An einer der schönsten Stellen unseres Kantons

Sibylle Meyrat

Vor 75 Jahren öffnete der Zentralfriedhof am Hörnli seine Tore. Damit kehrte in der bewegten Geschichte der Basler Friedhöfe eine gewisse Ruhe ein.

 

«Nur 75 Jahre?» Diese erstaunte Reaktion hörte ich mehrmals, als ich zur Geschichte des Friedhofs am Hörnli recherchierte und verschiedenen Leuten darüber erzählte. Für viele war es unvorstellbar, dass der Friedhof so jung sein soll. Dies liegt zum Einen an der Anlage selbst. Mit ihrer behäbigen Atmosphäre, den schnurgeraden Alleen, den lang gezogenen Kapellengebäuden und den Säulenhallen nach antikem Vorbild erweckt sie den Eindruck, als liege sie seit Jahrhunderten da, am Fuss des Grenzacher Horns. Eine 84jährige Frau aus Basel konnte sich hingegen genau erinnern, wie sie als Mädchen am Sonntag jeweils mit ihren Eltern zur Hörnli-Baustelle fuhr, um zu beobachten, wie auf dem noch freien Feld die Gebäude in die Höhe wuchsen.

 

Vielleicht hat das Erstaunen über das relativ junge Alter des Hörnli-Friedhofs einen weiteren Grund. Seine Funktion als «letzte Ruhestätte» verleiht ihm einen Hauch Ewigkeit, der aber mehr mit unserer Vorstellung des Todes als mit der Vergangenheit des konkreten Orts zu tun hat. Mit der im Islam und im Judentum hoch gehaltenen ewigen Totenruhe ist es auf den Basler Friedhöfen nicht weit her. Abgesehen davon, dass die meisten Gräber nach einer Frist von zwanzig Jahren geräumt werden, um neuen Särgen oder Urnen Platz zu machen, waren auch die Friedhöfe selbst in der schnell wachsenden Stadt des 19. und 20. Jahrhunderts in steter Bewegung. Sie wurden vergrössert, verkleinert und verlegt, je nach Entwicklung der rasch expandierenden Wohn- und Industriequartiere in ihrer unmittelbaren Umgebung.

 

Schliesslich können uns die Sterbedaten auf manchen Grabsteinen dazu bringen, den Friedhof älter zu schätzen als er ist. Einige der auf dem Hörnli Ruhenden schieden im 19. Jahrhundert aus dem Leben. Zunächst auf einem anderen Friedhof bestattet, wurden ihre Gräber nach der Eröffnung des Zentralfriedhofs aufs Hörnli transferiert.

Grund für den Bau des Basler Zentralfriedhofs, des grössten seiner Art in der Schweiz, war der Platzmangel auf den früheren Gottesäckern. Zwar waren diese nur wenige Jahrzehnte zuvor angelegt worden - der Kannenfeldgottesacker nahm 1868, der Wolfgottesacker 1872 und der Horburggottesacker 1890 seinen Betrieb auf. Doch die Bevölkerung der Stadt Basel wuchs in dieser Zeit stark an, geradezu explosiv verlief der Anstieg in den 50er-, 70er- und 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts. Nachdem auf dem Kannenfeldgottesacker keine Familiengräber mehr erhältlich waren, forderte der Grosse Rat den Regierungsrat im Dezember 1902 auf, die «Frage der Erweiterung der Beerdigungsplätze» zu prüfen. Am 4. Oktober 1905 lag der entsprechende Bericht des Sanitätsdepartements vor. Für jeden Gottesacker im Kanton wurde detailliert aufgeführt, wie lange er noch benutzt werden könne. Beim Kannenfeldgottesacker riet das Sanitätsdepartement zu einer sofortigen Erweiterung. Wenn dieser Platz nicht mehr genüge, werde man «einen grösseren Centralfriedhof an der äussersten Peripherie des Kantonsgebiet, eventuell ausserhalb desselben, anlegen müssen». Das Gleiche wurde für den Horburggottesacker erwogen. Zunächst war die Rede von zwei Zentralfriedhöfen, je einen für das Gross- und das Kleinbasel. Als Standorte schlug das Sanitätsdepartement die «Innere Lange Haid» südlich des Ruchfelds im Bann der Gemeinde Münchenstein und das Gebiet rund um den Landauerhof im Bann der Gemeinde Riehen ins Auge.

Am 13. März 1906 entschied sich der Regierungsrat gegen die Erweiterung der bestehenden Friedhöfe und beschloss, einen einzigen Zentralfriedhof für die ganze Stadt «in Aussicht zu nehmen». Dennoch erwarb die Verwaltung im Jahr 1911 vorsorglich das an den Kannenfeldgottesacker angrenzende Schneider-Elmersche Gut, das später aber nie zu Begräbniszwecken genutzt wurde. Bis zum grossrätlichen Beschluss zur Anlage des Zentralfriedhofs Hörnli im Jahr 1919 verlief die kantonale Friedhofpolitik, an der nicht weniger als drei Departemente beteiligt waren, unkoordiniert, um nicht zu sagen chaotisch. Bis 1918 wurde trotz dem regierungsrätlichen Beschluss gegen eine Erweiterung der bestehenden Gottesäcker immer wieder geprüft, wie eine solche aussehen könnte. Im Jahr 1909 kam der Regierungsrat sogar auf die Idee, den 1890 geschlossenen Theodorsgottesacker im Gebiet der heutigen Rosentalanlage wieder als Friedhof zu nutzen, was vom Sanitätsdepartement aber entschieden abgelehnt wurde. Das Areal war durch die projektierte Rosentalstrasse und die Vogelsangallee derart zerschnitten, dass nur ein sehr kleiner Teil für Beerdigungszwecke übrig geblieben wäre. Aus heutiger Sicht ebenfalls etwas seltsam mutet der Vorschlag des damaligen Finanzdirektors Hans Burckhardt an, den Verwesungsprozess mit Einsatz chemischer Mittel zu beschleunigen, um den Turnus der Gräberbelegung zu verkürzen. Die Mehrheit der zuständigen Behörden war sich allerdings einig, dass ein grosszügig angelegter Friedhof weit ausserhalb der Stadt langfristig die vernünftigste Lösung wäre. In seinem Ratschlag vom 20. Februar 1919 begründete der Regierungsrat dieses Vorhaben mit Kriterien der Effizienz: Die Kosten für Anlage, Betrieb und Unterhalt seien bei einem Zentralfriedhof niedriger als bei mehreren kleinen Friedhöfen.

Wohin mit den «stillen Baslern»?

Ein geeignetes rund 40 Hektaren grosses Gelände zu finden, war nicht einfach. Das Bruderholzplateau schied aus geologischen und stadtplanerischen Gründen aus. Der erste Vorschlag des Sanitätsdepartements, den Zentralfriedhof auf dem Ruchfeld im Gemeindegebiet von Münchenstein anzulegen, erwies sich aus politischen Gründen bald als undurchführbar. Um einiges weiter gediehen die Vorarbeiten für einen rund 60 Hektar grossen Friedhof im Hardwald zwischen Birsfelden und Muttenz. Das Areal lag zwar im Kanton Baselland, gehörte aber der Bürgergemeinde Basel und der Christoph-Merian-Stiftung - zwei städtische Institutionen, die beide in den Verkauf einwilligten. Die Forderungen der Gemeinden Birsfelden und Münchenstein - steuerregulierende Massnahmen, Garantien bei der Trinkwasserversorgung und eine Vorzugsbehandlung bei der Nutzung des Friedhofs - hielten die städtischen Behörden zwar für übertrieben, Hessen sich aber nicht abhalten, die Planung voranzutreiben. Das Gelände wurde ab 1911 genau untersucht und erwies sich aus geologischer, forsttechnischer und baulicher Sicht als ideal. Im Februar 1914 versicherte der Kanton Baselland, er habe keine Einwände gegen den Waldfriedhof. Auch die Gemeinden Muttenz und Birsfelden willigten ein, sofern ihre Bedingungen erfüllt würden. Die Basler Regierung gab weitere Studien zur Finanzierung und Erschliessung in Auftrag und bereitete einen Planungswettbewerb vor. Diesen Vorarbeiten bereitete ein Schreiben aus Liestal vom 24. Februar 1917 ein jähes Ende. «Entgegen ihrer frühern Stellungnahmen» würden die Gemeinden Birsfelden und Muttenz auf das Friedhofprojekt in der Hard gegenwärtig überhaupt nicht eintreten wollen, schrieb der Polizeidirektor A. Grieder nach Basel. Zuerst wollten diese Gemeinden abwarten, wie sich die Projekte Rheinhafen und Güterbahnhof entwickeln. Auch der Landrat zeigte sich skeptisch, deshalb wolle der basellandschaftliche Regierungsrat mit der Weiterverfolgung des Projekts «bis auf geeignete Zeit zuwarten». In Basel war man konsterniert, das Sanitätsdepartement riet zu einem Abbruch des Projekts. In der Grossratsdebatte vom 13. März 1919 warf der Regierungsrat dem Kanton Baselland Illoyalität und Verschleppungstaktik vor.

Das Nein aus Liestal warf die Basler Behörden auf den planerischen Stand von 1911 zurück. Diese konzentrierten sich nun auf die rechte Rheinseite. Das Areal rund um den Landauerhof im Gemeindebann Riehen kam erneut in die Diskussion. Im Gegensatz zu den Projekten im Kanton Baselland konnten die Behörden hier gegenüber verkaufsunwilligen Landbesitzern das Expropriationsrecht anwenden, was sich später in mehreren Fällen als nötig erwies.

Bevor die Gemeinde Riehen auf offiziellem Weg vom Projekt erfahren hatte, wurde der Ratschlag zur Anlage eines Zentralfriedhofs am Hörnli dem Grossen Rat vorgelegt, der ihn am 13. März 1919 annahm. Entsprechend übergangen fühlten sich die Politiker der Landgemeinde. Am nächsten Tag schrieb Gemeindepräsident Otto Wenk an den Regierungsrat: «Es wurde von uns höchst unangenehm empfunden, dass die Gemeinde in keiner Weise um ihre Ansicht befragt worden ist bei der Aufstellung des Projektes ihr Gebiet zu beanspruchen, während wir feststellen können, wie man mit den Basellandschaftlichen Gemeinden unterhandelte über die dort beabsichtigten Dispositionen.» Wie auch die Politiker aus Muttenz und Birsfelden befürchtete Otto Wenk, der Friedhof werde sich negativ auf die Steuereinnahmen auswirken. Auch lasse sich damit der Ausbau des Villenquartiers nicht fördern. Er wünschte ausdrücklich, dass der Gemeinderat in Zukunft über die laufende Planung informiert werde. Dies geschah in den folgenden Jahren auch mehrfach, verlief aber nicht immer konfliktfrei. Hauptstreitpunkt war die Aufteilung der Kosten für die Anlage der neuen Verkehrswege rund um den Friedhof.

Wettbewerb und Kontroverse Nachdem der Standort bestimmt worden war, schrieb das Baudepartement am 30. Juni 1922 einen Architekturwettbewerb für den Zentralfriedhof aus. Bis am 21. Dezember 1922 wurden 45 Entwürfe eingereicht. Verlangt wurden Pläne für die Gebäude des Friedhofs sowie Vorschläge zur Aufteilung des Areals in Gräberfelder und Gartenanlagen. Dreizehn Projekte kamen in die engere Wahl und wurden prämiert oder angekauft. Die restlichen Entwürfe schieden aus, manche mit der Begründung «mangelnde Qualität». Darunter befanden sich Positionen von später bekannten Architekten wie Paul Camenisch, Hannes Meyer und Hans Schmidt. Von den prämierten Entwürfen vermochte keiner die Jury vollends zu überzeugen, weshalb sie einen zweiten Wettbewerb unter den Gewinnern vorschlug.

Vor allem in Architektenkreisen entfachte dies eine heftige Debatte. Dass der Jury eine repräsentative Anlage mit strenger Mittelachse nach barockem Vorbild vorschwebte, war bereits der Ausschreibung zu entnehmen und bestätigte sich in der Beurteilung des Wettbewerbs. Insbesondere jüngeren Architekten und späteren Vertretern des «Neuen Bauens» missfiel dieser Ansatz. Eine von Paul Artaria angeführte «Initiativgruppe junger Künstler für den Hörnli-Gottesacker» forderte den Regierungsrat auf, weiter nach einer zeitgemässen Lösung für einen «modernen Grossfriedhof zu suchen». «Wir glauben nicht wie die Jury, dass das Wesen unseres Gottesackers im Gewände einer grossen Parkanlage mit pompöser Hauptachse und prunkvoll herrschenden Gebäuden erfüllt sei, dass man Tote da begraben könne, wo eine aus anderen Aufgaben entstandene architektonische Gestaltung das grosse Wort führt», heisst es in der Eingabe. Die Gruppe kritisierte die «technisch nicht ausführbaren Parkbildungen», die «finanziell nicht zu verantwortenden Erdbewegungen» und den «kalten, jeder wirklichen Religiosität fremden Prunk der Abdankungsgebäude». Sie bot an, auf eigene Kosten einen Vorschlag zu präsentieren, an dem Künstler und Architekten von Anfang an zusammenarbeiten würden.

Der Regierungsrat lehnte die Eingabe der Initiativgruppe, die von zwölf Architekten, neun Bildhauern, achtzehn Malern sowie Persönlichkeiten aus Kunst, Politik und Wissenschaft unterzeichnet worden war, am 23. Juli 1923 ab. Die Angelegenheit dürfe nicht weiter verschleppt werden. Wie sehr die Zeit drängte, zeigt sich am schnellen Tempo, in dem von nun an geplant und gebaut wurde.

Den Auftrag für das definitive Projekt erhielten die Architekten Bräuning, Leu, Suter und Burckhardt und der Gartenbauer Klingelfuss, die den ersten und den zweiten Preis (ex aequo) gewonnen hatten. Sie schlugen aus eigener Initiative dem Baudepartement vor, ein gemeinsames Projekt auszuarbeiten. Damit entfiel der zunächst erwogene zweite Wettbewerb unter den Gewinnern.

Nachdem der Grosse Rat das definitive Projekt am 3. September 1925 abgesegnet hatte, brachte das Anzeige- und Verkehrsblatt für Riehen und Bettingen noch einmal die Standortfrage zur Sprache: «Also auf unserm Riehener Grund und Boden, vielmehr in demselben, sollen in Zukunft die Basler, Gross und Klein, ihre zeitliche Ruhestätte finden. Lange Zeit hatte bekanntlich unsere Regierung mit unsern nächstgelegenen Baselbieter Nachbarn verhandelt über die Anlage unseres Friedhofes in der der Bürgergemeinde Basel gehörenden Hard, aber die Muttenzer, auf deren politischem Gebiet die Hardwaldung liegt, wollten die <stillen> Basler nicht bei sich haben, die lebensfrohen sind ihnen offenbar lieber. Nun ist also der Beschluss gefasst.» und Bürgerschaft grosse Opfer erfordert hat, ist nun vollendet», war in den «Basler Nachrichten» vom 20. Mai 1932 zu lesen. «Die Stadt Basel hat für ihre Toten an einer der schönsten Stellen unserer Kantons eine würdige und grosszügige Ruhestätte geschaffen, die eine monumentale Anlage mit allen Möglichkeiten eines pietätvollen Grabkultes verbindet.»

Bau, Eröffnung, Erweiterung Bereits drei Monate später wurde mit den Tiefbauarbeiten im östlichen Areal begonnen. Die Erdbewegungen wurden grösstenteils als so genannte Notstandsarbeiten ausgeführt. In einer Zeit sehr hoher Arbeitslosigkeit vergab der Staat die Aufträge an private Firmen nur unter der Bedingung, dass sie einen bestimmten Prozentsatz an Arbeitslosen beschäftigten. Zahlreiche Klagen und Eingaben lassen darauf schliessen, dass es mit der Behandlung der Arbeiter schlecht bestellt war.

Die erste Bauetappe bis 1929 umfasste die Planierung und Aufforstung des Geländes, die Anlegung des grössten Teils der Grabfelder und beinahe alle Hochbauten. Zu einer Verzögerung kam es Anfang 1929, als die Bauarbeiten wegen grosser Kälte während dreier Monate unterbrochen werden mussten. Ebenfalls für eine Verzögerung sorgte im Jahr 1930 eine Kontroverse über die Frage, wie der Vorplatz und das dem Eingang gegenüberliegende Gebäude aussehen sollte. Schliesslich wurde aber beides rechtzeitig zur Eröffnung am 1. Juni 1932 fertig. «Ein gewaltiges Werk, das von der Stadt Nach der Eröffnung wurden die verschiedenen Grabfelder Schritt für Schritt fertiggestellt. Auf den noch unbelegten Feldern wurden während des Zweiten Weltkriegs Getreide, Gemüse und Kartoffeln angepflanzt. Die Neu- und Umgestaltung dauert bis heute an, veränderten Rahmenbedingungen wie dem gestiegenen Bedürfnis nach Gemeinschaftsgräbern wird dabei Rechnung getragen. Die grössten Bauvorhaben seit der Eröffnung waren der Ausbau des Urnenfriedhofs im finstern Boden von 1960 bis 1963 und dessen Umgestaltung in den Jahren 2000 bis 2002. Diese Abteilung östlich des Grenzacherwegs war bereits im Projekt von 1925 vorgesehen, wurde aber aus Kostengründen auf später verschoben. Der 1963 realisierte acht Meter hohe Betonrahmenbau von Bräuning Et Dürig, Suter Et Suter hat mit dem urspünglichen Entwurf eines halbrunden Kolumbariums fast nichts mehr gemeinsam. Bis zur Umgestaltung der Abteilung 12 bildete dieses Bauwerk den Abschluss der Mittelachse, heute wird es allmählich von den umliegenden Bäumen zugewachsen. Der Blick auf die Hauptachse, auf die die Friedhofarchitekten einst so viel Wert legten, ist am ehesten im Winter möglich, wenn die Bäume kein Laub tragen. Heute schliesst das 109 Meter lange und 4,9 Meter hohe Urnennischengebäude von Eppler Maraini Schoop die Mittelachse optisch ab. Die umliegenden Wege, Treppen und Mauern der neu gestalteten Abteilung 12 fügen sich seit der jüngsten Neugestaltung als geschwungene Linien harmonisch in den steil abfallenden Hang ein und bilden eine stimmige Verbindung zwischen den schnurgeraden Alleen des unteren Friedhofteils und dem angrenzenden Wald.

Anders als bei seinen Vorgängern zeichnet sich auf dem Friedhof Hörnli auch 75 Jahre nach seiner Eröffnung kein Raummangel ab. Noch im Jahr 1963 rechnete das Sanitätsdepartement damit, dass der Friedhof 2010 voll belegt sein würde. Heute zeigt sich ein anderes Bild. Im gleichen Mass, wie die Stadtbevölkerung schrumpft und die auf viele Jahrzehnte angelegten Familiengräber an Bedeutung verlieren, werden platzsparende Gemeinschaftsgräber populärer. Auch die Kremationen haben stetig zugenommen. Angenehm überrascht wäre wohl der einstige Sanitätsdirektor Friedrich Aemmer, wenn er diese Bilanz lesen könnte. Bei der Eröffnung im Jahr 1932 rechnete er vorsichtig mit einer Betriebsdauer von fünfzig Jahren. Lag der Friedhof einst auf einem praktisch unbebauten Landstück, so reichen heute die Häuser im Norden und Westen bis dicht an seine Mauern heran. Auch die symbolische Distanz zu den Häusern der Lebenden ist kleiner geworden. Der Friedhof wird längst nicht mehr nur von Angehörigen Verstorbener aufgesucht, sondern ebenso von Hundehaltern, Joggern und Spaziergängern. Und während der Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten im intensiv genutzten Stadtkanton knapp geworden ist, finden sie ihn hier, rund um die Gräber der Toten, in Fülle.

Staatsarchiv Basel-Stadt: Bauakten HH5: Gottesäcker im allgemeinen, Zentralfriedhofprojekte, Friedhof am Hörnli, 1864-1941. Ratschläge des Regierungsrats des Kantons Basel-Stadt, 1919-1999. Protokolle des Grossen Rates des Kantons Basel-Stadt, 1919-1999. Basler Nachrichten Anzeige- und Verkehrsblatt Riehen und Bettingen (ab 1934 Riehener Zeitung).

Meyrat, Sibylle: «Der lange Weg zum Zentralfriedhof», in: Am Ende des Weges liegt der Garten der Ewigkeit, Reinhardt Verlag, Basel 2007.

Osswald, Franz: «Ein Ort der Stille und Erholung» in: Am Ende des Weges liegt der Garten der Ewigkeit, Reinhardt Verlag, Basel 2007.

Schubiger, Irene: Text zur Ausstellung «Von der Totenstadt zum Naturgarten», Ausstellung in der Zwischenhalle des Kapelienhauses, Friedhof am Hörnli, 18. September bis 16. Dezember 1992. Unveröffentlichtes Manuskript.

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 2007

zum Jahrbuch 2007