Der Park des Gemeindespitals

Jürg Sollberger

Mammutbaum, Atlaszeder, Tulpenbäume. Mit seinen teils über hundert Jahre alten Bäumen ist der Riehener Spitalgarten eine erholsame Oase.

Im Spitalpark, der um die Jahrhundertwende geplant und angelegt wurde, überlebten einige bewundernswerte Bäume bis in die heutige Zeit. Die Planer hatten ein gutes Vorstellungsvermögen von der Grösse und dem Platzbedarf eines ausgewachsenen Baumes. Aus jener Zeit können etwa acht Bäume mit ihren riesigen Kronen noch heute bestaunt werden. Namentlich sind dies beim Eingang zur Kantine des Diakonissenhauses eine Atlaszeder (Cederus atlantica Glauca) oder in der Parkanlage zwei markante Blutbuchen (Fagus silvatica Purpurea). Das Gegenüber des über alles hinausragenden Mammutbaumes (Sequoiadendron giganteum), das mit grosser Wahrscheinlichkeit aus der geplanten strengen Symmetrie abgeleitet werden kann, fehlt heute. Dafür steht an dessen Platz nun eine prächtige Magnolie (Magnolia soulangiana). Einer Sommerlinde (Tilia platyphyllos), die vom Spital aus gesehen links neben der Blutbuche, ausnahmsweise etwas zu nahe an diese, gepflanzt wurde, fehlt ebenfalls das Gegenüber. Sie wird denn auch regelmässig etwas stärker zurückgeschnitten, damit sich die Blutbuche voll entwickeln kann.

In den siebziger Jahren wurde eine weitere Linde gepflanzt. Bei dieser Pflanzung hat man sich jedoch nicht gross Rechenschaft über die ursprünglichen Symmetriegedanken gegeben. Im Zuge der Neugestaltung der Gartenanlage im Jahr 1986 wurde sie um rund zehn Meter an den seitlichen Rand verpflanzt. Sie kann heute mit bereits beachtlicher Grösse am Eingang, von der Schmiedgasse her links, gesehen werden. Damit hat die Rasenfläche an Bedeutung und vor allem an Weite gewonnen. Der Betrachter fühlt sich wirklich in einem Park und nicht im Wald. Entlang der Schmiedgasse finden wir, wieder in diesem Symmetriegedanken, zwei schöne Tulpenbäume (Liriodendron tulipifera). Dies sind die grossen, herausragenden Elemente in diesem Park, die - ausser den Sommerlinden, die neueren Datums gepflanzt worden sind seit Gründung des Parks noch stehengeblieben sind. Sie werden heute von Baumpflegespezialisten gepflegt. Geübte und schwindelfreie Kletterer benötigen kaum noch eine Leiter. Wie Bergsteiger tragen sie Sitzgurte. Mit Seilen sind sie oben in der Krone gesichert. Dank der speziellen Seiltechnik können sie schnell an jede beliebige Astpartie klettern und so die Schnittarbeiten vornehmen.

Im Jahr 1986 wurde der Spitalpark einer umfassenden Neugestaltung unterzogen, wobei die anfängliche Planidee miteinbezogen wurde. Die Wege, Stauden und Kleingehölzrabatten, Wechselflorrabatten und Rasenflächen wurden neu angelegt. Mit der Planung und Ausführung wurde die Firma Paul Schönholzer, Gartenbau, in Riehen beauftragt. Sie hat es verstanden, eine moderne, abwechslungsreiche Anlage zu gestalten. Die Pflanzenvielfalt und der jeweils korrekt ausgewählte Standort verleihen dem Park den besonderen Reiz. Der aufmerksame Beobachter entdeckt sogar im Vollschatten noch blühende Pflanzen. Damit der Gartenanlage auch bei Trockenheit jederzeit Wasser zugeführt werden kann, wurde eine Bewässerungsanlage eingerichtet. Abschliessend wurde die Plastik des Bildhauers Bruno Leus in die Rasenfläche eingefügt.

Bis zur Renovation war der Park von der Spitalgärtnerei gepflegt worden. Danach wurde der Unterhalt des Spitalparks mit einem überaus grossen Leistungsverzeichnis neu ausgeschrieben. Verschiedene Umstände veranlass ten dann die Verantwortlichen, die Betreuung des Gemeindespitalparks wieder der Gärtnerei des Diakonissenhauses (wie die damalige Spitalgärtnerei heute genannt wird) zu übertragen.

Nutzung des Spitalparks

In erster Linie soll die Parkanlage den Patienten zugute kommen. Schon die Möglichkeit, vom Bett aus das Leben in einem Park zu beobachten (vorausgesetzt, der Gesundheitszustand lässt dies zu), ist etwas Wertvolles. Erst das Fehlen des Parkes würde einem seinen Wert wohl voll bewusstmachen.

Nicht nur Patienten, auch das Spitalpersonal geniesst seine Arbeitspausen - besonders im Sommer - in den angenehm gestalteten Sitznischen. Und bei Grillfesten und ähnlichem sorgt der Spitalpark für die nötige Ambiance. Da der Kindergarten an der Schmiedgasse über keine Rasenfläche verfügt, benützen auch die Kindergartenschüler bei guter Witterung diesen Park. Die geschwungenen Wege und die etwas zurückgesetzten Sitznischen laden geradezu ein. Der Spielphantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

Auch manch ein Handwerker, der in der Umgebung des Gemeindespitals seine Arbeit verrichtete, hat im Sommer unter einem schattenspendenden Baum im Spitalpark eine erholsame Mittagspause verbracht.

Alle Besucher des Spitalparks sollen an der grünen Oase Freude haben können. Sie sollen aber auch Achtung und die nötige Sorgfalt aufbringen, damit dieser Ort der Erholung noch lange so bestehen bleiben kann. Und wenn Veränderungen nötig werden, dann sollten sie weit vorausschauend geplant und gut durchdacht sein.

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1998

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