Vom Rheinbett zum Niederholzquartier

Michael Raith

Die Entwicklung von Riehens Süden Eingebettet in die weiten Grünflächen der Langen Erlen, des Bäumlihofareals und des Hörnlifriedhofes breitet sich das bevölkerungsreichste Quartier Riehens aus: das Niederholz. Hier wohnt - durch die Böschungskante vom Norden geschieden - ein Drittel der Einwohnerschaft. Ein altes Siedlungsgebiet ist das Niederholz indessen nicht, und Bausubstanz aus früheren Zeiten gibt es nur wenig. Das Gebiet gehörte ursprünglich dem Rhein und der Wiese. Die erwähnte Böschungskante - der «Rain» oberhalb der Strassen Im Niederholzboden und Rainallee - markiert ein dreissigtausend Jahre altes Rheinufer. Auch der Schotterboden weist auf den ehemaligen Gast hin. Sein Nachfolger war der Wald: er bedeckte das Gebiet zwischen Ausserberg und Langen Erlen. Doch konnte er im alten Flussbett nicht gut gedeihen: im Gegensatz zum Hochwald wuchs nur niederes Gehölz, was der ganzen Gegend den 1490 bezeugten Flurnamen «Niederholz» eingetragen hat.

Mit der Zeit wurde das Niederholz gerodet. Dabei leistete eine 1279 erstmals erwähnte Holzmühle (=Sägerei) wertvolle Dienste. Noch heute erinnert ein Flurname an sie. Es gelang, das ehemalige Waldgebiet landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Daneben empfahl sich der Boden weiterhin für eine Ziegelei (schon 1268 im Landauer bezeugt), für die Kiesgewinnung und - wie 1661 bis 1663 beim Bäumlihof - für die Anlage von Fischzuchtweihern. Die Wiese überschwemmte zeitenweise das Gebiet. Deswegen bildete sich eine wilde Sumpflandschaft. Sie wurde in jahrhundertelanger Arbeit melioriert. So entstanden im ausgehenden Mittelalter die 1945 in einem Strassennamen verewigten «neuen Matten»; vielleicht gehörten die ab 1319 erworbenen Matten des Bürgerspitals zu Basel, die «Spittelmatten», auch zu ihnen. In der Folge gewannen Viehzucht, Acker- und sogar Weinbau an Bedeutung.

Das mag der Grund für die erste dauernde Niederlassung von Menschen im Gebiet unter dem Rain gewesen sein. Zwar waren die Römer und vor ihnen die Steinzeitmenschen schon dagewesen. Und ganz in der Nähe lagen die alten Dörfer Oberbasel (oberes Kleinbasel) und Büttikon (erwähnt 751, beim Grenzacher Horn), aus dem sich vielleicht die Siedlung knapp jenseits der Grenze entwickelte. Eine alte Regel verbot den Häuserbau ausserhalb des historischen Dorfes. Darum blieb das Niederholz während vieler Generationen unbewohnt. Wer steht am Anfang der ununterbrochenen Besiedlung?

Vermutlich war der Basler Lohnherr Samuel Burckhardt (1623-1689) der erste Bewohner des Niederholzquartiers, baute er doch ein Rebhäuslein 1686 zum ersten Bau des Bäumlihofgutes um. Der Spittelmatthof entstand 1765, eine anzunehmende Vorgängerliegenschaft bot wohl keine dauernde Unterkunft. Dass niemand aus Riehen zuerst in den Süden zog, erklärt sich aus der besagten Regel. So stellten diese beiden Basler Sitze während Jahrhunderten die einzigen menschlichen Behausungen auf der südlichen Ge meindeflur dar. Sie konnte darum fast uneingeschränkt der Landwirtschaft dienen.

Einige Raine trugen - und tragen noch heute - Wald. Vielleicht arbeiteten in diesen Wäldern Köhler, was dem Kohlistieg seinen Namen gegeben haben könnte. Andere Raine waren waldlos oder «blutt» und so erscheint 1408 erstmals der Bluttrain. Soweit es ging, diente die Ebene als Ackerland, was aus den Bezeichnungen «Im Hirshalm» (1262) und «In den Habermatten» (1743) hervorgeht. Die modernen Namen «Schäferstrasse» und «Hirtenweg» weisen auf altes Weideland hin. Unterschiedliche Parzellenformen ermöglichten eine Einteilung der Flur beispielsweise in «Breitmatten» (1354), «Lange Länge» (1754) und «Im Höfli» (=Ebene; 1759). Dem Bauer prägte sich die Bodenbeschaffenheit ein: «Rüchlig» (=rauh; 1825).

Zwei wichtige Strassen durchzogen die Fluren. Die eine führte dem Rhein entlang nach Grenzach. Da der Strom einen abwechslungsreichen Anblick bot, galt sie als «lustige» Strasse. Bei der heutigen Haltestelle Allmendstrasse begann das Riehener Gemeindegebiet. Dort führte eine Fähre über den Rhein nach Klein Rheinfelden, dem späteren Sternenfeld: Birsfelden als selbständige Gemeinde wurde erst 1874 gebildet und das Kraftwerk von 1950 bis 1954 gebaut. Im Mittelalter bezeichnete ein grosser Kreuzstein hier das Ende des Basler Stadtfriedens, und drei Galgen in der Gegend des heutigen Grenzübergangs wiesen auf die Zuständigkeit verschiedener Landesherren hin: Stadt Basel, Bischof von Basel, Markgraf von Baden.

Die zweite Strasse galt als langweiligste der Welt und verband das Kleinbasel mit Riehen. Ihr längstes Teilstück, die Aeussere Baselstrasse, hiess bis 1920 Riehenstrasse, womit es eine Strasse dieses Namens nicht nur in Basel, sondern auch in Riehen selbst gab! Von ihr zweigte das Niederholzsträsslein ab und zog zur Grenze am Horn hin. Es kreuzte den vom Rhein über das heutige Friedhofareal gegen Nordwesten führenden Weg von Basel nach Bettingen. An ihm stand, wie übrigens auch an der Landstrasse beim Bäumlihof und am Gstaltenrain, zur Erholung der Marktfrauen eine Bank: der «Bettinger Ruhstuhl». Dort grub man 1857 (?) einen Bierkeller in den Boden, er kam 1985 beim Bau des neuen Krematoriums wieder zum Vorschein. Ein Teil des alten Bettingerwegs wurde neu geführt, zur «Hörnlistrasse» verbreitert und 1930 «Bettingerallee» tituliert, was vermutlich geographische Unsicherheiten schuf, jedenfalls taufte man fünf Jahre später diese Strasse in «Hörnliallee» um. Neben diesen alten Verbindungen bestanden lediglich schmale Fuss- und Feldpfade. Die Bewirtschaftung der äcker am Rhein dürfte für die Bauern aus dem Dorf wegen der grossen Distanz nicht allzu einfach gewesen sein.

Ein Wort noch zur Grenze gegen Basel: solange das alte Flussbett des Rheins wenig Ertrag bot, war es vermutlich unergiebig, über seinen Besitz zu streiten. Später aber gab es Schwierigkeiten, die sich in Diskussionen über den Grenzverlauf artikulierten, was schon 1447 der Fall war. Es kam zu weiteren Grenzverschiebungen, letztmals 1818. Erst 1952 wurde dann die heute gültige Linie festgelegt: der Bäumlihof wurde Riehen, die Siedlung Landauer und 400 Meter Rheinanstoss der Stadt zugeschlagen.

Der grosse Umbruch um 1850

Nach Jahrhunderten gleichbleibend beschaulichen Lebens brach um 1850 für das Niederholzquartier eine neue Zeit an. Das alte Verbot, ausserhalb des Dorfes zu bauen, fiel dahin. In den Jahren 1843/4 baut der Basler Gärtner Peter Freuler (1799-1882) an der Niederholzstrasse 88 eine «Behausung mit Scheuer und Stallung von Stein» - das erste Gebäude im eigentlichen Quartier! Der ötlinger Landwirt und Portier Johann Jacob Rosskopf (1817-1890) erwirbt 1865 die Liegenschaft. Sein Sohn Albert Maximilian Rosskopf (1856-1914) lässt sich 1881 in Riehen einbürgern. Der Hof kommt 1 897 in andere Hände und wird seit 1925 von der Familie Dettwiler bzw. Pfammatter-Dettwiler bewohnt (siehe Bild Seite 39).

Bis zum Ersten Weltkrieg bewegt sich die Bautätigkeit noch in gemächlichen Bahnen, aber immerhin: es gibt sie. Der Bund erstellt nach 1850 gegenüber der Einmündung des Bettingerwegs in die Grenzacherstrasse, also auf heute städtischem Gebiet, einen Zollposten. Er wird 1899 verlegt und das Haus 1941 abgebrochen: es war dies das am periphersten gelegene Haus Riehens. Der Bau der Eisenbahnlinien Basel-Säckingen (1856) und Basel-Schopfheim (1862) verändert das Landschaftsbild. Der damalige Bahndamm erreicht zwar lediglich eine Höhe von dreieinhalb Metern. Ein Stück dieses alten Trassees ist übrigens noch heute südwestlich der Brücke über die Rauracherstrasse zu erkennen. An ihrer Stelle stand vorher eine Barriere, deren Wärter in einem gleichzeitig mit der Bahn gebauten Häuschen an der Niederholzstrasse 157 (heute Areal der IWB-Station Niederholzstrasse 151) wohnte. Eine weitere Schranke bereits auf deutschem Gebiet sicherte den Weg zur Siedlung am Horn: bevor die heute Hörnliallee genannte Verbindung gebaut wurde, mündete das Niederholzsträsschen (heute Achse Niederholzstrasse-Rauracherstrasse-Hörnliallee-Hirtenweg) im Ausland in die Grenzacherstrasse.

Inzwischen war westlich des späteren Restaurants Hörnli ein grosser Bauernhof entstanden (wohl 1856). Er hiess nach dem auf der Gegend liegenden und sich vermutlich auf eine alte Riehener Familie beziehenden Flur namen «In Mohlersboden» zuerst «Mohlerhof», später bürgerte sich der noch nicht überzeugend geklärte Name «Landauerhof» (GKR Seite 32 und 174) ein. Zum Gut gehörten 7,3 Hektar Land. Besitzer waren Zugezogene, so ab 1872 Anton Emmenegger (1842-1891) von Escholzmatt LU und nach ihm Adolf Nussbaumer (1861-1912) von Mümliswil SO. Im Zusammenhang mit dem Bau des Hörnlifriedhofs erwarb 1929 die Stadt Basel die Gebäude und liess sie abbrechen.

Der erste Riehener, der in den Süden zog, hiess Balthasar Schmid (1821-?, 1875 ausgewandert). Seines Zeichens ebenfalls Gärtner baute er 1864 auf dem Areal der heutigen Liegenschaft Im Niederholzboden 2 eine Behausung mit Scheuer und Stall. Später wirkte dort der 1915 eingebürgerte Gärtnermeister Karl Friedrich Maier (1874-1921). Auf den Abbruch (1948) folgte ein Neubau (Juriens), der lange Zeit eine Drogerie und heute eine Inneneinrichtungsfirma beherbergt.

Der erwähnten Kiesgewinnung widmete sich Johann Braun (1858-1928), Begründer der eben hundert Jahre alt gewordenen und heute Hupfer AG firmierenden Unternehmung, im 1885 errichteten und 1938 abgebrochenenwie es im Grundbuch heisst - «Wohnhaus ohne Stock werk» Rüchligweg 101. Der in der Chronologie nächste Bau folgt 1889 und gehört zu den wenigen noch erhaltenen: das «Strytgärtli» an der Grenzacherstrasse 542 (GKR Seite 90). Wir sind damit auf der Schweizer Seite der Siedlung am Horn angelangt. Dort befanden sich Fischergal gen, «Salmenwoog» (evtl. schon 1333, zuletzt neu gebaut 1840) und ein Rebhäuschen. Im Jahr 1896 liess der Fabrikdirektor August Gramer (1855-1921) das ein Spezereigeschäft enthaltende Wohnhaus Grenzacherstrasse 537 errichten. Während dieses noch steht, wurde das im gleichen Jahr aufgeführte Gebäude Grenzacherstrasse 543 - seit 1899 Zollamt - 1975 durch einen Neubau ersetzt.

Im genannten Wärterhaus an der Niederholzstrasse lebte als Angestellter der Grossherzoglich Badischen Bahn der Riehener Johannes Schultheiss-Schmid (1859-1914): bis nach dem Ersten Weltkrieg waren solche Beschäftigungen auch von Schweizern durchaus begehrt. Das Wärterhaus brannte 1905 ab. Es wurde zwar eine neue Hütte aufgestellt, doch zog es Schultheiss vor, unterstützt durch seine Kinder, 1907/8 am Höfliweg 2 (heute Rauracherstrasse 131) einen neuen Bauernhof zu errichten (Bild siehe Seite 41). Das Land gehörte nach der überlieferung ursprünglich der Pilgermission St. Chrischona und wurde abgetauscht gegen ein Waldstück in Bettingen aus dem Besitz der Familie der Mutter, Anna Schultheiss-Senn (1816-1883). Johann Schultheiss verunglückte auf der Bahnlinie tödlich. Sein Schwiegersohn Johannes Büchi (1886-1978) übernahm darauf den Landwirtschaftsbetrieb. Dessen Vater Gottlieb Büchi (1849-1932) hatte 1893/4 an der Riehen- beziehungsweise Aeusseren Baselstrasse 256 den kleinen Bauernhof «Zur Holzmühle» bauen lassen. Er wich 1980 Neubauten. Dieses Schicksal hatte der 1896 gebaute Neumattenhof (RJ 1985 Seite 111) an der äusseren Baselstrasse 301 schon 1953 erlitten. Bis zur Jahrhundertwende folgten zwischen der heutigen Einmündung der Bäumlihof- und der Rauracherstrasse in die Aeussere Baselstrasse noch ein Wohnhaus und ein Gärtnereigebäude sowie weiter südöstlich eine ökonomie. Und just 1900 öffnete die erste Wirtschaft des Quartiers ihre Pforten: der «Rheinische Hof», heute Aeussere Baselstrasse 260, lud Anwohner und Spaziergänger ein. Als deutsche Namen aus der Mode gekommen waren, taufte man ihn in «Niederholz» um (1944).

Das erste Riehener Adressbuch von 1911 führt 21 bewohnte Häuser im Niederholzquartier auf. Es fällt auf, dass die dort tätigen Landwirte teilweise miteinander verwandt waren. Soziologisch betrachtet gehörten die Leute des Niederholzes fast alle zur Grundschicht, darin denen des zu jener Zeit weit stärker expandierenden neuen Viertels der Gemeinde an der Lörracherstrasse ähnlich.

Von Tram und Bahn bis zum Quartierverein

Die Eisenbahnstrecke Basel-Schopfheim wurde 1862 gebaut. Eine eigene Station erhielt das Niederholzquartier nicht. Seine Bewohner mussten lange Wege in Kauf nehmen. Das wurde mit der Eröffnung der Tramlinie BaselRiehen 1908 anders, was die Bautätigkeit anregte. Ungefähr zur gleichen Zeit begannen die Vorarbeiten für den Neubau des Badischen Bahnhofs in Basel (eingeweiht 1913) und die Elektrifizierung. Der Damm wurde auf neun Meter erhöht - man konnte nun nicht mehr vom Bäumlihof auf den Rhein sehen - und anstelle der Bahnübergänge Strassenunterführungen - heute Rauracherstrasse und Hörnliallee - geschaffen (1910). Das brachte zwar keine besonderen Vorteile, veränderte aber - wie schon die Abtragung eines Teils des Gstaltenrains für die Strassenbahn - das Gesicht des Quartiers. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 bewirkte eine Zäsur im Wachstum. Nachher waren dafür die Pläne um so grösser. Glücklicherweise ist nicht alles Vorgesehene realisiert worden. Planer projektierten zum Beispiel ein grossartiges Strassennetz. Von der Einmündung des Spittelmattweges in die Aeussere Baselstrasse bis zur Nordseite der Bahnbrücke Hörnliallee sollte die Hörnlistrasse und längs der Eisenbahnlinie die Verbindung Wiesentalstrasse-Ziegelhofweg führen. Gebaut wurde lediglich, wenn auch erst 1955, die Bäumlihofstrasse zwischen Basel und Riehen. Nicht gebaut wurden die auch zur Erschliessung von Riehens Süden gedachte Chrischonabahn, über die man von 1 894 bis 1914 diskutiert hatte, und der in den 1920er Jahren geplante grosse Rheinhafen im Bereich Hörnli/Niederholz/Bäumlihof. Dafür realisierte die Stadt Basel die Idee eines Zentralfriedhofs im Banne ihrer Nachbargemeinde Riehen: der Hörnligottesacker wurde 1932 eröffnet.

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurde auch in Riehen die Gartenstadt-Idee verwirklicht: wohlfeile Einfamilienhäuser im Grünen sollten dem Stadtmenschen Gesundheit und beispielsweise durch Gartenarbeit Sinn verleihen. Stadtnähe - und damit Nähe zum Arbeitsort - und Lage im Grünen empfahlen das Niederholzquartier für solche Pläne. Sie wurden zuerst durch die «Heimstätte-Genossenschaft Niederholz» in den Jahren 1922/3 an der Schäfer- und Römerfeldstrasse wahr gemacht. Der Gemeinnützige Wohnungsbau Basel errichtete von 1924 bis 1926 die Häuser In den Habermatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging man aus Platzgründen zum genossenschaftlichen Mehrfamilienhausbau über, zum Beispiel in der «Wohngenossenschaft Pro Familia 1945», heute «Niederholz», die von 1947 bis 1949 das Areal Aeussere Baselstrasse-Keltenweg-In den Neumatten überbaute. Der manchmal auch politisch formulierte Idealismus der Wohngenossenschafter stand oft im Gegensatz zum konservativen Denken der Alteingesessenen. Es gab politische Auseinandersetzungen und anlässlich der ersten Wahl des Riehener Gemeindeparlamentes 1924 gar eine allerdings kurzlebige «Niederholzpartei». Im Verlauf der Jahre kam aus dem Kreise der ehemaligen Neuzuzüger aber manch überzeugender Kommunalpolitiker: unvergessen ist etwa der Genossenschafter und Parlamentarier Arnold Hof (1887-1963).

Das Niederholzquartier trägt indessen nicht so sehr durch die Gemeinde Riehen gestaltete Züge. Das Kantonale Hochbaugesetz von 1939 hat sein äusseres massgebend geprägt. Auch die wichtigsten Verkehrsachsen sind Staatsstrassen: Aeussere Baselstrasse, Grenzacherstrasse und - seit 1947 in der Nachfolge des alten Niederholzsträsschens - Rauracherstrasse und Hörnliallee ab Rauracherstrasse. Auf dieser Allee hätte die Chrischonabahn Besucher zum pompös geplanten - aber nie verwirklichten Friedhofportal bringen sollen. Später dachte man an eine Tramverbindung. Schliesslich wurde 1930 eine Autobusverbindung eröffnet, 1941 auf Trolleybus umgestellt und 1948 bis zur Tramhaltestelle Habermatten verlängert. Wegen des 1973 eröffneten Bäumlihofgymnasiums wurde die Trolleybusverbindung Käferholzstrasse-Bäumlihofstrasse-Habermatten geschaffen. Schon vorher waren im Quartier eine ganze Anzahl von Schulhausbauten entstanden: Niederholz (1946/51), Hebel (1952/3) und Wasserstelzen (1961/4). Im weiteren wurden Kindergärten eingerichtet. Die Schulhäuser stehen glücklicherweise inmitten grosser Grünanlagen. Ein anderes öffentliches Gebäude ist das Postamt Riehen 2: es wurde 1957 eröffnet und bezog 1965 seinen heutigen Standort. Vorher hatten zwei Paketannahmestellen im Quartier bestanden.

Coop (1930), Migros (1952) und einige selbständige Detaillisten übernahmen die Versorgung des Quartiers mit Lebensmitteln. Mit dem Restaurant Hörnli wurde 1932 eine zweite Wirtschaft im Quartier ihrer Bestimmung übergeben. Ebenfalls 1932 errichtete der CVJM eine Jugendhütte. Die Basler Stadtmission folgte 1948 mit der Landauerkapelle. Das reformierte Andreashaus konnte 1956 bezogen werden, im gleichen Jahr nahm die Kinderkrippe ihren Dienst auf. Sieben Jahre später begannen die Aktivitäten, welche 1977 zum Bau der Freizeitanlage Landauer führten. Ein Jahr darauf öffnete das kommerziellen, medizinischen, kirchlichen und sozialen Aufgaben dienende Rauracherzentrum seine Pforten: es beherbergt die dritte Wirtschaft des Quartiers. Schliesslich schuf der öffentliche Verkehr mit der Einführung der Kleinbuslinien 35 und 45 eine stärkere Verbindung zwischen Niederholzquartier und Dorf. Ein Ruftaxisystem steht seit 1987 dem Sektor Habermatten zur Verfügung. Weitere wichtige Daten der neueren Quartiergeschichte sind: 1978 der Gemeinderat teilt die Gemeinde Riehen in Quartiere ein, das «Niederholzquartier» wird zum offiziellen Begriff. Ein Jahr später wird der Quartierverein ins Leben gerufen. Und 1982 entscheidet sich der Souverän von Basel-Stadt in einer denkwürdigen Abstimmung für die Freihaltung des Bäumlihofareals.

Trotz der ersten Wohngenossenschaften blieb Riehens Süden in der Zwischenkriegszeit noch weitgehend unbebautes Land. Doch zwischen 1945 und 1960 glich das Quartier einer grossen Baustelle. Später entstanden auf letzten Freiflächen da und dort noch Häuser. Heute ist das Niederholz fast völlig überbaut. Baugesetzgebung, genos senschaftlicher und sozialer Wohnungsbau haben dazu geführt, dass im Niederholz reiche Leute etwas seltener als an anderen Orten Riehens sind. Dafür ist das Zusammengehörigkeitsgefühl ausgeprägter als anderswo. Kurzum: ein sympathisches Quartier zum Wohnen und Leben!

Literatur

Gerhard Kaufmann: «Die Heimstätte-Genossenschaft Niederholz 1921-1933», in RJ 1980, Seite 86-100 Gerhard Kaufmann: «Nicht ausgeführte Riehener Bauprojekte», in RJ 1983, va. Seite 42-47 Kurt Krepfer: «Aufbau und jüngste Entwicklung des Siedlungsraumes von Riehen», Lizentiatsarbeit phil. II, Riehen 1972 Michael Raith: «-Riehen-Süd> - ein Blick zurück», in Stimme der VEW Nr. 2/Februar 1978, Seite 13-19 Christel Sitzler: «Wandlungen im Riehener Dorfbild. Das Niederholzquartier in den dreissiger Jahren», in RJ 1985, Seite 109-115. Für Auskünfte zu Dank verpflichtet bin ich: Anna Girardet-Büchi; Albin Kaspar, lie. phil., Hist. Grundbuch Riehen; Hedi Pfammatter-Dettwiler.

 

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1991

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