Stadt-Jodler führen Riehener Tradition weiter


Rolf Spriessler-Brander


Im Jahr 2015 feiern die Stadt-Jodler Basel-Riehen ihr 100-Jahr-Jubiläum. In Riehen heimisch ist der 1915 in Basel gegründete Chor aber erst seit 2006. Pionier in Sachen Jodelkunst in Riehen war der 1953 gegründete Jodlerklub Riehen, der einst grosse Erfolge feierte, im Jahr 2001 aber aus Mitgliedermangel aufgelöst werden musste.


Im Jahr 1953 hielt das Jodeln Einzug in die Riehener Vereinswelt. Damals gründeten einige Zugewanderte den Jodlerklub Riehen. In den 1970er- und 1980er-Jahren war der Jodlerklub Riehen einer der besten Vereine der Nordwestschweiz und verfügte über ein sehr breites Repertoire bis hin zum Naturjodel. «Wenn wir ein grosses Fest besuchten, fragte man sich zuweilen, wie denn so ein Verein aus dem Flachland einen Naturjodel bringen könne – umso grösser war das Erstaunen, wenn wir gute Bewertungen erhielten», erzählt der heute 83-jährige Linus Ammann, der dem Jodlerklub Riehen während mehr als zwanzig Jahren als Präsident vorstand, als Solo- und Duettjodler grosse Erfolge feiern durfte und auch zahlreiche Tonaufnahmen einspielte.


Langjährige Duettpartnerin Ammanns, der in Riehen auch als Platzwart auf der Grendelmatte und Bühnenmeister des Landgasthofs bekannt ist, war Heidi Blum, die von 1981 bis 2006 während 25 Jahren Dirigentin der Stadt-Jodler Basel gewesen war. Schon damals also gab es eine Verbindung zwischen dem Basler und dem Riehener Verein. Als sich der Jodlerklub Riehen 2001 auflöste, wechselten mit dem Vorstandsmitglied Jakob Gerber und mit Peter Zmoos zwei Riehener zu den Stadt-Jodlern und seit 2006 wirkt bei den Stadt-Jodlern Heidi Langenegger als Dirigentin, die bis zum Jahr 2000 Dirigentin des Jodlerklubs Riehen gewesen war. 


Umzug nach Riehen im Jahr 2004


Dass die Stadt-Jodler ihren Vereinssitz 2004 von Basel nach Riehen verlegten und sich seitdem ‹Stadt-Jodler Basel-Riehen› nennen, ist auf eine Initiative von Jakob Gerber zurückzuführen, der den Verein inzwischen präsidiert. Gerber hatte vom damaligen Präsidenten der Stadt-Jodler nämlich den Auftrag erhalten, eine Vereins-Generalversammlung in Riehen zu organisieren. Schon länger war man bei den Stadt-Jodlern mit dem Probelokal im Keller des ‹Rheinfelderhofs› in Basel unzufrieden gewesen und nach Gesprächen mit dem damaligen Präsidenten der IG Haus der Vereine, Ernst Lemmenmeier, eröffnete sich mit dem Haus der Vereine als Probelokal eine neue Möglichkeit. Um diese wahrnehmen zu können, musste man zum Riehener Verein werden, und dies haben die Stadt-Jodler mit aller Konsequenz getan. Seither finden nicht nur die Proben und die Generalversammlung in Riehen statt, auch für den jährlichen Jodlerabend im Frühjahr wurde mit dem Landgasthofsaal eine Riehener 
Institution zum Stammlokal. Die Stadt-Jodler singen in Riehen – gewöhnlich im Rahmen des ‹Räbesunntig› – jährlich ihre Jodlermesse, sind in Riehener Altersheimen unterwegs und bereichern offizielle Anlässe der Gemeinde oder andere grosse Ereignisse mit volkstümlicher Ausrichtung, wie zum Beispiel Schwingfeste, mit ihren Auftritten. Ausserdem nehmen sie regelmässig an den Riehener Dorffesten teil.


Vereinsgründung in Kleinbasel


Die Gründung der Stadt-Jodler Basel fand im Herbst 1915 im Restaurant ‹Baslerhof› an der Clarastrasse in Basel statt. Gründungsmitglieder waren Fritz Feuerbacher, Samuel Vogt, Karl Schneider, Emil Käser, Hans Scheidegger, Hans Roth und Adolf Fürst. Die ersten Proben des Septetts fanden im Nebensaal des Baslerhofs statt. Unter der Leitung von Franz Feuerbacher und mit dem Spitzenjodler Hans Scheidegger als Solist machte die Jodlergruppe rasch Fortschritte.


Der erste öffentliche Auftritt fand am 15. Juni 1917 im Schützenhaus statt. Kurz zuvor war es gelungen, eine eigene Tracht – den Unterwaldner – anzuschaffen. Im Jahr 1923 trat der junge Verein dem Eidgenössischen Jodlerverband bei. An der 1. Kantonalen Jodler- und Alphornbläserkonkurrenz in Bern erreichten die Stadt-Jodler im Mai 1924 mit 5,5 Punkten die höchste Tageswertung – und waren enttäuscht, als es im selben Jahr bei der erstmaligen Teilnahme am Eidgenössischen Jodlerfest in Basel ‹nur› zum 13. Rang reichte. Bis heute haben die Stadt-Jodler 18 Eidgenössische Jodlerfeste besucht – jenes im Jahr 1927 in Luzern schlossen sie als hervorragende Zweite ab. Die Stadt-Jodler beteiligten sich ausserdem an 23 Nordwestschweizerischen Jodlerfesten – zuletzt im Jahr 2010 in Laufen – sowie an einem Nordwestschweizerischen Jodlertag und – als Gastverein – an je einem Zentralschweizerischen und Westschweizerischen Jodlerfest. Frühe Höhepunkte in der Vereinsgeschichte waren die Auftritte an der ‹Älplerchilbi› 1925 in der grossen Mustermessehalle in Basel und am ersten Basler Jodlerabend mit ‹Älplerchilbi› und Alpaufzug 1926 – vor jeweils mehreren tausend Gästen. Mehrmals wechselten die Stadt-Jodler ihr Erscheinungsbild – der Unterwaldner Tracht der Anfangsjahre folgte 1932 eine Berner Oberländer Tracht, 1952 eine Berner Tracht und 1978 eine Basler Tracht, bis 1990 eine eigene Trachtenbluse geschaffen wurde. Im Jahr 1992 wirkten die Stadt-Jodler in einer Live-Fernsehsendung der SRG-Reihe ‹Öisi Musig› mit, die der damaligen Vereinsdirigentin Heidi Blum gewidmet war. Zum 60. Geburtstag von Heidi Blum wurde 1998 die CD ‹Schneeballe im Mai› eingeweiht und 2002 traten die Stadt-Jodler im Rahmen der Expo in Yverdon auf.


Jubiläumsfeier im Januar


Die Jubiläumsfeier fand am 17. Januar im Rahmen eines festlichen Jodlerabends im ‹Landgasthof› Riehen statt. Es sprachen Richard Huwiler, Vizepräsident des Schweizerischen Jodlerverbands, Silvia Meister, Präsidentin des Nordwestschweizerischen Jodlerverbands, und der Riehener Gemeindepräsident Hansjörg Wilde. Vereins-Vizepräsident Christian Humm erzählte aus der Vereinschronik, musikalische Gäste waren die Kapelle Oberalp, der Jodlerchor Eriswil und das Jodlerchörli Lehn Escholzmatt. Die Stadt-Jodler präsentierten sich unter der Leitung von Heidi Langenegger mit elf Männern und fünf Frauen in guter Form – einige jüngere Männerstimmen würden dem Verein allerdings gut tun, wie Vereinspräsident Jakob Gerber betonte. Geprobt wird jeweils dienstags um 20 Uhr im Haus der Vereine. Die Jubiläums-Generalversammlung fand am 6. März im Landgasthof statt, die Jubiläums-Jodlerreise vom 27./28. Juni führte auf die Meielisalp im Berner Oberland.


Die Präsidenten der Stadt-Jodler



1915–1924 Samuel Vogt


1925–1927 Karl Schneider


1928–1937 Willy Künzli


1938–1939 Emil Grüneisen


1940–1945 Willy Künzli


1946 Heinrich Meier


1947–1949 Gustav Stettler


1950–1960 Fritz Bartolome


1960–1970 Walter Schäfer


1970–1974 Hans Rohner


1974–1982 Ernst Gerber


1982–1988 Guido Wetzler


1988–1997 Reini Buchwalder


1997–2000 Bernhard Holdener


2000–2002 Guido Wetzler


2002–2010 Walter Lyrer


Seit 2010 Jakob Gerber



Die Dirigenten und Dirigentinnen der Stadt-Jodler



1915–1923 Fritz Feuerbacher


1924 Herr Pauli


1925 Herr Jost


1926–1927 Herr Straumann


1928–1937 Heinrich Hartmann


1938–1939 Armand Vogt


1940–1952 Heinrich Hartmann


1953–1968 Erwin Nussbaumer


1969–1974 Hansueli Bohren


1975–1981 Marianne Smug


1981–2006 Heidi Blum-Sollberger


Seit 2006 Heidi Langenegger


 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 2015

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