Rieche in Gfohr

Ruth Köppel-Geitlinger

«Lueg, was fir e giunge Diedi ych vom Lehrer bikoo ha», het my Dechterli gjublet und mer e Gomfiglas unter d Nase ghebbt. Ych ha drygluegt, aber usser Efeubletter mit em beschte Wille nyt kenne entdegge.


«Was fir e Dier sott denn do drinn sy?»


«He, do hinde uff der Etikette stohts!»


Wo sunscht ammel «Brombeer 1978» oder «Weichsel eigen» druff gschriben isch, isch jetz «Stabheuschrecke» gstande.


Wil y no immer nyt Läbigs gseh ha, het my Kind ins Glas glänggt und mer e Staggii unter d Nase ghebbt.


«Was, das sott e Dier sy?», han y verstuunt grueffe und bi go d Brille hole. Kuum han ych s gnauer aagluegt gha, han y e Gyx abglo, e Gyx, wie zue myne leedige Zyte, wenn y e Spinne gseh ha. Speeter, vor de Kinder, han y mi natyrlig ammel gruusig zämmegno, und wenn si dervogrennt sinn, han ych mit Dodesverachtig gsait: «Diend doch nit eso bleed wägen ere Spinne!» Derno han y si in e Diechli gwigglet und zem Fänschter usegschittlet. Maischtens isch si derno bim Parteerfänschter wider ynegko, und das Drama het sich e Dag speeter aifach im Stogg undedra widerholt. Wenn y ehrlig sy will, muess y zuegä, ass y ammel am liebschte sälber dervogrennt wär und der Ma uff d Jagd gschiggt hätt. Aber laider hän sich die Dier nie an der Stundeplan vo mym Ma ghalte. So bin y langsam, in Sache Spinne, zuem ene Vorbild worde.


Ass mer aber jetz e Kind freywillig e soone spinnenähnlig Dier haimbringt, het mer nit in Kopf yne welle. Vyl hätt nit gfählt, numme zwai Bai meh, und mer hätten e Spinne gha.


Y ha gseh, y muess mi wider emool iberwinde.


Ganz fyn han y das Dierli hinde gschupft. «Mach du emool, ass es gumpt, bi mir duets nit,» han y gsait. Es kenn gar nit, han y mi miesse belehre lo. — Ass ebbis uff Baseldytsch «Heugumper» haisst, aber nit gumpe ka, das het mer nit yglychtet, aber es het mi beruiget. Y ha mer

 

Ruth KöppelGeitlinger

 

gsait: Wie mängge Mensch benimmt sich nit menschlig, worum also soll e Dierli nit derfe Heugumper haisse und ainewäg nit gumpe, wie me s von em erwartet?


Langsam het mer das Viichli sogar agfangen Ydrugg zmache. Es isch mit nyt us der Rueh zbringe gsi, het sich trotz sym Namme nit zem Gumpe verpflichtet gfyhlt, het nie reagiert, au wenn no so vyl und lutt um s umme gschwätzt worden isch. Still het s vor sich aanegläbbt, het Rohkoscht gasse und isch derby stägglischlangg blibe. Vo däm kasch emänd no ebbis lehre, han y mer gsait.


In de Ferien isch es em Grossmutti aavertraut worde mit vyl guete Rotschleeg und Hiwys uff ergibigi Efeu-Fundstelle in der Neechi vom Bierkäller und em Brohuus.


Wo mer denn zrugg gko sin, het nadyrlig der erseht Bligg unserem Gumper gulte. «Marni, er isch dod, s Grossmutti het nit guet zuen em gluegt!» het e verzwyfleti Stimm vo obenaabe deent. Y ha s nit kenne glaube, aber er isch tatsächlig lääblos und verdroggnet zwische de Bletter ghange... Aber, was isch denn sali deert ääne? ... Unsere Heugumper isch in der Ferien e bitzeli lenger und au digger worde und drum zer Hütt usgfahre.


«Gäll, wemmer no aine meh hätte, no gäbbt s villicht emool Jungi?» «Das isch wohrschynlig», han y zer Antwort gä, bi aber rächt froh gsi, ass mer numme aine vo däre Sorte hän. Aber oha lätz, do han y mi schwär verrächnet gha! Amene scheene Dag het s gwimmlet im Glas, und anstatt aim Heugumper sin s pletzlig ainefufzig gsi. Fassigslos bin y vor däm Kindersäge gstande. Wuchelang, ganz ellai in eme Glas und das Resultat! Und ych, ych ha ghofft gha, dä Heugumper syg mer behilflig bi der Uffgläärig vo mynere jingere Dochter.


Bim Aabligg vo däm Gwimmel hämmer bschlosse, die Dierli in säx Bülachergleeser z verdaile, ass si sich nit eso uff d Fiess trampe. Isch das en Arbet gsi! Mit baide Kinder bin y am Boden ummegrobblet und ha d Usrisser zämmegsammlet.


Wo aber no kurzer Zyt im Glas vom Grosse scho wider ...zig Jungi ummezabblet sin, isch es mer als wie meh unhaimelig worde. Was han y anders welle mache, als ebe die räschtlige Gleeser au no us em Käller z hole und flissig Efeubletter z günne.


Langsam sin d Bire an der Huuswand ryff worde, und alli myni Bülachergleeser sin bsetzt gsi.


Nodämm mer wider emool im Entree s alt Efeu uuse und frischs in d'Gleeser gfillt gha hän, bin y noch Riechen aabe go ykaufe. Im Bus het mi e Dame allewyl eso uffellig gmuschteret. Hängt mer ächt e Sträänen us mym Chignon? Nervees han y myni Hoornoodle besser ynegsteggt, derno am Halsdiechli zupft, und no immer het mi die Dame wie gstochen aagluegt. Pletzlig sait si: «Entschuldige Si, Si hän eso ebbis Glunges am Graage. Zerscht han y gmaint, es syg e Stäggli, jetz sehn y aber grad, ass es lauft.» — Y ha hindere glänggt, und do han y scho ...y bruuch nit z sage, was ... in der Hand gha.


An der näggschte Bus-Haltstell han y dä Schwarzfahrer an d Luft gsetzt.


«Danggscheen», han y gsait und «wisse Si, das isch nummen e Stabheugumper gsi», als wär das gar nyt bsunders. Aber innerlig han y mer gschwoore, die kämen alli zämmen us em Huus und zwor scho morn.


Zern guete Gligg isch d Bsitzere gly yverstande gsi, alli em Lehrer zruggzbringe.


Jetz ändlig sin myni Ymachgleeser wider frey gsi!


Ych aber, ych ha no mänggi Wuche Angscht gha, y fand emool in der Riechemer-Zyttig e Notiz:

Stabheuschreckenplage über Riehen und Bettingen

Sämtlicher Efeubestand vernichtet.


Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1981

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