Willi Wenk 1890-1956

Vera Stauber

 Am 11. April 1990 jährte sich zum 100. Mal der Geburts- tag des Riehener Künstlers Willi Wenk. Die Gemeinde ehrte mit einer Retrospektive diesen Künstler, der wie kein anderer das Bild seines Heimatdorfes in zahlreichen Zeichnungen, Gouachen und Oelbildern festgehalten hat. Für das Konzept der Ausstellung war Walter Sauter, der Betreuer des künstlerischen Nachlasses, verantwortlich.

 

Auf Willi Wenks Biographie und sein Werk wurde von verschiedener Seite eingegangen (siehe Literaturhinweise). Um von einer weitgehenden Wiederholung abzusehen, sei nur in Kürze auf biographische Daten eingegangen, um im folgenden sein Leben und Wirken im Kreis seiner Familie zu würdigen.

Willi Wenk wurde 1890 als jüngster von drei Söhnen des Ehepaars Wilhelm und Anne Marie Wenk-Löliger in Riehen geboren. Sein Vater starb, als er ein Jahr alt war. Seine Mutter übernahm die schwere Verantwortung, die väterliche Bäckerei weiterzuführen. Auf Drängen seiner Mutter absolvierte Willi Wenk nach der Schulzeit eine Schreinerlehre. 1910 setzte er sich gegen die besorgte Mutter durch und begab sich nach München, um sich zum Maler ausbilden zu lassen. 1914 wurde er in den Militärdienst eingezogen und erwarb 1916 während eines längeren Urlaubs in Bern wiederum auf Wunsch der Mutter das Zeichenlehrerpatent. Nach dem Krieg folgte eine Zeit mit vielen Reisen nach Schweden, Norwegen, Dalmatien, Italien, Griechenland, Südfrankreich und immer wieder Paris. 1921 heiratete er Elise Zimmermann. Das Paar zog 1926 in ein eigenes Haus am Mooshaldenweg, wo 1927 die Tochter Veronica zur Welt kam. 1939 bis 1954 gab Willi Wenk Zeichenunterricht an verschiedenen Basler Schulen. Im November 1956 erlag er anlässlich eines Besuches der Sammlung Reinhardt in Winterthur einem Herzinfarkt.

Ein Gespräch mit der Tochter Veronica van den BrinkWenk, die mit ihrer Familie von Holland zur Ausstellungseröffnung im Berowergut nach Riehen kam, bringt uns den Maler Willi Wenk aus einer persönlichen Sicht näher. Veronica schildert ihren Vater als Menschen mit einem temperamentvollen, emotionellen und direkten Charakter. Dieser Wesenszug kommt in seinen Gouachen und Zeichnungen ausgeprägt zum Vorschein. Mit Staffelei und Klappstuhl zog Willi Wenk hinaus bei Wind und Wetter, dorthin, wo er ein lohnendes Motiv gesehen hatte. Er setzte sich hin, skizzierte zunächst seine Umgebung auf das Blatt, und hielt fest, was er «haben» musste, gefesselt von dem, was er sah und was ihn faszinierte. Diese spontanen Bilder sind seine besten, das ist Willi Wenk, wie er auch lebte. Wenn er nach Hause kam mit seiner Ernte, seinen Papieren, die er mit Veloklammern an der Staffelei befestigt hatte, rief er seine Frau und seine Tochter, legte die Bilder auf dem Boden aus und wollte ihre Meinung hören.

Mit seiner Frau Elise unternahm Willi Wenk viele Reisen. Obwohl ihr Budget klein war, reichte es meistens, ein Andenken für ihr Haus mitzubringen. Für eine Anschaffung da und dort im Heim sorgte Elise Wenk zusätzlich, wie ihre Tochter erzählt. Die Mutter verstand es, aus wenigem vieles zu machen. Nebst dem Garten, den sie besorgte, stellte sie Parfum her. Veronica erinnert sich an das Hantieren der Mutter mit Trichter, Filterpapier und Fläschchen, die sie in die Stadt in einen Schönheitssalon brachte. Mit ihrer Tätigkeit im Haus, im Garten und auch in der Kirchgemeinde schaffte sich die stets bescheiden im Hintergrund wirkende Frau ihre Welt, in der sie sich wohl fühlte. Sie blieb auch nach dem Tod ihres Mannes in ihrem Haus und zog sich in die Atelierräumlichkeiten zurück, wo sie von seiner Welt umgeben war.

Willi Wenk war regelmässig an seiner Arbeit im Atelier oder im Freien anzutreffen und bemühte sich trotz seines unregelmässigen Einkommens, der Familie ein solides Heim zu bieten. Seine Abenteuer- und Reiselust standen nicht etwa im Gegensatz zur festen Bindung an sein Heim, seine Familie und seine Bodenständigkeit. Im Gegenteil, diese beiden Seiten ergänzten einander und prägten die ganze Familie, die zwar gerne bei ihrer Scholle blieb, deren Horizont aber nicht beim eigenen Gartenhag aufhörte. Menschlicher Kontakt war Willi Wenk wichtig, und sein Interesse an Musik und Theater über die Malerei hinaus bescherte ihm einen grossen Bekanntenkreis. Freunde gingen in dem offenen Haus ein und aus und waren im Garten und beim Bocciaspiel gerne gesehen. Willi Wenk hat den Blick von seinem Garten aus hinunter nach Riehen und hinüber zum Tüllingerberg geliebt und wurde nicht müde, ihn zu allen Jahreszeiten und bei verschiedenen Wetterlagen in verschiedensten Techniken festzuhalten. Die Werke mit dem Thema «Riehen» bildeten denn auch einen Schwerpunkt der Ausstellung im Berowergut. Wie aus den vielen verkauften Bildern ersichtlich wird, dankt das Publikum Willi Wenk seine Verbundenheit zu Riehen.

Nebst seinen vielen Landschaftsdarstellungen von nah und fern schuf Willi Wenk herausragende Holzschnitte, die er in erster Linie den Bauern, Handwerkern und Arbeitern widmete. Sie dokumentieren eindrücklich die Achtung Wenks vor den Mitmenschen, die auf das engste mit ihrer Umwelt und ihrer Arbeit verbunden sind. Er nahm den arbeitenden, einfachen Menschen ernst und setzte ihm in einer Zeit der Bedrohung durch den Zweiten Weltkrieg ein Denkmal. Diese Holzschnitte sind als Beitrag zur geistigen Landesverteidigung zu sehen. Politik war Willi Wenk über Parteien und das Dorfgeschehen hinaus ein Mittel, die Würde und Freiheit des Menschen zu verteidigen. 1951 wurde er als Parteiloser in den Weiteren Gemeinderat gewählt, dem er bis zu seinem Tod angehörte.

Gerne erinnert sich die Tochter Veronica an die Stunden, die sie als Kind bei ihrem Vater im Atelier verbringen durfte und die sie in seine Kunst einführten. Im Atelier stand ein grosser Holzofen, auf dem Veronica in einem Pfännchen äpfel briet. Der Duft der geschmorten äpfel, des Firnis und der ölfarbe hat sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingegraben - als schöne Erinnerung an ihren Vater, der sich viel Zeit für sie nahm.

Willi Wenk ging gerne mit Kindern und Jugendlichen um. Mit Kriegsbeginn kam auch für ihn eine wirtschaftlich schwierige Zeit. Sein mehr als zwanzig Jahre zuvor abgeleg tes Zeichenlehrerpatent leistete ihm nun gute Dienste. An verschiedenen Basler Schulen gab er bis 1954 Unterricht. Diese Tätigkeit bot ihm neben einer finanziellen Sicherheit ein neues Spannungsfeld, das ihm Freude bereitete. Die Aufgabe kostete ihn allerdings zunehmend Energie, die ihm für seine eigene künstlerische Arbeit zu fehlen begann. Dem Werk seiner späten Jahre, vorwiegend Motive aus der Schweizer Bergwelt, mangelt die frühere Lebendigkeit und Spannung, er hatte die Kraft dazu nicht mehr. Willi Wenk starb mit 66 jung an Jahren, aber reich an erfüllter, intensiver Lebenszeit.

Literaturhinweise 

Pauline Müller: Kunstmaler Willi Wenk in RJ, 1961 Hans Kräftiger: Gedenk-Ausstellung Willi Wenk (1890-1956), Begleitblatt zur Ausstellung im Berowergut 21. April - 20. Mai 1990 Arnold Weber und Peter Mieg: Der Maler Willi Wenk, Basel 1950 Personen: Bei den im Artikel erwähnten Personen handelt es sich, soweit sie noch nicht im RRJ genannt sind, um Veronika van den Brink-Wenk (*1927), Primarlehrerin, und Wilhelm Wenk-Löliger (1852-1891), Bäckermeister.

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1990

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