Zum 200. Todestag von Leonhard Euler

Michael Raith

Am 18. September 1783 starb in St. Petersburg, dem heutigen Leningrad, der damals berühmteste und wohl heute noch vielseitigste Mathematiker Leonhard Euler. Nikolaus Fuss (1755-1826), sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl, sprach in der Russischen Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften als «Eloge de Monsieur Léonard Euler» damals folgende Worte: «Die ersten Jahre seines Lebens brachte er in Riehen zu; und wahrscheinlich hatte er diesem ländlichen Aufenthalte, in einem Lande, wo überhaupt sich die Sitten langsamer als anderswo verschlimmert haben, und dem Beispiel seiner Eltern die Einfachheit des Charakters und jene Unbefangenheit der Sitten zu danken, die ihn sein ganzes Leben ausgezeichnet und vermutlich allein in den Stand gesetzt haben, die lange und glänzende Laufbahn zu vollenden, die seinen Namen unsterblich gemacht hat.»

Leonhard Euler verlebte nach 1708 in Riehen als Sohn des Dorfpfarrers Paulus Euler (1670-1745) seine entscheidenden Kindheitsjahre. Im Pfarrhaus an der Kirchstrasse 7 erhielt er durch seinen Vater den ersten mathematischen Unterricht. Im Garten unternahm der Vierjährige den bekannten Versuch, Hühnereier auszubrüten. Zwar verliess Leonhard 1727 Basel und kehrte nie wieder zurück. Im Jahr 1736 erscheint er im Riehener Taufregister - wenn auch in Abwesenheit - als Götti. Mit seinen Eltern blieb er in brieflicher Verbindung. Nach dem Tod des Mannes zog die Pfarrerwitwe Margaretha Euler-Brucker (1677-1761) zum damals in Berlin weilenden Sohn, wo sie starb.

Auch wenn Leonhard Euler kein genuiner Riehener war, hier nicht zur Welt gekommen ist, und sich vermutlich nur wenige Jahre im Dorf aufgehalten hat, so verdankt er doch - wie Nikolaus Fuss es schildert - seiner Jugend in unserer Gemeinde Wesentliches.

Auf Anregung des Mathematikers und späteren Ständerates Willi Wenk (* 1914) ehrte der Gemeinderat Riehen 1960 Leonhard Euler mit einer von Rosa Bratteler (18861960) geschaffenen Gedenktafel. Sie trägt die Inschrift: «Leonhard Euler 1707-1783 Mathematiker, Physiker, Ingenieur, Astronom und Philosoph, verbrachte in Riehen seine Jugendjahre. Er war ein grosser Gelehrter und ein gütiger Mensch.»

Da das Thema «Leonhard Euler und Riehen» erschöpfend behandelt wurde, sei statt einer neuerlichen Darstellung auf die entsprechende Literatur verwiesen:

Emil Iselin: «Geschichte des Dorfes Riehen», Basel 1923, S. 180-182

Hans Krattiger: «Leonhard Euler - ein grosser Auslandschweizer», in RZ 1979 Nr. 43

Michael Raith: «Das kirchliche Leben seit der Reformation», in: Albert Bruckner (Redaktor): Riehen - Geschichte eines Dorfes, Riehen 1972, S. 180-182

Michael Raith: «Leonhard Euler - ein Riehener?», in RZ 1979 Nr. 51/52

Michael Raith: «Gemeindekunde Riehen», Riehen 1980, S. 258 und 269

Michael Raith: «Pietismus in Riehen», in RJ 1982, S. 6-31 Michael Raith: ««... dass alle Welt geschätzt würde». Zur ersten Riehener Volkszählung vor rund 250 Jahren, in RZ 1982 Nr. 52

Michael Raith: «Der Vater Paulus Euler - Beiträge zum Verständnis der geistigen Herkunft Leonhard Eulers», in: Leonhard Euler 1707-1783. Beiträge zu Leben und Werk. Gedenkband des Kantons Basel-Stadt, Basel 1983, S. 458-470

Hansfranz Stohler: «Leonhard Euler», in RJ 1966, S. 83-86

Rüdiger Thiele: «Leonhard Euler». Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner, Band 56, Leipzig 1982

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1983

zum Jahrbuch 1983