Sportpreisträger 1997 Basketballabteilung des CVJM Riehen

Rolf Spriessler

Neben dem seit Jahren etablierten Kulturpreis vergibt die Gemeinde Riehen seit 1996 auch einen Sportpreis. Hier die Laudatio für den aktuellen Preisträger.

 

Dobrý večér, vitejte K udělení sportovní ceny za rok tisíc devětset devadesat sedm. Das ist Tschechisch und heisst soviel wie: Guten Abend. Willkommen zur Verleihung des Sportpreises für das Jahr 1997.

Warum Tschechisch? Die einstige Tschechoslowakei hat viel mit dem diesjährigen Riehener Sportpreisträger zu tun. Die ganz grossen Höhenflüge gab es für die Basketballabteilung des CVJM Riehen nämlich in den frühen siebziger Jahren, kurz nach dem Prager Frühling von 1968, als viele Menschen aus der damaligen Tschechoslowakei flüchteten.

Mit einem Team aus fast nur tschechoslowakischen Spielern rund um den Ex-Nationalspieler Jaroslaw Slanicka - viele sind dem Verein noch heute verbunden schafften die Männer 1971 den Aufstieg in die Nationalliga B und spielten anschliessend zwei Jahre in der zweithöchsten Spielklasse der Schweiz. In der Saison 1972/73 stiess die Mannschaft bis in die Achtelfinals des Schweizer Cups vor, wo sie dem Nationalliga-A-Verein Vevey unterlag. Im Sog jenes Teams stieg auch die zweite Mannschaft in die 1. Liga auf.

Die Männer des CVJM Riehen spielen heute in der 2. Liga. In all den Jahren gab es viele Hochs und Tiefs. Einmal musste man das Männerteam aus der 1. Liga zurückziehen, weil man keinen Trainer gefunden hatte. Einige Spieler zog es damals nach Birsfelden. Manche von ihnen fanden später den Weg nach Riehen zurück, andere blieben Riehen auch während des Gastspiels in Birsfelden als Trainer anderer Teams treu.

Das Aushängeschild des Vereins sind heute die Frauen. Ihre Geschichte im CVJM hatte am 9. Mai 1972 angefangen, mit dem ersten Basketballtraining für Frauen. Auch dies war letztlich die Folge jenes Aufschwungs bei den Männern. Das kam so: Im Aufstiegsspiel 1. Liga/Nationalliga B traten die Riehener Männer gegen den ST Bern an. Nach jenem Spiel erkundigte sich ein gewisser Hans Kilchenmann, der beim ST Bern spielte, bei den Riehenern, ob er künftig bei ihnen mitmachen könne, da er aus beruflichen Gründen nach Basel ziehe. So fand er den Weg zum CVJM Riehen. Auch Christine Kilchenmann, seine Frau, war eine begeisterte Basketballerin. Bald fanden sich aus dem Freundes- und Bekanntenkreis der Spieler weitere Frauen, die mittrainieren wollten. Und so wurde Hans Kilchenmann der erste Frauen-Trainer beim CVJM Riehen.

In der Saison 1997/98 konnten sich die CVJM-Frauen schon das dritte Mal hintereinander in der 1. Liga behaupten.

Das erste historisch bedeutungsvolle Jahr für den Basketball war 1885. Natürlich war man damals noch zig Meilen davon entfernt, wettkampfmässig Bälle in Körbe zu werfen. Aber in jenem Jahr liess ein Professor am Springfield-College in Massachusetts in den USA seine Studenten Fussbälle in Pfirsichkörbe werfen. Das waren die ersten Basketballspiele. Nur sechs Jahre später wurde der Internationale Basketballverband gegründet.

Basketball ist eine Sportart, die von der YMCA-Bewegung ausging, einer Organisation, die bei uns dem CVJM entspricht. Noch heute gibt es Nationalteams, die weitgehend mit den YMCA-Mannschaften identisch sind, und auch die berühmten «Harlem Globetrotters» sind YMCAler. Dies erklärt, weshalb der CVJM sozusagen der prädestinierte Verein war, als der Basketball in unsern Breitengraden langsam Verbreitung zu finden begann.

Der Basketball hat in Riehen Fuss gefasst. Heute spielen weit mehr als 200 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder in zwölf Teams beim CVJM Riehen Basketball. Der grosse Boom setzte 1992 ein, nachdem man kurz zuvor unter der Leitung von Claudia Emmenegger eine Minibasketballabteilung aus der Taufe gehoben hatte. Nach dem Auftritt des amerikanischen «Dream Team» an den Olympischen Spielen von Barcelona wollten plötzlich viele Jugendliche «Air Jordan», und wie sie alle heissen, nacheifern. Innerhalb von nur zwei Monaten stiessen rund 50 basketballbegeisterte Kinder und Jugendliche neu zum CVJM Riehen.

Zurück zu den Basketballerinnen des CVJM. Dank einer hervorragenden Jugendarbeit - daraus resultierten mehrere Regionalmeistertitel bei den Juniorinnen A und B und einmal sogar bei den U21 - wurde der Aufstieg in die 1. Liga möglich. Dass die Ausbildung der Spielerinnen wirklich gut gewesen sein muss, zeigt sich auch daran, dass es mehrere Riehener Juniorinnen in andern Vereinen bis in die Nationalliga schafften; eine spielt heute sogar beim Nationalliga-A-Spitzenklub Baden.

Ein Punkt war der Jury sehr wichtig: Beim CVJM Riehen handelt es sich um einen Verein, der bei den Männern schon grosse Erfolge gefeiert hatte und der bei den Frauen auf ein national beachtliches Niveau gekommen ist. Der CVJM Riehen hat die Sportart Basketball erfolgreich in Riehen eingeführt und ist nach wie vor der einzige Basketballklub in der Gemeinde. Der CVJM zog zum einen eine Jugendarbeit auf, die von den Poussins- und MiniKategorien für Kinder ab etwa neun Jahren bis zu den Junioren reicht, zum andern finden hier aber auch für Basketballverhältnisse schon etwas Betagtere Spielmöglichkeiten. Diese Aufbau- und Nachwuchsarbeit gilt es als Gesamtes zu würdigen. In diesem Zusammenhang ist auch der «Mister Basketball» von Riehen, Arnim Weinhardt, zu erwähnen, der die Basketballabteilung seit ihrer Gründung bis ins vergangene Jahr präsidiert hatte und der früher als Trainer gefürchtet und geschätzt war.

Noch etwas Historisches: 8:11 für Roche lautete am 11. Oktober 1966 das Resultat des ersten offiziellen Meisterschaftsspiels der Riehener. Am 30. Januar 1967 gab es den ersten Sieg mit einem 26:25 gegen den Freien Basler Basketballclub III.

Inzwischen sind ein paar Siege hinzugekommen. Doch das Gewinnen allein ist ja nicht das Entscheidende, jedenfalls nicht in einem Sportklub, der nicht auf professioneller Basis funktioniert, sondern ehrenamtlich, und der als Ziel nicht den Schweizer-Meister-Titel oder internationale Erfolge hat, sondern den Plausch an einer Sportart, Kameradschaft, an körperlicher Fitness und einer tollen Freizeitbeschäftigung. Und das in einer Sportart, in der der Körpereinsatz Mann gegen Mann oder Frau gegen Frau bewusst etwas eingeschränkt ist und bei der die Fairness allein schon von der Spielanlage her ein kleineres Problem ist als in andern Mannschaftssportarten.

In dem Sinn ist der Basketballabteilung des CVJM Riehen weiterhin gutes Gedeihen zu wünschen und zahlreiche Höhenflüge in Form von gelungenen Würfen, Korblegern und erfolgreichen Meisterschaften, vor allem aber viel Spass, einen guten Zusammenhalt, Fitness und Gesundheit.

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1998

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