Das Haus Zur Waage

Dominik Heitz

Seit Mitte dieses Jahres präsentiert es sich frisch herausgeputzt mit vorderseitigem Mergelvorhof samt neu gepflanztem Baumhasel und rückseitiger Grasfläche: das Haus «Zur Waage» mit der Liegenschaftsnummer 12 an der Baselstrasse.

Doch Frische strahlte das als Mehrzweckhaus zu bezeichnende Gebäude1) nicht immer aus. Noch vor drei Jahren stand in einer gemeinderätlichen Vorlage zu lesen: «Das Haus <Zur Waage> ist in einem schlechten Bauzustand; es muss saniert werden.» Der Grund: Das Gebäude, das laut letztwilliger Verfügung der 1971 verstorbenen Besitzerin Elisabeth Dannacher an die Gemeinde Riehen überging mit der Bestimmung, es in seiner Struktur und Form unverändert zu belassen, war nach den Grundsätzen der Basler Denkmalpflege als Denkmal mit historischer Bedeutung zu erhalten.

Tatsächlich reicht die dokumentarisch verfolgbare Geschichte dieses ehemaligen Bauernanwesens bis ins frühe 16. Jahrhundert. Blenden wir also zurück, und lassen wir die Geschichte des Hauses, soweit sie aus den Dokumenten ablesbar ist, schlaglichtartig - auf das Wesentlichste konzentriert - Revue passieren.

Kraut- und Baumgarten, Weintrotte und Schweineställe Die ersten Umrisse des Bauerngutes erscheinen noch in recht diffusem Licht. Details sind dünn gesät; ausser Besitzer-Namen, die wir ab 1503 in den Bereinen, das heisst in den periodischen Neuaufnahmen der bodenzinspflichtigen Güter Riehener Grundherren, finden, bleibt das Anwesen als bauliches Werk im Dunkeln. Eintragungen in einem solchen Güterverzeichnis der Propstei Weitnau im südlichen Schwarzwald - wir schreiben das Jahr 1591 - lassen dann aber erstmals «Haus und Hofstatt samt Garten» ins Licht der Geschichte treten.

Die frühen Hinweise in den Bereinen und Zinsregistern der Propstei Weitnau sagen wenig aus und bleiben sich über die Jahrhunderte hinweg gleich. Was wir aber aus Akten des 18. Jahrhunderts erfahren, welche die Liegenschaft als «Behausung, Hofstatt, Scheuer, Stallung, Kraut- und Baumgarten» beschreiben, wird sicher auch für frühere Jahrhunderte gelten.

Teilweise gehoben werden die Nebelschleier mit Emanuel Büchels Federzeichnung vom Jahre 1752 «Riehen, von Seiten Basel an zu sehen»: Spätestens hier reiht sich die Liegenschaft Baselstrasse 12 als traufständiges Haus in eine harmonische Häuserzeile, wie sie uns heute noch in ihren Grundzügen geläufig ist und als wertvolles Dokument früheren Bauens und Wohnens entgegentritt. Unklar bleibt höchstens, ob es sich auf der Zeichnung um jenen Bau handelt, der heute renoviert vor uns steht. Die rückseitige Scheune zumindest haben Zimmerleute wohl frühestens 1765 errichtet, denn sichere dendrochronologische Untersuchungen (Bestimmung des Alters von Holz anhand der Jahresringe) ergaben, dass die für den Bau verwendeten Hölzer im Herbst oder Winter 1764/65 gefällt worden waren. Immerhin vermutet die Basler Denkmalpflege, dass das heutige Hauptgebäude damals «mit grösster Wahrscheinlichkeit» schon bestanden hat.

Was in der Büchel-Zeichnung fehlt, vermag auch der Samuel-Ryhmer-Plan von 17862) noch nicht zu klären: Die genauen nachbarschaftlichen Liegenschaftsverhältnisse bleiben verwischt. Doch wird die Scheune, die leicht versetzt hinter dem Hauptgebäude liegt, hier erstmals im Bild sichtbar, ebenso der Baumgarten, der sich bis zum Immenbach hinunter erstreckt. Gerichtsprotokolle aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts - wir stehen im Jahre 1833 präsentieren uns schliesslich ein Bauernhaus, dahinter eine Scheune, ein grosser Schopf mit Weintrotte sowie überdachte Schweineställe.

Die Baselstrasse 12: ein Bauernhaus unterteilt in einen Wohn- und Wirtschaftstrakt. Ein Haus, unter dessen hohem Satteldach auf der einen Seite Kühe gefüttert und von kräftigen Händen gemolken wurden; ein Haus, durch dessen Tenneinfahrt das trockene Heu auf Wagen herantransportiert und auf den einzelnen Holzböden mit Gabeln zu duftenden Grasbergen aufgetürmt wurde. - Ein Haus, auf dessen anderer Seite die Eltern mit Söhnen und Töchtern, Dienstboten und Knechten wohnten, assen, arbeiteten, eigenes Gemüse anpflanzten, vielleicht noch ein paar Blumenbeete ihr eigen nennen konnten und den Obstbäumen unten beim Immenbach die notwendige Pflege zukommen liessen. - Ein Haus aber auch, das bis in die jüngsten Tage hinein architektonischen Veränderungen unterzogen wurde, auch wenn sie heute äusserlich kaum sichtbar sind.

Wirtschaftsgedanken und. ein gescheiterter Neubau Wir schreiben das Jahr 1838 - der Besitz hat gerade die Hand gewechselt -, als der neue Bewohner, alt Gemeinderats-Präsident Jakob Basler-Hartmann von Bettingen, den Gedanken fasst, seinen eigenen, aus Bettinger und Riehener Bann gekelterten Wein gaststubenmässig zu verkaufen. Doch der Gemeinderat macht dem Zugezogenen vorerst einen Strich durch die Rechnung: Er gelangt mit der Sache vor die Gemeindeversammlung, die Jakob Baslers Begehren abweist mit der Begründung, dieses Recht sei nur Gemeindebürgern vorbehalten. Erst auf eine Beschwerde beim Kanton hin erhält Basler dank der Rückendeckung des Kleinen Rats die Möglichkeit, erneut an den Riehener Gemeinderat zu gelangen - offensichtlich mit Erfolg. Denn in den folgenden Jahren erscheint sein Name auf allen Patentbegehren, ohne dass der Gemeinderat Einspruch erhoben hätte, und in den Volkszählungsakten zumindest tritt er als Land- und Pintenwirt auf. Angenommen werden darf deshalb, dass wenigstens zeitweise eine sogenannte «Nebenzäpferstube» betrieben wurde. Auch Jakob Baslers Schwiegersohn, Friedrich Basler-Basler, der die Liegenschaft 1866 übernimmt und bis zu seinem Tod im Jahre 1894 besitzt, wird in den Akten als Wirt aufgeführt. Kein Wunder, hegt seit der Familie Basler mehr als nur ein Besitzer des Hauses Baselstrasse 12 die Idee, hier eine Wirtschaft zu eröffnen. Das spektakulärste Projekt - kaum dass die Stallung des Gebäudes im Jahre 1880 neu gebaut worden ist - hat ein gewisser Albert Vogt-Werdenberg im Sinne. Das Bauernhaus scheint ihm nicht mehr gut genug: Am 19. Juli 1899 reicht er deshalb ein Baubegehren ein, das grossbürgerliche Villen zum Vorbild hat; ein dreigeschossiges Wohnhaus im Stile der Gründerzeit schwebt ihm vor Augen - mit Dachfenstern und einem mit Holzornamenten dekorierten Giebel auf der Vorderseite. Im Erdgeschoss soll ein Restaurant samt Gartenwirtschaft und öffentlicher Waage eingerichtet werden. Im ersten Stock plant Albert Vogt einen grossen Saal mit Bühne, und im Dachgeschoss sieht er Wohnungen, das heisst neun Zimmer vor.

Doch das Baudepartement lehnt das Gesuch bereits einen guten Monat später, am 25. August 1899, ab, und Albert Vogt verkauft die Liegenschaft wieder (der Eintrag im Grundbuch über Kauf und Verkauf wird erst im Januar 1900 ausgeführt). Eine Wirtschaft aber sollte ein Jahr später trotzdem und endgültig kommen und das Anwesen mit zwei Namen nachhaltig prägen.

Die Waage Nehmen wir es gleich vorweg: Es sind Ernst Dannacher und seine Frau Elisabeth, eine geborene Tanner, die der Liegenschaft zu den beiden heute geläufigen Begriffen verhelfen: dem «Dannacher»-Haus, respektive dem Haus «Zur Waage».

Das expandierfreudige Fuhrhalterehepaar übernimmt im Jahre 1899 die Baselstrasse 12 - neben den heute nicht mehr existierenden Liegenschaften Nr. 8 und 10 - und baut sie wirtschaftlich sukzessive aus. Im gleichen Jahr noch wird im Parterre des Wohntraktes das Restaurant «Zur Waage» eröffnet sowie vor dem Hause eine öffentliche Waage eingerichtet, die wohl der Wirtschaft auch zum Namen verholfen haben dürfte.

Ernst Dannacher geht überlegt vor: Dank einer Erlaubnis des Baudepartementes kann er die sogenannte Brückenwaage vorzeitig erstellen lassen. Dadurch setzt er die Regierung, die ihre Bewilligung zur Inbetriebnahme einer öffentlichen Waage erst noch geben muss, unter Druck. Um sich aber auf verschiedenen Seiten abzusichern und gleichzeitig seinem Begehren an die Regierung Nachdruck zu verleihen, erreicht er, dass sein Ansinnen sowohl durch einen Brief des Gemeinderates unterstützt als auch durch einen Rapport des Riehener Polizeipostens untermauert wird.

Es sind indes nicht nur privatwirtschaftliche Gründe des Steinbruchbesitzers Ernst Dannacher, die bewirken, dass das Polizeidepartement schliesslich dem Gesuch entspricht - auch wenn zweifelsohne mit der öffentlichen Waage vermehrt Gäste in die kleine Wirtschaft gezogen werden und den Umsatz steigern. Es entspricht vor allem einem Bedürfnis der Gemeindebewohner selbst. Bis zu jenem Zeitpunkt nämlich mussten die Riehener ihr Heu, Stroh, Holz - und was auch immer - zum Bahnhof Riehen der Badischen Bahn fahren. «Dieser liegt jedoch von der wichtigsten Verkehrsader der Landstrasse (Baselstrasse) ziemlich abseits. Sodann dürfte nicht ausgeschlossen sein, dass die Bahnverwaltung die Benützung ihrer Waage seitens Privater je nach Zeit und Umständen untersagen wird. Die vom Gesuchsteller errichtete Waage befindet sich auf dessen Liegenschaft unmittelbar an der Landstrasse. Zu- und Abfuhr sind günstig und bietet auch der Inhaber volle Gewähr für richtige Besorgung», schreibt der Gemeinderat. Schliesslich gibt auch der Basler Eichmeister, der über alle öffentlichen Waagen im Kanton wacht, seine Zustimmung - trotz der vermerkten Tatsache, dass Elisabeth Dannacher neben der Wirtschaft die Waage bedient. So werden denn ab 1900 auf der 25 000 Kilogramm Tragkraft aufweisenden Waage Scheiterholz, Kohle, Kartoffeln, Klee, Hafer oder etwa Obst samt Wagen auf die mächtige Waagschale gefahren. Bezahlt wird nach festen Preistarifen: Pro 100 Kilogramm Heu, sei es mit oder ohne Wagen, sind - laut baselstädtischem Tarif von 1896-3 Rappen zu entrichten, Steine und Eis kommen pro Wagen auf 50 Centimes zu stehen. Davon darf der Waagmeister zwei Drittel in die eigene Tasche stecken, der Rest geht in den staatlichen Säckel.

Eine Tankstelle vor der Tür Das Haus Dannacher floriert, so darf angenommen werden, denn man geht mehr als nur einer Arbeit nach. Mutter Elisabeth kümmert sich um die Gäste in der Wirtschaft, holt ihnen Wein aus dem tiefen Keller, bereitet kleine Mahlzeiten zu und hält ferner die Bedienung der öffentlichen Waage in Händen. Derweil beutet ihr Mann Ernst weiterhin den Steinbruch hinter dem Bierkeller an der Bettingerstrasse aus und betreibt eine Fuhrhalterei mit Pferden und Wagen.

Doch damit hat das dannachersche privatwirtschaftliche Unternehmen seine Grenzen noch nicht erreicht. 1907 wird dem Hausherrn die Installation einer Futterschneidemaschine, einer Haferbrechmaschine und Holzsäge mit elektrischem Antrieb bewilligt. Und 18 Jahre später - der Erste Weltkrieg ist vorüber - darf er einen 2000-Liter-Benzintank vor dem Stall versenken, um damit neben der öffentlichen Waage an der Baselstrasse eine Tankstelle mit einer Zapfsäule für «Shell» zu führen.

Die Arbeitsbelastung wird nun aber doch zu gross, und das Ehepaar Dannacher-Tanner entschliesst sich, die Wirtschaft «Zur Waage» aufzugeben - wir schreiben das Jahr 1926.

Neben den Fuhrmannsleuten, die ihre beladenen Pritschenwagen auf die Waage stellen lassen, kommen auch immer mehr Automobile zum dannacherschen Anwesen und das Tankgeschäft scheint langsam zu rentieren; immerhin erreicht Ernst Dannacher, dass ihm 1931 eine Bewilligung für einen zweiten Tank und eine zweite Säule erteilt wird. Allerdings verwirklicht er dieses Vorhaben erst nach einem Wiedererwägungsgesuch im Jahre 1933.

Und dann kommt wieder der Krieg. Man übersteht die Zeit, hat aber den eigenen Zenit schon längst überschritten; Ernst Dannacher stirbt 1949 im Alter von 86 Jahren und ein Jahr später folgt ihm seine Frau nach. Neue Besitzerin ist nun die Tochter Elisabeth Dannacher, und sie steht ihrem innovationsfreudigen Vater in nichts nach. 1951 lässt sie die öffentliche Waage entfernen und erneuert 1957 die Tankstelle: Die beiden Zapfsäulen weichen einer Benzinsäulen-Insel sowie einer Service-Kabine aus Eisen und Glas. Zudem kommt ein zusätzliches Benzinreservoir von 16 000 Litern Fassungsvermögen - unterteilt in Normalund Superbenzin - unter den Boden. Und nicht zuletzt werden zwei Beleuchtungskandelaber installiert. Nur eine beleuchtete Shell-Muschel bleibt Planwerk - die staatliche Heimatschutzkommission legt ihr Veto ein. Doch die Muschel soll sechs Jahre später doch noch kommen: Elisabeth Dannacher lässt sie auf ihrem Privatareal aufleuchten. Gleichzeitig erweitert sie die Tankstelle um einen 300 Liter-öltank für eine neue 2-Takt-Säule, ändert die TankInsel und das Häuschen ab und lässt schliesslich auch im Wohnhaus mehr Komfort einkehren: Eine WC-Anlage wird eingebaut - das Wirtschaftswunder hält bei Elisabeth Dannacher 1963 auch im Alltäglich-Notwendigen Einzug.

Und dann? Noch acht Jahre haust die letzte Privatbesitzerin im ehemaligen Bauernhaus. Dann gelangt nach dem Hinschied von Elisabeth Dannacher im Jahre 1971 die Liegenschaft in den Besitz der Gemeinde - der Kalender zeigt den 1. Oktober 1973 an.

Jetzt, 17 Jahre danach, dient das umgebaute, renovierte und mit markanten innerbaulichen änderungen versehene Anwesen - seiner ehemaligen Funktion enthoben - neuen, sinnvollen Zwecken.

Die Bibliothek - in alt und neu, in Holz und Stahl Von aussen scheint das Haus Baselstrasse 12 noch genau gleich wie vor 20 Jahren, nur schöner, sauberer, heller als vorher: In der Mitte der Vorderfassade zeichnet das Scheunentor einen klassisch geschwungenen Rundbogen, links davon öffnen sich zwei ehemalige Stallfenster sowie die Stalltüre, und darüber sind zwei schmale Lüftungsschlitze erkennbar. Rechts der Tenneinfahrt befindet sich der Wohnkomplex: Im Parterre, wo sich früher die Wirtschaftsgäste an den Tischen zuprosteten, können sich jetzt auf dem Boden die Kinder in der Ludothek tummeln. Darüber befindet sich eine 6-Zimmer-Maisonette-Wohnung mit der ehemaligen Laube, einem Atelier-Raum unter dem Dach und einer grosszügigen «Badestube». Die Zimmeraufteilung ist beibehalten worden, ebenso wurden Brusttäfer und Türeinfassungen belassen. Allein der vordere Hauseingang hat seine Funktion eingebüsst, er ist zur Kulisse degradiert; die Ludothek ist nur von der Rückseite her zugänglich.

Bemerkenswert nimmt sich der linke Teil des ehemaligen Dreisässenhauses aus. Wo vorher Stall und Scheune waren, befindet sich nun die Gemeindebibliothek. Die ganze Aussenhülle wurde indes in ihren Materialstrukturen sichtbar belassen und auch der Innenraum in seiner Raumaufteilung erhalten. Nur: Statt der ehemaligen Holzständerkonstruktion erhebt sich nun bis unter das weitausladende Satteldach ein sichtbares Stahlträgergerüst mit teilweiser Verglasung. Und in dieser Haus-im-Haus-Konstruktion erscheint auf vier Ebenen die Gemeindebibliothek angeordnet.

In ihren räumlichen Massen belassen worden ist die hohe Durchfahrt, einzig «möbliert» durch die Treppenanlage und einen Lift. Ebenfalls erhalten geblieben ist die den ehemaligen ökonomietrakt vom Wohnteil trennende Fachwerkwand - eine interessante Riegelkonstruktion, deren Alter in den unregelmässigen Wölbungen sichtbar war. Allerdings mussten gerade diese gewachsenen Bauchungen laut Architekt Peter Zinkernagel entfernt und die ganze Wand aus statisch-konstruktiven Gründen begradigt werden. Eine Massnahme, die nach Ansicht der Denkmalpflege hätte unterlassen werden sollen, weil nun alle originalen Gefache verschwunden sind.

Pfadfinder-Scheune neben grünem Rasen Blicken wir von der Laube des Wohnteils hinunter zum Immenbach, dann sucht unser Auge vergeblich den Gemüsegarten und die Obstbäume. Sie sind längst verschwunden und haben zeitweise einer Wiese Platz gemacht. Jetzt breitet sich ein gepflegter grüner Rasen aus. Links daneben erhebt sich die separate Scheune mit ihrer uralt anmutenden Sandsteinmauer. Doch gerade dieser Teil, der - so glaubt der heutige Betrachter - dem Gebäude sein typisches Gepräge gibt, ist der jüngste von allen. Die Bruchsteine wurden vermutlich erst im späten 19. Jahrhundert für den Mauerbau herangekarrt, während die mächtigen Stützen aus festem Eichenholz schon seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Dachkonstruktion der Scheune tragen. Bis auf die rückseitige Erdgeschosswand kamen alle anderen Mauerteile - teils für Stallungen, teils für andere Schutzfunktionen - später hinzu. Gerade dieser stückweise Ausbau der Scheune ist in der Renovation berücksichtigt worden; Vereinheitlichungen wurden bewusst unterlassen, weshalb unter anderem auch die alte Holzschalung etwas aufgefrischt wieder unter dem Dach angebracht wurde. Auch die beiden eingezogenen Balkendecken sind beibehalten worden und erfahren lediglich durch unauffällige Metallträger eine Stütze.

Nur: Als Scheune und Stallung sowie als Wagenremise wird das Gebäude heute nicht mehr gebraucht. Die Gemeinde offeriert hier in grosszügiger Weise den Pfadfinderinnen und Pfadfindern auf zwei weitläufigen Stockwerken Vereinslokale mit kleinen Küchen und Toiletten. Im Parterre wird der Bibliothek noch ein Raum zugestanden, während die beiden ehemaligen Garagen einem Gemüsehändler als Lager- und Büroraum dienen.

Insgesamt 4 565 000 Franken hat sich die Gemeinde den Neubau und die Renovation der Liegenschaft Baselstrasse 12 kosten lassen, um zwei für das Riehener Dorfbild wichtige bäuerliche Gebäude zu erhalten.

Anmerkungen 

1 ) Das Bauernhaus, das unter einem Dach Wohnteil, Scheune und Stall enthält, wurde früher «Dreisässenhaus» genannt; heute bevorzugt die Bauernhausforschung die Begriffe «Mehrzweckhaus» oder «Vielzweckhaus».

2) abgebildet in RJ 1987, S. 7 Literatur GKR, Riehener Häuser, die Baselstrasse, S. 132 Werner Schär: Ausschnitte aus Alt Riehen, RZ Nr. 49, 4. Dezember 1970

 

Quellen 

Bernard Jaggi: Bericht der Denkmalpflege Basel, D 1988/7, Baselstras se 12, Riehen - Dannacherhaus, 1990 HGR Liegenschaften, Baselstrasse 12 StABS Mass und Gewicht B 1, öffentliche Waage, Waaghaus, 1882-1930

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1990

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