Riehener Kinder erleben das Jubiläumsjahr

Lukrezia Seiler-Spiess

Ein ganzes Jahr lang haben wir Riehener gefeiert! Aus der historischen Tatsache, dass die Stadt Basel vor 450 Jahren das kleine Bauerndorf Riehen käuflich erworben hatte, machten unsere Gemeindeväter nicht nur eine feierliche Gedenkstunde oder ein fröhliches Volksfest, sondern gleich ein ganzes Jubiläumsjahr mit grossen und kleinen Anlässen, mit fröhlichen und besinnlichen Stunden.

Neben Behörden und Vereinen hat die Riehener Schuljugend ganz wesentlich dazu beigetragen, dass dieses Jubiläumsjahr so vielseitig, abwechslungsreich und lebendig wurde. Viele hundert Buben und Mädchen haben sich in irgendeiner Form aktiv am Geschehen beteiligt, sei es, dass sie an einem der Schülerkonzerte begeistert mitsangen, zur Lösung des Heimatkunde-Wettbewerbs kreuz und quer durch Dorf und Bann zogen, stundenlang am Modell eines neuen Spielplatzgerätes herumbastelten oder auf der Grendelmatte ihr sportliches Können unter Beweis stellten.

Welchen Eindruck hat das Jubiläumsjahr bei den Riehener Kindern hinterlassen? Ist ihnen das Dorf, in dem sie aufwachsen, noch lieber, noch vertrauter geworden? Ein paar Buben und Mädchen haben uns von ihren Erlebnissen erzählt. Ihre Schilderungen zeugen von der Freude und der Begeisterung, mit der sie das festliche Jahr ihres Dorfes miterlebten.

Jubiläums-Wettbewerb für Riehener Schüler Riehen besser kennenzulernen — das war der Sinn des grossen Heimatkunde-Wettbewerbs, zu dem alle Schüler vom 3. bis 9. Schuljahr eingeladen wurden. Hans Ramstein, der Initiant und Gestalter dieses originellen Rätselratens, hatte für die jüngeren und die älteren Schüler je 33 recht schwierige Fragen zusammengestellt — Fragen, die die jugendlichen Rätsellöser (und sehr oft auch ihre Väter und Mütter!) dazu zwangen, Riehen kreuz und quer zu durchstreifen, vom Rheinufer bis zum östlichsten Landesgrenzstein. Kurz vor den Sommerferien wurden 2000 Wettbewerbsformulare in allen Klassen verteilt, Ende August waren über 560 Lösungen eingegangen, und im September durften im Wasserstelzenschulhaus sechzig strahlende Kinder ihre schönen Preise entgegennehmen.

Wie viel Vergnügen das Lösen der Wettbewerbsaufgaben bereitete, erzählen die Geschwister Corinne und Thomas: Vor den Sommerferien fragte man in unserer Klasse 2c des Bäumlihof Gymnasiums: «Wer wohnt in Riehen?» — Die meisten streckten auf. Wir warteten gespannt, was kommen würde. In der nächsten Pause bekamen wir Formulare für den Riehener Jubiläums-Wettbewerb. Sofort begannen wir zu rätseln und zu studieren. Die Basler in unserer Klasse beneideten uns natürlich gewaltig. Manche Fragen konnte ich sofort beantworten, bei andern half mir meine Nachbarin. Als die Schulstunde wieder begann, sagte der Lehrer energisch: « Jetzt ist Schluss mit dem Rätselraten.» Es nützte nicht viel. Verstohlen lasen wir unter der Schulbank die Fragen weiter und flüsterten uns Antworten zu.

Zuhause beim Mittagessen bestürmten mich meine Brüder: «Weisst du, von wem das Spielzeugmuseum in Riehen früher bewohnt wurde?» Auch sie hatten von der Schule ein Wettbewerbsformular nach Hause gebracht. Es waren aber nicht die gleichen Fragen; sie waren etwas leichter.

Nun machte ich mich an die Lösung meiner Fragen. Viele Antworten waren nicht so leicht zu finden. Bei Frage 32: «Wieviele Riehener Strassen- und Wegbezeichnungen enthalten einen Tiernamen?» nahm ich die Karte von Riehen und schaute im Strassenverzeichnis nach. Man hätte natürlich auch durch ganz Riehen laufen können, aber das war mir zu mühsam. Frage 4: «In welchem Jahr kam Riehen zur Stadt Basel?» war die leichteste, denn vorne auf dem Wettbewerbsformular war die Jubiläumsmünze mit der Jahrzahl abgebildet. Sehr schwer fand ich Frage 21: «An welchem Gebäude ist die abgebildete Inschrift zu lesen?» Zuerst fuhr ich nach der Schule die Grendelgasse hinunter, fand sie aber nirgends. Nun schickte mich mein Vater zur Landvogtei, aber es stimmte wieder nicht. Nun rief ich meine Freundin an, aber auch sie hatte diese Frage als einzige nicht beantwortet. Schliesslich kam der Tag, an dem man den Wettbewerb abgeben musste. Ich hatte Glück. In der letzten Stunde vor dem Abgeben verriet mir eine Schulfreundin auch die Lösung dieser letzten Frage: «Der Spittelmatthof.»

Schade, dass es nur alle 450 Jahre einen solchen Wettbewerb gibt!

Thomas berichtet: Eines Tages im Juni 1972 teilte uns Herr Rohr (Klasse 4c Erlensträsschen) einen Wettbewerb aus: «Damit ihr etwas zu tun habt in den Ferien!» meinte er. «Herr Ramstein hat ihn zusammengestellt!» Herr Ramstein ist ein Lehrer in unserem Schulhaus, und sein Sohn sass mitten unter uns. Natürlich stürzten wir uns alle auf ihn und bestürmten ihn mit Fragen. Doch der ahnungslose Christoph wusste nichts davon.

Schon am gleichen Tag sausten Urs, mein Freund, und ich auf dem Velo durchs Dorf. Die meisten Antworten kannten wir schon, doch wir wollten ganz sicher sein. Mit dem Wettbewerbszettel in der Hand zählten wir die Pfähle bei der Finnenbahn. Schon lange wussten wir, wie viele Meter eine Runde der Bahn misst, doch rannten wir zum Vergnügen ein paarmal ringsum.

Obwohl wir auf dein Stadtplan die Brücken und Bahnübergänge hätten zählen können, zogen wir es vor, auch dies mit dem «Goppel» auszukundschaften. Als wir am andern Tag unsern Kameraden erzählten, dass wir alle Antworten auf die Fragen wussten, versuchte uns Martin die meisten zu entlocken. Aber wir blieben stumm. Sollte doch der faule Kerl selber nach den Lösungen suchen!

Der Spielgeräte-Wettbewerb

Berichten wir gleich noch vom zweiten Wettbewerb des Jubiläumsjahres. Ernst Feigenwinter, der Initiant und Förderer der schönen Spielplätze in unserer Gemeinde, hatte die glänzende Idee, die Kinder selber einmal Spielgeräte für unsere Anlagen und Plätze entwerfen zu lassen. 138 Modelle und Zeichnungen trafen ein, und es war nicht leicht für die Jury, aus der Fülle der lustigen und originellen Ideen die besten auszuwählen. Was hatten die Kinder nicht alles mit Liebe und Fleiss zusammengebastelt: Spielhäuschen und Kletterbäume, eine «RehreSchlange» oder eine «Affenknüppelrutschbahn» und wie die Modelle alle hiessen. Die fünfzig besten Modelle wurden anlässlich der Preisverteilung vom 16. August mit schönen Preisen belohnt und nachher noch eine Woche lang im Gemeindehaus ausgestellt.

Beatrice, die sich mit viel Freude und Fleiss an diesem Wettbewerb beteiligt hat, erzählt von ihren Erlebnissen: «Unser Klassenlehrer schwenkte eine Anzahl blauweisser Zettel vor unseren Köpfen hin und her. Er riet uns, am Riehener Jubiläumswettbewerb mitzumachen. Jedes Kind sollte ein Spielgerät erfinden und ihm einen Namen geben. Es durfte gezeichnet und gebastelt werden.

Ich war schon einmal in Köln gewesen, wo unsere Familie eine Garten- und Spielausstellung besucht hatte. Zwei Dinge hatten mir besonders Spass gemacht, eine Art Rollfass und ein Kletterhügel. Nach einigem Hin und Her beschloss ich, ein «Kletterhügeli» zu basteln. An einem Sonntagvormittag begann ich die Arbeit. Ich holte vom Estrich Schaumgummi und versuchte, Schnüre darumzuwickeln. Aber das ging nicht so einfach. Es platzte immer wieder auf, so dass ich verzweifelte. Ich wollte aufgeben, denn ich hatte schon einige Stunden gearbeitet. Aber meine Mutter feuerte mich an: «Ohne Schweiss keinen Preis!» Sie anerbot sich, mir zu helfen. Nun hielt sie die Schaumgummiresten fest. Ich knüpfte die Schnüre zusammen.

Nach einigen Versuchen gelang es mir endlich. Anschliessend überzog ich das Hügelein mit Silberpapier. Da es mir so nicht recht gefiel, klebte ich noch Packpapier darüber. Einen Streifen Silberpapier Hess ich frei, denn das sollte die Rutschbahn darstellen. Nun steckte ich Holzstäbchen hinein. Diese müssen in Wirklichkeit aus Hartplastik sein. Ich spannte rote Wollfäden (Plastik-Ketten) dazwischen. Jetzt war endlich mein «Kletterhügeli» fertig.

Alle Teilnehmer wurden an einem Mittwochnachmittag ins Gemeindehaus eingeladen. Ich hätte Schule gehabt, aber — das war toll! — nun hatte ich frei. An diesem ersehnten Mittwochnachmittag sass ich mit meiner Freundin im Gemeindesaal. Herr Feigenwinter stellte uns die Gemeinderäte vor. Die ersten fünfzig Gewinner wurden aufgerufen. Es begann mit Nummer 50. Gespannt wartete ich, ob mein Name auch genannt würde. Bei Nummer 5 rief Herr Feigenwinter «Kletterhügeli». Freudig eilte ich nach vorn und erhielt als Preis ein Paar Metall-Ski. Darauf bekamen alle Kinder, die am Wettbewerb teilgenommen hatten, eine Erinnerungsmedaille an das Riehener Jubiläum, ein Weggli und ein Coca-cola-Fläschchen. Stolz marschierte ich mit meinen Skiern nach Hause.

Es ist eigentlich schade, dass es nicht jedes Jahr einen Jubiläumswettbewerb gibt.

Es ist erfreulich, dass dieser Spielgeräte-Wettbewerb über die Anregung zum Basteln hinaus noch einen ganz praktischen Sinn hat: die besten Arbeiten sollen nämlich im Laufe der nächsten Jahre ausgeführt und auf öffentlichen Spielplätzen aufgestellt werden. Das mit dem 1. Preis ausgezeichnete «Megge-Spiel-Schiff» wurde bereits von einer Klasse der Basler Gewerbeschule gebaut und steht seit dem Frühjahr 1973 in der Riehener Badi.

Die Schülerkonzerte

Mit drei verschiedenen Konzerten — je zweimal aufgeführt — brachten die Primarschüler des Wasserstelzen- und des Niederholzschulhauses sowie die Realschüler eine fröhliche Note in das musikalische Programm des Jubiläumsjahres. Mit grosser Begeisterung wurden die Darbietungen der jungen Sänger und Musikanten aufgenommen.

Heinz Kobel berichtet auf Seite 33 ausführlich über die Programme und die Durchführung der einzelnen Veranstaltungen. Was die Konzerte aber für die Kinder selber bedeuteten — Probenarbeit, Lampenfieber, Aufregung und schliesslich Freude über das Gelingen — davon erzählt Dakar, welche an den beiden Konzerten der Realschule mitgesungen hat: Gleich nach den Sommerferien 1972 fingen wir mit dem Einüben der Lieder an. Wir probten mit den dritten Klassen vom Hebel- und Wasserstelzenschulhaus zusammen. Langsam wurden wir es müde, immer die gleichen Lieder zu singen, und das veranlasste Herrn Kobel, manchmal mit uns zu schimpfen. Wir stellten uns schon vor, wir ständen auf der Bühne und alle Leute sähen uns.

Bei der Hauptprobe ging es reichlich laut zu, und die Lehrer ermahnten uns, stiller zu sein.

Am Hauptabend waren alle sehr nervös, und diese Nervosität setzte sich in Lärm um. Zuerst mussten die Erstklässler ihre Lieder singen, dann die dritten Klassen. Nun kam ein kleines Theaterstück, von einer dritten Klasse aufgeführt, an die Reihe. Es hiess «Zirkus Troll». Auch die zweiten und vierten Klassen leisteten ihren Beitrag.

Während die einen sangen, stärkten sich die andern, die noch nicht an der Reihe waren, mit Milch und «Schnecken». Dann kam die eine Gruppe zurück, und die andern waren an der Reihe. Es war ein ungewöhnliches Gefühl, auf der Bühne im Scheinwerferlicht zu stehen und zu wissen: «Alle Leute schauen auf uns!»

Am Schluss sangen wir alle gemeinsam die «Evergreens». Es war ein grosser Erfolg, und wir hatten viel Freude. Mit hochroten Köpfen und heiseren Stimmen machten wir uns auf den Heimweg.

Aktion Tonziegel

Dass die Riehener Buben und Mädchen nicht nur selber das Jubiläumsjähr feiern, sondern mit ihrer Arbeit auch andern, behinderten Kindern, helfen wollten, bewiesen sie mit ihrer «Tonziegel-Aktion». Fred Degen, Zeichnungslehrer am Hebelschulhaus, schildert die Entstehung der hübschen Abzeichen, die zu Gunsten der Aktion «Denk an mich — Ferien für behinderte Kinder» verkauft wurden.

Für die Turn- und Sportfreudigen wurde am 18. Juni 1972 der neugestaltete Sportplatz Grendelmatte eingeweiht. Als kleiner Dank sollte an diesem Anlass ein Abzeichen verkauft werden, dessen Ertrag einem humanitären Zweck zugeführt werden sollte.

Verschiedene Klassen des Hebelschulhauses eröffneten unter der Anleitung der beiden Zeichenlehrer eine kleine Keramikwerkstätte, in der beinahe fabrikmässig Wappenziegel mit den Jahreszahlen 1522/1972 hergestellt wurden. Einige Schüler walzten den braunen Ton zu Fladen aus und andere schnitten ihn mit Drahtschlingen in gleichmässige Portionen. Darauf druckte eine dritte Gruppe mit Holzmodeln die Zeichnung und legte die Ziegel zum Trocknen weg. Nach 14 Tagen war jedes Stück hart und hell, und nach dem lOstündigen Brand zeigte es sich in einem warmen Ziegelrot. Zum Fertigmachen mussten die Schüler noch blauweisse Bändeli auf Länge schneiden und mit Sicherheitsnadeln versehen. Nach dem Aufkleben konnten wir dann 3470 Stück verpacken. Davon wurden 2221 Stück verkauft und 22 gratis an die Kinder aus Mutten, die als Gäste in Riehen weilten, abgegeben.

Nach Abzug der Spesen verblieb ein Ertrag von Fr. 4216.85, der der Aktion «Denk an mich» überwiesen wurde.

Das Dorffest

Das langersehnte Dorffest, das vom 1. bis 3. September 1972 stattfand, war natürlich auch für die Buben und Mädchen unseres Dorfes ein wichtiges Ereignis. Einige durften am grossen Sternmarsch vom Freitagabend als Fackelträger teilnehmen oder gar am Festumzug vom Sonntag mitwirken, die andern aber genossen den Rummel, die Bahnen, den Lärm, die unser Dorf für ein paar Tage in einen grossen Festplatz umgestalteten. Kathrin, Beatrice und Olivia erzählen, wie sie diese Tage erlebten : Wir gingen mit unsern Eltern am Samstagabend ans Riehener Fest. Als wir bei der Kirche vorbeikamen, fing das Gedränge an. Wir schoben uns vorwärts. Plötzlich wusste ich überhaupt nicht mehr, wo ich war.

Ich liess mich einfach mit dem Menschenstrom treiben. Auf einmal hörte ich eine laute Musik, die alles übertönte. Ich ging der Musik nach, da sah ich eine Schifflischaukel. Ich suchte einen Franken in meiner Tasche, danach wartete ich, bis es läutete und die Schiffchen stillstanden. Plötzlich sah ich Regula und Olivia. Wir beschlossen, zu dritt in ein Schiffchen zu steigen. Wir gaben das Geld dem Mann und probierten, das Schiffchen ein wenig in Bewegung zu setzen. Es ging immer schneller und höher, bald waren wir an der Decke. Dann setzten wir uns auf die Holzbank, die im Schiffchen war. Da klingelte die Glocke, und das Schiffchen stand still. Erschöpft stiegen wir aus. Bald fand ich meine Eltern; die kauften für jedes eine heisse Wurst. Mh, die schmeckte!

. . . Am interessantesten fand ich den Umzug. Da kam z. B. ein Mann dahergeschritten, der den Wilhelm Teil darstellte. Ein peitschenknallender Mann hatte viel Kraft; er konnte mit einer Hand eine schwere, grosse Peitsche knallen, so dass wir uns die Ohren zuhalten mussten. Prächtig fanden wir auch die schön gekleideten Männer auf ihren Pferden . . .

Am Sonntag durfte ich allein mit meiner Freundin ans Riehener Fest. Zuerst liefen wir umher und suchten die «Potschautos». Bald fanden wir sie. Als die einundzwanzig Autos anhielten, stürmten die Leute herbei, aber bevor die Fahrzeuge wieder losfuhren, erwischten wir noch eines. Jetzt ging's los. Wir lachten wie zwei blöde Gänse. Doch die Zeit ging so schnell vorüber, dass wir es gar nicht bemerkten. Zum Zvieri holten wir uns Magenbrot ; wir assen gemütlich und gingen dann zufrieden nach Hause. Das war ein lustiges Erlebnis.

Der Tag der Jugend

Zu einem Höhepunkt des Jubiläumsjahres wurden die 4. Schülermeisterschaften der Riehener Jugend auf der Grendelmatte. Am 2. September, also am zweiten Tag des Dorffestes, fand dieser «Tag der Jugend» statt, an dem nicht weniger als 1255 Buben und Mädchen teilnahmen! Sie alle massen sich im Weitsprung, Ball- oder Kugelwerfen und in einem Lauf über 60 m. Der Turnverein Riehen, unterstützt vom Kath. Turnverein und vom CVJM, meisterte die Organisation dieses riesigen Sportfestes ganz hervorragend.

Mit welcher Freude dieser Tag die Kinder erfüllte, zeigt der Bericht von Andrea deutlich: An einem wunderschönen, sonnigen Herbstmorgen sagte mein Bruder zu mir: «Heute ist ,Tag der Jugend'. Kommst du auch zusehen, wie ich den Wettkampf bestreite?» Ich willigte ein. Zuerst mussten die kleinsten Kinder antreten. Es war vergnüglich, die Knirpse bei den Wettläufen zu beobachten. Am Schluss wurden alle mit einem kühlen Trunk und einem Weggli mit Klopfer beschenkt. Mein Bruder erzielte beachtliche Resultate, die mich anspornten, am Nachmittag ebenfalls an den Wettkämpfen teilzunehmen. Also machte ich mich nach dem Mittagessen auf den Weg zur Grendelmatte. Der Wettkampf begann. Ich war sehr aufgeregt. Auch war ich erstaunt über die Grösse des Stadions, das ich am Morgen nur von weitem gesehen hatte, und über die Menge der Zuschauer. Beim Ballwerfen hatte ich Schwierigkeiten, denn ich besass die Angewohnheit, den Ball in der «Mädchenart», wie man sagt, unten durch zu schiessen. Und so erzielte ich zwar eine beachtliche Höhe, aber nur eine geringe Weite. Trotzdem war ich mit den Ergebnissen meines Wettkampfes zufrieden. Ich bekam mit ihnen zwar keinen von den ersten drei Plätzen, aber ich finde, dass das auch nicht das Wichtigste ist. Am wichtigsten sind die Erinnerung und das Mitspielen. Und die Erinnerung an den «Tag der Jugend» wird mir bestimmt mein Leben lang bleiben.

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1973

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