Riehen war ihm sehr lieb

Lukrezia Seiler-Spiess

Mit verschiedenen Konzerten und Veranstaltungen hat Riehen im Herbst 1991 zweier bedeutender Musiker und Riehener Mitbürger gedacht: des Violinisten Adolf Busch, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wurde, und des Pianisten Rudolf Serkin, der am 8. Mai 1991 verstorben ist.

Die Verbindung der beiden weltberühmten Musiker zu Riehen entstand wohl eher zufällig: Nachdem sie durch den Nationalsozialismus aus ihren Heimatländern vertrieben worden waren und einige Jahre in Basel gelebt hatten, bauten sie sich in Riehen ein Doppelhaus, in das sie 1932 einzogen. Die Verbindung blieb aber nicht zufällig und unverbindlich, denn in Riehen wurden die beiden Künstler in das Schweizer Bürgerrecht aufgenommen, hier heiratete Rudolf Serkin die Tochter von Adolf Busch, Irene, und hier entstanden herzliche Beziehungen zu Nachbarn und Mitbürgern.

Obwohl die beiden Musiker angesichts der immer bedrohlicher werdenden Weltlage schon 1939 nach Amerika zogen, blieb ihre Verbundenheit mit Riehen lebendig und herzlich. So schrieb Rudolf Serkin 1985 in einem Brief an den Riehener Gemeindepräsidenten: «Für uns waren die Riehener Jahre die glücklichsten unseres Lebens, ein Bürger der Riehener Gemeinde sein zu dürfen macht uns stolz und dankbar.» Und bis ins hohe Alter kehrte er immer wieder zu Besuchen nach Riehen zurück, sei es, um bei einem Konzert des Männerchors mitzuwirken, sei es zu einem Familienfest, wie zum Beispiel zur Feier seines achtzigsten Geburtstags.

Auch Adolf Busch hatte eine feste Beziehung zu Riehen; im amerikanischen Exil wurde die Erinnerung an die Gemeinde, die lustige Beziehung zum Männerchor und zum «Eger Migger» oft heraufbeschworen, kurz: «Riehen war ihm sehr lieb», wie seine Gattin Hedwig Busch sich heute noch erinnert. Busch kehrte nach dem Krieg nochmals für einige Jahre nach Riehen zurück und lebte mit seiner Familie im Lüscherhaus; das ölgemälde von Jean-Jaques Lüscher «Die Quartett-Probe» (abgebildet in RJ 1962) erinnert an jene Jahre.

Das Riehener Jahrbuch hat Leben und Werk von Adolf Busch und die Erinnerung an seinen Aufenthalt in unserer Gemeinde bereits 1964 ausführlich dargestellt (siehe Anmerkung 2, Seite 63). Im vorliegenden Band nun würdigt Sigfried Schibli den grossen Pianisten Rudolf Serkin, und Franz Scheerer, der ihn als Klavierbauer und -Stimmer auf ungezählten Konzertreisen begleitete, erzählt von seinen Erinnerungen an den Künstler und Freund. Im Beitrag von Nicolas Jaquet über den Riehener Männerchor schliesslich wird von der viele Jahrzehnte dauernden Freundschaft der beiden Musiker mit den Riehener Sängern berichtet. Die Erinnerung an die grosse Kunst und die tiefe Menschlichkeit von Adolf Busch und Rudolf Serkin wird in Riehen lebendig bleiben.

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1991

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