Riehener Jugend 1976

Lukrezia Seiler-Spiess

In unserer Gemeinde, die wir liebevoll Dorf nennen, obwohl sie mit ihren 21 000 Einwohnern schon längst Stadtgrösse erreicht hat, leben über dreitausend Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren. Die genauen Zahlen der Volkszählung von 1970 lauten 14—19jährige 1959 20—24jährige 1381 total 14—24jährige 3340 Neuere Zahlen für Riehen lassen sich leider nicht feststellen, doch da die Bevölkerung seit 1970 zuerst zu- und später leicht abgenommen hat, dürften sie für 1976 ungefähr gleich hoch liegen.

3 340 junge Menschen! Was steht hinter dieser Zahl? Wo sind, was machen all diese jungen Leute? Nun, die Antwort lautet, vor allem für die unter 20jährigen, recht einfach: der grösste Teil besucht Schulen, macht eine Lehre oder steht (in selteneren Fällen) bereits im Arbeitsprozess. All diese Tätigkeiten stellen hohe Anforderungen — in Schule und Lehre werden die Jugendlichen immer wieder aufgefordert, zu lernen, zu leisten, zu gehorchen. Aufgaben und Abendkurse belasten das Programm. Und zuhause brechen die Forderungen nicht ab. Besonders dort, wo die räumlichen Verhältnisse knapp sind — und wo sind sie es nicht in den durchschnittlichen Wohnungen — wird von den Jugendlichen Rücksichtnahme erwartet, Ruhe, eine Beschränkung auf möglichst wenig Raum.

Wen wundert's, dass da die Jungen am Abend und in ihrer Freizeit der Wunsch packt, einmal etwas ganz anderes zu tun, sich mit andern jungen Leuten zu treffen und auszuspannen.

Vielfältige Möglichkeiten Vielfältig sind die Möglichkeiten, die den Jungen in unserer Gemeinde offen stehen, um sich zu treffen, sich zu entspannen oder auch wieder zu neuen Aufgaben und Zielen anzuspannen. Kirchen, Sportvereine, Jugendorganisationen und auch die Gemeinde bieten ein breitgefächertes Angebot für junge Leute.

Einen ganz besonderen Anziehungspunkt für die Jungen bildet der Sport. Einmal seinem Körper Höchstleistungen abzufordern, statt stets nur dem Geist, einmal die stundenlang in Schulbank oder Bürosessel eingezwängten Glieder auszuschütteln, das ist ein idealer Ausgleich zum Alltag. So ist es denn nicht verwunderlich, dass sich in den Riehener Sportvereinen gegen 600 Jugendliche zum regelmässigen Training einfinden. Grösster Anziehungspunkt bildet hier die Leichtathletik, aber auch dem Fussballspiel, dem Turnen und Tennisspielen wenden sich viele Jugendliche zu. Beliebt sind in Riehen auch Basketball, Handball und Volleyball sowie das Radfahren, während sich die jugendlichen Schwimmer, Judokämpfer oder Tischtennisspieler städtischen Vereinen anschliessen müssen, da diese Sportarten in den Riehener Sportclubs nicht ausgeübt werden können.

Auch die traditionellen Jugendorganisationen sind in unserer Gemeinde vertreten. So treffen sich in der Pfadfinderinnenabteilung Riehen allwöchentlich etwa 120 Mädchen. Die Pfadfinderabteilung St. Ragnacher betreut etwa 60 Wölfe und Pfadfinder, und daneben besuchen noch über 100 Riehener Buben die übungen der Basler Pfadfinderabteilung. Diese Gruppen, die Schulkinder ab dem achten Altersjahr aufnehmen, bieten den Jugendlichen nicht nur Abenteuer, Spiel und Spass, sondern darüber hinaus die Möglichkeit, schon verhältnismässig früh Verantwortungen zu übernehmen, die sich in der Schule, im Elternhaus oder am Lehrplatz kaum finden lassen. Ein vierzehnjähriger Gruppenleiter, ein achtzehnjähriger Pfadi- oder Wölfliführer trägt eine oft weitreichende Verantwortung für die Unterhaltung, die Ausbildung und auch für die Gesundheit der ihm anvertrauten Kinder, und es ist gerade diese selbständige Aufgabe, die viele Jugendliche lockt, sich der Pfadfinderbewegung anzuschliessen.

Auch der CVJM schart eine grosse Zahl Jugendlicher um sich. Diese Gruppierung hat ja in Riehen eine alte, gute Tradition, und das 1934 erbaute Kornfeldhaus dürfte das erste Jugendzentrum weit und breit gewesen sein. Etwa 80 Buben und Mädchen bis zu 16 Jahren treffen sich in der Jungschar zu Ausflügen, Spielen und Basteln, und auch hier übernehmen die Gruppenführer grosse Verantwortung. Darüber hinaus betreut der CVJM seine weitherum bekannte Sportsektion, in der über 100 Jugendliche aktiven Sport betreiben, und der Posaunenchor tritt immer wieder mit Konzerten an die öffentlichkeit. Das Kornfeldhaus soll in den nächsten Jahren mit dem «Kornfeldclub», einem Treffpunkt für Lehrlinge, neu belebt werden.

Ein weiterer Anziehungspunkt für die Jugend bildet die Musik. Alle Dorfvereine, die sich auf diesem Gebiet betätigen — wie zum Beispiel der Musikverein, die Mandolinen-Gesellschaft und die Handharmonikavereine, der Jodlerclub und die verschiedenen Chöre — stehen für junge Mitglieder offen und weisen zum Teil eigene Jugendsektionen auf.

Diese geschlossenen, eher traditionellen Organisationen sprechen auch heute noch viele Jugendliche an, doch besteht daneben ein immer grösseres Bedürfnis, sich offenen Gruppierungen frei anschliessen zu können. Viele Jugendliche lehnen die Bindung an eine organisierte Gruppe ab, sie möchten frei kommen oder gehen, sich ungebunden mit Kameraden treffen und unterhalten können. Dieses Bedürfnis ist gar nicht so abwegig, denn wo sind die Quartierstrassen, auf denen die Jungen sich am Abend zu Spiel und Gespräch zusammenfinden, wo die Hinterhöfe und brachliegenden Felder, auf denen sie ihre überschüssige Kraft bei allerlei Basteleien und Bauereien loswerden können?

Es sind vor allem die Kirchgemeinden, die diese Bedürfnisse erkannt haben, und so stehen sowohl in der katholischen als auch in der evangelisch-reformierten Gemeinde die verschiedensten Anlässe offen, an denen Kinder und Jugendliche unangemeldet und unorganisiert jederzeit teilnehmen können. Das Pfarreizentrum St. Franziskus im Pfaffenloh ist in den vergangenen Jahren zu einem echten Treffpunkt der Jugend geworden. Hier stauen sich zeitweise die Töffli vor allen Türen, und das Haus quillt oft über von Lärm und Musik. Die Primarschüler werden zu regelmässigen Spiel-, Bastei- oder Filmnachmittagen eingeladen. Für die Mittelstufe werden «Parties» durchgeführt, fröhliche Nachmittage mit Musik und Spielen. Einmal im Monat findet ein «PopDance» statt, ein Tanzabend, zu dem oft Hunderte von jungen Leuten aus Riehen und Basel kommen. Der eigentliche Treffpunkt aber ist das «Meet-in», das offene Haus, das jeden Mittwoch allen Jungen ab 14 Jahren offensteht. Neben diesen Anlässen, die vor allem dem Spiel, der Musik und den Gesprächen gewidmet sind, arbeiten in aller Stille auch kleine Meditationsgruppen, die jene Jugendlichen ansprechen, die eher die Stille als den Betrieb suchen.

In der reformierten Kirchgemeinde sind in den letzten Jahren verschiedene Gruppierungen gewachsen, die lebendige, aktive Jugendarbeit leisten. Gewachsen ist wohl das richtige Wort, denn beinahe unbeabsichtigt haben sie sich aus Konfirmandengruppen heraus entwickelt. So fand sich zum Beispiel eine Gruppe Konfirmanden vor zwei Jahren zum Theaterspielen zusammen — die Gruppe ist beieinander geblieben und hat seither als «Riehener Werkstatt-Theater» einige beachtliche Aufführungen im Meierhof geboten. Aus einer andern Konfirmandengruppe sind die «Nikodemus»-Gruppen entstanden, die sich allwöchentlich nicht nur zum Bibelstudium, sondern auch zur fröhlichen Gemeinschaft zusammenfinden und sich darüber hinaus eine ganze Reihe von sozialen Aufgaben gestellt haben.

Neben diesen festgefügten, aber doch jederzeit offenen Gruppierungen sucht die evang.-reformierte Kirche aber auch noch weitere Kreise zu erreichen. So werden Töpfer- und Bastelkurse angeboten, Skilager, Kinderlager und Konfirmandenlager durchgeführt. Das «Offene Singen», das jeweils im Dezember von Chester Gill geleitet wird, erfreut sich grosser Beliebtheit, und der Jugendchor, betreut von Karl Senn, hat seine treue Gefolgschaft.

Auch die Gemeindeverwaltung sieht die Notwendigkeit, den Jungen Stätten der Begegnung und der Betätigung zu schaffen. Vieles wurde in den vergangenen Jahren geleistet, besonders durch den Ausbau von Kinderspielplätzen und Sportanlagen. Zwei Freizeitwerkstätten (in den Neumatten und am Brünnlirain) stehen Jungen und Erwachsenen zur Verfügung, in denen Kurse im Modellieren, Schreinern, Weben usw. durchgeführt werden. Das grösste Jugend-Projekt der Gemeinde ist die Freizeitanlage Landauer, die zur Zeit im Bau ist und im Frühjahr 1977 eröffnet werden soll. Dort werden der Jugend Räume zum Musizieren und Basteln zur Verfügung gestellt, ein Photolabor, ein Beat-Raum, ein Saal für Theater und Gottesdienste, und dazu ein grosses Areal mit Fussballplätzen, mit einem Sand- und Wasserspielplatz für die Kleinen und einem Dorfplatz zum gemütlichen Beisammensein. Die Gemeinde stellt die Anlagen und einen ständigen Leiter zur Verfügung, die Aktivitäten aber werden von der Bevölkerung getragen, vor allem von der FARS (Freizeitaktion Riehen-Süd) und der Basler Mission. Ein weiteres Projekt der Gemeinde, das vor allem der Jugend zugute kommen wird, ist die Musikschule im Sarasinpark, die im Frühjahr 1978 eröffnet werden soll.

Dieser kleine, sicher nicht vollständige überblick zeigt, wieviele Möglichkeiten ihre Freizeit zu verbringen, den jungen Riehenern offenstehen. Dass noch vieles mehr getan werden muss, darüber sind sich alle Verantwortlichen einig. Wir möchten hier aus der Fülle der Treffpunkte zwei herausgreifen, die ungewöhnlich und deshalb besonders interessant sind : das Meet-In im Paffenloh und die Nikodemus-Gruppen.

Ein Treffpunkt für Viele Wer sich an einem Mittwochabend zwischen 19.30 und 22.30 Uhr einen Weg ins Pfarreizentrum Paffenloh bahnen will, der muss über viele Toffli steigen und sich um Gruppen von Jungen herumschlängeln. Im Haus drin herrscht Hochbetrieb: Scharen junger Leute zwischen 14 und 21 Jahren bevölkern die Räume, sitzen auf den Treppen, schwatzen, rufen, lachen und tanzen. Viel lange Haare, viel Jeans, das ist der erste Eindruck, — und dazu: viele lachende, fröhliche Gesichter.

Das Meet-In wurde 1973 gegründet, aus der überlegung heraus, dass für junge Leute in Riehen kaum eine Möglichkeit bestehe, sich ungezwungen zu Tanz und Gesprächen zu treffen. Die katholische Kirchgemeinde stellte die Räume ihres Pfarreizentrums zur Verfügung, und ein Leiterteam, bestehend aus 10—20 Jugendlichen und jungen Erwachsenen, übernahm die Führung des Meet-In. Seither treffen sich im Pfaffenloh allwöchentlich zwischen 100 und 200 junge Leute, zum Teil aus Riehen (etwa 60%), aber auch aus Basel und der weiteren Umgebung. In der Cola-Bar, einem grossen, gemütlich eingerichteten Raum, sitzen sie in kleinen Gruppen zusammen, erzählen sich von Schule und Lehre, treffen Kollegen und Freunde. Und mancher, der ein Problem wälzt, setzt sich an die Bar, an der stets einige Mitglieder des Leiterteams beschäftigt sind, und fängt an zu erzählen. «Zuhören», sagt eine Mitarbeiterin des Meet-In-Teams, «Zuhören ist meine wichtigste Tätigkeit. Die Jungen haben viele Sorgen — ob sie eine Lehrstelle finden oder Arbeit, wenn die Lehre beendigt ist, Sorgen auch in der Schule oder zuhause. Und für viele bedeutet es eine Hilfe, dass einfach jemand zuhört, ohne viel zu sagen.»

Aus dem Keller ertönt laute Musik. Hier ist die Diskothek untergebracht, ein Hauptanziehungspunkt des Meet-In. Dichtgedrängt tanzen die jungen Besucher, lassen sich von neuen Platten oder von aktuellen Hits begeistern. Aber nicht nur Musik und Gespräche findet man im Meet-In. Im «Scene-Room» werden in Kurzvorträgen die verschiedensten Bereiche vorgestellt — ein Pilot zeichnet ein Bild seines Berufes, die Jesus-People erzählen von ihrer Suche nach Gott, eine junge Band stellt sich mit ihren Rhythmen vor. Gleich daneben, im kleinen Bibliothekszimmer, herrscht tiefe Ruhe : Büchergestelle, Zeitschriften, ein paar bequeme Sessel und ein einziger, zufriedener Leser, der sich in seiner Ecke nicht stören lässt. In der Tee-Ecke nebenan sitzen Freunde ins Gespräch vertieft und trinken heissen Tee — eine von zehn Sorten, die hier ausgeschenkt werden. Im Nebenraum aber geht es hitzig zu, weil sich zwei gewiegte Tischtennisspieler einen spannenden Match liefern. Wer durch das Haus schlendert, durch all diesen fröhlichen Lärm, und all das Hin und Her, der macht bald die Feststellung: die jungen Leute, die hier ein- und ausgehen, sind ganz offensichtlich hier zu Hause! Das ist auch das Hauptanliegen, das Pfarrer Franz Kuhn, der Initiant des Meet-In, in diesem Treffpunkt sieht: «So viele Jugendliche haben zu Hause wenig Platz — in der Stube läuft der Fernseher, im Schlafzimmer schläft vielleicht der jüngere Bruder. Wir möchten, dass sie sich in diesem Haus daheim fühlen, Freunde treffen, sich aussprechen können.» Dass diese Freundeskreise auch wirklich bestehen, bestätigt der Leiter des Meet-In-Teams, Roland Ziehlmann: «Viele Junge kommen immer wieder hierher, seit Jahren schon. Wir kennen fast alle Gesichter. Und es geschieht immer wieder, dass ein paar, die sich hier getroffen haben, zusammen Ausflüge machen oder gemeinsam ihre Ferien verbringen. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit wächst, und damit auch ein Gefühl der Verantwortung füreinander. Wir hatten zum Beispiel noch nie die geringsten Schwierigkeiten mit Pöbeleien oder Randalierern.» Was die Leiter des Teams als besonders erfreulich betrachten, ist die Tatsache, dass viele der regelmässigen Besucher sich positiv entwickelt haben. Ein kleines Indiz — der Zigarettenkonsum ist im Lauf des letzten Jahres ganz erheblich zurückgegangen, und zwar ohne Verbote oder massive Abschreckungskampagnen. «Sie scheinen es nicht mehr so nötig zu haben!» Der ganze Betrieb ist auf Toleranz, Vielseitigkeit und Freiwilligkeit aufgebaut. Die Jungen sollen hier von jedem Leistungsdruck befreit einfach sich selber sein können, und manch einer, der zu Hause oder in der Schule stets als Versager dasteht, brilliert hier vielleicht beim Tanzen, am Ping-Pong-Tisch oder bei Diskussionen. Freilich, wenn das Leiter-Team neue Mitarbeiter sucht, so melden wenige der regelmässigen Besucher sich zur aktiven, langandauernden Mitarbeit. Dies lässt sich wohl dadurch erklären, dass sich immer weniger Jugendliche für eine Aufgabe fest engagieren wollen. Doch der Leiter des Meet-In-Teams bleibt zuversichtlich: «So lange ich hier jeden Mittwoch so viele lachende, fröhliche Gesichter sehe, so lange sind wir, glaube ich, auf dem rechten Weg.»

Engagement in der Gruppe Im Meierhof, um einen langen Tisch im grossen Saal, sitzt eine fröhliche Tafelrunde. Kuchen und Tee, auch eine Suppe für besonders Hungrige, finden reissenden Absatz. Lachen, fröhliche Begrüssungen, Scherzworte fliegen über den Tisch — die dreissig Burschen und Mädchen, die hier zusammensitzen, sind in ausgelassener Stimmung. Nachdem Teller und Tassen weggeräumt sind, erklingen fröhliche Lieder. Dann plötzlich herrscht Stille, Bibeln werden hervorgezogen, und intensiv und ernsthaft beugen sich die jungen Gesichter über einen Text. Fragen werden gestellt, Erklärungsversuche gewagt, und behutsam leitet ein junges Mädchen die Diskussion. Doch kaum sind die Gespräche beendet, so klingen wieder Lieder auf, immer lustiger und übermütiger, bis plötzlich die Lieder in spontane Dank- und Fürbittegebete einmünden.

Dieser erstaunliche Zusammenklang von überzeugter Gläubigkeit und jugendlicher Freude beeindruckt den zufälligen Besucher einer Nikodemus-Gruppe sehr. Und die Frage drängt sich auf: «Wie sind denn diese Gruppen entstanden?» Die Antwort lautet recht einfach: «— aus einem Freundeskreis.» Vor bald vier Jahren beschloss eine Gruppe Neukonfirmierter, sich regelmässig zu treffen zu Bibelgesprächen, aber auch zu Festen und Ferien. Als im Herbst 1974 die Christus-Träger in Riehen «Lord's Days» veranstalteten, intensivierte die Gruppe ihre Arbeit und gab sich den Namen «Nikodemus» — der Fragende, aber auch Antwortfindende! Heute treffen sich etwa achtzig junge Leute in drei Gruppen, jeweils Montag, Mittwoch oder Freitagabend zu einer gemeinsamen Mahlzeit, die von einem oder zwei Mitgliedern zubereitet wird, zur anschliessenden Bibelarbeit, zum Singen und Diskutieren. Pfarrer Th. Schubert erarbeitet allwöchentlich das Bibelthema mit zwei bis drei Mitgliedern jeder Gruppe, er bespricht sich auch regelmässig mit dem Leiterteam der einzelnen Gruppen, darüber hinaus aber arbeiten die Jungen völlig selbständig in eigener Verantwortung.

Neben den wöchentlichen Zusammenkünften haben sich die Nikodemus-Gruppen auch noch andere Aufgaben gestellt. So bauten sie zum Beispiel die «Kinder-Fähri» auf: allwöchentlich werden die Riehener Primarschulkinder eingeladen, den Mittwoch-Nachmittag im Meierhof zu verbringen. Was als einfacher Spielnachmittag begann, hat sich zu einem ganzen Programm entwickelt; Kochkurse, Kasperli-, Töpfer- oder Samariterkurse können die Kleinen jetzt besuchen, und da der Andrang riesig ist, setzt sich eine grosse Anzahl der «Nikodemus-Leute» für die Durchführung ein.

Eine andere Gruppe versucht, im Bäumlihof-Gymnasium einen Bibelkurs aufzubauen. Mit einer grossangelegten Kuchenaktion machte sie die Schüler auf ihr Anliegen aufmerksam. Eine weitere Gruppe hilft in Biel-Benken neue Nikodemus-Gruppen aufzubauen.

Es ist fast nicht möglich, all die Tätigkeiten der initiativen jungen Leute aufzuzählen: sie helfen in der Sonntagsschule und bei der Betreuung der sommerlichen Kinderlager mit, welche Pfarrer Th. Schubert durchführt, um auch den Eltern kleinerer Kinder einmal ungestörte Ferien zu ermöglichen. Sie gestalten auch den kurzen Gottesdienst, der jeden Montagmorgen in der Dorfkirche stattfindet. Und eine ausgezeichnete, siebenköpfige Band umrahmt Feste und Anlässe mit ihren heissen Rhythmen.

Die Begeisterung der jungen Nikodemus-Leute wirkt ansteckend. Sie sind voller Pläne und Ideen. Aber durch all ihre Aktivität schimmert der Grund, auf dem all dies aufgebaut ist: der feste Glaube an Jesus Christus, den sie weitertragen wollen. In der kleinen Kapelle, die sie gemeinsam in der alten Waschküche des Pfarrhauses eingerichtet haben, spürt man diesen Grund deutlich : die klaren Linien und ruhigen Farben weisen alle auf das Zentrum, das Kreuz hin. Hier, in der Stille, finden sie sich oft zusammen, nach einer hitzigen Diskussion, nach einem guten Gespräch. Der Dreiklang von Freundschaft, Fröhlichkeit und Glaube bildet für die jungen Nikodemus-Leute eine geistige Heimat, die ihnen sehr viel bedeutet.

So verschieden die jungen Leute sind, so verschieden werden auch die Gruppen sein, denen sie sich anschliessen möchten. Es ist wichtig, dass für alle die Möglichkeit besteht, eine Gemeinschaft zu finden, in der sie sich wohlfühlen, damit das Gefühl des Zuhauseseins auch in einer grösserwerdenden Gemeinde nicht verloren geht.

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1976

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