu erfahren.

Seit 2008 arbeitet eine Forschergruppe des Deutschen Seminars der Universität Basel am Orts- und Flurnamenbuch des Kantons Basel-Stadt.1 Der erste Band wird die Namenlandschaften von Riehen und Bettingen enthalten, die weiteren Bände die Namen des Stadtbereichs. Ziel des Namenbuchs ist es, alle lebenden und alle abgegangenen Lokalnamen im Kanton Basel-Stadt zu sammeln, zu dokumentieren, zu erläutern und zu publizieren.

Die Methodik und die Systematik, die dabei angewendet werden, sollen in diesem Beitrag anhand von Riehener Namen erläutert werden. Natürlich gibt es ‹einfache› Flurnamen wie ‹Chrummäcker› oder ‹Niederholz›, deren Sinn man aus der heutigen Sprache versteht. Viele Fragen nach der Bedeutung von Namen können aber nicht oberflächlich beantwortet werden, sondern verlangen Fachkenntnisse und bedingen Grundlagenforschung: Man kann einen Namen erst dann zuverlässig deuten, wenn man seine Geschichte und das historische und sprachliche Umfeld kennt, in dem er entstanden ist. Wenn möglich erheben wir für jeden Namen die lokale Aussprache, die genaue Lage, den ältesten Beleg sowie eine lückenlose Belegreihe bis in die Gegenwart und berücksichtigen die Lokalgeschichte sowie die Gesetze des Sprachwandels.

In der Praxis bedeutet dies, dass zunächst mit kundigen Einheimischen Flurbegehungen durchgeführt werden, um die heute bekannten Namen zu erheben. Mit Vorteil wählt man hier ältere und alteingesessene Einwohner, die in ihrem beruflichen Alltag oder in ihrer Freizeit regelmässig mit Land und Leuten in Kontakt sind, also Bauern, Jäger, Forstwarte et cetera. In Riehen fanden solche Begehungen 1993 mit den Gewährsleuten Hans Sulzer-Bleiker (1921–2010, Landwirt, Flurbannwart), René Nickler-Büchli (1925–1998, Landwirt, Stör-Schmied, Stör-Holzfäller), Hans Fischer-Zellweger (1922–2003, Landwirt), Johannes Wenk-Madoery (*1930, Kaufmann, Lokalhistoriker) und Walter Schmid-Graf (1901–1998, Gemeindeförster) statt.2

Dank ihnen konnte die ortsübliche Aussprache der Flurnamen festgehalten werden, die häufig von der Schreibung abweicht, wie schon der Ortsname Riehen illustriert, der ‹Riëchä› ausgesprochen wird. Manchmal erfährt man aus der Aussprache auch Hinweise auf die Deutung, beispielsweise beim ‹Hackberg›, der ‹Hachberg› ausgesprochen wird, was der ursprünglich belegten Form entspricht und wohl auf die badischen Herren von Hochberg/Hachberg zurückgeht, die im Mittelalter in Riehen begütert waren.

Auf den Flurbegehungen wird mit den Gewährspersonen auch die Lokalisierung der lebenden Namen erhoben sowie die Charakterisierung der Fluren: Wo genau gilt der Name? Was hat die benannte Stelle für Eigenschaften in Bezug auf Form, Lage, Bodenbeschaffenheit, Bewuchs et cetera? Auch diese sogenannte ‹Realprobe› kann in vielen Fällen Auskunft über die Namenmotivation geben, denn selbst bei den vordergründig ‹einfachen› Namen braucht es Lokalkenntnisse, um sie nicht nur sprachlich verstehen, sondern in ihrem geografischen und historischen Umfeld erklären zu können: Mit ‹Chrummäcker› beispielsweise werden einige Parzellen im Mittelfeld bezeichnet, die auf einer breiten Geländefalte liegen, weshalb sie im Gegensatz zu den ringsum angrenzenden Parzellen markant gebogen sind – ein Blick auf den Parzellenplan der Gemeinde und in die Landschaft hinaus erklärt also ausreichend, warum diesem Fleck Kulturland dieser Name gegeben wurde.

Im Fall des ‹Moostälchens› reicht die Realprobe allein nicht (mehr) aus, denn durch die Absenkung des Grundwasserspiegels und durch Drainage hat sich das ‹Moos›, also der Sumpf, schon längst zu bestem Kulturland verwandelt – hier braucht es für eine Erklärung zusätzlich die Kenntnis der früheren Verhältnisse.

Überhaupt gehen sehr viele Namen auf Einrichtungen oder Gegebenheiten zurück, die nicht mehr existieren, für deren Erklärung also Detailkenntnisse über die Lokalgeschichte unerlässlich sind. Das ‹Esterli› zum Beispiel hat seinen Namen vom Zaun, der früher jede Siedlung einschloss, ‹Etter› hiess und in der Regel aus einem Gertengeflecht bestand. Dieser Etter sollte das in Häusernähe weidende Kleinvieh wie Geissen oder Hühner von der Ackerflur fernhalten und umgekehrt das weidende Grossvieh von den innerhalb des Etters gelegenen Baum- und Gemüsegärten. Das übliche Wort für Saat- oder Getreidefeld war im älteren Dialekt ‹Äsch›, ‹Esch› oder ‹Ösch›, ein Tor oder Türchen im Etter war entsprechend das ‹Äschtürli›, das ‹Törchen zum Saatfeld›. Im Laufe der sprachlichen Verschleifung wurde die Endung im Wort ‹Eschtürli› zu ‹Eschterli› abgeschwächt. Der älteste Beleg für ein ‹Eschtürli› in Riehen stammt aus dem Jahr 1344 und lautet «Eschuntürlin», was zur Frage führt, ob das ehemalige Basler Äschentor oben an der Freien Strasse etwa ein ‹grosser Bruder› des Riehener ‹Eschtürlis› war. Die frühesten Belege für das Äschentor aus dem 13. Jahrhundert lauten jedoch «Eschemars Tor» und lassen einen Personennamen ‹Eschemar› vermuten, der dort wohnte, vielleicht sogar Torwächter war.

Dieses letzte Beispiel zeigt die Bedeutung von alten Belegen in Archiven. Kaufurkunden, Gerichtsakten, Güterverzeichnisse, später Grundbücher, Karten und Pläne sind die ergiebigsten Quellen für Ortsbezeichnungen aller Art, denn die Orientierung im Gelände, die präzise Beschreibung eines einzelnen Grundstücks oder einer Hoheitsgrenze und die Auflistung von Besitztümern wurden auch schriftlich bis weit ins 19. Jahrhundert mithilfe eines flächendeckenden Namennetzes bewerkstelligt. Diese Dokumente müssen ausgewertet werden, damit von Beginn der schriftlichen Überlieferung bis in die Gegenwart eine möglichst lückenlose Belegreihe für jeden Namen zusammengestellt werden kann.

Nehmen wir als Beispiel den Namen ‹Wenken›, womit heute der Hof samt Ökonomiegebäuden sowie die Landvilla und der grosse Park auf einer Abflachung des Berghangs Richtung Bettingen benannt werden. Der Erstbeleg für ‹Wenken› stammt wohl aus dem Jahre 751, ist uns in einer Abschrift aus dem 9. Jahrhundert überliefert, lautet «uahcinchoua» (Wahinkofen) und bezeichnet eine Hofsiedlung an dieser Stelle.

Die Ortsnamen mit der Endung ‹-inghofen›, die später meistens zu ‹-ikofen› und weiter zu ‹-iken› abgeschliffen wurden, gehören nach allgemeiner Ansicht der Namenforschung einer zweiten Besiedlungs- oder Ausbauphase durch die Alemannen an. Zur ersten Einwanderungsphase im 5./6. Jahrhundert gehören Ortsnamen auf ‹-ingen› wie Inzlingen, Brüglingen, Gundeldingen, Binningen sowie Namen auf ‹-heim› wie Stetten («stetiheim»‚ ‹Hof am Ort, am Platz›), Schopfheim («scofheim», ‹Hof bei der Scheune› oder ‹scheunenartiger Hof›) und wie auch Riehen. Bei Riehen existieren divergierende Deutungsansätze, die für das Bestimmungswort entweder einen Personennamen ‹Riocho› oder das mittelhochdeutsche Wort ‹rîhe›, ‹Fussrist, der Riehen› vermuten.3 Mit dem ‹Fussrist› wäre wohl bildlich einer der Geländesporne östlich des Dorfkerns gemeint, etwa der sogenannte ‹Rücken› Richtung Mittelberg hinauf. Aufgrund der sprachlichen Parallele zur Gemeinde Rihen bei Eppingen in Hessen (D), die schon 769 als «villa Riocho» belegt ist, erscheint die Bedeutung von ‹Riochosheim, Riochheim› als ‹Hof des Riocho› jedoch wahrscheinlicher.

Doch zurück zu ‹Wenken› beziehungsweise ‹Wahinkofen›: Als Namengeber solcher Ortsnamen wird meistens der Sippenführer oder das Oberhaupt einer Siedlungsgruppe angenommen, in diesem Fall hiess dieser ‹Waho› oder ‹Wacho›; ‹Wenken› bedeutet also ‹Hof des Waho oder Wacho›. Rund um Riehen, wo vermutlich die erste deutschsprachige Siedlung entstand, lagen in einem östlichen Halbkreis die ‹-ikofen›-Siedlungen ‹Leidiken›, ‹Britziken›, ‹Wenken›, ‹Bettiken› und ‹Büttiken›, vermutlich Aussiedlerhöfe einer späteren Landesausbauphase. Nur die Siedlungen Wenken und Bettingen, das vermutlich ursprünglich ein ‹-ikofen›-Name war, existieren heute noch. ‹Britziken› hatte seinen Namen wohl vom Personen- oder Heiligennamen ‹Brictius› und war möglicherweise ein Hof im heutigen Chrischonatal – geblieben ist davon der Waldname ‹Britzigerberg›. ‹Leidiken› lag wohl am Fuss des Schlipfs, ‹Büttiken› am Fuss des Grenzacher Horns – beide Namen sind in Flur- und Familiennamen bis in die frühe Neuzeit erhalten geblieben, inzwischen aber verklungen. Mithilfe von weit in die Vergangenheit reichenden Namenbelegen können wir also gezielte und begründete Vermutungen zur Besiedlungsgeschichte des heutigen Riehener Gebiets anstellen.

Bei den alten Siedlungsnamen sind wir in der Regel auf Analogien zu anderen alemannischen Ortsnamen, auf Verzeichnisse von althochdeutschen Personennamen und auf Vermutungen über die namengebenden Personen angewiesen, denn nur selten reichen die Urkunden bis in die Entstehungszeit der Dörfer zurück.

Bei Flurnamen wie dem ‹Waltersgraben›, einem Waldtälchen im Ausserberg samt angrenzendem, heute überbautem Kulturland, kommen wir jedoch viel näher an den Namensursprung heran: 1308 ist in Riehen ein «Johann Walprecht» überliefert, 1350 ein «Waltbrechts Garten» und ein «Johann Waltbrechts seligen Acker», 1406 dann «Geri Walbrecht» und sein «Walprechts Graben». Es handelt sich bei diesen Waltbrechts wohl um Verwalter des Schwarzwälder Klosters St. Blasien, das in Riehen viele Güter besass. Die Schreibung des ‹Waltersgrabens› schwankt vom 16. bis ins 19. Jahrhundert zwischen ‹Walbrechtsgraben› und ‹Waltersgraben›, das sich schliesslich durchsetzt. Warum dieser Wandel? Der Name ‹Waltbrecht› ist seit dem 16. Jahrhundert in Riehen nicht mehr belegt, es erinnerten wohl nur noch die Flurbezeichnungen an die einst hier ansässigen Personen. Weil ‹Walter› als Vor- und Familienname bekannter war, wurde der Name entsprechend angepasst.

Namen verändern sich also im Laufe der Zeit mehr oder weniger stark, insbesondere dann, wenn die ursprüngliche Motivation nicht mehr verstanden wird. Mit lautlichen Anpassungen wird ein unverständlich gewordener Name oft neu motiviert, zum Beispiel beim ‹Chüngelirain›, einem Abhang an der Gemeindegrenze zu Grenzach, heute Teil des Friedhofs Hörnli: Eine Gewährsperson erklärte den Namen mit den vielen ‹Chüngeli›, also den Kaninchen, die dort vorkommen. ‹Chüngli› ist aber auch die Koseform des früher verbreiteten Personennamens ‹Kingold› – und tatsächlich ist schon 1492 der «Künglis Rain» belegt, 1591 «Küngolds Rain», und noch 1732 heisst ein Riehener Einwohner «Kingold Hagist». Der modernen Ohren unvertraute Name ‹Chüngli› wurde also neu zu ‹Chüngel› motiviert und aus ‹Kingolds Rain› wurde der ‹Chüngelirain›.

In anderen Fällen hilft die Geschichte unserer Dialekte bei der Erläuterung von Namen. Die ‹Langoldshalde› zum Beispiel ist vom 14. bis Anfang des 16. Jahrhunderts ausschliesslich als «Landoltshalde» überliefert und geht auf den Familiennamen ‹Landolt› zurück. Die Veränderung zu ‹Langoldshalde› erfolgte im Zuge eines charakteristischen Lautwandels, der seit dem 16. Jahrhundert vom Fränkischen her durch das Elsass den Oberrhein hinauf wanderte und sich in der westlichen Nordwestschweiz, am Jurasüdfuss und bis ins Berner Mittelland ausbreitete: Die Aussprache von altem ‹nd› als ‹ng›, also ‹Hund› als ‹Hung›, ‹hinde› als ‹hinge› et cetera. Basel und Riehen liegen an der östlichen Grenze des Gebiets, in dem dieser Wandel stattfand. Der Name ‹Langoldshalde› ist einer der spärlichen Belege dafür, dass auch Riehen zeitweilig von dem Phänomen erfasst worden war. Zwar setzte sich das ‹ng› hier wie in der Stadt und im ganzen östlichen Baselbiet nicht durch, aber weil der Name ‹Landolt› als zürcherischer Familienname in Riehen nicht bodenständig war, wurde die neue Aussprache des Flurnamens ‹Langoldshalde› beibehalten.

Auch beim Flussnamen ‹Wiese› verhilft uns die Sprachgeschichte zum Schluss, dass er nicht vom Wort ‹Wiese› für ‹mähbares Grasland› stammen kann, denn die Alemannen brachten dafür das Wort ‹Matte› mit, das noch heute im Westalemannischen und somit auch am Oberrhein üblich ist – auch wenn hier zusehends das aus dem Standarddeutschen eindringende ‹Wiese› zu hören ist. Flussnamen gehören gerade in unserer Gegend oft einer sehr alten Sprachschicht an, die vor die Römerzeit, manchmal auch vor die Keltenzeit zurückreicht. Das ist auch bei der Wiese der Fall, die auf ein (rückerschlossenes) indogermanisches Wort ‹visa, visina› zurückgeht, das einfach ‹Fluss, Fliessende› bedeutet.4

Mit der lokalen Aussprache, der Realprobe, den Belegreihen, der Lokal- und der Sprachgeschichte können wir uns also ein Netz von Indizien anlegen, in dem viele Lokalnamen hängenbleiben und so die Umstände ihrer Entstehung offenbaren. Die Resultate dieser Forschung sind nicht nur für Einheimische interessant, sondern ebenso für Sozial-, Wirtschafts-, Rechts- und Allgemeinhistoriker, für Linguistinnen, Geografen, Geologinnen und Volkskundler. Der breite Nutzen der Namenforschung für die Kulturgeschichte ist denn auch ein Hauptgrund, weshalb diese aufwendige Grundlagenarbeit vom Schweizerischen Nationalfonds seit Jahren gefördert wird, immer subsidiär zu Drittmitteln aus den Kantonen und – wie im Fall Riehens – der Gemeinden, die ihrerseits durch die Subventionierung der Namenbücher zur Sicherung des kulturellen Erbes beitragen, zu dem die historische Namenlandschaft zweifellos gehört.

Wer mehr zur Namenlandschaft Riehens und Bettingens erfahren möchte, darf sich auf 2014 freuen: Spätestens dann erscheint der erste Band des baselstädtischen Namenbuchs.

Hier soll noch die Frage nach der ‹Eisernen Hand› geklärt werden. Viel ist über den seltsamen Grenzverlauf auf dem ‹Maienbüel› gerätselt worden und ob der Name damit in Verbindung stehen könnte: Als symbolische Panzerfaust gegen Deutschland, als sprachliches Relikt einer mittelalterlichen Burg und ihres umliegenden Gutes auf der Kuppe des ‹Maienbüels›, die den Namen ‹Auf Burg› trägt, oder als Wegweiser in der Form eines eisernen Handschuhs.

Die gegen Deutschland gereckte Faust ist eine Fantasie, die der Geschichte des 20. Jahrhunderts geschuldet und jedenfalls jünger als der Name ist, den wir schon im 18. Jahrhundert vorfinden. Die sagenhafte mittelalterliche Burg auf dem ‹Maienbüel› erwies sich seit Ausgrabungen durch Rudolf Moosbrugger-Leu in den Jahren 1966/67 als römerzeitliches Gebäude. Bleibt der Wegweiser. Dass es solche Zeichen in der Form einer Hand oder eines Handschuhs gab, ist hinlänglich belegt, sei es als Herrschaftszeichen zur Markierung einer Grenze, sei es als Hinweisschild, um eine bestimmte Richtung anzugeben.

Den entscheidenden Hinweis entnahmen wir einem Artikel im Jahrbuch z’Rieche von 1969, in dem ein Grenzwachtmeister erzählt, dass im Gebiet der Eisernen Hand, an einem Baum bei den beiden äussersten Grenzsteinen, während vieler Jahrzehnte eine Zeigfingerhand aus Blech mit der Aufschrift «Zum Waidhof» gehangen habe, die heute verschwunden sei.5 Die Eiserne Hand wies also, von Lörrach oder Stetten herkommend, am Schweizer Gebiet vorbei zum Waidhof.
 

Orts- und Flurnamenbuch Basel-Stadt,
Markus Gasser und Jürgen Mischke,
www.ortsnamen.unibas.ch.
2 Die hervorragend aufgearbeiteten Unterlagen zu diesen Flurbegehungen von Gaby Burgermeister sind in der Dokumentationsstelle Riehen archiviert.
Zusammenfassung der Diskussion in: Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen, Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 742f.
4 Albrecht Greule: Vor- und frühgermanische Flussnamen am Oberrhein. Ein Beitrag zur Gewässernamengebung des Elsass, der Nordschweiz und Südbadens, Heidelberg 1973, S. 220f.
Basler, Niggli: Auf Schmugglerpfaden zur Eisernen Hand, in: z’ Rieche 1969, S. 105–109.

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 2011

zum Jahrbuch 2011