Was geschieht mit dem Alten Gemeindehaus

Richard Beglinger

In der Riehener Bevölkerung wird verständlicherweise immer wieder die Frage nach dem Schicksal des «Alten Gemeindehauses» gestellt. Jeder, dem die Erhaltung unseres anerkannt schönen Dorfkerns echtes Anliegen ist, wird sich beim Anblick dieses halbleerstehenden Gebäudes seine Gedanken machen, nicht zuletzt Gedanken über die Gründe, die eine Korrektion dieser Partie um die Dorfkirche bisher verunmöglichten. Herr Ammann, Gemeinderat und Mitglied der Planungskommission, vertritt folgende Auffassung:

— Grundsätzlich besteht im Engeren Gemeinderat die einhellige Auffassung, daß dieser Teil des Dorfkerns im heutigen Zustand nicht mehr erhalten werden kann. Die Gemeinde hat bisher für die Gestaltung des prächtigen Dorfkerns schon etliche Millionen Franken verausgabt. Nun ist es sicher richtig, wenn die Neugestaltung dieser markanten Stelle mit der größten Sorgfalt an die Hand genommen wird. Ganz besonders sinnvoll ist die Einbeziehung des Meierhofes und seiner Zehntenscheuer in die Restaurierung des Ringes um die Dorfkirche, zu dem als letztes Gebäude auch das «Klösterli» gehört. Die Gemeinde steht seit einiger Zeit mit den Eigentümern dieser Bauten in Kaufverhandlungen. Eine übernahme dieser Liegenschaften durch die Gemeinde böte ganz offensichtlich die größte Gewähr für eine in jeder Beziehung gute Lösung.


Welche überlegungen stehen nun bei der trotz allen Hindernissen bald einmal fälligen Lösung dieses Problems im Vordergrund?


— Aus verkehrstechnischen Gründen ist die jetzige Lage des Alten Gemeindehauses nicht mehr tragbar. Ich bin zwar durchaus für die Unterstützung heimatschützlerischer Bestrebungen — bei Fragen der öffentlichen Sicherheit aber schlägt bei mir das Pendel aus zugunsten der Bewahrung von Leib und Leben.


Das Alte Gemeindehaus muß also verschwinden?


— Die Sicherheit der Menschen auf der Tramschutzinsel und dem Trottoir vor der Kirche ist bei den heutigen Verhältnissen nicht mehr gewährleistet. Der seit Jahren geforderte Bau der Wiesentalstraße wird den Verkehr durch das Dorf bestimmt entscheidend entlasten, doch dürften die überbauung des Gebietes im Moos, des Stettenfeldes, der Bischofshöhe und die weitere Zunahme des Motorfahrzeugbestandes auch in Zukunft einen regen Verkehr durch unser Dorf zur Folge haben. Ich halte es zudem für äußerst zweckmäßig, wenn bei der Neuplanung — gemäß Ihrem Anzug im Weiteren Gemeinderat — die Frage einer Fußgängerunterführung Erlensträßchen/Landgasthof oder Schmiedgasse ernsthaft geprüft wird. Besonders die Eltern wüßten eine vermehrte Sicherheit ihrer Kinder auf dem Schulweg bestimmt zu schätzen.


Hat der Gemeinderat schon einen endgültigen Beschluß gefaßt?


— Gemeinderat und Planungskommission haben beschlossen, die Architekten in einem öffentlichen Wettbewerb einzuladen, für das ganze Areal um die Kirche eine Lösung zu suchen unter Berücksichtigung der denkmalgeschützten Bauten. Es besteht durchaus die Möglichkeit, die heutige Fassade des Alten Gemeindehauses zurückversetzt mit einzubeziehen. Wir sind uns im klaren, daß diese Projekte einiges Geld kosten werden, andererseits sind wir überzeugt, daß unsere bisherige Dorfkerngestaltung nur eine gediegene Restaurierung dieses historischen Ringes um die Kirche zuläßt.


Ist vom Gemeinderat aus gesehen auch eine ganz moderne Lösung möglich?


— Wie ich bereits ausgeführt habe, ist der Wettbewerb öffentlich. Persönlich bin ich überzeugt, daß einige Architekten mit einer modernen, überraschenden Idee aufwarten werden, wobei durchaus die Chance besteht, daß sich ein solches Bauprojekt harmonisch ins Ganze einfügen kann.


Bestehen schon gewisse Vorstellungen in bezug auf das Raumprogramm?


— Vorstellungen schon, aber keine Beschlüsse. Das Vereinsleben von Riehen leidet unter Raumknappheit. Der Gemeinderat will diesen Organisationen bei der Neuplanung der Gebäulichkeiten um die Kirche Raum schaffen für ihre übungen, denn wir sind an einem gesunden, pulsierenden Vereinsleben interessiert. Riehen soll nicht zu einer Satelliten- oder Schlafstadt herabsinken, sondern als selbsständiges, lebendiges Gemeinwesen erhalten bleiben.


Kann die Neugestaltung dieser Dorfkernpartie in absehbarer Zeit erfolgen?


— Ich glaube ja, denn ich bin fest davon überzeugt, daß die Kaufverhandlungen mit den Eigentümern der historischen Bauten erfolgreich abgeschlossen werden können, und der öffentliche Wettbewerb uns eine schöne und brauchbare Lösung bringen wird. Ich zweifle nicht daran, daß der Weitere Gemeinderat den erforderlichen Kredit bewilligen wird, womit dann alle Voraussetzungen für die endgültige Restaurierung und Gestaltung des engeren Dorfkerns erfüllt wären.


Herr Ammann, ich danke Ihnen für Ihre Ausführungen. Ich hoffe, der in Sichtweite gerückte Wettbewerb werde zu einer allseits befriedigenden und glücklichen Lösung führen zum Wohle und zur Freude der gesamten Riehener Bevölkerung.


Zur Baugeschichte des alten Gemeindehauses siehe den Artikel von E. Wirz Das alte Gemeindehaus (mit Bild) in «z'Rieche 1961», S. 17 ff.


Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1965

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