Die Zellen lieben es, wenn wir singen

Judith Fischer

Riehen ist stolz auf «seinen» Nobelpreisträger: Rolf M. Zinkernagel, der zusammen mit Peter Doherty, seinem Kollegen, den letztjährigen Nobelpreis für Medizin bekommen hat, ist in Riehen aufgewachsen.

«Zinkernagel», in Schweden bekundete man zwar Mühe, den Namen so auszusprechen, wie man es hierzulande gewohnt ist, doch wer er ist, wusste man dort ebenso wie hier: Rolf Zinkernagel ist einer der beiden Medizinnobelpreisträger 1996. Und wie den Leuten in der Schweiz machte er es auch den Schwedinnen und Schweden leicht, ihn zu mögen. Er konnte aufmerksam zuhören, konnte seine Forschungsresultate auf anschauliche Art erklären, und indem er bereitwillig von seiner Arbeit erzählte und nicht verhehlte, dass er mit Mäusen arbeitet, wirkte er ehrlich. Und immer wieder lachte er herzlich. Die Kameras hielten sein Lachen fest und verbreiteten es über die Medienkanäle.

Suchen, was bereits vorhanden ist

Monate später in Zürich. Für Rolf Zinkernagel ist der Alltag als Immunologieprofessor und als Vorsteher des Instituts für experimentelle Immunologie am Departement für Pathologie der Universität Zürich wieder eingekehrt. Soeben begutachtet er in seinem Büro einige Messresultate, die ihm eine Doktorandin vorlegt, und gibt Hinweise für ihre weitere Arbeit. Dann hat er Zeit, nimmt sich die Zeit in einem von Terminen und Verpflichtungen vollgepfropften Arbeitstag. Und schnell ist man in eine Diskussion verwickelt über Ziel und Zweck der Forschung. Wie das englische Wort «re-search» - «wieder-suchen» - ausdrücke, heisse Forschen, den Dingen auf den Grund gehen, die in der Natur bereits vorhanden sind, legt Rolf Zinkernagel den Grundsatz seines Tuns dar. Triebfeder sei der Wunsch, mehr zu wissen. Rolf Zinkernagel erzählt von seinem Forschungsgebiet - den Zellen und was sie im Innern zusammenhält. Und je mehr er erzählt, desto mehr verwischen sich die Müdigkeitsfalten, die sich nebst vielen Lachfalten in sein Gesicht eingegraben haben. Es scheint, als ob er unverzüglich zu seiner Arbeit zurückkehren möchte. Doch trotz seines Eifers macht er sich die Antworten auf kritische Fragen nicht leicht. Ja, er wisse, dass die Gentechnologie bei vielen Menschen ängste hervorruft. Gemäss seinen Erfahrungen glaube er aber nicht, dass sie begründet seien. Die ängste würden meist durch falsche Informationen hervorgerufen, deshalb sei Aufklärung nötig. Klar sei jedenfalls, dass auch Forschung wie alle menschlichen Aktivitäten - durch Gesetze geregelt sein müsse, doch dürfe sie nicht verboten werden. Mindestens würden alte Erfahrungen zeigen, dass jedesmal wenn «mehr wissen» oder «mehr erfahren» verboten worden ist, das Falsche herausgekommen sei. Beispiele dafür seien Adam und Eva, Prometheus oder Galileo Galilei. Wir wüssten noch zu vieles nicht, als dass wir vernünftig entscheiden könnten, ist Rolf Zinkernagel überzeugt. Also müssten wir weiter lernen und experimentieren, diskutieren und Neues erkennen.

Das entscheidende Experiment

Rolf Zinkernagel arbeitete in den Jahren 1973-1974 als Postdoktorand an der John Curtin School of Medicai Research in Canberra, Australien. Dort teilte er mit Peter Doherty, der ebenfalls Postdoktorand war, das Labor. Eine glückliche Fügung, denn beide waren sie jung, voller Elan, beharrlich und auf Erfolg bedacht. Bald experimentierten sie gemeinsam, und gemeinsam machten sie dann auch das entscheidende Experiment, das ihnen Anerkennung, Ruhm und Ehre und nach über 20 Jahren den Nobelpreis einbringen sollte.

Was war ihre Entdeckung? - Dass bei einer Virusinfektion eine Immunreaktion abläuft und dass dabei weisse Blutkörperchen, sogenannte T-Lymphozyten, beteiligt sind, wusste man in den 70er Jahren bereits. Unbekannt war jedoch, wie diese Immunreaktion genau vor sich geht. Diesem Rätsel wollten Rolf Zinkernagel und Peter Doherty auf die Spur kommen. Dazu spritzten sie Mäusen ein Virus ein, das Hirnhautentzündung hervorruft. Das Immunsystem der Mäuse reagierte prompt und produzierte die T-Lymphozyten. Deren Aufgabe war, die vom Virus befallenen Mäusezellen anzugreifen und so die Viren zu vernichten. In einem zweiten Schritt wollten die Forscher eine ähnliche Immunreaktion im Reagenzglas hervorrufen. Dazu mischten sie die T-Lymphozyten, die die vom Virus befallenen Mäuse produziert hatten, mit den Zellen von Mäusen eines anderen Stammes, die vom selben Virus befallen waren. Dabei erwarteten sie, dass die T-Lymphozyten zum Angriff übergehen würden. Doch nichts geschah im Reagenzglas. Zuerst verwundert über das Ausbleiben dieser Reaktion, machten sich Rolf Zinkernagel und Peter Doherty alsbald an die Interpretation des Resultates. Sie lautet: die T-Lymphozyten können die von den Viren befallenen Zellen nur angreifen, wenn sie gleichzeitig zwei Dinge erkennen, erstens das Virus und zweitens die körpereigenen Zellen. Letztere sind durch einen Eiweissstoff, das sogenannte Transplantationsantigen, auf der Oberfläche markiert. Da dieser Eiweissstoff aber spezifisch für jedes Individuum respektive für Blutsverwandte ist, konnten die T-Lymphozyten der ersten Mäusegruppe die vom Virus befallenen Zellen der zweiten Gruppe nicht erkennen, und deshalb war die Immunreaktion, die die Forscher im Reagenzglas hatten nachweisen wollen, ausgeblieben.

Rolf Zinkernagel und Peter Doherty publizierten ihre Entdeckung 1974 im britischen Wissenschaftsmagazin «Nature». Sie bildete in der Folge die Grundlage für viele weitere Forschungen auf dem Gebiet der Immunologie und fand Anwendung in der klinischen Medizin. Beispiele für Anwendungen sind die Entwicklungen von Impfungen oder neue Erkenntnisse in der Therapie von Krankheiten wie Rheumatismus, Multipler Sklerose oder gewissen Krebskrankheiten.

Stockholm, 10. Dezember

Leicht schlägt der Schlagzeuger des Königlichen Philharmonischen Orchesters den Triangel an und treibt die Melodie aus der Karelischen Suite von Jean Sibelius voran, bis sie von einem hellen Flötensolo abgeschlossen wird.

«Und nun bitte ich Sie, hervorzutreten und den Nobelpreis aus der Hand der Königlichen Majestät in Empfang zu nehmen.» Die Trompete setzt zur Fanfare an, Rolf Zinkernagel tritt hervor, nimmt den Preis, bestehend aus Goldmedaille, Urkunde und Check in der Höhe von 700 000 Franken entgegen, verbeugt sich dreimal - einmal vor König und Königin, einmal vor den versammelten Mitgliedern der wissenschaftlichen Akademien und des Nobelpreiskomitees und einmal vor dem Publikum - und tritt zurück. Applaus.

Das Ritual geht weiter wie jedes Jahr - etwas verlängert allerdings aus Anlass des 100. Todesjahres des Gründers der Nobelstiftung, Alfred Nobel -, und wie jedes Jahr sorgen einige Preisträger für zusätzliche Spannung im Saal. Dieses Mal sind es die Physikpreisträger David M. Lee, Douglas D. Osheroff und Robert C. Richardson, die sich, verwirrt von der auf schwedisch gehaltenen Ansprache und trotz Hauptprobe am Morgen, beinahe zu früh erhoben hätten. Und auch die Literaturpreisträgerin Wislawa Szymborska tanzt etwas aus der Reihe, indem sie sich sicherheitshalber gleich mehrmals in alle Richtungen verbeugt. Doch ansonsten läuft die Sache rund. Und als das schwedische Nationallied «Du gamia, du fria» angestimmt wird und König Carl XVI. Gustav und Königin Silvia aus dem Saal schreiten, sind alle Preisträger und die Preisträgerin im Besitze ihrer Preise. Es sind dies neben Rolf M. Zinkernagel, Peter C. Doherty, den Physikern und der Literatin Wislawa Szymborska, die Chemiker Robert F. Curi, Harald W. Kroto und Richard E. Smalley. Der Preis in ökonomie ist James A. Mirrlees und William Vickrey zugesprochen worden. Weil aber William Vickrey wenige Tage nach Bekanntgabe des Preises starb, ist sein Anteil des Preises einem seiner Freunde überreicht worden. Den Friedensnobelpreis, der in Oslo ebenfalls am 10. Dezember verliehen wird, haben der Bischof Carlos Felipe Ximenes Belo und José Ramos-Horta für ihren Einsatz für die Unabhängigkeit Osttimors erhalten.

In Stockholm ist der erste Höhepunkt erreicht. Ihm folgt mit dem perfekt inszenierten Bankett im Stadthaus unmittelbar der zweite. Das Stadthaus, das, am Wasser des Mälaren gelegen, tagsüber beliebtes Touristenziel ist, gehört in der dunklen Winternacht vom 10. Dezember ganz den 1268 geladenen Gästen. Hier wird Glanz und Glamour ohne Wenn und Aber zelebriert. Die Herren tra gen den obligatorischen schwarzen Frack zu blankpolierten Schuhen, die Damen das ebenfalls obligatorische lange Abendkleid aus Samt oder Seide, Tüll oder Taft. Brillanten funkeln, und der Duft von Parfüm vermischt sich mit dem Duft von Tausenden von Blütenkelchen. Am Ehrentisch in der Mitte sind Königin und König, die Preisträger und die Preisträgerin sowie wohlausgewählte Gäste plaziert. Mit der Entfernung vom Ehrentisch nimmt dann der Bekanntheitsgrad der Gäste ab.

Trotzdem, geladen ist - nebst den Familienangehörigen und Freunden der Preisträger - vorab die Prominenz Stockholms und Schwedens aus Politik, Wissenschaft, Kultur und fndustrie, eine Tatsache, die vom Gros der sonst auf Gleichberechtigung bedachten Schwedinnen und Schweden akzeptiert ist. «Geht man ans Nobelfest, so ist man jemand, so klar», sind sie sich einig. Und man lässt sich das Essen munden, das den ausländischen Gästen Einblick in die schwedische Esskultur bieten soll und das in Kombination mit musikalischen Intermezzi serviert wird. Den kulinarischen Auftakt macht eine Hummertimbale, und den Abschluss bildet das effektvoll hereinge tragene Dessert, bestehend aus zuckerumsponnener Glacé und Kleingebäck, sieben Sorten an der Zahl, wie es in Schweden Sitte ist. Dazwischen liegt der Hauptgang mit Perlhuhn, glacierten Wintergemüsen und Kartoffelstock, der mit frischem Thymian aromatisiert ist. Danach Dankesreden und Walzerrhythmen, die auf eine unvergessliche Ballnacht im goldglänzenden Gelben Saal einstimmen.

Riehen, 5. Dezember 1996

Auch Riehen feierte. Es feierte «seinen» Nobelpreisträger, war Rolf Zinkernagel doch in Riehen geboren und aufgewachsen und hatte er doch an der hiesigen Primarschule das ABC und das Einmaleins gelernt. In seiner Sprache sei er Basler und in seinem Herzen Riehener geblieben, hatte er in einem Interview gesagt. Und so war er dann auch der Einladung zur Riehener Feier am 5. Dezember gefolgt. Im Bürgersaal des Gemeindehauses erklärte er in anschaulicher Weise das in Australien gemachte Experiment und berichtete von seiner aktuellen Forschungsarbeit. Das Publikum, darunter viele seiner früheren Freunde und Bekannten, war zahlreich erschienen. Und wie in Stockholm fand sich die Lokalprominenz ein. Gemeindepräsident Gerhard Kaufmann würdigte das glückliche Ereignis und Bürgerratspräsident Jacques Seckinger freute sich darüber, dass der Nobelpreisträger seinen Geburts- und Heimatort nicht vergessen hat.

Gute Startbedingungen

Rolf Zinkernagel wurde 1944 als zweites von drei Kindern von Suzanne und Robert Zinkernagel-Staehlin geboren. Aufgewachsen ist er am Sieglinweg, wo sein Grossvater väterlicherseits von Tübingen kommend 1918 ein Haus gekauft hatte. Für eine wissenschaftliche Karriere hatte Rolf Zinkernagel gute Startbedingungen. Der Grossvater aus Tübingen wurde Professor für Deutsche Literatur an der Universität in Basel, sein Vater studierte Biologie in Basel, doktorierte und erhielt als Wissenschafter und Biologe eine Stelle bei der damaligen Firma Geigy. Seine Mutter war in La-Chaux-de-Fonds im französischsprachigen Jura aufgewachsen. Dort waren ihre Eltern im Uhren- und Bankengeschäft tätig.

Rolf Zinkernagel besuchte die Primarschule am Erlensträsschen. Seine Lehrerin, Susi Viret-Rahm, erinnert sich: «Er war der Klassenprimus». Nach der Primarschule besuchte er das Mathematisch-Naturwissenschaftliche Gymnasium in Basel. Als Schüler hatte er vielfältige Interessen und erhielt zahlreiche Anregungen. So wurde er etwa von einem Freund seines Vaters, einem Chemiker, in die Geheimnisse der Ur- und Frühgeschichte der Region eingeweiht. In seine Gymnasialzeit fielen auch ein Sprachaufenthalt in England und Reisen durch England, Frankreich und Skandinavien sowie Klettertouren in der Schweiz, zu denen er als Mitglied des Schweizerischen Alpenclubs den Zugang fand. 1962 endete die Gymnasialzeit mit der Maturität, danach folgte das Medizinstudium an der Universität Basel, unterbrochen von je einem Auslandsemester in Paris und Berlin. Im Medizinstudium lernte er seine spätere Frau, Kathrin Lüdin, kennen. Die beiden heirateten zwei Wochen nach dem medizinischen Staatsexamen, das sie gleichzeitig abgelegt hatten. Von da an mussten sie ihre Karriereund Familienplanungen - das Ehepaar hat drei, heute erwachsene Kinder - aufeinander abstimmen. Kathrin Zinkernagel spezialisierte sich in der Augenheilkunde und arbeitet heute als Augenärztin mit eigener Teilzeitpraxis.

Zufall und Beziehungen müssen mitspielen

Nachdem sich herausgestellt hatte, dass seine erste Vorstellung, Chirurg zu werden, nicht sein Weg sein sollte, wurden für Rolf Zinkernagel folgende Stationen wichtig: Postdoktoranden-Studium in Experimenteller Medizin an der Universität Zürich im Rahmen eines NationalfondsProjekts, zwei Jahre Forschungsarbeit am Biochemischen Institut der Universität Lausanne und dann ein zweites Postdoktoranden-Studium an besagter John Curtin Schoo! of Medicai Research in Australien, das er als Stipendiat der Stiftung für biologisch-medizinische Stipendien absolvieren konnte. 1975 kurzfristiger Besuch in der Schweiz, gefolgt von einem vierjährigen Aufenthalt in La Jolle, Kalifornien, an der Scripps Clinic for Medicai Research, wo er als Assistenzprofessor und später als ordentlicher Professor arbeitete. 1979 Rückkehr in die Schweiz, zuerst als Professor für Immunologie ans Institut für Experimentelle Pathologie der Universität Zürich, danach Aufbau des Instituts für Experimentelle Immunologie am Departement für Pathologie.

Wenn Rolf Zinkernagel auf diese Stationen seiner bisherigen Forscherlaufbahn zurückblickt, nennt er nicht nur die Namen der renommierten Institute und nicht nur seine eigenen Anstrengungen, sondern er erwähnt auch die Menschen, die ihm auf seinem Weg begegnet sind, ihm Vorbild waren und ihm mit Rat und Tat zur Seite gestanden sind. Die Entscheidung, die Chirurgie zu verlassen und stattdessen in die Forschung einzusteigen, hätten etwa die Professoren Alfred Pletscher und Jean Lindenman mitgeprägt, in Lausanne habe er Professor Henri Isliker getroffen, in Australien habe sich die Zusammenarbeit mit Peter Doherty als Glücksfall erwiesen und in Zürich habe er zusammen mit Professor Hans Hengartner sein Institut aufbauen können. Rolf Zinkernagel betont, dass Forschungsarbeiten immer auf Vorarbeiten beruhen würden. Und: «Viele kleine Stücke geben zusammen mit Zufall eine Entdeckung.»

Zürich, Juli 1997

Telefon aus dem Ausland. Rolf Zinkernagel muss absagen, vertröstet auf das nächste Mal. Im Jahr 2000, vielleicht, könne er sich für den Vortrag verpflichten. Doch momentan, er bedaure, habe er keine Zeit. Er erwähnt die Genschutzinitiative, über die in der Schweiz vermutlich 1998 abgestimmt wird und die ihm zusätzliche Arbeit eintrage. Er müsse sich dafür einsetzen, dass die Initiative hoffentlich abgelehnt werde.

Rolf Zinkernagels eigentlicher Arbeitsplatz ist nicht mehr das Labor, sondern sein Schreibtisch. «Ich arbeite kaum noch mit den Händen, experimentiere kaum mehr selbst», erklärt er. Jetzt sei es seine Aufgabe, junge Forscherinnen und Forscher anzuleiten, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu betreuen, den Betrieb in Schwung zu halten und Forschungsgelder zu beschaffen.

Diese Aktionen nehmen ihren Start im kleinen, kaum zehn Quadratmeter messenden Büro, dessen Fläche maximal belegt ist. Auf dem raumfüllenden Tisch stapeln sich Bücher und Broschüren neben Computer und Mikroskop, am Aktenschrank haften Memos, Notizen und Karikaturen in bunter Folge, die Wandfläche bietet Platz für einen vollgeschriebenen Kalender, auf dem Büchergestell stehen Handbücher, Lexika und - ein CD-Player. Denn Rolf Zinkernagel ist leidenschaftlicher Opernliebhaber, eine Tatsache, die ihm in Stockholm zusätzliche Sympathien eintrug. Dort verriet er denn auch, dass er im Labor in Australien beim Durchführen der Experimente immer wieder gesungen habe, und meinte augenzwinkernd: «Die Zellen lieben es, wenn wir singen.»

An Zellen fehlt es nicht im Institut für Experimentelle Immunologie in Zürich. Zellen schwimmen in Nährlösungen, Zellen werden radioaktiv markiert, Zellen werden beobachtet, Zellen werden mit Viren infiziert, Zellen werden unter dem Mikroskop ausgezählt. Die Mäuse, von denen die Zellen stammen, sind im Institut allerdings nicht zu sehen; sie sind ein Stück weit entfernt im Biologischen Zentrallabor der Universität untergebracht. «Forschung ist abhängig von Tierversuchen», erklärt Rolf Zinkernagel und weist auf die Vorteile der Mäuse als Labortiere hin: «Immunologische Erkenntaisse, die an der Maus gewonnen werden, können zu mehr als 95 Prozent direkt auf den Menschen übertragen werden. Dazu sind Mäuse klein, und dank ihres langen Schwanzes sind Veneninjektionen einfach zu machen.»

Im Institut herrscht Betriebsamkeit, aber keine Hektik. Die Laborräume wirken durch das viele Glas offen und hell. Offen steht auch die Tür zu Rolf Zinkernagels Büro, wo er als Institutsvorsteher anfallende Fragen oder Probleme am liebsten gleich direkt mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bespricht. Rolf Zinkernagel ruht sich nicht auf seinem Ruhm aus, den ihm der Nobelpreis gebracht hat. Das Rad der Forschung dreht sich weiter. Er und sein Team wollen mit ihrer Arbeit zu weiteren Erkenntnissen in der medizinisch-biologischen Forschung beitragen.

 

Diesen Artikel finden Sie im Jahrbuch z'Rieche 1997

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