Vom Grünen Dorf auf die Grüne Insel


Ralph Schindel


 

Sereina Ueberwasser setzt als Sareena Overwater voll auf die Musik. Im Sommer hat sie die Stelle als Lehrerin an der Orientierungsschule Hebel aufgegeben. In Irland und den USA hat sie mit ihrem Singer-/Songwriter-Stil ihr Publikum gefunden.


 

Musik war und ist in Sereina Ueberwassers Familie ein wichtiges Thema. Ueberwassers Grossmutter war Opernsängerin. Gleichzeitig bildete sie auch Sängerinnen und Sänger aus. Als Kind konnte sich Sereina Ueberwasser bei der Grossmutter unter den Flügel legen und den Tönen lauschen. Kein Wunder ist es daher, dass sie den Wunsch hegte, einmal Opernsängerin zu werden. Aber nicht nur die Grossmutter beeinflusste das Kind. Ihre Eltern vermittelten Sereina Ueberwasser auch noch einen anderen Musikstil: In Basel führten die beiden den ‹Folk Club› und organisierten ausserdem Open-Air-Konzerte im Wenkenpark. Ein anderer Verwandter ist in Riehen ebenfalls bestens bekannt: SVP-Politiker Heinrich Ueberwasser ist Sereinas Onkel.


 

Von der Oper zum Folk


Bei diesen Voraussetzungen erstaunt es nicht, dass Sereina Ueberwasser schon früh begann, eigene Lieder zu komponieren und zu texten. Die ersten Versuche waren auf Deutsch. Dies änderte sich nach einem halbjährigen Sprachaufenthalt in den USA. Danach textete sie nur noch auf Englisch. Dem Folk blieb die 33-Jährige nicht immer treu: Im Alter zwischen 16 und 19 Jahren äusserte sich das jugendliche Aufbegehren gegen die Eltern in einem Abstecher zu «härterer Musik», wie sie selber sagt. Danach kehrte sie aber zurück zum Folk und startete ihre Karriere als Singer/Songwriterin. 


 

Zwar hätte sie auch die Voraussetzungen für die Oper gehabt, der Folk lag ihr aber näher. «Der Entscheid gegen die Oper war eine Herzenssache», sagt Ueberwasser. «Folk und Oper parallel zu betreiben, wäre zu viel Aufwand gewesen und hätte nicht funktioniert.» Ein wenig Opernluft hat sie dennoch geschnuppert: Sie trat 2010 in der Aufführung von Jean-Philippe Rameaus Oper ‹Les Indes Galantes› im Theater Basel auf.


 

Die Auftritte als Singer/Songwriterin – sie spielt Klavier und Gitarre – waren zunächst ein reines Hobby. Denn Sereina Ueberwasser ist ausgebildete Sekundarlehrerin und unterrichtete bis 2013, zuletzt an der OS Hebel eine Musikklasse. Dabei reifte der Entschluss in ihr, voll auf die Karte Musik zu setzen. Dieser Schritt war wohlvorbereitet: Sie wurde bereits Anfang Jahr für Konzerte und Festivals in Irland, Schottland, Dänemark und den USA gebucht. 


 

Grosse Mobilität ist für Ueberwasser nichts Neues. Viel herumgekommen ist sie auch schon in ihrer Kindheit. Nach den ersten Lebensjahren in Riehen zog die Familie eine Zeitlang in den Kanton Jura nahe Delémont und später ins Fricktal. Die letzten acht Jahre lebte sie wieder in Riehen, bevor sie weiterzog nach Birsfelden. 


 

Von der Strasse auf die Bühne


Folk kommt aus dem englischsprachigen Raum. Ueberwasser singt auf Englisch und viele ihrer Auftritte sind in englischsprachigen Ländern. Da ist es naheliegend, sich einen englischen Künstlernamen zuzulegen. Ihr wurde geraten, doch einfach ihren Namen zu übersetzen. Der Name Overwater existiert im englischen Sprachraum. Und so wurde Sereina Ueberwasser Sareena Overwater. Mit diesem Namen hat sie in Irland bereits Fuss gefasst. Ihre erste CD nahm sie im vergangenen Jahr in den Windmill Lane Studios in Dublin auf, wo auch schon U2, Van Morrison, Sinéad O’Connor und Elvis Costello Aufnahmen eingespielt haben.


 

Das Rüstzeug, um allein auf der Bühne zu stehen, hat sich Ueberwasser als Strassenmusikerin geholt. Auf der Strasse müsse man sich behaupten, denn «die Leute kommen nicht extra, um einen zu sehen, wie bei einem Konzert». So habe sie viele tolle Erfahrungen gemacht und Erlebnisse gehabt. Dazu zählt sie Briefe, die ihr in den Gitarrenkoffer gelegt wurden, oder Kinder, die spontan zu tanzen begannen. Im schottischen Edinburgh ist es ihr sogar gelungen, ein grösseres Publikum eine Stunde lang in ihren Bann zu ziehen. Diese Erlebnisse haben ihr geholfen, den Schritt allein auf die Bühne zu wagen.


 

Von Irland nach Polen


Der Durchbruch im englischsprachigen Raum ist Ueberwasser bereits gelungen. Wie so häufig spielte dabei der Zufall mit. An einer Bar in der westirischen Küstenstadt Galway traf sie auf einen Blues-Gitarristen aus New York und trank ein Bier mit ihm. Das Konzert des New Yorkers war um zwei Stunden verschoben worden und er bat sie, um die Zeit zu überbrücken, seiner Band etwas vorzuspielen. Wenig begeistert kam Ueberwasser der Bitte nach – ganz im Gegenteil zum Blues-Gitarristen: Er war so überzeugt von Ueberwassers Darbietung, dass er die Verbindung zu einem Radiomoderator herstellte. Der Funke sprang auch beim Moderator und er vermittelte sie ans ‹Oxegen›, das grösste Festival Irlands. Damit ist die Geschichte ihres Durchbruchs aber noch nicht zu Ende. Ueberwassers Auftritt kam so gut an, dass sie als Schweizer Star – «der ich gar nicht bin» – an ein Festival in Polen eingeladen wurde. Der Schritt in eine vollkommen andere Welt war getan. 


 

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 2013

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