Tierisches Treiben im Untergrund
Christian Wenker
Meist spazieren wir achtlos darüber. Doch unter unseren Fusssohlen ist Leben. Zahlreiche Organismen, von mikroskopisch kleinen Pilzsporen und Bakterien bis zu Insekten und Säugetieren, bevölkern diesen Lebensraum: viele davon unerkannt, unbekannt und verborgen. Einige in Riehen vorkommende Darsteller des Untergrunds stehen hier für einmal im Rampenlicht.
Weshalb die Regenwürmer bei Regen an die Oberfläche kommen, ist noch nicht restlos geklärt. Eine Hypothese ist, dass ihre Gänge bei Regen mit Wasser überflutet werden und sie ersticken könnten. Wissenschaftliche Untersuchungen haben aber gezeigt, dass Regenwürmer sehr lange unter Wasser überleben können und ihren Stoffwechsel notfalls so umstellen, dass sie nicht auf Sauerstoff angewiesen sind. Eine andere Erklärung lautet, dass die Würmer bei Niederschlag aus Angst vor Maulwürfen an die Oberfläche flüchten. Regentropfen erzeugen eine ähnliche Vibration wie die Grabgeräusche von Maulwürfen. Diesen Effekt nutzen auch Anglerinnen und Angler, indem sie mit den Fingern auf einen schräg in den Boden getriebenen Holzstock oder eine Metallplatte trommeln (englisch ‹worm grunting›). Die Würmer lassen sich durch den so erzeugten Substratschall an die Oberfläche locken.
DER REGENWURM – FLEISSIGER BODENSANIERER UND BIOLOGISCHER LANDBAUER
Mit einer Wurmdichte von bis zu 2000 Individuen pro Quadratmeter ist der Regenwurm der häufigste und wichtigste Bewohner des Untergrunds. Bereits 1881 wies Charles Darwin in seinem Buch ‹Die Bildung der Ackererde durch die Tätigkeit der Würmer› auf die Verbesserung des Bodens durch die Tiere hin. Ständig tragen sie durch die Aufnahme der Erde aus tieferen Schichten und das Absetzen von geringelten Kotbällchen an der Oberfläche zur Auflockerung des Untergrunds bei. Darwin errechnete, dass auf einem 6 Hektaren grossen Landstück so jährlich mehr als 25 Tonnen Erde an die Oberfläche gelangen und ideal durchmischt und belüftet werden. In den Tropen dürfte es noch erheblich mehr sein. Ein Nebeneffekt ist das durch die senkrechten Wurmgänge erleichterte Eindringen von Wasser oder Pflanzenwurzeln in die Tiefe.
Der Wurm entzieht der Erde bei der Darmpassage organische Substanzen und reichert gleichzeitig den Boden mit Nähr- und Mineralstoffen an. Aerobe Bakterien gelangen durch die lufthaltigen Gänge der Würmer in die Tiefe und vermögen so abgestorbene Pflanzenteile besser zu zersetzen. Im Komposthaufen sind Regenwürmer willkommene Lieferanten von Wurmhumus, ihrem durch das Nahrungsangebot vorgegebenen Ausscheidungsprodukt. Das ergibt ein Konzentrat mit grossem Reichtum an pflanzenverfügbaren Nährstoffen.
Die Regenwürmer selbst dienen zahlreichen anderen Tierarten als Nahrung. Diverse Vogelarten, besonders Stare, Drosseln und Krähen, aber auch Füchse, Dachse, Marder, Maulwürfe, Igel, Spitzmäuse, Erdkröten, Frösche, Feuersalamander, Hundertfüsser, Ameisen und Laufkäfer ernähren sich überwiegend oder gerne von Regenwürmern.
DIE MAUS – HEIMLICHE UNTERMIETERIN
Mäuse sind aufgrund ihres zahlreichen Auftretens, ihrer Nähe zum Menschen in Kultur, Labor, als Heimtier oder als Lebensmittelschädling wohl die weltweit am besten untersuchten Säugetiere. In meiner Ausbildung zum Tierarzt erklärte ein extra dafür angeheuerter Referent einer Schädlingsbekämpfungsfirma den staunenden Studierenden die Fähigkeiten der Mäuse: Sie können problemlos kopfüber klettern, bis zu einem Meter hoch und 80 Zentimeter weit springen und sich durch ein Loch mit dem Durchmesser eines Kugelschreibers zwängen. In Europa sind Mäuse erst seit dem Pleistozän bekannt. Sie verbreiteten sich mit dem Aufkommen des Getreideanbaus und der Zunahme des Warenverkehrs grossflächig. Ursprünglich stammt die Maus wahrscheinlich aus den Steppen Zentralasiens.
In der Schweiz leben rund 24 Arten, die ‹Maus› im Namen tragen – Fledermäuse einmal ausgenommen. Neun davon sind Spitzmausarten, die zur Ordnung der Insektenfresser (‹Insectivora›) gehören und teilweise sehr selten sind. Die restlichen ‹Mäuse› sind echte Nagetiere (‹Rodentia›), von der 5 Gramm schweren Zwergmaus bis zur über 150 Gramm schweren Ostschermaus, einer in der Landwirtschaft wegen ihren Schäden gefürchteten Wühlmausart. In der Region Basel-Riehen sind laut dem ‹Atlas der Säugetiere. Schweiz und Liechtenstein› die Haselmaus, die Hausspitzmaus, die Waldmaus und die Westliche Hausmaus ansässig.
Mäuse sind generell nachtaktiv und bewohnen sämtliche vorstellbaren Schlupfwinkel natürlichen und zivilisatorischen Ursprungs. Die Waldmaus liebt, entgegen ihrem Namen, vor allem offenes Gelände, Saumränder von Feldern und Wiesen, Uferzonen, aber auch Parkanlagen und Gärten. Dort gräbt sie bis zu einem halben Meter tiefe Erdbauten mit Nest- und Vorratskammer und meist zwei Zugängen, die durch kleine Erdanhäufungen erkennbar sind. Als gute Kletterin ist sie manchmal auch in Baumhöhlen und Nistkästen anzutreffen. Besonders im Winter sucht sie Gebäude auf, um nach Essbarem zu suchen.
Im Zoo Basel gehört die Regulation des Mäusebestands zu den weniger erfreulichen Aufgaben der Tierpflegenden und steht unter der Aufsicht des Zootierarztes. Futterspeicher und Futterreste in den Tieranlagen bieten den kleinen Nagetieren eine ideale Versorgungslage. Der Zoo als solcher bietet mit seiner Infrastruktur warme Nistplätze und ist somit ein Paradies für die Aufzucht von -zig Nachkommen. Da Mäuse sich immer auf sogenannten ‹Duftstrassen› entlang von Wänden fortbewegen, werden hier die Mausefallen gestellt. Wie ich als Student gelernt habe, platziert man immer mehrere hintereinander, da die Maus ein erstes Hindernis gern überspringt. Ich habe noch erlebt, wie den Tierpflegern im Zoo Fangprämien für Mäuseschwänze ausbezahlt wurden. Dies ging so lange gut, bis ein Mitarbeiter heimlich im Kleinaffenhaus hinter den Kulissen Mäuse zu züchten begann und aufflog. Daraufhin wurden die Fangprämien abgeschafft und die Schädlingsbekämpfung zur permanenten Aufgabe aller Zoomitarbeitenden erklärt.
DER MAULWURF – UNDERCOVER LÄSST ES SICH BEHAGLICH SCHMAUSEN
Ein walzenförmiges Tier mit spitzer Schnauze und kurzen Beinen findet sich im Untergrund einheimischer Gärten und Wiesen: der Maulwurf (‹Talpa europaea›). ‹Maul› ist eine Abwandlung von ‹Mull›, ein ‹Erd-Werfer› also. Er gehört zur Ordnung der Insektenfresser und lebt einzelgängerisch. Sein Menüplan besteht zu einem grossen Teil aus Regenwürmern und deren Kokons. Zudem frisst er die Larven von Insekten wie Engerlinge und Raupen, die unvorsichtigerweise seine Wege kreuzen. Maulwürfe zerbeissen den Regenwürmern häufig das Vorderende, um sie am Wegkriechen zu hindern. Diese zur Flucht unfähigen, aber noch lebenden Wurmanteile werden in der unterirdischen Vorratskammer deponiert. Auf diese Weise gesichert, benötigt der Maulwurf keinen Winterschlaf.
Sein unterirdisches Gangsystem befindet sich knapp unter der Erdoberfläche und reicht bis zu einer Tiefe von einem Meter. In einer Nacht kann der Maulwurf in lockerer Erde Gänge bis zu 30 Metern graben, eine unglaubliche Leistung! Kein Wunder, entstehen dadurch zahlreiche, an der Oberfläche sichtbare Maulwurfshügel. Diese sind oft in einer Linie angeordnet und liegen direkt über den Gängen. Da der Maulwurf das Erdreich an die Oberfläche stösst und nicht scharrt, weisen die Haufen meist auch grössere Erdklumpen auf. In sehr sumpfigen oder regelmässig überfluteten Böden baut sich der Maulwurf anstatt eines Tunnelsystems einen höher und damit vor Wassereinbruch geschützten Super-Maulwurfshügel. Dieser hat einen Durchmesser von bis zu 140 Zentimeter, kann 70 Zentimeter hoch sein und besteht aus bis zu 50 Kilogramm Erdmaterial. Diese einzelnen Maulwurfshügel werden auch Sumpf- oder Winterburg genannt. Die Wanderung des Maulwurfs zur Nahrungssuche erfolgt ober- und unterirdisch, wobei er die Oberfläche nur sporadisch oder dann aufsucht, wenn es im Boden wenig Nahrung gibt, zum Beispiel weil bei Dürre wenig Regenwürmer vorhanden sind. Auch jüngere, unerfahrene Tiere sind eher ausserhalb der geschützten Bauten und leider auch bei der gefährlichen Überquerung von Strassen anzutreffen.
Durch die Grabaktivitäten wird dem Maulwurf eine Rolle als Ökosystem-Ingenieur zugesprochen. Er durchbricht die Bodendecke und ermöglicht so konkurrenzschwachen und lichtabhängigeren Pflanzenarten eine Entfaltung. Damit trägt er zur Diversität seines Lebensraums bei. Ein solcher Offenboden ermöglicht beispielsweise eine hohe Präsenz des Wiesen-Sauerampfer, der wiederum bevorzugter Eiablageplatz und Hauptnahrung von Schmetterlingsraupen des Kleinen Feuerfalters ist. Der kleine Baumeister und Insektenfresser ist also auch ein grosser Insektenförderer!
FELDHASE UND WILDKANINCHEN – ODER HÄSCHEN IN DER GRUBE, KANINCHEN IM BAU
Ein völlig anderer Grund für ein zumindest partielles Leben im Untergrund ist der Schutz der Nachkommen. Dies lässt sich gut am Beispiel von Hase und Kaninchen erläutern.
Wildkaninchen lebten bei uns in nur ganz wenigen Populationen, so etwa auf der Sankt-Petersinsel im Bielersee und in der Region Basel. Sie scharren sich ihre Erdbauten gerne in trockene, sandige Böden von ausreichender Festigkeit. In einer speziellen Setzröhre, etwas abseits des Wohnbaus, wirft das Weibchen zwei bis sechs nackte, blinde und taube Jungkaninchen. Sie sind als Nesthocker völlig hilflos und auf den Schutz einer sicheren Erdhöhle angewiesen. In der vierten Lebenswoche ist ihre Entwicklung dann soweit fortgeschritten, dass sie erstmals aus dem Untergrund auftauchen und die Umgebung des Baus erkunden. Leider sind Wildkaninchen in der Schweiz fast völlig verschwunden. Eine hochansteckende und tödlich verlaufende Viruserkrankung, die Myxomatose, hat die kleinen Inselpopulationen ausgelöscht.
Anders verläuft die Fortpflanzung beim Feldhasen. Bei der Geburt sind die Hasenjungen bereits behaart, sie wiegen 100–165 Gramm, die Augen sind geöffnet und sie können sich bereits fortbewegen. Es sind Nestflüchter. Feldhasen bewohnen deshalb in der Regel keine Erdbauten und die Geburt erfolgt in einer einfachen, offenen Erdmulde, einer sogenannten ‹Sasse›. Kaum geboren, verlassen die Junghasen die Sasse und verstecken sich in der Umgebung im Gras. Auch im Erwachsenenalter verstecken sich die scheuen Tiere gern in solchen Mulden und lassen sich im Winter sogar einschneien. Leider nimmt der Hasenbestand in der Schweiz ab. Die intensive, auf Monokulturen ausgerichtete Landwirtschaft lässt seinen Lebensraum schwinden und die Populationen in isolierte Gruppen zerstückeln.
ROTFUCHS, DACHS UND HERMELIN – WO RÄUBER SICH GUTE NACHT SAGEN
Im Gegensatz zum Feldhasen hat sich die Fuchspopulation in der Schweiz seit den 1980er-Jahren in etwa vervierfacht. Das anpassungsfähige Raubtier lebt zunehmend auch in urbanen Gebieten und macht sich opportunistisch das dort vorhandene Nahrungsangebot wie Abfall und Komposthaufen zunutze. Das Veterinärwesen ermöglichte diese Entwicklung durch die erfolgreiche Tilgung der auch für den Menschen hochgefährlichen Tollwut. Trotzdem sei die Frage gestellt, ob dieser menschliche Eingriff mit der landesweiten Verbreitung von Impfködern die Regulation der Fuchsbestände durch die Tollwutviren nicht eliminiert und so langfristig aus einem natürlichen Gleichgewicht gebracht hat. Zurzeit bedroht und dezimiert eine andere Krankheit die Füchse: die Räude. Dabei handelt es sich um eine übertragbare Milbenerkrankung der Haut, die sich – begünstigt durch die hohe Fuchsdichte – rasch verbreitet. Der betroffene Fuchs kratzt sich wund, die Wunden infizieren sich und können zum Tod des Tieres führen. Sichtbar schwer erkrankte Tiere mit haarlosen Stellen, zerzaustem Fell und Hautwunden sollten möglichst von der Wildhut erlöst werden.
Auch der Fuchs gräbt sich Bauten, um im Frühling seine Jungen zu werfen. Den Eingang zur Hauptröhre erkennt man von aussen an grossen Erdauswürfen. Diese Hauptröhre führt in einen Kessel. Mehrere Fluchtröhren vervollständigen den Fuchsbau. In Siedlungsgebieten wie Berlin-Neukölln sind Erdbaue nur noch zu etwa einem Drittel vertreten. Dort bezieht der Rotfuchs auch gern Hohlräume unter Gartenhäusern, in Baumstümpfen oder Felsspalten für die Jungenaufzucht. Sogar in Garagen, Schuppen, Sandhaufen, Komposten und Holzstössen wurden Fuchsbehausungen gefunden.
Im Zoo sind die räuberischen Aktivitäten des Fuchses gefürchtet. In einer Nacht kann ein einzelnes Tier ganze Nestgemeinschaften von bodenbrütenden Vögeln wie Flamingos oder Pelikanen zerstören. Im Zoo Basel sind mehrere Fuchsrisse bei den Brillenpinguinen bekannt. Wegen des Fuchses mussten wir sogar die Haltung einer afrikanischen Zwergantilopenart, des Kirk-didiks (‹Madoqua kirkii›) aufgeben. Fuchssichere Zäune reichen wegen der Möglichkeit des Untergrabens mindestens einen Meter tief in die Erde. Überirdisch gilt ein 2 Meter hoher, oben überhängender und elektrifizierter Zaun als relativ fuchssicher. Trotzdem dringen vereinzelt Rotfüchse in das Zoo-Areal ein. Wir fangen diese mit Fallen, betäuben sie mit dem Blasrohr und schläfern sie ein. Im Auftrag des Veterinäramts werden diese Füchse in der Tierpathologie und Tollwutzentrale in Bern untersucht und dienen der Krankheitsüberwachung der Fuchsbestände in der Region.
Dachs und Fuchs können ihre Jungen zusammen in einem Bau erfolgreich aufziehen. Obwohl auch aggressives Verhalten mit kurzen Angriffen ohne Körperkontakt zwischen den beiden Tierarten beobachtet wird, herrscht im Untergrund ein sogenannter ‹Burgfrieden›. Sogar potenzielle Beutetiere wie Iltis, Wildkaninchen oder die Brandgans werden in Ausnahmefällen als Mitglieder in der Wohngemeinschaft geduldet.
Kürzlich beobachteten zwei Tierpfleger ein seltenes Hermelin in unmittelbarer Umgebung der Wildschwein- und Seelöwenanlage im Zolli. Hermeline sind kleine, ‹wieselschlanke› Raubtiere aus der Familie der Marder. Charakteristisch sind die weisse Brust- und Bauchunterseite sowie die schwarze Schwanzspitze. In schneereichen Gebieten wird das Fell der Hermeline im Winter ganz weiss, nur die Schwanzspitze bleibt schwarz. Dieser wertvolle Pelz wurde von weltlichen oder geistlichen Würdenträgern als Mantel oder Mantelkragen getragen. Im Gegensatz zu Dachs und Fuchs gräbt das Hermelin keine eigenen Bauten. Vielmehr richtet der Mausjäger sein Nest in Erdspalten, hohlen Baumstämmen, Steinhaufen oder in Bauten anderer Tiere ein.
DIE SANDBIENE – WENN ES IM UNTERGRUND SUMMT UND BRUMMT
Die Sandbienen bilden eine grosse Gruppe, weltweit sind bis zu 1500 Arten beschrieben. Im Gegensatz zu den Honigbienen haben sie eine schwarze, manchmal metallisch glänzende Grundfarbe und tragen oft helle Haarbinden auf dem Hinterleib. Sie sammeln den Pollen mit einer Haarbürste an den Hinterbeinen. Die Sandbiene liebt trockene und warme Biotope in offenen Flächen, gerne auch in Sand- oder Kiesgruben. Da sie ihre Nester im Boden anlegen, werden sie auch Erdbienen genannt. Im lehmigen oder sandigen Untergrund finden sich kleine, im Durchmesser etwa 8 Zentimeter messende lose Haufen mit einem zentralen Einflugloch. Diese 5–60 Zentimeter tiefen Nestbauten graben die Weibchen nach der Paarung. Die tiefstgelegene Stelle bildet die Brutzelle. Hier legt die Sandbiene Pollen und Nektar für die später aus den Eiern schlüpfenden Larven ab. Diese verzehren den Nahrungsvorrat und verpuppen sich bereits nach wenigen Wochen. Im Spätsommer schlüpfen dann die erwachsenen Bienen, die aber bis zum nächsten Frühling im Bau überwintern, um dann bei geeigneten Temperaturen ihre Sammeltätigkeit aufzunehmen. Je nach Art bilden die Sandbienen Einzel- oder auch Kolonienester. Manchmal liegen Hunderte von solchen Sandhäufchen nebeneinander.
Sandbienen sind wie alle Wildbienen für die Bestäubung und damit Verbreitung von Pflanzen von ökologisch hochrangiger Bedeutung. Der Stich der Sandbiene ist für den Menschen völlig ungefährlich. Der Stachel ist so weich, dass er die Haut nicht durchdringen kann.
Nisthilfen für Sandbienen sind Sand- oder Lehmhaufen an sonnigen Stellen. Es reichen aber auch mit Substrat gefüllte Gefässe wie Blumenkistchen oder sogar Blumentöpfe. Je nach Substrat und Tiefe siedeln sich verschiedene Arten von Erdbienen an. Wundern Sie sich nicht, wenn eine Biene mit einem Laubblatt-Stückchen angeflogen kommt. Es handelt sich um die Garten-Blattschneiderbiene (‹Megachile willughbiella›). Diese Art tapeziert ihre Brutzelle mit Laubblattstücken und beherrscht sogar das fachmännische Einrollen des Blattstücks, damit es durch die Einflugröhre passt!
Quelle
Schweizerische Gesellschaft für Wildtierbiologie, Roland F. Graf / Claude Fischer (Hg.): Atlas der Säugetiere. Schweiz und Liechtenstein, Bern 2021.