Sportpreisträgerinnen Erfrischend frech und jung

Rolf Spriessler

Den zehn Volleyballerinnen des KTV Riehen, trainiert von der Slowenin Ksenija Zec, wurde der Sportpreis 1999 der Gemeinde Riehen verliehen. Sie hatten sensationell den Sprung in die Nationalliga B geschafft.

Sportpreisträgerinnen: Erfrischend frech und jung Es war das letzte Märzwochenende des Jahres 1999 im appenzellischen Gais. Unter der Führung der slowenischen Spielertrainerin Ksenija Zec schafften zehn Volleyballerinnen des KTV Riehen mit vier Siegen in vier Partien den Aufstieg in die Nationalliga B. Damit hatte erstmals ein Volleyballteam aus Riehen den Sprung in die Nationalliga geschafft. Die Riehenerinnen hatten Aufnahme in den Kreis der 23 besten Teams der Schweiz gefunden und zogen innerhalb der Region Nordwestschweiz mit dem BLigisten VB Therwil gleich. Seit dem Rückzug des RTV Basel aus der Nationalliga A war die Nordwestschweiz in der höchsten Spielklasse der Frauen nicht mehr vertreten.

jahrelange Aufbauarbeit Hinter dem Riehener Erfolg steht eine jahrelange Arbeit. Rolf und Brigitte Schwer waren die treibenden Kräfte beim Aufbau einer Minivolleyballbewegung beim KTV Riehen, in der sich auch ihre Töchter Lea und Rahel gut entwickelt hatten. Die Mädchen kamen ins Juniorinnenalter, und es wurde Zeit, sie in das erste Frauenteam zu integrieren. Nun war Fachwissen gefragt, wie es der KLV Riehen in den eigenen Reihen nicht mehr besass. Und da tat der Verein einen Glücksgriff: Im Januar 1997 fragte der damalige KTV-Coach Rolf Schwer die Slowenin Ksenija Zec - zweifache jugoslawische Meisterin, EM-Teilnehmerin mit Jugoslawien, Nationalliga-A-Spielerin bei Uni Basel, bei den Basler Volleyballerinnen und bei RG Basel -, ob sie Lust habe, ein junges und motiviertes Zweitligateam zu übernehmen. Nach anfänglichem Zögern besuchte die Slowenin ein Probetraining, war sofort Feuer und Flamme und packte die Aufgabe an. In der Saison 1997/98 schaffte die junge Truppe den Aufstieg in die 1. Liga, obwohl mit Uni Basel ein starker Konkurrent bezwungen werden musste.

Ziel hoch gesteckt

Schon vor diesem Aufstieg hegte Ksenija Zec höhere Ziele und sagte im Vorfeld zur ersten Erstligasaison, ihr Leam weise bereits jetzt Nationalliga-B-Niveau auf. Es müsste in der Lage sein, den direkten Durchmarsch zu schaffen. Die Spielerinnen waren zu Beginn skeptisch, spielten aber in der Saison 1998/99 trotz einigem Verletzungspech hervorragend. Sie verloren nur einmal, gerieten mehrmals in einen wahren Spielrausch und qualifizierten sich nach einem Zweikampf mit Kofavorit Pfeffingen für das Aufstiegsturnier. Dort konnten sich zwei der insgesamt fünf Gruppensieger für die Nationalliga B qualifizieren. Es waren der KTV Riehen und Voleka Ebnat-Kappel.

Auch die Cupsaison verlief erfolgreich. Der KTV Riehen qualifizierte sich für die Achtelfinals, traf dort zu Hause auf den späteren Cupsieger Zeiler Köniz und zeigte dem Publikum trotz der 0:3-Niederlage ein attraktives Spiel.

Nach dem Zweitligameistertitel war das Team mit Spielerinnen aus der Region dosiert verstärkt worden. Wobei nach wie vor Spielerinnen aus der eigenen Nachwuchsabteilung den Grundstock bildeten. So sind Passeuse Rahel Schwer, die Aussenangreiferinnen Lea Schwer und Lucia Ferro sowie die universell einsetzbare Patricia Schwald KTV-Eigengewächse. Zum Stamm des Erstligateams gehörten weiter Katja Fischer, Samantha Herzog und Phyllis Sen.

In der Schlussphase der Meisterschaft 1998/99 litt das Team zunehmend unter Verletzungsproblemen. Deshalb griff auch Trainerin Ksenija Zec nochmals selber ins Spielgeschehen ein. Nach einer Zweitligasaison als Spielertrainerin hatte sie sich in der 1. Liga zunächst auf die Rolle als Lrainerin beschränkt und es damit den jungen Spielerinnen ermöglicht, selbst Verantwortung zu übernehmen.

Was diese dann auch taten. Hatte zum Beispiel Lea Schwer einmal einen schlechten Lag oder machten sich ihre Rückenprobleme bemerkbar, sprangen im Angriff andere in die Bresche. Im entscheidenden Moment konnte schliesslich die ehemalige Nationalspielerin Eveline Müller «reaktiviert» werden: Sie hatte zuvor zusammen mit ihrem Mann Andrea Müller in Bettingen eine sehr erfolgreiche Minivolleyballabteilung aufgebaut und hatte im Rahmen eines Juniorinnenprojektes bereits mit dem KTV Riehen zusammengearbeitet.

Das Interesse, auf das die KLV-Volleyballerinnen in ihrer ersten Nationalliga-B-Saison stiessen, war bemerkenswert. Regelmässig kamen rund zweihundert Zuschauerinnen und Zuschauer in die Sporthalle Niederholz. Bei wichtigen Auswärtsspielen machten sich fast immer zwanzig bis dreissig Riehener Fans auf in fremde Hallen. Und zu den Heimspielen kamen beileibe nicht nur ehemalige oder gegenwärtige Volleyballerinnen und Volleyballer. Da sah man vielmehr Leute, die sich zuvor mit Volleyball nicht beschäftigt hatten und nun plötzlich ständig herbeiströmten.

Neue Kräfte freigesetzt

Der Aufstieg in die Nationalliga B setzte auch auf organisatorischer Ebene neue Kräfte frei. Unter dem Präsidium von Rolf Schwer wurde der Verein «provolley - ktvriehen» gegründet. Zweck des Vereins ist die finanzielle Unterstützung der leistungsbezogenen Juniorinnen- und Frauenvolleyballteams des KTV Riehen. Das Geld floss zwar nicht gerade in Strömen. Doch es konnte ein anständiges Budget aufgestellt werden, das es unter anderem erlaubte, mit der ehemaligen US-Internationalen Gracie Santana Bäni, die schon in Basel wohnte und bei ihrem Engagement in Mülhausen nicht sehr glücklich war, eine Klassespielerin zu verpflichten. Sie brachte nicht nur gute Fähigkeiten mit, sondern passte auch menschlich hervorragend zum Team. Sie profilierte sich nicht als Solokünstlerin, sondern engagierte sich für ein starkes Kollektiv. Neu zum B-Ligisten gestossen waren ausserdem Magdalena Komorski, Patricia Stählin und Jasmina Jasarevic.

Für den Verein wichtig war der Aufstieg in die zweithöchste nationale Spielklasse auch in einer anderen Beziehung: Wäre das Team in der 1. Liga geblieben, hätte Nationalspielerin Lea Schwer wohl den Verein im Sommer 1999 gewechselt. Die 1982 geborene Gymnasiastin war bereits seit geraumer Zeit Mitglied des Juniorinnennationalteams, zügelte vorübergehend sogar nach Freiburg, um vom Nationalen Frainingszentrum des Schweizerischen Volleyballverbandes zu profitieren, und wurde 1999 von Nationalliga-A-Vereinen umworben. Im Juni 1998 gab sie im EM-Qualifikationsspiel gegen österreich ihr Debüt in der Frauennationalmannschaft. Das Spiel ging zwar mit 0:3 verloren; Lea zeigte aber eine gute Leistung und durfte durchspielen. Inzwischen wurde auch die 1980 geborene Rahel Schwer, früher schon einmal Jugendnationalspielerin, ins Nationalkader berufen und gab ihren Einstand im Frühjahr 2000 im Rahmen des Spring-Cups im tschechischen Brünn beim 3:1-Erfolg gegen England.

Serge Lang: Hommage an eine Sportlegende Er war bekannt «wie ein bunter Hund». Er galt als Erfinder des Ski-Weltcups, dessen erstes Rennen 1967 in Berchtesgaden über die Bühne ging. Er hatte sich etabliert als Sportjournalist - unter anderem verfolgte er dreissig Mal die Tour de France. Er rettete mit seiner Firma «Sportcom» die «Meisterschaft von Zürich», das einzige Radweltcuprennen der Schweiz. Und er lebte in Riehen, was vielen in der Gemeinde nicht bewusst war: Der «Weltbürger» Serge Lang, der sich auf dem ganzen Globus zu Hause fühlte, dessen eigentliche Heimat aber im Grunde immer Frankreich war, wohnte während seiner letzten Lebensjahre am Rheintalweg.

Am 21. November 1999 versagte ihm das Herz, als er an seinem Zweitwohnsitz im Elsass Holz fürs Kamin holen ging. Obwohl sofort ein Arzt gerufen wurde, war er nicht zu retten.

Im Rahmen der übergabe des Sportpreises der Gemeinde Riehen für das Jahr 1999 gedachte Gemeinderätin Maria Iselin-Löffler in ihrer Begrüssungsansprache des berühmten Einwohners. Die Sportpreis Jury hatte angeregt, die Verdienste des unermüdlichen Sportfunktionärs im Rahmen der Feier zu würdigen.

Der Sohn eines Ski-Pioniers und Vertreters der französischen Bahnen wurde 1920 in Mülhausen geboren und wuchs halb in Basel, halb im Elsass auf. Er studierte Jura in Frankreich und belegte Vorlesungen an der Philosophisch-Historischen Fakultät in Basel. Als er nach seiner Heirat 1944 Geld verdienen musste, tat er dies als Journalist. Er berichtete über die Nürnberger Prozesse und gehörte zu den Förderern des frühen Kinos. Er leitete sogar einst das «Cinémiroir», das heutige Kino «Club». Den Skisport hatte er bereits als Siebenjähriger entdeckt. Er bestritt selber Skirennen Isis ins Jahr 1940 und fuhr mit vielen Kumpels, die nach dem Krieg im Skizirkus den Durchbruch schafften. Und auch seine ersten Eindrücke der Tour de France - eigentlich trage jeder Franzose diese tiefe Liebe zur Tour in sich, pflegte er zu sagen erlebte er im Sommer 1927 als Siebenjähriger.

Serge Lang, der sich als «alten Krieger» bezeichnete, war ein unermüdlicher Schaffer, der sich bis ins letzte Detail um alles kümmerte. Er war ein Perfektionist und zugleich einer, der stets sämtliche Fäden selber in der Hand haben wollte.

Grosses Lob für Homogenität

Am 15. Mai 2000 durfte die Frauenvolleyballmannschaft des KTV Riehen im Rahmen einer Feier im Lüschersaal der Alten Kanzlei, im «Haus der Vereine», den Sportpreis der Gemeinde Riehen für das Jahr 1999 entgegennehmen. Besonders gelobt wurde von der Jury neben dem sportlichen Erfolg die Tatsache, dass hier über Jahre ein junges Team aus der Region heraus aufgebaut werde. Hier sei es nicht um mittelmässiges Potenzial mit ein oder zwei Spitzenspielerinnen gegangen. Die grosse Stärke des KTV-Teams sei vielmehr die Homogenität des Kaders. Dieses Team sei nicht von der Leistung einer einzelnen Spielerin abhängig, es sei deshalb schwer berechenbar für die Gegnerinnen und breche nicht auseinander, wenn eine Schlüsselspielerin nicht mittun könne. Es spiele eine verschworene Gemeinschaft, die auch ausserhalb der Sporthallen funktioniere.

Erste Nationalliga-B-Erfahrungen

In ihre erste Nationalliga-B-Saison starteten die Riehenerinnen hervorragend. In der Endabrechnung belegten sie den vierten Schlussrang. Auch in dieser Saison erreichte das Team neben der Meisterschaft im Schweizer Cup die Achtelfinals und vermochte in eigener Halle das NLASpitzenteam BTV Luzern phasenweise durchaus zu fordern.

Solch gutes Abschneiden in der Nationalliga B war für viele eine überraschung. Das Management befasst sich deshalb immer ernsthafter mit einem möglichen Aufstieg in die Nationalliga A und arbeitet langsam, aber sicher auf das Ziel hin, in der Saison 2000/2001 den Aufstieg anzuvisieren. In diesem Zusammenhang gab der Verein Anfang Mai die sensationelle Verpflichtung von Chuanlun Liu ab August 2000 als Kotrainer im Eeam von Ksenija Zec bekannt. Chuanlun Liu war in China Profivolleyballer und trainierte das Frauen- und das Juniorinnennationalteam der Schweiz. Mit dieser Verpflichtung, die durch die Zusammenarbeit mit dem Freien Gymnasium Basel möglich wurde, wo Chuanlun Liu den Job eines Sportleiters übernahm, setzte der KTV Riehen ein Zeichen in Richtung einer weiteren Aufwärtsentwicklung. Vision des Managers ist es, in Riehen ein Nationalliga-A-Team für die Region zu etablieren.

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 2000

zum Jahrbuch 2000