Zum Gedenken an Pfarrer Fritz Hoch
In der Riehener-Zeitung vom 6. April 1973 finden sich auf der gleichen Seite Berichte mit der überschrift: «Diakonissenspital wird Gemeindespital» — «(Letzte) Diplomfeier im Diakonissenhaus» — «Die Diakonissenanstalt Riehen übernimmt das Diakonissenhaus Wildberg ZH» — «Abschied von Pfarrer Fritz Hoch». Das Zusammentreffen all dieser Begebenheiten ist bemerkenswert. Merkwürdig vor allem berührt, dass die für die Geschichte der Diakonissenanstalt Riehen so bedeutsamen Ereignisse zusammenfallen mit dem Tod ihres ehemaligen langjährigen Vorstehers. Mit Interesse hatte er in der Woche zuvor noch die Schwestern im letzten Examen der Krankenpflegeschule begleitet und schon am Montag darauf — zur gleichen Stunde, da die übergabe des Diakonissenspitals an die Gemeinde Riehen vollzogen wurde — schloss er für immer die Augen.
Den Lesern des Jahrbuches wird der Verstorbene zunächst bekannt sein als Verfasser von verschiedenen sorgfältigen historischen Studien. Der Ruhestand gab ihm dazu Zeit und Musse. Er selber konnte auf 85 Jahre seines Lebens zurückblicken, die er grösstenteils in Riehen verbrachte.
In unser Dorf kam Fritz Hoch zum ersten Mal als Gymnasiast im Jahre 1899. Er war der Sohn eines Missionars, der manche Jahre in Indien tätig war im Auftrag der Basler Mission und nun in die alte Heimat zurückkehrte. Der Basler Theodor Sarasin-Bischoff stellte der Missionarsfamilie Hoch sein Landhaus an der Rössligasse, das LeGrand-Haus, zur Verfügung. Manch köstliche Episode wusste der Verstorbene noch von seinem Schulweg mit der Wiesentalbahn zu erzählen. Doch nur drei Jahre dauerte dieser erste Aufenthalt hier.
Der Vater konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr nach Indien ausreisen und nahm eine Pfarrstelle in Zürich an. Als Studienrichtung wählte sich Fritz Hoch die Theologie. Er wurde 1911 im Basler Münster zum Pfarrer ordiniert.
Die vielfältigen Aufgaben, die der junge Theologe im zürcherischen Landstädtchen Bülach antraf, waren eine gute Vorbereitung für seine kommende Lebensaufgabe. In diese Zeit fiel 1916 auch die Verehelichung mit Hedwig Kühn, die ihm im Laufe der Jahre drei Töchter schenkte.
Im Frühjahr 1923 wurde Pfarrer Hoch nach Riehen berufen als zweiter Pfarrer an der Diakonissenanstalt. Die überzeugung, dass hinter dieser unerwarteten Lebenswende eine Führung Gottes stand, war für sein ganzes weiteres Wirken ausschlaggebend. Denn schon zwei Jahre darauf sollte er die Aufgabe und das Amt des Vorstehers übernehmen. Mit Umsicht und Weitsicht führte er die Geschicke des Werkes der Diakonie während 33 Jahren. Ihm zur Seite standen die beiden Oberschwestern Helene Claus-Auberlen und darauf Marguerite van Vloten. Er hat dabei beides erlebt: das Wachstum der Schwesternschaft und ihrer Aufgaben überall in unserem Land, aber auch der in der Nachkriegszeit eingetretene Rückgang, der Rückzug aus liebgewordenen Arbeitsgebieten bis hin zur übergabe des eigenen Krankenhauses in die öffentliche Hand an seinem Todestag.
Zum äussern Bild der Gemeinde Riehen gehören nach wie vor die Häuser, die in seiner Amtszeit erbaut worden waren: das grosse Feierabendhaus für die betagten Diakonissen an der Schützengasse und der Anbau zur Erweiterung des bestehenden Krankenhauses.
Der Name Riehen wurde durch ihn über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt, da er nach dem letzten Krieg sich mit grossem Einsatz und Geschick bemühte, die zerstörten Verbindungen zwischen den deutschen und ausserdeutschen Diakonissenhäusern wieder herzustellen. Er war auch Mitbegründer der internationalen Diakonissen-Vereinigung «Diakonia».
Doch bleibender als diese Wirksamkeit in die Weite ist das Wirken in die Tiefe. Und wenn auch einmal die Menschen und die Werke, denen er gedient hat, vergangen sein werden, so ist der Name Fritz Hoch doch unlösbar verbunden mit Riehen und seinem Diakonissenhaus.