Editorial


Sibylle Meyrat, Redaktorin


Liebe Leserin, lieber Leser


 

Wann gerieten Sie zum letzten Mal auf den Holzweg? Fassen Sie Holz an, um ein drohendes Unglück abzuwenden? Oder haben Sie gar etwas auf dem Kerbholz? – Die zahlreichen Spuren, die das Holz in der Sprache hinterlassen hat, zeigen, wie eng das Material seit langer Zeit mit dem Alltag der Menschen verbunden ist. Es ist seit Jahrtausenden neben Stein und Lehm unser wichtigstes Baumaterial und lässt sich dank seiner hervorragenden Eigenschaften auf einfache oder kunstvolle Art verarbeiten: zu Kunstobjekten und Gebrauchsgegenständen, die uns von der Wiege bis zum Sarg begleiten. Darüber hinaus war es bis nach dem Zweiten Weltkrieg der wichtigste Energieträger zum Heizen und Kochen. Mit der wachsenden Ungewissheit darüber, wie lange die Vorräte an Erdöl und Erdgas noch ausreichen, wird das Holz als nachwachsender Rohstoff in jüngster Zeit wiederentdeckt und intensiv erforscht. Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind auch in den Wäldern von Riehen und Bettingen spürbar.


 

Wir führen Sie nicht auf den Holzweg! Doch laden wir Sie dazu ein, anhand dieses so alltäglichen Materials Ihre nahe Umgebung neu zu entdecken. Unsere Reise beginnt beim Holzschlag im Maienbühl. Wie viel Sorgfalt und Können dieses Handwerk braucht und was mit dem geschlagenen Holz geschieht, lesen Sie am Anfang des Buches. Weitere Beiträge sind der Geschichte des hiesigen Schreinerhandwerks gewidmet, beleuchten die Waldnutzung im historischen Wandel, stellen eine private Kunstsammlung mit dem Fokus Holz vor und fragen anhand von Beispielen aus Riehen, welche Wirkung die Verwendung von Holz in der Architektur entfaltet. Bereits 30 Jahre ist es her, dass die Angst vor dem Absterben ganzer Wälder auch die Region Basel erfasste. Dass man hier besonders hellhörig war, hatte unter anderem mit einem sehr engagierten Gemeindeförster aus Riehen zu tun. Beim Rundgang im Jahr 2012 mit zwei Waldexperten zeigt sich der einst fast tot geglaubte Wald bei guter Gesundheit. 


 

In den Blick von Experten gerät Holz auch im Rahmen von baugeschichtlichen Untersuchungen. Anhand der Analyse der Jahresringe lässt sich das Alter von Holzbalken genau bestimmen. Dem Blick in die Werkstatt des Dendrochronologen geht der Besuch im Atelier eines Geigenbauers voraus, der erklärt, warum manche Hölzer süsser klingen als andere. Die Reise zum Holz endet dort, wo sie begann: im Wald. Am südlichen Ende des Riehener Banns, im Gebiet des Horngrabens, liegt ein Waldreservat, wo seit 30 Jahren keinerlei menschliche Eingriffe mehr stattfinden. Im natürlichen Prozess von Wachstum und Zerfall wird absterbendes Holz zur Grundlage für neues und artenreiches Leben, wie es in intensiv genutzten Wäldern nicht mehr vorkommt. 


 

Im zweiten Teil des Buches finden Themen Platz, welche die Riehener Öffentlichkeit in den vergangenen Monaten besonders bewegt haben. Prägende Personen wie Richard Atwood, Pfarrer der Kornfeldkirche, haben ihr Wirken in Riehen beendet. Andere wie Pierre Buess, Wirt des aufwändig sanierten Landgasthofs, haben in diesem Jahr eine neue berufliche Etappe an einem neuen Ort begonnen. Ein neuer Aufbewahrungsort für die Patientenakten aus dem vor drei Jahren geschlossenen Gemeindespital ist zwar noch Zukunftsmusik, doch wurden dieses Jahr wichtige Schritte zur professionellen Archivierung abgeschlossen.


 

Der geplante Verkauf des gemeindeeigenen Kommunikationsnetzes an einen privaten Anbieter wurde im Mai an der Urne bachab geschickt, die Schaffung einer Riehener Gewerbezone gestaltete sich als langer Weg und dürfte noch bis zur Eröffnung für Überraschungen sorgen. In Riehens Kulturlandschaft häufen sich Anzeichen eines raueren Klimas, der politische Rückhalt für etablierte Kulturinstitutionen scheint zu schwinden. Trotz dem Ende der Konzertreihe ‹Kunst in Riehen› bleibt die Gemeinde für Freunde der klassischen Musik ein interessantes Pflaster. Für die Konzerte im Landgasthofsaal fand sich eine Nachfolge, weitere private Initiativen bereichern das Konzertgeschehen.


 

Von einem Stück Musikgeschichte erzählt auch der Beitrag zum 100-jährigen Bestehen des Mandolinen- und Gitarren-Orchesters Riehen. Um das Ansehen der oftmals unterschätzten Mandoline zu steigern, organisierte das Orchester bereits 1922 ein spezielles Wettspiel. Ebenfalls einen runden Geburtstag feiert dieses Jahr die Wiesentalbahn. Aus aktuellem Anlass blendet das Jahrbuch zurück in die Geburtsstunde und erzählt von den Opfern, die der Fortschritt forderte. Beiträge zum Trompeter Ruedi Linder und zur Schachgesellschaft Riehen, welche dieses Jahr mit dem Kultur- und mit dem Sportpreis der Gemeinde geehrt wurden, runden diesen Teil des Buches ab. 


 

Eine möglichst breite Übersicht über alle Ereignisse, die in Riehen im Zeitraum von Juli 2011 bis Juni 2012 von Bedeutung waren, findet sich im dritten Teil des Buches, in der bewährten ‹Chronik›.


 

Zum Schluss sei allen ein grosses Danke ausgesprochen, die zum Gelingen der aktuellen Ausgabe beigetragen haben. Gemeinsam mit ihnen wünsche ich Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, viel Vergnügen mit dem Jahrbuch 2012!


 

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 2012

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